Ostpreußenblatt, Folge 20 vom 17.05.1958

Ostpreußenblatt

Folge 20 vom 17.05.1958

 

Seite 1   Beynuhnen, das weiße Schloß (Foto)

Fast märchenhaft unwirklich wächst das Schloß aus dem dichten Grün, aus der menschenfernen Stille des Parks: Die Leuchtkraft der schneeweißen Mauern, das Ebenmaß der klaren Formen und Linienführungen, altgriechischer Architektur nachgebildet, die Skulpturen auf den Firsten und an den abgeflachten Giebeln, das alles wirkt seltsam fremd inmitten der ostpreußischen Landschaft. Beynuhnen ist wie eine kleine südeuropäische Insel in der Heimat der gotischen Dome und Burgen. Viele nannten es das „ostpreußische Florenz“ und meinten damit den Hort der Kunst, den Fritz von Farenheid, der wohlhabende Gutsbesitzer, nach 1850 mit seiner antiken Sammlung im Herzen der Provinz angelegt hatte. Viele hundert Besucher kamen in jedem Sommer nach Beynuhnen, Kunstbeflissene, Freunde der Klassik und Studenten, Volksschüler mit ihren Lehrern, Sekundaner mit ihren Studienräten, um die ungewöhnlich reichen antiken Schätze zu sehen, die dieser Musentempel barg. Aber nur wenige werden aus der Vogelschau auf diesen Traum aus Stein hinabgeschaut haben, von wo aus der Gesamteindruck erst vollkommen ist, wie es unser Bild zeigt.

 

„Schönheit und Anmut“, sagte Fritz von Farenheid, „sind die liebenswürdigsten Zuchtmeister“. Danach handelte er auch: Stück um Stück trug er herbei, vornehmlich aus Italien und Griechenland, besessen von Sammlerfleiß und von der Idee, dem Humanen, Schönen und Guten zu dienen. Seltene Gemälde und Plastiken des klassischen Altertums, aus Hellas, aus der Zeit der Renaissance, ließ er von kundiger Hand nachbilden, aber auch manches kostbare Original brachte er von seinen ausgedehnten Reisen in den Süden heim. Dieser Überfluss an Kunst machte mehrere Umbauten des von den Vätern ererbten Gutshofes erforderlich. Das Äußere passte sich mehr und mehr dem Inneren an, und so wurde aus einem — freilich vornehmen — bäuerlichen Herrenhaus ein der Klassik geweihtes weißes Museums-Schloß. Wer die Eingangshalle betrat, noch die Weite der ostpreußischen Landschaft im Auge, wurde unvermittelt in eine entrückte, historische Welt versetzt, über die viele Jahrhunderte dahingegangen waren und die nun wieder lebendig wurde in den ihr eigenen Farben und Formen, Bildern und Gestalten.

 

(Über einen Gang durch das Schloß Beynuhnen und über andere Sehenswürdigkeiten im Kreise Angerapp wird auf den Seiten 11 und 12 dieser Folge berichtet.)

 

Seite 1   Kirchenkampf – ein Vorspiel

Von unserem Berliner M. Pf. - Korrespondenten

Es gab — oder gibt noch — Deutsche, die glaubten, wir könnten uns mit dem Verzicht auf modernste Bewaffnung die Wiedervereinigung erkaufen. Der Genosse Mikojan hat da manche Illusion zerstört. Welcher ernstzunehmende Politiker könnte heute noch die Parole „atomlos, aber wiedervereinigt!“ ausgeben? Deutlicher denn je sprach Mikojan aus, dass es für Moskau zwei deutsche Staaten gibt und weiterhin geben soll und dass als einzig mögliche Form ihrer Annäherung nur jene berüchtigte Konföderation in Betracht käme, die wiederum nur und ausschließlich durch direkte Gespräche zwischen Bonn und Pankow zustande kommen könnte. Allerdings betonte Mikojan, dass eine atomare Bewaffnung der Bundesrepublik solche Gespräche arg behindern würden. Also gut, nehmen wir einmal an, wir verzichteten auf eine moderne Bewaffnung. Wir zahlten den Preis, für was? Es bliebe doch wiederum weiter nichts als jenes „Gespräch“, das kein Deutscher will, kein Deutscher wollen kann.

 

Heute weniger denn je, heute, da uns Moskaus Statthalter erneut unmissverständlich klarmacht, dass es für ihn kein anderes Endziel gibt als ein bolschewistisches Gesamtdeutschland. Ohne alle Konzessionen. Wir brauchen gar nicht an die Passgesetze zu erinnern, die die Bewohner Mitteldeutschlands und vor allem seine Jugend von jeder Verbindung mit dem Westen abschneiden sollen, von menschlichen Kontakten und von jeglichem Einblick in die politischen Verhältnisse des anderen Deutschland, das zu hassen die SED schon im Kindergarten lehrt. Wir brauchen auch nicht an die jüngsten Verkehrsbehinderungen für West-Berlin denken, wir können die schikanösen Wasserstraßengebühren unter die Rubrik der gewohnten periodischen Nadelstiche der Spalter Deutschlands ablegen. Nicht vorbeigehen können wir jedoch an dem zurzeit zum Terror gesteigerten Kampf der SED gegen die letzte noch einigermaßen intakte gesamtdeutsche Institution, die Kirche.

Dabei spielen die Frage des Militärseelsorgevertrages und der positiven Einstellung eines Teiles der Kirchenführer zu einer atomaren Verteidigung der Bundesrepublik nur die Rolle eines Vorwandes. Eines Vorwandes zur Rechtfertigung der seit langem erstrebten Spaltung der Kirche und der Errichtung einer SED-hörigen Patriarchen-Kirche im Stile Moskaus, Ulbricht geht aufs Ganze! Dass er zum äußersten entschlossen ist, zeigten bereits die im Stil des „Stürmer“ abgefassten Angriffe auf Bischof Dibelius am Vorabend der Gesamtdeutschen Synode der Evangelischen Kirche in Berlin. Das zeigte der Einsatz von SED-Störtrupps gegen die in Ost-Berlin abgehaltenen Sitzungen der Synode. Und derartige „Einsätze“ sind nun keine Einzelfälle mehr.

 

Als Hilfstrupp für Ulbrichts Aktion kommt in letzter Zeit immer stärker eine Gruppe von einigen wenigen Pfarrern und Theologen zu Wort, die schon seit Jahren versucht, die Vereinbarkeit von Bolschewismus und Christentum nachzuweisen. Es handelt sich dabei um Menschen, die entweder im Innern bereits dem christlichen Glauben abgeschworen haben oder jenen Wirrköpfen gleichen, die ihr Leben der Quadratur des Kreises weihen. Sie haben sich, unter wohlwollendem, wenn auch oft verächtlich geringschätzigem Beifall der Partei einen herrlichen dialektischen Kopfstand ausgedacht. Die Tatsache, verkünden sie, dass Atheismus und Gottesglaube unvereinbar seien, hindere die Christen jedoch nicht, gemeinsam mit den Atheisten am sozialistischen Aufbau mitzuarbeiten. (Zu dem zum Beispiel auch die atheistische Jugenderziehung gehört!)

 

Das ist zweifellos unsinnig. Doch wenn wir es recht bedenken, gibt es auch bei uns im Westen entsprechende Anschauungen. Die Neutralisten, die am „Aufbau“ der Vernichtung ihrer materiellen und geistigen Existenz mitarbeiten möchten. Das sieht in der Bundesrepublik, wo der Feind scheinbar weit vom Schuss ist, nicht so gefährlich aus. Solche Auffassungen werden sogar ernst genommen und interessant gefunden. Besonders manche Intellektuelle liebäugeln mit diesen selbstzerstörerischen Tendenzen, — und der kleine Mann liest, was sie in den Zeitungen schreiben und wundert sich, was für eine Anziehungskraft der Bolschewismus doch auf diese anerkannt klugen Köpfe ausübt. Er wundert sich, — doch wenn sie ihm dann ewigen Frieden versprechen, möchte er ihnen gern glauben, auch wenn der gesunde Menschenverstand warnt.

 

Wie aber sieht der ewige Friede, den man verheißt, eigentlich aus? Schon Lenin hat das Rezept verraten. Man müsse sich mit dem Bürgertum verbünden, um dann, wenn man mit seiner Hilfe zur Macht gekommen sei, dieses Bürgertum zu vernichten. Friede — das kann immer nur jene kurze Zeitspanne sein, in der der Bolschewismus sich noch nicht stark genug fühlt, seine Gegner total zu liquidieren. Die Sowjetunion hat uns das Beispiel in der Periode der Neuen ökonomischen Politik (NEP) vorexerziert. Doch soweit denken viele nicht, obwohl sie, wenn sie nur wollten, es in allen klassischen marxistischen Schriften nachlesen könnten. Und nicht nur in ihnen. Es ist erst eine Woche her, seit das „Neue Deutschland“, das Zentralorgan der SED, im Zusammenhang mit dem Kirchenkampf schrieb: „Zwischen der religiösen wie überhaupt der gesamten bürgerlichen Ideologie und der sozialistischen Ideologie gibt es keine friedliche Koexistenz“.

 

Der Kampf der SED gegen die Kirche ist ein Probefall, ein Schulfall und Beispiel für das, was sich in dem Gesamtdeutschland, das Ulbricht sich vorstellt, abspielen wird und zwar auf allen Gebieten, sei es Religion, Kunst, Wissenschaft oder Wirtschaft. Dies Ziel zu erreichen, braucht Ulbricht ein wehrloses Westdeutschland, — daher sein lauter Beifall für die Gegner der Militärpolitik der Bundesregierung. Er selbst braucht nichts zu fürchten, denn in Königsberg wären die festen und die fahrbaren Raketenabschussbasen der sowjetischen Freunde nah genug!

 

Manchmal, liebe Landsleute, erreicht uns der Vorwurf, wir machten in diesen Spalten Parteipolitik. Dieser Vorwurf trifft, vollkommen daneben. Wir sind keiner Partei verpflichtet, wir vertreten in den brennenden Angelegenheiten unseres Vaterlandes einfach die Stimme der Vernunft gegen die verschwommener Gefühle. Einig sind wir uns hierin mit dem einstigen Führer der deutschen Sozialdemokratie, Kurt Schumacher, der schon 1950 in einer prophetischen Rede erklärte, eine Aufrüstung, die nur einen hinhaltenden Widerstand ermöglicht, sei abzulehnen. Nicht Garantien, sagte Schumacher damals, sondern Tatbestände täten not: „Die Etablierung einer solchen Macht, dass die Sowjets das Risiko eines Angriffs für zu groß halten!“

 

Das ist Realpolitik. Der Wolf steht vor der Tür, nicht einmal mehr maskiert. Und wenn wir schon Schafe sind, so lasst uns wenigstens bewaffnete Schafe sein! Solange, bis erreicht ist, was wir alle heißen Herzens ersehnen: die allgemeine, kontrollierte Abrüstung.

 

Seite 1   „Die Europa-Union und der deutsche Osten“

Ein Brief an Dr. Gille

Der Vorsitzende des Landesverbandes Schleswig-Holstein der Europa-Union schreibt

Der Vorsitzende des Landesverbandes Schleswig-Holstein der Europa-Union, Dr. Hessenauer, hat an den Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Dr. Gille, das folgende Schreiben gerichtet:

 

Sehr geehrter Herr Dr. Gille!

