im Felde, 18. Juni 1943

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Mein geliebtes Mädchen !

heute will ich mal ausnahmsweise einen
ruhigen Mittag benützen, um an Dich zu schreiben.
Alle Kameraden legten sich nach dem Essen hin, außer
dem Summen der großen Mücken hört man
keinen Laut. Es ist ja auch gleich, genau genommen,
zu welcher Tageszeit ich Dir schreibe, die Briefe können
nur immer den einen, den schönsten Inhalt haben:

Ich habe Dich lieb, und sehne mich
nach Dir.

Die Liebe, das Sehnen verläßt mich keinen Augen-
blick, und es ist gut so. Du hast ja weniger
Zeit zum Nachdenken, eine Arbeit jagt die andere,
Du kommst nicht einmal dazu, an Dich selbst zu
denken. Aber das Ergebnis meiner Gedanken sollst
Du wenigstens in meinen Briefen an Dich
lesen und mitempfinden, und so werden
unsere Zeilen aneinander unsere fast tägliche
Zwiesprache. Ihnen sollst Du entnehmen, wie ich
mir unser Verhältnis, unsere Zukunft denke,
wie ich für Dich empfinde, und daher will
ich in den Briefen ganz offen sein, nur das
Gefühl reden lassen, so, als ob Du bei
mir sitzen würdest, und Deine liebe Hand
in die Meine gegeben hättest. Das war mir
das Symbol unseres Zusammengehörens, dieses
nahe, körperliche Beisammensein.

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Und so wirst Du mir Deine Hand geben, fürs Leben.
Und wenn wir einmal schon lange Mann und
Frau sind, werden wir hie und da unsere Kriegs-
briefe, als liebe Erinnerung an die Zeit unserer
Trennung, hervorholen. Ich werde Deine liebe Hand
nehmen, und daraus vorlesen, und das Glück
jener Stunde wird uns sagen, daß wir den
rechten Weg beschritten haben. - - -

Ungemein heiß ist es heute, den ganzen
Tag war ich in der Badesole. Leider, von braun werden
ist bei mir keine Spur. Du, wir müssen
später auch mal einen, wenigstens kleinen Garten
besitzen, mit einer Laube darin, und umgeben
von einer hohen Hecke, so daß wir ungestört
Sonnenbaden können, ja ? Du liebst doch so
die Blumen: darin kannst Du dann anbauen
und pflegen, was Dir gefällt, aber es sollen
viel Rosen, und Nelken, darin sein. Morgens
werden wir unseren Kaffee unter'm Sonnenschirm
einnehmen, und da ich in's Geschäft fahre,
wirst Du mich durch Dein Reich führen, einen
kleinen Strauß eben erblühter Rosen zu
schneiden. Dann wirst Du mein "Blumen-
mädel" sein, ich finde den Ausdruck so
schöne, Du ließest Dich selbst einmal so
nennen.

Lebe wohl, mein geliebtes Schatzenbutzerle.
Zärtlich gedenkt Deiner und innig küuß Dich

Dein Liebster.


Feldpost 1943-06-18 S3.jpgNun folgt eine Postkarte, die wohl mit dem Brief gekommen ist:

Hier werden wir einmal ruhen, Erika, aber statt für die schöne
Landschaft werde ich doch nur Augen für Dich haben. Aber es
muß schönes Wetter sein, wie hier dargestellt.
An, wenn "Engel" wandern, hat der Himmer ja
ein Einsehen.

Noch einen lieben Kuß

Dein Siegi.

 

 

 

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Und die Rückseite:

Feldpost (für) Uffz Siegfried Schmidt

F.Nr. 30151 B

Absender: Dir. K. Schmid, Murnau Obb. (Oberbayern), St. Uli 20.6.1943


Lieber Siegfried!
Vom 19.-21.6. bin ich hier zu
Besuch von Mama.
Nach Stunden schlechten Wetters
ist es jetzt prachtvoll
schön und wir verbrachten
heute einen wundervoll
sonnigen Sonntag am
Staffelsee. Bei Mama
geht es bis jetzt ordent-
lich und hoffen wir mit
weiterer Besserung. Deine
Briefe wird Mama noch
beantworten. Wir freuen
uns sehr auf Deinen Urlaub.
Sei recht herzlich gegrüßt
von Deinem Vater.

Siegi, ich freu mich auf Deinen
Urlaub und Erika. Herzl. Gruß
Mutter

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