im Felde, 20. Juni 1943

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Liebste !

Fast ist der Sonntag um, es ist fast Mitternacht,
aber dieser Tag darf nicht vorrüber gehen, ohne daß ich
meinem geliebten Mädel Gute Nacht gesagt hätte.
Heute wars wieder den ganzen Tag schön Wetter,
dan ganzen Morgen lag ich unbekleidet im Freien,
aber so recht braun wurde ich eben nicht schon
schnell. Ich glaube, Erika, wenn ich mich da
einmal mit Dir vergleich, bin ich ein ziemlicher
Weisenknabe dagegen. Hoffentlich falle ich gegen Deine
Bräune nicht gar so ab. Allerdings, Zeit zum in
die Sonne liegen wirst Du ja keine haben.
Du, Liebste, machten wir nicht einmal aus, daß wir
uns immer am Sonntag einen Brief schreiben

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wollen, und wenns nur ein paar liebe Worte sind ?
Sonntagsbriefe sollen es sein, und in ihnen wollen wir
nur ganz innig sagen, daß wir uns lieb haben. Wenn
nicht, müssen wir nachholen, einverstanden, Liebchen ?

Die Zeit vergeht rasend, wenn Dich dieser Brief
erreicht, gehts schon in Juli, dann August, September,
und dann .... ! Endlich mein Mädel, und
dann bald als offiziell zu mir gehörig, als meine
Braut. Du, ich könnte Dich 1000mal küssen, werden
eigentlich die paar Wochen ausreichen, um die vielen
Küsse nachzuholen. Aber keine Zeit werden wir
ungenutzt lassen, Du wirst ja immer bei
mir sein. Bleibe mir gesund, meine Geliebte.

Innig küßt Dich
Dein Dich liebender Siegfried.

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