Ich begrüße mit Ihnen eine Klarstellung, die zweckmäßigerweise dadurch am meisten sichergestellt werden kann, dass Herr Dr. Roser, Sie und eventuell auch ich, da ich Herrn Dr. Rosers Auffassung nicht teile, zu einem öffentlichen Podiumsgespräch in Lübeck zu diesem Thema Stellung nehmen: „Die Europa-Union und der deutsche Osten“. Durch das Referat von Herrn Wenger vom „Rheinischen Merkur“ hat diese Thematik eine neue Aktualität erfahren. Schon jetzt aber liegt mir daran, Ihnen den Tatbestand wiederzugeben. Im Hauptausschuss der Europa-Union Deutschlands, der zur Vorbereitung des Bremer Kongresses in Bonn tagte, hatte Herr Dr. Roser sein Bremer Referat zur Diskussion gestellt. Seine Hauptthesen, gegen die auch Sie sich wenden, habe ich schon damals in der Auseinandersetzung mit ihm scharf angegriffen und stieß dabei auf die Zustimmung einer beachtlichen Gruppe des Hauptausschusses. In Bremen selbst fand nach dem Referat, wie auch nach den anderen beiden Hauptreferaten, vor dem Plenum keine Aussprache statt. In der Politischen Kommission jedoch, der ich diesmal nur deshalb nicht angehören konnte, weil ich in der Kommission für Organisation und Aktionen der Berichterstatter war, wurden von zahlreichen Delegierten verschiedener Landesverbände zahlreiche Thesen des Referats Dr. Rosers angegriffen und durch andere Gedankengänge ersetzt. Das politische Wollen der Europa-Union Deutschlands findet seinen Niederschlag in der politischen Resolution, die nach einer Reihe Änderungen das Plenum einstimmig verabschiedet hatte. Ich füge sie Ihnen in der Anlage zu Ihrer Kenntnisnahme bei.

 

Da ich nicht weiß, wann das Gespräch stattfindet, wäre ich Ihnen für eine Veröffentlichung dieses Briefes im Organ der Landsmannschaft Ostpreußen dankbar, damit nicht allzu lange die Leser des von mir sehr geschätzten „Ostpreußenblattes“ über das politische Wollen der Europa-Union nur durch die Pläne Herrn Dr. Rosers informiert sind.

Mit freundlichen Grüßen bin ich Ihr Ihnen sehr ergebener

Ernst Hessenauer

 

Nach der in Aussicht genommenen öffentlichen Diskussion mit Herrn Dr. Roser werden wir dann auch über den wesentlichen Wortlaut der politischen Entschließung in Bremen, die recht umfangreich ist, unsere Leser unterrichten. Die Redaktion.

 

Seite 1, 2   Zur Entschließung der Landesvertretung

Ein Dokument der Verantwortung

Von Dr. Oskar Lipsius

Zu der Entschließung der Ostpreußischen Landesvertretung in der Frage der Atomwaffendebatte nimmt im „Pressedienst der Heimatvertriebenen“ der bekannte Publizist, Dr. Lipsius, Stellung. Er schreibt:

 

Die Organisationen der vertriebenen Deutschen sind überparteilich, aber dies heißt nicht, dass sie unpolitisch seien. Im Gegenteil: Von jeher haben die gewählten Sprecher der deutschen Heimatvertriebenen zutiefst die Verantwortung empfunden, die sie nicht nur gegenüber der fernen, geraubten Heimat, sondern gegenüber dem gesamten deutschen Volke tragen. Ein besonders eindrucksvolles Zeugnis von diesem lebendigen Verantwortungsbewusstsein legte die Ostpreußische Landesvertretung, die demokratische Repräsentation der Landsmannschaft Ostpreußen, auf ihrer Frühjahrstagung ab, die soeben in Hamburg stattfand. Denn es waren bei weitem nicht nur heimatpolitische Fragen, zu denen hier Stellung genommen wurde, sondern es wurden überdies diejenigen Probleme eingehend erörtert, die gegenwärtig die gesamte deutsche Öffentlichkeit bewegen, da es sich im wahrsten Sinne des Wortes um Schicksalsfragen nicht nur Deutschlands, sondern Europas handelt.

 

Es ist dabei von besonderer Bedeutung, dass sich die Ostpreußische Landesvertretung als erstes politisches Gremium der Vertriebenen in einer wohlbedachten Resolution mit jener „Aktion gegen den Atomtod“ befasst hat, die in jüngster Zeit im Zusammenhang mit den Erörterungen im Bundestag über die Frage der atomaren Drohung eingeleitet worden ist. Es war naheliegend, dass es gerade die Ostpreußen sind, die hier zur Mäßigung und Besonnenheit mahnen; denn nach vorliegenden Informationen ist das nördliche Ostpreußen — das Gebiet um Königsberg — nicht mehr nur ein sowjetisches Truppenlager, sondern es steht im Begriffe, die entscheidende vorgeschobene Basis für sowjetische Atomraketen kurzer und mittlerer Reichweite zu werden. Dass dem so ist, wurde letztlich dadurch bestätigt, dass von sowjetischer Seite zwar die Meldungen über die Existenz derartiger Basen im Bereiche der Satelittenstaaten dementiert wurden, nicht aber in diesem Zusammenhange jenes Gebiet um die Hauptstadt Ostpreußens erwähnt wurde, das als „Kaliningradskaja Oblast“ in die Sowjetunion „einverleibt“ worden ist. Wenn aber in Nord-Ostpreußen sowjetische Raketenbasen existieren, so ist eine unmittelbare Bedrohung nicht nur der Bundesrepublik, sondern ganz Westeuropas gegeben, und es stellt sich mit allem Nachdruck die Frage, ob angesichts dieser Gefahren nicht jene „Aktion gegen den Atomtod“ an Überzeugungskraft verlieren muss, wenn sie sich auf die Verurteilung von Maßnahmen der Bedrohten beschränkt.

 

Dieser Gedanke war es auch, den der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Dr. Gille, in den Mittelpunkt seiner diesbezüglichen Ausführungen vor der Landesvertretung stellte, indem er zugleich mit Recht betonte, dass die Organisationen der Heimatvertriebenen sich nicht weigern dürfen, „in einer Angelegenheit das Wort zu ergreifen, zu der neben den Parteien auch andere große Organisationen ohne weiteres Stellung bezogen haben“. Und in tiefer Besorgnis fragte der Ostpreußen-Sprecher seine Landsleute: „Was wird das Ergebnis sein, wenn wir eine mit allen Mitteln der Propaganda und Meinungsbildung betriebene Aktion in diesem Zeitpunkt über das deutsche Volk kommen lassen?“

 

Die Landesvertretung Ostpreußen hat sich diesem dringenden Appell nicht verschlossen, sondern sie hat in ihrer nahezu einstimmig angenommenen Entschließung erklärt, dass wohl alle Bemühungen um die Herbeiführung einer allgemeinen, gleichmäßigen und kontrollierten Abrüstung begrüßt werden, dass aber mit Nachdruck Methoden der Meinungsbeeinflussung zurückgewiesen werden nässen, „die geeignet sind, Panik und Verzweiflungsstimmung in der deutschen Bevölkerung zu erzeugen“. Zugleich wurde allen Gliederungen der Landsmannschaft nahegelegt, von eigenen Stellungnahmen zur „Aktion gegen den Atomtod“ Abstand zu nehmen, wie auch ausdrücklich erklärt wurde, dass Gewissensentscheidungen der einzelnen Landsleute stets geachtet werden.

 

Diese Resolution stellt also nichts anderes als eine Mahnung zur Besonnenheit dar, aber allein darin liegt bereits ihr unschätzbarer Wert. Denn nicht nur unter den Ostpreußen, sondern unter den Heimatvertriebenen überhaupt wuchs in diesen Tagen die Beunruhigung darüber, dass offenbar weithin außeracht gelassen wurde, auf welche Weise denn wirksam der atomaren Gefahr begegnet werden kann, ohne dass andererseits neue und verstärkte Gefahren für die Freiheit heraufbeschworen werden. Und gerade das in letzter Zeit so oft und eindringlich aufgezeigte entsetzliche Bild der durch eine Atombombe zerstörten japanischen Stadt Hiroshima gab Anlass zu der Frage, welchen Einfluss auf die atomare Vernichtung Hiroshimas und eventuell auch auf die bedingungslose Kapitulation Japans eben die Tatsache gehabt haben mag, dass Japan eben nicht über die entsprechenden Waffen verfügte. Umso größer waren die Besorgnisse, dass sich eine ähnliche Lage auch für die Bundesrepublik ergeben könne, sofern es nicht gelingen sollte, eine allgemeine und kontrollierte Abrüstung herbeizuführen, die sich sowohl auf die atomaren wie auch auf die sogenannten „konventionellen“ Waffen erstreckt. Gerade in Anbetracht dieser Befürchtungen ist es ein hohes Verdienst der Ostpreußischen Landesvertretung, dass sie — bei aller gerade für die Vertriebenen in dieser Frage gebotenen Zurückhaltung — durch ihre Resolution die Voraussetzung dafür schuf, dass unter den deutschen Heimatvertriebenen eine unbeeinflusste Meinungsbildung erfolgen kann.

 

Seite 2   Ostpreußens Bahnen verkommen

Mit dem Versagen der polnischen Behörden beim Wiederaufbau der zerstörten und demontierten Eisenbahnverbindungen in Ostpreußen befasst sich die in Allenstein erscheinende Zeitschrift „Warmia i Mazury“, die resigniert feststellt, dass das Vorhaben des Dreijahres-Planes 1946 bis 1948, die Bahnlinien auf einen Stand von 92 Prozent im Vergleiche zur Vorkriegszeit zu bringen, sich als eine Illusion erwiesen habe. Auch der dann folgende Sechsjahres-Plan verrann tatenlos, und jetzt erst, gegen Ende des Fünfjahres-Plans, habe man 60 Prozent des Vorkriegsstandes erreicht. Die ersten Planungen hätten „mit einem Fiasko geendet“. „Das war eine Leichtsinnigkeit, die uns bis heute teuer zu stehen kommt“, fährt „Warmia i Mazury“ fort; denn heute sei der Verfall der Bahnanlagen soweit fortgeschritten, dass die Stationsgebäude „dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen“ und die Bahndämme überwuchert seien. Der Verzicht auf den Wiederaufbau der Bahnlinie Lötzen — Arys — Johannisburg trage beispielsweise die Schuld daran, dass das masurische Gebiet noch nicht habe „erschlossen“ werden können.

 

Seite 2   Wohin wir gehören

Eine erregende Debatte mit Charles Wassermann

Von unserem Berliner M. Pf. – Korrespondenten

Zum 67. und 68. Male hielt der kanadische Publizist seinen Vortrag in Wort und Bild über seine Reise durch den deutschen Osten in Berlin. 66 Mal hatte er ihn zuvor in der Bundesrepublik gehalten. 66 Pressekonferenzen hatte er drüben erlebt. Die Berliner Pressekonferenz, so sagte er, war die interessanteste, die erregendste. „Drüben, da hatten sie vor allem gefragt, welchen Wagen ich fahre und wie hoch die Oktanzahl des Benzins ist, das man bei den Polen bekommt. Hier in Berlin aber .. “ Wie es in Berlin war, skizziert der nachstehende Bericht.

 

Es begann wie jede Pressekonferenz, aber die Pressekonferenz wurde zum Seminar, das Seminar zur Gewissenserforschung. Der Tatbestand: Ein Mann hat die unter polnischer Verwaltung stehenden deutschen Ostgebiete bereist. Sehr gründlich und ohne Aufsicht durch irgendeine staatliche Stelle. Ohne Dolmetscher. Mit Tonband, Film und Kamera hat er seine Eindrücke festgehalten, er hat sie in einem Buch „Unter polnischer Verwaltung“ zusammengefasst, und er reist mit Lichtbildern umher, um sie uns Deutschen zu übermitteln.

 

Der zweite Tatbestand: Charles Wassermann, der Sohn des bekannten Schriftstellers Jakob Wassermann, ist Journalist im besten Sinne des Wortes. Er sieht scharf, beobachtet kritisch, ist unbestechlich wie eine Kamera. Aber er ist mehr als eine Kamera, er zeichnet nicht nur die Umrisse, die Konturen der nackten Wirklichkeit nach, sondern er denkt und wertet. Er zieht Schlussfolgerungen.

Der dritte und, wie sich auf der denkwürdigen Pressekonferenz am 9. Mai in West-Berlin zeigte, wichtigste Tatbestand: Charles Wassermann hatte, bevor er seine Reise antrat, das Land zwischen Allenstein und Oppeln nie zuvor gesehen. Kein Gefühl verband ihn mit diesem alten deutschen Boden. Er reiste mit einem alten Vorkriegs-Baedeker. Das erleichterte insofern, als sich immerhin gewisse Vergleiche anboten. Aber es kam ihm (anders als seinen späteren vielen tausend Zuhörern) nicht auf Vergleiche an, jedenfalls nicht in erster Linie. Er notierte, Mensch aus einem anderen Erdteil, kanadischer Publizist, was ist. Ohne Voreingenommenheit, weder für noch gegen uns, weder für noch gegen die Polen. Ja, auch nicht gegen uns — obwohl sich zurzeit unserer Begegnung in Berlin gerade der Tag zum 25. Male jährte, an dem die Bücher seines Vaters von den Nazis verbrannt wurden! Charles Wassermann wurde in Wien geboren, wuchs auf dem amerikanischen Kontinent auf, dort ist seine Heimat; er musste das Deutsche, die Sprache seines Vaters hier erst wieder lernen. Er kommt also ganz von draußen, tatsächlich und gefühlsmäßig.

 

Es ist so, als reiste ein Deutscher in ein Gebiet, das früher zu Bolivien gehörte und eines schönen Tages von Paraguay vereinnahmt wurde. Eine vorgefasste Meinung? Das gibt es nicht. Man geht, man sieht. Aber dann die Schlussfolgerungen. Sie können wertvoller sein, als alles, was je die Bolivianer und die Paraguayaner, jeder von seinem Standpunkt aus, über das umstrittene Gebiet geschrieben haben.

 

Brennende Fragen ...

Dies als Vorrede. Nur wenige der sonst üblichen Fragen wurden auf der Berliner Pressekonferenz an Charles Wassermann gestellt. Erst noch zögernd, doch dann immer dringlicher schob sich Wesentliches in den Vordergrund. Heimatrecht ... Völkerrecht ...

 

Es schien, als wollte Charles Wassermann ausweichen. Das wäre übrigens sein gutes Recht gewesen. Glatt hätte der Kanadier seine Stellungnahme ablehnen können. Und so stellte er zunächst auch nur fest: Es muss etwas geschehen. Und es war ein dramatischer Augenblick, als er hinzufügte, es wäre ihm ganz gleich, wer dies Land, das im Begriff sei, eine Steppe zu werden, für Europa rettete, Polen oder Deutsche.

 

Nun wurden die Fragen geradezu aggressiv. Der Ton blieb verbindlich, doch dahinter zitterte Erregung. Eine Kluft schien sich aufzutun zwischen dem „Fremden“ und denjenigen unter den Anwesenden, für die die Namen Ostpreußen, Pommern, Ostbrandenburg, Schlesien persönliches Schicksal sind, Inbegriff der Tragik, der Sehnsucht und der Hoffnung ihres Lebens.

 

Wassermann gebraucht das Wort „nationalistisch“. Damit müsse es nun endlich aufhören. Damit käme man nicht weiter. Man spricht von Europa, von einer europäischen Lösung. Wir wissen, dass die Landsmannschaften sich für eine solche einsetzen. Doch in jener Nachmittagsstunde klingt Europa wie eine Ausflucht. Die Frage Heimatrecht, Selbstbestimmungsrecht der Völker scheint unbeantwortet zu bleiben. Im Raum steht Wassermanns Feststellung, es gelte, jenes Land dem westlichen Abendland zu erhalten. Wer das leiste, — ganz gleich.

 

Doch da fällt, in der sechsten halben Stunde der Konferenz, so etwas wie eine Entscheidung. Der Fremde, der Mann ohne Beziehung und Bindung an unsere Heimat, stellt fest:

 

Ich sah Ruinen, Ruinen, Ruinen. Ausgelöschtes. Brachland. Versteppt. Potemkin’sche Felder, nur außen herum mit drei Zeilen Getreide bepflanzt, manchmal überhaupt nur zur Straße hin. Ich erlebte die wenigen Menschen in zerfallenen Häusern, Putz bröckelte, niemand wehrte dem Verfall. Ich sprach mit ihnen, Zwangsangesiedelte, meist selbst aus ihrer ostpolnischen, von den Russen geraubten Heimat. Sie haben keine Lust, und sie haben Angst. Sie möchten nach Hause. Ja und da war irgendwo ein solides Haus, umgeben von gepflegten Äckern. Da lebte — ein Deutscher.

 

... und eine Antwort

Damit war die Spannung unter den Konferenzteilnehmern gelöst. Nun zeichnete sie sich ab, die Beantwortung der Frage, wer berufen sei, jenes Land zwischen Ostsee und Riesengebirge wieder zu einem blühenden zu machen, zum Kulturland in jenem umfassenden Sinne, der Landwirtschaft und Gewerbe ebenso umschließt wie Architektur, Wissenschaft, Erziehung, Kunst.

 

Bitte: es fiel kein Schuldspruch über die Polen, die ja lieber heute als morgen das von den Russen geraubte Ostpolen gegen die „neugewonnenen westpolnischen Gebiete“ eintauschen würden, wie Charles Wassermann auf seiner siebentausend Kilometer langen Reise in vielen Gesprächen feststellte und wie es lediglich die offiziellen polnischen Stellen heute natürlich nie zugeben dürfen.

Kein Schuldspruch also. Aber Wassermann folgert aus der Tatsache, dass er mitten in Europa ein Land sah, von der Gefahr bedroht, zu versteppen, ein Land, dessen zwangsweise angesiedelte Bewohner sich unglücklich fühlen: gerettet werden kann es nur durch Menschen, die mit ihm verbunden sind! Er schließt nicht aus, dass auch Polen eines Tages mit am Werk sein könnten; so wie etwa vor Hunderten von Jahren Hugenotten und Salzburger kamen und echte Söhne und Töchter des Landes wurden. Hier schließt sich ein Kreis, hier stößt man wieder auf ein vereinigtes Europa mit abgebauten Grenzmauern. Doch das ist vorerst ja nur Vision.

 

Sicher aber ist, dass auch für ein Vereinigtes Europa gelten wird: Kultur gibt es nur dort, wo Menschen und Land innerlich verbunden sind.

 

So Charles Wassermann. Die letzte Schlussfolgerung überließ er, der Kanadier, uns Deutschen, und das ist recht so. Die Schlussfolgerung, wohin wir in einem aus freien Nationen geeinten Europa gehören.

 

Diese Schlussfolgerung haben die überaus zahlreichen Gäste gezogen, die dann am Sonnabendabend in der Kongresshalle und am Sonntag in der Aula der Freien Universität Charles Wassermanns fesselndem Vortrag folgten.

 

Seite 2   Eindeutige Stellungnahme gefordert

Ein Schreiben der Vorsitzenden des Gesamtverbandes an den Bundeskanzler zum Fall Wenger

Zu der in der breitesten Öffentlichkeit mit Empörung zur Kenntnis genommenen Rede des Herrn Paul W. Wenger vom „Rheinischen Merkur“ richteten der Vorsitzende des Verbandes der Landsmannschaften, Dr. Baron Manteuffel-Szoege (MdB), und der Vorsitzende des Bundes der vertriebenen Deutschen, Dr. Kather, im Namen des Bundes der Vertriebenen — Vereinigte Landsmannschaften und Landesverbände — folgendes Schreiben an Bundeskanzler Dr. Adenauer:

„Sehr verehrter Herr Bundeskanzler! Wie Ihnen bekannt ist, hat Herr Paul Wenger am 20. April in Tauberbischofsheim anlässlich des Parteitages der CDU Nordbaden eine Rede gehalten, die Unruhe, berechtigte Kritik und Besorgnis hervorgerufen hat. Wenn auch der Inhalt der Rede im Einzelnen noch nicht feststeht, so läuft er auf eine dauernde Dreiteilung Deutschlands ohne innere Verbindung dieser Teile hinaus. Verschärfend wirkt, dass anscheinend der Landesverband der CDU Nordbaden sich nicht sofort sichtbar und nachdrücklich von dieser Rede distanziert hat. Auch die bisherigen Erklärungen der CDU sind so zurückhaltend, dass der Verdacht entsteht, die CDU wolle nicht sichtbar und entschlossen von dieser Rede abrücken.

 

Auf der letzten Sitzung des Präsidiums des Bundes der Vertriebenen haben wir Unterzeichnete den einstimmigen Auftrag erhalten, uns in dieser Angelegenheit an Sie mit der Bitte zu wenden, uns eine baldige eindeutige Stellungnahme Ihrerseits zukommen zu lassen.

 

Auf der Sitzung wurde eindeutig festgestellt, dass viele Vertriebene Ihnen ihre Stimme gegeben haben im Vertrauen, dass Gedankengänge, wie sie Herr Wenger geäußert hat, im strikten Gegensatz zu Ihren politischen Vorstellungen und Zielsetzungen stehen. Gerade das Verhalten des Landesverbandes Nordbaden ist dazu geeignet, die Vorstellung zu verstärken, als ob in Ihrer Umgebung bzw. innerhalb der CDU Personen tätig sein könnten, die die Konzeptionen des Herrn Wenger unterstützen.

 

Wir wenden uns an Sie nicht nur als an den Vorsitzenden der größten Regierungspartei, sondern auch als den Bundeskanzler. Die ganze Angelegenheit hat in der Öffentlichkeit eine Bedeutung erlangt, an der die Regierung nicht vorübergehen darf. Wir erneuern daher unsere Bitte um eine baldige Antwort, die wir der Öffentlichkeit übergeben können“.

 

Auch die deutsche Schicksalsfrage muss auf der Gipfelkonferenz behandelt werden. Diese Forderung haben die fünfzehn Minister der Atlantikpakt-Staaten im Schlussbericht nach ihrer Kopenhagener Konferenz erneut aufgestellt. Sie betonen gleichzeitig, dass man für Ost-West-Gespräche jederzeit aufgeschlossen sei, dass aber eine Konferenz auf höchster Ebene nur einen Sinn habe, wenn sie gründlich vorbereitet werde.

 

Seite 2   Von Woche zu Woche

Die Sicherheitsgarantie der Westalliierten für Berlin hat Außenminister Dulles bei seinem Besuch in der alten Reichshauptstadt mit ausdrücklicher Genehmigung des Präsidenten Eisenhower erneut bekräftigt. Dulles betonte, dass die Westalliierten nach wie vor jeden Angriff auf Berlin als einen Angriff auf sich selbst werten und danach handeln würden.

 

Ein mehrtägiger Berlin-Besuch des türkischen Staatspräsidenten gab dem Oberhaupt der uns befreundeten Türkei Gelegenheit, die Verhältnisse in der alten Reichshauptstadt kennenzulernen. Er darf als Höhepunkt des Staatsbesuches des türkischen Präsidenten in der Bundesrepublik gewertet werden.

 

Gesetze über eine Volksbefragung wegen der atomaren Ausrüstung haben die Parlamente der Stadtstaaten Hamburg und Bremen verabschiedet. Für die Vorlagen stimmten die Sozialdemokraten und die Freien Demokraten.

 

Die Bundesregierung hat beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe beantragt, die Ausführung des Hamburger Gesetzes über die Volksbefragung durch eine einstweilige Anordnung bis zu einer rechtlichen Entscheidung auszusetzen. Zur Klärung des Sachverhalts will die Regierung in Kürze eine Normenkontrollklage beim Verfassungsgericht einreichen.

 

Die Erhöhung der Diäten für die Abgeordneten des Bundestages ist vom Bundestag ohne Gegenstimme bei zwei Stimmenthaltungen beschlossen worden. Nach dem neuen Gesetz erhalten die Abgeordneten künftig folgende Bezüge: Steuerfreie Aufwandsentschädigung von monatlich 1100 DM (bisher 750 DM), Unkostenpauschale für Büro und Sekretärin von monatlich 600 DM (bisher 700 DM), Tagegeldpauschale von monatlich 500 DM, für jeden entschuldigt versäumten Sitzungstag werden davon 30 DM, für jeden unentschuldigt versäumten 50 DM abgezogen. Weiter erhalten sie eine Reisekostenpauschale, die je nach Entfernung des Wohnsitzes von Bonn zwischen 280 DM und 1020 DM monatlich beträgt.

 

Der Ausbau von Bonn zum provisorischen Regierungssitz hat 300 Millionen DM gekostet, wie jetzt vom Bundesschatzministerium mitgeteilt wurde. Von diesem Betrag entfallen 180 Millionen DM auf den Bau von Wohnungen für Regierungsangestellte.

 

Ein außerordentlicher Rückgang der Arbeitslosigkeit war nach Mitteilung der Bundesanstalt im April zu verzeichnen. Die Zahl der eingetragenen Erwerbslosen sank fast auf die Hälfte. Am 1. Mai gab es nur noch 589 000 Erwerbslose. Damit war der Stand des Vorjahres fast erreicht.

 

Einen starken Rückgang des Besucherverkehrs aus der Zone stellte Bundesminister Lemmer fest. Er wies darauf hin, dass infolge der Sperrmaßnahmen des Zonenregimes die Zahl der Besucher aus Mitteldeutschland um sechzig Prozent gegenüber den gleichen Monaten des Vorjahres gesunken ist.

 

Fast 69 000 Zonenflüchtlinge haben in den ersten drei Monaten dieses Jahres die Notaufnahme in der Bundesrepublik beantragt. Etwa 48 Prozent der Geflüchteten waren Jugendliche unter 25 Jahren.

 

Eine erheblich höhere Zahl von Sowjetzonenflüchtlingen war in der letzten Woche zu verzeichnen, über 3700 Mitteldeutsche ersuchten um Notaufnahme in der Bundesrepublik. Gegenüber der vorangegangenen Woche stieg die Flüchtlingszahl um über 500.

 

Etwa zwölf Vertreter der Bundestagsfraktionen werden die Delegationen bilden, die im Spätherbst nach Moskau reist. Der Oberste Sowjet soll zu einem Gegenbesuch in Bonn eingeladen werden.

 

„Für Moskau ist die Auflösung der Sowjetzonen-Republik unmöglich“, erklärte Chruschtschow auf einer Rede in Moskau. Er fügte hinzu: „Wir haben Nerven so hart wie Stahl. Wir legen unsere Köpfe nicht auf den Hackklotz“.

 

Moskau droht Jugoslawien mit der Entziehung der Rubel-Hilfe. Die großen Sowjetblätter bringen fast täglich weiter schärfste Angriffe gegen Tito, dessen Unterwerfung sie fordern.

 

Der Belgrader Besuch des Sowjet-Staatspräsidenten Woroschilow wurde kurzfristig abgesagt. Diese Absage steht im engsten Zusammenhang mit der scharfen Moskauer Pressekampagne gegen Tito.

 

Gomulka hat die Niederschlagung des ungarischen Aufstandes durch die Sowjetunion gebilligt. Bei seinem Besuch in Budapest erklärte der polnische Kommunistenführer, die blutige Aktion der Sowjets sei „richtig und notwendig“ gewesen.

 

Der indische Ministerpräsident Nehru hat vor dem Nationalkomitee seiner Kongresspartei die sowjetische Haltung gegenüber Jugoslawien scharf kritisiert und sie als „völlige Umkehrung der Liberalisierung und Demokratisierung“ bezeichnet, die sich seit einiger Zeit in der kommunistischen Welt gezeigt habe. Der Ministerpräsident betonte, das „Vergehen“ Jugoslawiens liege darin, dass es nicht genau denselben Standpunkt einnehme wie die anderen kommunistischen Länder. Darum habe man Belgrad verurteilt. „Es ist fast wie religiöser Hass und Verachtung für ein Abweichen von der Orthodoxie“.

 

Die in dem neuen Schreiben des sowjetischen Ministerpräsidenten, Chruschtschow, an Präsident Eisenhower ausgedrückte Bereitschaft, die technischen Voraussetzungen für eine kontrollierte Einstellung der Kernwaffenversuche von Sachverständigen prüfen zu lassen, ist im Westen mit Überraschung aufgenommen und grundsätzlich begrüßt worden. Während ein amtlicher Sprecher in London sagte, die Expertenberatungen könnten nach britischer Ansicht „von den sonstigen Abrüstungsmaßnahmen getrennt werden“, wurde in Washington die Hoffnung geäußert, dass sich die Sowjetunion auch zu Verhandlungen über andere Abrüstungsprobleme bereit zeigen werde.

 

Seite 3   Der Weg zum Vaterhaus

Eine Fahrt in das Ermland von heute / Von Dr. Bruno Fahl

Fortsetzung und Schluss

Foto: Dieses Bild bietet der Markt, der in Heilsberg abgehalten wird, an der Bartensteiner Chaussee hinter der Eisenbahnbrücke nach Bischofstein

 

Foto: Auf dem Domberg in Frauenburg. Die Aufnahme zeigt, wie ungehemmt und wild Bäume und Sträucher dort wachsen; sie verdecken fast den Blick auf die Kathedrale.

 

Zwei Fotos: „In Braunsberg stehe ich vor der ausgebrannten Ruine eines Gebäudes, das wohl eine Schule, ein Spital oder etwas Ähnliches gewesen sein mag. Hoch über dem Eingang erscheint ein Wappen. Ich konnte niemand finden, der etwas über dieses Gebäude aussagen konnte“. So schreibt Charles Wassermann zu der Aufnahme, die wir hier zeigen. (Es ist die einzige auf dieser Seite, die von ihm stammt.) Die Antwort ist sehr einfach: Es handelt sich um das Priesterseminar; wir bringen über der Aufnahme von der Ruine ein Foto, das dieses Gebäude vor seiner Zerstörung zeigt.

 

Zwei Fotos: Zwei Aufnahmen, die jetzt auf dem Domberg in Frauenburg gemacht worden sind. Die obere zeigt einen Teil der vorderen Front der Kathedrale und den Eingang zum Kopernikus-Museum, die untere das Generalvikariat.

 

In der Schule

Die Lehrerin wohnt in dem Kirchdorf Roggenhausen bei ihrer Mutter. Ihr wird der seltsame Besuch gemeldet. Sie kommt freundlich sofort herüber und öffnet die der Schule vorbehaltenen Räume. Die alte Schulstube ist moderner geworden. Neue Schränke, zweisitzige Bänke. Von früher nur ein Wandschrank und der hohe Kachelofen. Vergebens suche ich besonders nach der Dorfchronik, von meinem Vater geschrieben. Unter den Schulbüchern fallen die dicken Bände für die Realienfächer auf, je einer für Physik, Chemie, Biologie, Erdkunde. Wir hatten für all das zusammen ein einziges Realienbuch. Das Rechenbuch des 7. Schuljahres gibt Aufgaben, wie sie bei uns die Tertia der höheren Schule rechnet. Das deutsche Volksschulkind in Gr.-Damerau spricht fließend polnisch, lernt auch Russisch, die einseitige Tendenz in den Geschichtsbüchern vom westlichen Kapitalismus erkennt es selbst.

 

Im Dorf sind noch zwei deutsche Frauen, beide an Polen verheiratet. Die eine, Frau P., wurde durch ihren jetzigen Mann vor der Verschleppung bewahrt. Nun lebt sie auf der Achtzig-Morgenwirtschaft ihres Vaters, eine abgehärmte und abgerackerte Frau. Es leben hier noch vier Kinder. Das älteste mit acht Jahren muss schon melken und auch sonst hart mitarbeiten. Die andere deutsche Frau ist aus Heilsberg und lebt auf dem Grundstück Pingel. Diesen Besitz teilen sich zwei Familien. Mitten über den Hofplatz geht ein Zaun. Im Allgemeinen darf nämlich jede Bauernfamilie nicht mehr als zwanzig Hektar oder achtzig preußische Morgen besitzen. Das ist so viel, wie eine Familie unter Aufbietung aller Kräfte zur Not bewirtschaften kann. Knecht und Magd zu halten, verbietet sich als kapitalistische Methode. Grundstücksgrenzen und Feldwege verlaufen heute meist anders.

 

Bei Greif fehlen die Wirtschaftsgebäude. Die Dorfschmiede ist aus Altersschwäche eingefallen. Sonst stehen überall die Gebäude, aber sie machen einen ungepflegten Eindruck. Daran ist nicht nur der Materialmangel schuld, sondern auch die Ungewissheit der Zukunft. In der Kapelle, wo Vater allsonntäglich die Vesper mit Psalmengesang hielt, hängt noch das deutsche Erinnerungsbild an die Gefallenen. Jetzt erst präge ich mir ein „Anno Domini 1881“ wie die Schulinschrift „1830 - 1930“, jetzt erst möchte ich die Geschichte des kleinen Walddorfes erforschen. Die Windmühle dreht wie einst ihre Flügel. Das Leben geht weiter auch ohne uns. Auf den distelfreien Feldern stehen die Hocken. Vor den meisten Häusern spielen Kinder. An den Wegen, die oft breiter geworden sind, ragen Bäume groß empor, die man einst als Bäumchen kannte.

 

Mehr als eine Stunde liege ich auf jener Schulwiese, wo das Lesen in den Sommerferien meine Seligkeit war. Die Erinnerung wandert zurück. Dann muss ich doch Abschied nehmen. Frau P., ein Kind auf dem Arm, begleitet mich barfuß zwei Kilometer, obwohl die Arbeit drängt. Sie ist niedergeschlagen, weil sie bleiben muss. Ich niedergedrückt, weil ich nicht so bald wiederkommen kann. Wer ist denn überhaupt glücklich in diesem Lande?

 

Wormditt und Mehlsack

Da die Eisenbahnschienen der Strecke Rößel - Bischofstein - Heilsberg - Wormditt - Schlobitten schon 1945 von den Russen weggeschleppt wurden, fahre ich mit dem Omnibus früh vom Heilsberger Bahnhof über Reimerswalde, Raunau, Frauendorf, Migehnen nach Wormditt. Im ganzen Ermland bemerke ich an den Dorfbauten, soweit sie mir sichtbar werden, keine großen Kriegsschäden. Hier und da eingefallene Dächer. Die Felder überall bebaut und meist distelfrei. Mancher einst bestellte Sandhügel mag Weideland geworden sein.

 

In Wormditt tragen viele Häuser die Spuren von faustgroßen Einschlägen, doch sind nur wenige vollständig vernichtet. Der Omnibusaufenthalt am Rathaus, auf dem der Storch nistet, gestattet einen kurzen Besuch in der gut gepflegten Pfarrkirche und im Schwesternhaus bei Pfarrer i. R. Tarnowski, aus Wartenburg.

 

In dem reichen Bauerndorf Heinrikau scheint die Kirche einen Volltreffer erhalten zu haben. Mehlsack ist ganz schlimm verwüstet. Elfmal ging die Front hier durch, elfmal wechselte es in Kämpfen den Besitzer. Einige Straßen sind von Schutt frei. Die Trümmergrundstücke überwuchert von Kräutern und Sträuchern, gar von Bäumen. Von der ganzen Innenstadt blieben fast nur die katholische und evangelische Pfarrkirche erhalten. Mehlsack selbst und zwölf Pfarreien der Umgebung werden vom Missionshaus St. Adalbert betreut. Der Weg dorthin führt mich durch das noch romantischer gewordene Walschtal. Über dem einsamen, fast zugewachsenen Talweg liegen Baumstämme. Die Ziegel vom Waldhaus sind beim Aufbau in Warschau verwendet.

 

Das frühere Missionsgymnasium beherbergt heute 180 polnische Theologiestudenten der Gesellschaft vom Göttlichen Wort. Früher gehörte zu dieser Missionsanstalt ein ausgedehntes Bauerngrundstück, das vom kinderlosen Ehepaar Krüger den Steyler Patres geschenkt wurde. Nun hat es der Staat an sich genommen und der Ordenshochschule nur den Garten gelassen. Das Grundstück ist eines der wenigen Staatsgüter, von denen es noch einige gibt und geben wird, solange sie nicht zu riesige Staatszuschüsse erfordern. Kolchosen gibt es nicht mehr.

 

Braunsberg

Einst Schulstadt, geistiger Mittelpunkt des Ermlandes, heute ein Dorf. Priesterseminar und Philosophisch-theologische Hochschule, die Staatliche Akademie, das alte Lehrerseminar, die drei Gymnasien, Gymnasialkonvikt und Mädchenpensionat, — sie alle gibt es nicht mehr. Wehmütig stehe ich auf den umwucherten Trümmern des Schülerheimes über meinen begrabenen Büchern.

Vom Bahnhof bis zur Verbreiterung der Hindenburgstraße vergitterte Kleingeschäfte mit leeren Schaupackungen und sehr wenigen Waren. Links und rechts von der „Renn“, wo einst Pennäler mit und ohne Illusionen einherstolzierten und sich gern abends sehen ließen, eine einzige eingeebnete, trümmerlose Wiese. Allein die Neustädtische Kirche steht vereinsamt inmitten einer Kuhweide. Das evangelische Gotteshaus an der Königsberger Straße hat sich als einzige von allen Kirchen Braunsbergs für den katholischen Pfarrgottesdienst angeboten. Vom wuchtigen St. Katharinen, von der SS aus Kirchenhass „heldenhaft“ zerstört, erhebt sich nur ein einziger Pfeiler wie ein drohender Finger weit über das Trümmerdorf Braunsbergs. Drinnen wuchert Holunder. Poststraße und Langgasse, einst stolze Verkehrsader für die Fahrgäste aus Marienburg und Elbing, nach Heiligenbeil und Königsberg, ziehen verlassen und traurig daher durch lauter Ruinen, in denen Ziegen an wild wuchernden Sträuchern und Kräutern zupfen. „Leergebrannt ist die Stätte, wilder Stürme raues Bette. In den öden Fensterhöhlen wohnt das Grauen, und des Himmels Wolken schauen hoch hinein“. Auch des Rathauses Grundmauern starren fensterlos mit schwarzen Augen. Wo früher an Dreizehnlinden ein Kindergarten stand, ist nun ein öder Platz mit Ferkelmarkt. Kasernen und Randsiedlungen sind erhalten.

 

Ich wohne zwei Tage im Neuen Kloster, wo deutsche und polnische Katharinerinnen, friedlich vereint, in aller Stille segensreich wirken. Ich lebte acht Jahre in dieser liebgewonnenen Schulstadt. Mir ist nicht wohl.

 

Frauenburg

Das immer noch schnaufende und bimmelnde Haffuferbähnle bringt mich nach dem abseits vom Großverkehr liegenden stillen Bischofstädtchen des Ermlandes, nach Frauenburg am Frischen Haff.

Auf dem Domberg thront die Kathedrale ohne Turmhaube. Im völlig erhaltenen Dominnern erbrachen die Russen auf der Suche nach Goldzähnen und Schätzen auch das Grab des Bischofs Andreas Thiel. Sie trauert, die verwaiste Bischofskirche. In der Bischofskirche am Frischen Haff erneuert der Ermländer sein Treugelöbnis zur irdischen und geistlichen Heimat.

 

Im Bischöflichen Palais wohnen einige Familien. Ich besuche dort einen polnischen Geistlichen, der ein einziges armseliges Zimmer bewohnt. Das Bischöfliche Wappen an der Gartentür fotografiere ich. Im Generalvikariat sind gerade Studenten von der Lubliner Universität einquartiert. Die Kurien stehen. Auf dem Domherrenfriedhof ist der von Russen erschossene Philosophieprofessor Switalski durch Polen umgebettet. Das Denkmal für den Kalendermann Julius Pohl liegt am Boden. Gleich links vom Eingang zur Kathedrale zeigt man das Museum für den „polnischen“ Kopernikus, den Domherrn in Frauenburg.

 

Tolkemit und Kahlberg

Kriegsschäden an Häusern fallen mir bei kurzem Aufenthalt in Tolkemit kaum auf. Am Hafen hängen die Netze zum Trocknen wie einst. In den weitbauchigen, schwarzgeteerten Lommen fangen polnische Fischer die Stinte. Sie müssen die gefangenen Fische zu niedrigen Preisen an die staatlichen Verkaufsstellen abgeben, nicht einmal für sich selbst dürfen sie einen Aal räuchern. Polizeiboote durchstreifen das Haff. Man sagt, ein Perlonnetz durchziehe das Frische Haff von der Passargemündung zur Nehrung und trenne das polnische vom sowjetischen Verwaltungsgebiet.

Über das Frische Haff, das in den Monaten Januar und Februar 1945 so viel Elend, der wie Vieh Vertriebenen sah, endlose Trecks von Jammer, dessen Eisdecke eine grausige Todesstraße war zwischen eingebrochenen Wagen und Pferdeleichen, verkehren zwischen Tolkemit und Kahlberg täglich wieder einige Kleindampfer. In Kahlberg sind alle Hotels und Villen belegt von Arbeiter- und Jugendgruppen. Nur mit Mühe finde ich bei einer polnischen Familie ein behelfsmäßiges Nachtlager. Konzerthalle und Strandweg sind verschwunden. Die bläuliche Stranddistel am weißen Ostseestrand jedoch blieb. Es blieb auch auf der schmalen Nehrung das Rauschen von Kiefernwald und Meer. Nur klingt dieses Rauschen wie ein Lied der Vergänglichkeit.

 

Seite 4   Herr Wenger „berichtigt“

Unter Berufung auf den Paragraphen 11 des Pressegesetzes hat uns Paul Wilhelm Wenger vom „Rheinischen Merkur“ eine „pressgesetzliche Berichtigung“ zugesandt, die folgenden Wortlaut hat:

„Unwahr ist, dass ich in meiner Rede vom 20. April 1958 in Tauberbischofsheim vor den CDU-Delegierten Nordbadens den Verzicht auf die Wiedervereinigung gefordert hätte.

 

Wahr ist vielmehr, dass ich der Deutschlandfrage mehr als die Hälfte meiner Ausführungen gewidmet und selbst einen Lösungsvorschlag für die erste Stufe der Wiedervereinigung vorgetragen habe“.

Die allen Lateiner kannten einen Sinnspruch, der in deutscher Übersetzung etwa so lautete: „Wenn du geschwiegen hättest, wärest du ein Weiser gewesen“. Es will uns scheinen, dass Herr Paul Wilhelm Wenger sich dieses klugen Rates nicht erinnerte, als er gerade seine famose „Berichtigung“ in laufender Produktion und vervielfältigt in die Lande schickte, (übrigens lässt diese Vervielfältigung schon Rückschlüsse darauf zu, wie lebhaft die traurigen Tauberbischofsheimer Erklärungen dieses Publizisten in der ganzen Bundesrepublik und weit darüber hinaus auf nur zu berechtigte und empörte Kritik und Verurteilung gestoßen sind.) Wer Wengers sogenannte Richtigstellung mehrmals gelesen hat, wird wohl mit uns der Meinung sein, dass sie so ziemlich das dürftigste und nichtssagendste sind, was auf diesem Gebiet geboten werden konnte.

 

Herr Wenger erklärt also, es sei „unwahr“, dass er vor den nordbadischen CDU-Delegierten den Verzicht auf die Wiedervereinigung in nackten Worten geradezu gefordert hätte. Niemand hat behauptet, dass er das so simpel und geradezu getan hätte, der Sinn aber ergibt sich aus den gesamten Darlegungen Wengers. Wer uns — wie es so schön heißt — einen „Lösungsvorschlag für die erste Stufe der Wiedervereinigung“ anbietet, der für unabsehbare Zeit die Mittel- und Ostdeutschen in eine Wenger‘sche „preußisch-polnische Föderation“ abschieben will, der hat deutlich und unmissverständlich genug gesprochen. Weiß Herr Wenger immer noch nicht, was alles er an Zumutungen dem deutschen Volk vorsetzte? Oder tut er nur so? Inzwischen hat ihm in einer sehr knappen, aber doch unmissverständlichen Erklärung auch der Bundeskanzler klargemacht, wie stark er sich von ihm, dem einst sehr enge Verbundenheit zum Kanzleramt nachgesagt wurde, distanziert hat. Dr. Adenauer hat betont, dass die Ziele der deutschen Politik und seiner Partei nicht von den Äußerungen eines Publizisten betroffen werden, der nicht Mitglied der CDU sei und dessen Äußerungen zur Wiedervereinigung im scharfen Gegensatz zu der Auffassung und der ständigen Politik der CDU ständen. Dass die ganze Ungeheuerlichkeit der Wenger‘schen Zukunfts-„Planungen“ in weitesten Kreisen unseres Volkes durchaus richtig erkannt worden ist und dass es da trotz vorgeblicher Berichtigungen gar nichts zu berichtigen gibt, das kann Herr Wenger, der Bonner Vertreter des „Rheinischen Merkur“, aus wahren Bergen von empörten Zuschriften der verschiedensten Kreise entnehmen, die wohl bei allen deutschen Zeitungsredaktionen eingegangen sind. Der Versuch Wengers, seine Ausführungen, die nach der Überzeugung so vieler ehrlicher Deutscher unmittelbar an der Grenze des Verrats liegen, jetzt zu verharmlosen und zu „verschönen“, ist schon in seinen Anfängen restlos gescheitert. Die Rede von Tauberbischofsheim wird nicht vergessen werden!

 

Seite 4   Warschaus „neue Wege“

Der stellvertretende rotpolnische Außenminister Naszkowski hat in der Warschauer Zeitschrift „Neue Wege“ (Nowe Drogi) einen Artikel zur Verteidigung des sogenannten „Rapacki-Plans“ veröffentlicht, in dem sich Ausführungen finden, die offenbar dazu bestimmt sind, aus einem X ein U zu machen. Bekanntlich hat die polnische Presse beim Auftauchen jenes Plans Rapacki über die Errichtung einer angeblich „atomfreien Zone“ mit Genugtuung darauf hingewiesen, dass auf diese Weise nicht nur die Oder-Neiße-Linie, sondern auch die Zonengrenze an der Werra „stabilisiert“ werden könne. Denn — so hieß es in diesen polnischen Pressekommentaren — wenn einmal der „Rapacki-Plan“ angenommen sei, könne jedes Bemühen der westdeutschen Bundesregierung, die beiden Linien „anzutasten“, sogleich als „Gefährdung der atomfreien Zone“ zurückgewiesen werden, überdies werde durch den „Rapacki-Plan“ die politische Position der Bundesrepublik sowohl innerhalb der NATO wie auch im Hinblick auf die Verhandlungen mit Moskau vermindert, was in Warschaus Interesse liege. Dementsprechend hatte auch der polnische Parteichef Gomulka in einem in der Londoner „Times“ veröffentlichten Interview betont, dass es „kein Desaster“ sei, wenn Deutschland geteilt bleibe, womit er sinngemäß das bestätigte, was in der von ihm unterzeichneten „Belgrader Erklärung“ zu lesen stand.

 

Es war sogleich in Warschau erkannt worden, dass diese offenherzigen Stellungnahmen rotpolnischer Politiker und Publizisten alles andere als dazu angetan waren, den „Rapacki-Plan“ für Bonn besonders attraktiv zu machen. Nun plötzlich behauptet Naszkowski, eine Annahme dieses Plans werde die „Entstehung einer Atmosphäre fördern“, in der dann „erste Schritte“ in Richtung auf eine Wiedervereinigung Deutschlands unternommen werden könnten. Dies ist ein so schwächlicher Versuch, den „schlechten Eindruck“, den jene so ganz anders lautenden Äußerungen Gomulkas und der polnischen Presse machen mussten, irgendwie zu verwischen. Auf welch schwachen Füßen diese Bemühungen des stellvertretenden polnischen Außenministers stehen, wird sogleich ersichtlich, wenn man in Betracht zieht, dass Warschau für den Fall der Annahme des Rapacki-Plans nichts anderes als irgendeine „Veränderung der Atmosphäre“ in Aussicht stellt, ohne auch nur den Versuch zu machen, die konkreten — für die deutschen Interessen höchst fragwürdigen Ausblicke zu berichtigen, die man bisher auf polnischer Seite als besonders erfreulich — weil Deutschland schädlich — bezeichnet hatte. Naszkowski hat also keineswegs irgendwelche „neuen Wege“ aufgezeigt, sondern vielmehr nur das Bestreben der polnischen Politik erkennen zu lassen, Westdeutschland durch Vorspiegelung eines Traumbildes in der „Atmosphäre“ auf einen Weg zu locken, der erklärtermaßen eine Sackgasse darstellt, die man durch Abriegelung des Eingangs in eine Falle verwandeln will.

Dr. Eduard Jennicke

 

Seite 4   „Heimat verpflichtet!“

Tag der Heimat immer am zweiten Sonntag im September

Der Vorstand des Bundes der Vertriebenen hat auf seiner Sitzung in Friedland beschlossen, den Tag der Heimat von diesem Jahr an ein für alle Mal auf den zweiten Sonntag im September festzusetzen. Damit ist den praktischen Gegebenheiten Rechnung getragen worden. Es hat sich in den letzten Jahren wiederholt gezeigt, dass der ursprüngliche Termin (der erste Sonntag im August) in mehreren Ländern der Bundesrepublik in die Schulferien fiel, wodurch es Lehrern und Schülern, an deren Teilnahme am Tag der Heimat begreiflicherweise besonders gelegen ist, oft unmöglich war, zu seiner Gestaltung beizutragen oder auch nur ihm beizuwohnen. Nach der nunmehr getroffenen Entscheidung wird der Tag der Heimat in diesem Jahr am Sonntag, dem 14. September, begangen werden. Als Leitmotiv wurde vom Vorstand des Bundes der Vertriebenen „Heimat verpflichtet“ gewählt. Damit soll betont werden, dass dem in der Charta der Vertriebenen proklamierten Recht auf die Heimat mindestens ebenso starke Verpflichtungen für den einzelnen wie für die Gesamtheit gegenüberstehen.

 

Seite 4   Polnische „Paten“ für Ortelsburg

„Arbeitslosigkeit und Schweineställe“ in Arys

Die in Allenstein erscheinende Zeitschrift „Warmia i Mazury“ befasst sich in der letzten Ausgabe vor ihrer Einstellung in ironischer Form mit dem „Patenschaftsverhältnis“, das die zentralpolnische Stadt Zyrardow der ostpreußischen Stadt Ortelsburg gegenüber eingegangen ist. Um diese Zusammenarbeit sei „viel Lärm und viel Reklame gemacht“ worden. Ortelsburg habe große Hoffnungen gehegt; die Zusammenarbeit habe aber praktisch gar nichts gezeitigt, und „Ortelsburg fühlt sich — zu Recht — an der Nase herumgeführt“. Für das Reisegeld der Ortelsburger Delegation hätte man hier besser alle Schulen renovieren sollen. Zyrardow verlange, dass Ortelsburg aus eigenen Mitteln alle Einrichtungen für den Fremdenverkehr instand setzen solle, dann garantiere es auch für Besucher. Ortelsburg dagegen meine, wenn es seine Einrichtungen ausbaue, dann brauche es sich um Gäste keine grauen Haare wachsen zu lassen; diese kämen dann von selbst und von allen Seiten. Aber es fehle der Stadt Ortelsburg eben an Mitteln, um für ihre Gäste zu sorgen. „So wird diese Patenschaft zum Schildbürgerstreich“, bemerkt die polnische Zeitschrift dazu. Sie erwähnt weiterhin auch noch einen ähnlichen Vorfall, bei dem es sich um eine Kanalverbindung des Städtchens Arys mit den benachbarten Seen handelt. Diesen Kanal habe man seit 1945 „ganz einfach vergessen“, und so sei eine weitere Möglichkeit, den Fremdenverkehr zu heben, ungenutzt geblieben.

Über die Lage in Arys selbst schreibt „Warmia i Mazury“, dass unsichtbar über der Stadt die Worte: „Arbeitslosigkeit und Schweineställe“ stünden. Außer einer kleinen Kleiderfabrik gebe es keinen Gewerbebetrieb in Arys, und die Bewohner seien genötigt, sich mit der Unterhaltung von Kleingärten und mit Kleinviehzucht über Wasser zu halten. Kürzlich erst wurde die Molkerei geschlossen, und die Maschinen wurden im Stillen abtransportiert. Sämtliche Städte Ostpreußens in der Größenordnung von Arys seien durch trostlose Lebensverhältnisse und durch ihren Niedergang gekennzeichnet, erklärt das polnische Blatt zusammenfassend.

 

Seite 4   Polnischer Reisedienst will Ostpreußens Seen „entdecken“

„Entdeckungs“- (!) und „Erschließungsfahrten“ zu den Seen Ostpreußens will der staatliche „Orbis“-Reisedienst im kommenden Sommer durchführen. Genannt werden u. a. als Reiseziele Eckersberg am Spirding-See, Lötzen und Angerburg. In entsprechenden Prospekten und Rundschreiben werden die Reiselustigen vom „Orbis“-Büro allerdings darauf aufmerksam gemacht, dass sie zwar Naturschönheiten, dafür jedoch „keine Bequemlichkeiten und nur behelfsmäßige Unterkünfte“ erwarten müssten. Wanderungen würden nur in geschlossenen Gruppen durchgeführt werden können, was sich „durch die Nähe der Grenze“ und durch „zum Teil schwierige Wegeverhältnisse“ erkläre. Die Mitnahme von Zelten und Kochgerät wird empfohlen.

 

Seite 4   Für die Entschädigung der Deputanten

Eine Forderung unserer Landsmannschaft.

Die verschiedenartige Handhabung der Betreuungsaufgaben

Auf einer Tagung des Agrarpolitischen Ausschusses unserer Landsmannschaft unter Leitung von Wilhelm Strüvy-Groß-Peisten wurden sowohl die positiven als auch die sehr enttäuschenden Bestimmungen der 8. Novelle zum Lastenausgleichsgesetz erörtert.

 

Mit Befremden wurde wieder festgestellt, dass auch in der 8. Novelle eine Entschädigung der heimatvertriebenen Deputanten bisher nicht vorgesehen ist. Alle Verbände der Heimatvertriebenen, insbesondere die Landsmannschaft Ostpreußen, vertreten weiterhin die Forderung, dass in einer der kommenden Novellen zum Lastenausgleichsgesetz eine Entschädigung für die ostdeutschen Deputanten unbedingt vorgesehen werden muss.

 

Über das Siedlungsprogramm der Bundesrepublik für das Jahr 1958 wurde sehr eingehend diskutiert. Es sind wohl wieder 315 Millionen DM insgesamt für die Siedlung vom Bund zur Verfügung gestellt worden, dabei ist aber festgestellt worden, dass der Bund den Kaufkraftschwund nicht berücksichtigt hat und dass mit den gleichen Mitteln des Vorjahres dieselbe Siedlungsfläche keinesfalls erreicht werden dürfte. Die Betriebsfestigung für bereits eingesetzte heimatvertriebene Bauern auf Vollbauernstellen muss mit allen Mitteln gefördert werden, damit diejenigen Betriebsinhaber, die unverschuldet in Not gekommen sind, nicht vor weitere Schwierigkeiten gestellt werden.

 

Eine breite Grundlage nahm die Aussprache über die verschiedenartige Handhabung der Betreuungsaufgaben in den einzelnen Ländern ein. Bekanntlich werden vom Bund nach dem Bundesvertriebenengesetz je Nebenerwerbsstelle 20 DM, je Anbauernstelle bis 15 ha = 40 DM, über 15 ha = 60 DM zur Verfügung gestellt, und zwar bereits seit 1953. Es ist festgestellt worden, dass verschiedene Länder im Bundesgebiet diese Betreuungsgebühren, die nichts mit einer Beratung zu tun haben, erst sehr spät vom Bund angefordert haben und dass die Verwendung dieser Mittel in den verschiedenen Ländern sehr eigenartig ist. Vorbildlich auf diesem Gebiet dürfte das Land Hessen sein, das sechzig vom Hundert dieser Betreuungsgebühren seiner zuständigen Landwirtschaftskammer zur Verfügung stellt und vierzig Prozent dieser Gebühren dem BvD-Agrarapparat des Landes überweist, damit die vielen Betreuungsaufgaben auch durch den Verband ordnungsmäßig und ohne Schwierigkeiten durchgeführt werden können.

 

Der Arbeit des Selbsthilfeapparates des Landesverbandes der vertriebenen Deutschen in Kiel bei Ankauf und Pacht wurde besondere Beachtung geschenkt; sie wird als beispielgebend für das ganze Bundesgebiet angesehen. K.

 

Seite 4   Scharfe Absage Moskaus:

Kein Jugendlager auf der Kurischen Nehrung

Nordostpreußen bleibt streng gesperrt

„Wählen Sie die Krim!“

Nachdem die sowjetischen Behörden bereits kürzlich skandinavischen Reisebüros gegenüber erklärt hatten, dass ein Touristenverkehr in das als „Kaliningradskaja Oblast“ in die Sowjetunion „inkorporierte“ sowjetische Verwaltungsgebiet Nord-Ostpreußen nicht erfolgen könne, wurde nunmehr auch die Veranstaltung eines „Internationalen Jugendlagers“ im nördlichen Ostpreußen ohne Angabe von Gründen abgelehnt. Der Antrag war von polnischer Seite gestellt worden, und zwar wurde vorgeschlagen, dass das Jugendtreffen auf der Kurischen Nehrung stattfinden solle. Die Leitung des sowjetischen Jugendverbandes „Komsomol“ in Königsberg teilte daraufhin mit, dass einer Veranstaltung internationaler Jugendtagungen „an dafür besonders geeigneten Orten auf der Krim und am Schwarzen Meere nichts entgegenstehen würde“.

 

Dieser neue Bescheid sowjetischer Stellen liefert aufs Neue den schlagenden Beweis dafür, dass die Sowjets das von ihnen besetzte nordostpreußische Gebiet ausschließlich als strategischen Stützpunkt für atomare und auch konventionelle Waffen werten und nützen. Die auch von westlichen Koexistenz-Leuten so gerühmte angebliche Verständigungsbereitschaft Moskaus wird auch durch diese Tatsache in das rechte Licht gerückt.

 

Seite 4   Die Bewertung der forstwirtschaftlichen Vermögen

Von unserem Bonner O.B.-Mitarbeiter

Die Bewertung der verlorenen forstwirtschaftlichen Vermögen erfolgt auf Grund der neu erlassenen 10 Feststellungsdurchführungsverordnung. Die sich nach dieser Verordnung ergebenden Ersatzeinheitswerte werden die Betroffenen sehr wenig befriedigen. Es muss aber gesagt werden, dass auch in der Heimat die Einheitswerte für diese Forstflächen sehr niedrig, in der Regel sogar noch um einiges niedriger als die neuen Ersatzeinheitswerte gewesen sind.

 

Die Bewertung der verlorenen forstwirtwirtschaftlichen Flächen bis zu fünfzig Hektar und für größere forstwirtschaftliche Flächen sieht man zwei verschiedene Bewertungsmethoden vor. Für die größeren Flächen ist eine sehr viel eingehendere Bewertungsmethode vorgeschrieben als für die kleineren Forstflächen.

 

Bei Waldflächen bis zu fünfzig Hektar werden die Ersatzeinheitswerte auf der Grundlage von Pausch-Hektarsätzen ermittelt. Diese sind für jeden Kreis festgelegt, und zwar ist je ein Pauschsatz für Kiefernwald, Fichtenwald, Eichenwald, Buchenwald, Erlenwald und Birkenwald sowie für Niederwald und Nichtwirtschaftswald festgesetzt worden. Zum Kiefernwald rechnen alle Kiefernarten und Lärchen, zum Fichtenwald alle Fichten- und Tannenarten, zum Buchenwald Rotbuche, Weißbuche, Esche, Ulme, Akazie, Linde und Ahorn, zum Erlenwald alle Erlen und Pappeln, und zum Birkenwald Birke, Aspe, Kastanie und Weide. Niederwald ist der durch Anschlag aus dem Wurzelstock entstandene Wald. Nichtwirtschaftswald ist der Wald, bei dem eine forstliche Nutzung nur in beschränktem Umfange stattfand. Kamen im forstwirtschaftlichen Betrieb Flächen mit verschiedenen Holzarten vor oder war Mischwald vorhanden, so ist die Gesamtfläche nach den einzelnen Holzarten aufzuspalten. Der Kreis-Hektarsatz ist je nach den Verhältnissen im einzelnen Betrieb bei Hochwald mit überdurchschnittlichem Bestandsalter entsprechend zu erhöhen, bei Hochwald mit einem unterdurchschnittlichen Bestandsalter entsprechend zu ermäßigen.

 

Die Pausch-Hektarsätze schwanken in Ostpreußen bei Kiefer zwischen 80 RM und 280 RM, bei Fichte zwischen 120 RM und 470 RM, bei Eiche zwischen 220 RM und 590 RM, bei Buche zwischen 60 RM und 240 RM, bei Erle zwischen 100 RM und 290 RM, bei Birke zwischen 60 RM und 160 RM, bei Niederwald zwischen 50 RM und 130 RM und bei Nichtwirtschaftswald zwischen 40 RM und 60 RM.

 

Für Holzbodenflächen über fünfzig Hektar ist das Bewertungsverfahren komplizierter. Es wird hier ein Pauschsatz errechnet, der unter Berücksichtigung der Holzart, der Standortklasse, der Wertgruppe, des Bestockungsgrades und der Altersklassen gefunden wird. Standortklasse ist die Eingruppierung auf Grund der örtlichen Wachstumsbedingungen (Boden, Klima usw.). Wertklasse ist die Eingruppierung auf Grund der Preisverhältnisse und Reinertragsverhältnisse. Bestockungsgrad ist die Dichte des Baumbestandes.

 

Durch die Hektarsätze und den sich daraus ergebenden Wert sind der Grund und Boden und der Baumbestand, nicht aber das Wohngebäude des Betriebsinhabers abgegolten. Die Bewertung des Wohngebäudes erfolgt nach den Vorschriften, die für Gutsvermögen gelten. Nicht abgegolten sind auch betriebseigene Sägewerke und andere forstwirtschaftliche Nebenbetriebe.

 

Seite 4   „Warmia i Mazury“ verboten

Die in Allenstein bisher herausgegebene Wochenzeitschrift „Warmia i Mazury* (Ermland und Masuren), die sich wegen ihrer verhältnismäßig unabhängigen, kritischen Einstellung gegenüber der Verwahrlosung im polnisch verwalteten Ostpreußen das Missfallen der Warschauer Zentralbehörden zugezogen hatte, hat Ende April dieses Jahres „ihr Erscheinen eingestellt“. Als Nachfolgerin wurde eine Monatsschrift unter dem Titel „Pojezierze“ (Die Seenplatte) angekündigt.

 

Seite 5   Wir jungen Ostpreußen

Liebe kleine Elchschaufel

Von Christa Hellwig, Berlin

Seit fünf Jahren schmückt die kleine Elchschaufel meinen Mantelkragen oder mein Kleid. Ich weiß nicht, wer sie in dieser Form erfunden hat, denn zu der Zeit, als sie erschien, lebte ich noch hinter dem „Eisernen Vorhang“, wo FDJ- und SED-Abzeichen an Kleid- und Mantelkragen eifrig getragen wurden. Man wollte damit die Zugehörigkeit zu dem „neuen Deutschland“ und der „neuen Klasse“ beweisen.

Wir Kinder der Heimatvertriebenen hörten weder in der Schule noch auf den Universitäten und Hochschulen von unserer Heimat. Daher sprach man nur im engsten Familienkreise über alte Erlebnisse. Als offizielle Bezeichnung hatte man dort das Wort „Aussiedler“ für uns geprägt. Mutter hat sich oft auf den Behörden versprochen und musste dann stumm die betont deutliche Belehrung über sich ergehen lassen. Aber wir wussten trotzdem, dass wir mit roher Gewalt vertrieben worden waren und nicht ausgesiedelt. Im Freundeskreis wurden wir vorsichtig mit unseren Äußerungen und lenkten lieber das Gespräch auf die Arbeit und das Studium, weil wir nicht einmal mehr dem nächsten Menschen Vertrauen schenken konnten. Es war, als ob das Gebot der Nächstenliebe dem härteren Parteigesetz gewichen wäre. So waren wir in der Öffentlichkeit zum Schweigen verurteilt. Manche liebevolle Erinnerung an das verlorene Elternhaus wurde gerade dann in uns lebendig, wenn der Schulungsleiter in blindem Eifer uns zu überzeugen suchte, dass die Oder-Neiße-Linie die wahre Friedensgrenze sei. Im Geschichtsbuch der 8. Klasse war die Vertreibung der ostpreußischen Bevölkerung auf die Liste der Naziverbrechen gesetzt. Hitler, so hieß es dort, ließ die Bevölkerung vor dem Kampf in ein ungewisses Schicksal austreiben. Erst die Rote Armee befreite das deutsche Volk aus den Händen der Faschisten.

 

Diese und andere Lügen sollte man als Augenzeuge der Austreibung glauben und unter der Jugend weiterverbreiten? Wer geriet da nicht in immer heftigere innere Konflikte! Ein echter Ostpreuße sollte keine Doppelzüngigkeit in seinem Handeln kennen. Es galt für mich, sehr harte Entschlüsse zu fassen, aber dann war es geschafft. Eine neue freie Welt tat sich vor mir auf. Eroberung der Freiheit war mit harten Anforderungen für mich verbunden, ich musste sogar ein zweites Mal mein Abitur machen.

 

In jenen Tagen der Not hefteten Menschen aus der alten Heimat die kleine Elchschaufel an mein Kleid, und damit war ich in den Heimatkreis aufgenommen. Es war für mich ein Trost, wenn ich in der neuen, fremden Welt in diesem Kreise sein durfte, der mir voran half. Das kleine Abzeichen bedeutete hier Zugehörigkeit zu leidgeprüften Menschen mit einem gemeinsamen Schicksal.

 

Von nun an wurde mir die kleine Elchschaufel ein lieber Begleiter, der mich schon aus manch einer unangenehmen Lage befreite, mir weiterhalf, und der mir ein immerwährendes Symbol für eine glückliche Jugend sein wird.

 

Der ostpreußische Pferdezüchter wird sicher beim Anblick einer Elchschaufel zuerst wehmütig an seine edlen Trakehner denken, während das Herz eines Jägers schneller schlagen wird, wenn er sich an den Elch erinnert. Das alles ist vorbei, aber nicht vergessen in unseren Erinnerungen, die uns auch heute als wunderbarer Kraftquell geblieben sind.

 

Mein Vater hatte ganz besonders gute Beziehungen zu seinen Elchen, das bewies uns durch alle Jahreszeiten hindurch eine alte Elin, die ihm gegenüber große Anhänglichkeit bezeugte. Gelegentlich gab Vater sie für den „echten, ostpreußischen Waldesel“ aus, so dass einmal selbst Münchner Professoren vor solch einem „Esel“ die Flucht ergriffen, wobei die Schuhe im sumpfigen Boden steckenblieben. Der Elch gehört in meine kleine Kinderwelt, zu meinem Elternhaus und ganz besonders zu den Erinnerungen an meinen Vater.

 

Berlin ist eine Stadt mit Tempo und Eile, aber ihre Menschen haben offene Augen auch für kleine Dinge am Mantelkragen. Da saust ein Bus heran, die Leute drängen beim Aus- und Einsteigen. Ich stehe an letzter Stelle und habe wenig Aussicht, mit dem überfüllten Bus mitzukommen. Das Abfahrtssignal ist schon gegeben, da ruft der Schaffner mir noch schnell zu: „Na Marjellchen, willst noch mit?“ Der Bus hält und der Schaffner sorgt dafür, dass ich einen Platz finde. „Ik hab‘ dir an de Elchschaufel erkannt!“ berlinert er los, aber der Ton ist doch ostpreußisch. Unverdrossen tut er seinen Dienst im überfüllten Autobus. Manchem Meckerer nimmt er mit einem humorvollen Wort den Wind aus den Segeln. Dabei verliert er nie die Ruhe, und das lässt sich selbst der schnelle Berliner gerne gefallen.

 

Ein anderes Mal rettet mich ein Schaffner vor einer Strafe, die ich aus Unwissenheit beim Umsteigen beinahe auf mich gezogen hätte. Als ich den Bus verlasse, meint er: „Wir sind doch Ostpreußen und müssen immer zusammenhalten“. Die Elchschaufel trage ich nur am Sonntagsanzug!“

 

Beim Antritt meines Praktikums werde ich dem Rektor vorgestellt. Im Laufe des Gespräches bemerkt er meine Elchschaufel. „Na, da haben wir ja einen Experten für Ostpreußen erhalten! Sie können gleich in den 5. Klassen mit Ostpreußen beginnen. In Biologie müssen Sie den Kindern vom Elch erzählen, denn welcher Lehrer kennt diese Tiere aus eigener Anschauung!“ Der Anfang ist gut geglückt, und die Lektion über Ostpreußen verhilft zum weiteren Erfolg im Studium.

 

Besonders groß empfand ich die Hilfe meiner kleinen Elchschaufel während eines Krankenhausaufenthaltes. Ein entzündeter Blinddarm versteht keinen Spaß. Seine Entfernung ist nicht kompliziert, aber jeder Patient zeigt eine verschiedene Haltung angesichts einer kommenden Operation. Bei mir war schon seit meiner Kinderzeit die Spritze das ärztliche Schreckensgespenst. Diesem gefürchteten Gegenstand sollte ich nun mehrfach begegnen. Schwester Annegret war mir beim Auskleiden behilflich, wobei sich meine Elchschaufel aus dem Kragen löste und zur Erde fiel. Die Schwester hob sie auf und lächelte: „Na ja, auch ein Marjellchen wird vom Blinddarm geärgert!“ Dann erzählte sie von ihrem Vater, der ein echter Königsberger sei, und von ihren eigenen schönen Erinnerungen an diese Stadt. „Die ostpreußischen Menschen sind doch sehr hart in ihrer Natur, aber auch treu wie Gold!“ sagte sie. Nur ich vermochte in diesem Augenblick keine Härte zu zeigen, so erregt war ich. Aber um die Schwester nicht zu enttäuschen, raffte ich all meinen Mut zusammen. Der gute Wille war vorhanden, aber angesichts der Spritze siegte doch das schwache Fleisch. Während die Schwester zur Tat ansetzte, entschlüpften mir zwei unkontrollierte Sätze. Zuerst: „Schwester Annegret, sind Sie auch auf dem Oberteich Kahn gefahren?“, und dann gleich hinterher, ohne die Antwort abzuwarten: „Aber bitte, pieken Sie nicht so tief in meine ostpreußische Haut, die ist nämlich nicht mehr sehr hart!“ Da erschien auf ihrem Gesicht ein verschmitztes Lächeln und — die Spritze tat auch wirklich nicht weh. Die liebevolle Pflege der Schwester brachte mich nach der Operation bald wieder auf die Beine.

 

Während einer Reise in den Schwarzwald traf ich mit einer Mädchengruppe nachts auf dem Bahnhof einer kleinen Stadt ein. Verschlafen und müde schleppten wir unser Gepäck. Wir suchten die rettende Bahnhofsmission, aber wo mochte sie nur zu finden sein? An der Sperre saß ein freundlicher Beamter, der nach unserem Wohin zu so später Stunde fragte. „Na nu, Sie sind ja auch Ostpreußin“, sagte er dann plötzlich, als sein Blick auf meine kleine Nadel fiel. „Ich habe Sie nur an der Elchschaufel erkannt, denn im Dialekt hört man nichts Ostpreußisches mehr. Da sind wir ja Leidensgefährten“. Der Landsmann half uns dann die Bahnhofsmission suchen und die verschlafenen Mädchen unterbringen. Dankbar für seine Unterstützung verabschiedete ich mich von ihm.

So hat mir meine kleine Elchschaufel stets den Weg bereitet, manchmal noch ehe ich überlegt hatte, was zu tun sei. Mag dieser kleine Bericht, den ich noch durch weitere Erlebnisse füllen könnte, ein Aufruf an alle Landsleute sein: Ostpreußen erkennen sich an der Elchschaufel! Tragt die Elchschaufel, damit in uns die brüderliche Hilfsbereitschaft geweckt wird und wir im grauen Alltag einander mit Liebe und Verständnis begegnen, auch wenn uns unsere Namen nicht bekannt sind. Wir tragen alle gemeinsam die gleiche Not und die gleiche Sehnsucht nach unserer Heimat.

 

Seite 5   Steine, die zu uns reden (Foto)

Ein eindrucksvolles Beispiel für den Backsteinbau in unserer Heimat

In dieser Folge bringen wir in der Reihe: „Was bedeutet das?“ zu dem Buchstaben B einen Beitrag über den Backsteinbau. Wir alle haben die großartigen Backsteinbauten unserer Heimat vor Augen: die Marienburg, die Dome, die Burgen, — Zeugen einer großen Geschichte, zugleich aber auch Zeugnisse einer meisterlichen Baukunst.

 

Es gibt nur wenige Aufnahmen aus unserer Heimat, auf denen man die Wirkung des Backsteins, dieses aus der Erde unserer Heimat gewonnenen Baumaterials, so studieren kann, wie auf diesem Bild. Wir sehen jeden einzelnen Stein, wir sehen klar die Fugen, wir erkennen die Maße und die Anordnung der Steine. Die Aufnahme zeigt das Portal der Pfarrkirche des Dorfes Balga. Auf der in das Frische Haff vorspringenden Landzunge stand die Komtursburg Balga, die ein wichtiger Verwaltungssitz des Deutschen Ritterordens war, und in dem nahe gelegenen Dorf wurde von 1320 bis 1330 die Pfarrkirche erbaut. Ein kunstvolles Zierband aus gebranntem Ton umschließt rahmenförmig den Eingang zum Gotteshaus und lenkt so das Auge auf die Pforte, die zum Besuch der Kirche einlädt. Durch die aufwärts strebende Spitzbogenform und die tiefen Kehlungen ist die Pforte gegliedert; die kleine Treppe ist in die wundervolle architektonische Gesamtwirkung einbezogen. Auch das oben sichtbare Abschlussband und die seitlich angesetzten spitzbogigen Blenden lockern die Schwere des Baukörpers auf. Dieses eine Beispiel schon — man könnte ihm viele andere anfügen — zeigt, welche eindrucksvollen Wirkungen man mit dem Backstein erzielen konnte. Aufnahme: Helmut Wegener

 

Seite 5, 6   Wiedersehen mit Heini

Von Otto Ollech

Die Häuser sehen alle gleich aus. Zweistöckig, große Fenster, immer die gleichen Hausnummern: 68a, 68b, 68c . . . Dazwischen Grünanlagen von säuberlich gezogenen Gehpfaden aufgeteilt. Neben einem Eingang ein weißes Emaille-Schild: „Heimleiter“.

 

Ich bin allein. Ich warte auf Heini. Der junge Mann, der mir sein Zimmer als Aufenthaltsraum überlassen hat, sagte, es könne nicht mehr lange dauern, die Mittagsschicht sei um vier Uhr zu Ende.

Draußen beginnt es nieselnd zu regnen. Die Fördertürme sind nicht zu sehen.

 

Dreizehn Jahre sind es nun schon her, seit der Heini und ich zusammen gespielt haben. Wie mag er jetzt wohl aussehen? Als wir flüchteten, war er zwölf Jahre alt, da muss er jetzt also fünfundzwanzig sein. Es heißt, er gehe am Stock. Ob er wohl im Kriege … ? Wahrscheinlich ist es aber ein Unfall gewesen. Hier im Bergbau geschieht derlei ja nicht selten Und ein Pechvogel war der Heini auch schon immer.

 

Als er sich mal bei einer Rauferei ein Bein gebrochen hatte, nahm ihn meine Mutter zu uns ins Haus. Ich glaube, ich ging damals noch nicht in die Schule. Der Heini aber hatte schon ein Lesebuch, und so konnte ich jeden Tag zu ihm ans Bett kommen und die Bilder betrachten. Manchmal spielten wir auch mit alten Münzen.

 

Leicht hat der Heini es in seiner Kindheit nicht gehabt. Wenn irgendwo von Kindern etwas angestellt worden war, hieß es schnell: „Das war der Heini!“ Wenn es im Klassenzimmer schlecht roch: „Zurawski ... raus!“ Waren dem Lehrer einmal die Bienen fortgeflogen, dann bekam der Heini „Senge“.

Heinis Vater ist schon früh gestorben. Ich kann mich nur noch schwach an ihn erinnern. Heinis Mutter wurde in unserem Dorf die „alte Zurawska“ genannt. Sie hat schwer arbeiten müssen, um ihn und seine Schwester, die Klara, durchzubringen.

 

Es war gut, dass der Heini für sein Alter groß und stark war, denn so konnte er mir, die Jungens, aus Warchallen, besser vom Leibe halten, wenn sie mich, den Ottek, hauen wollten. Es war aber schlecht, dass er fast drei Jahre älter war als ich, weil ich deshalb im Ringkampf immer gegen ihn verlor. Das erfüllte mich oft mit Groll. Maßlos wütend konnte ich werden, wenn er mich in den „Schwitzkasten“ genommen hatte. Manchmal trat ich ihm danach mit aller Kraft gegen das Schienbein und lief weg. Aus sicherer Entfernung rief ich dann: „Schmieling! Schmieling!“ Das bedeutete in unserer Aussprache „Schmeling“ und war sein Spitzname, der ihn besonders ärgerte.

 

Nach so einem Vorfall waren wir dann meistens einen Tag lang verzankt Ich lief zum Hanzek (das ist die masurische Bezeichnung für Hans oder genauer Hänschen) oder zur Käte spielen. Die Käte, das war meine Freundin. Ich liebte sie sehr und verprügelte sie oft, was sie geduldig ertrug, denn sie war ein Jahr jünger als ich. Ihre um zwei Jahre ältere Schwester Renate war nicht so sanftmütig. Im Schutze ihrer Hofumfriedung konnte sie unermüdlich, dichtend und singend zugleich, höhnende Spottlieder über mich darbringen: „Ottek ... popotek, Ottek ... popotek …“

 

So ging unsere Zeit dahin. Winter, Sommer, Winter, Sommer und wieder Winter.

 

Am 20. Januar 1945 spielten wir Jungen zum letzten Mal miteinander. Wir genossen diesen letzten Tag unserer Kindheit, während sich ringsum die Welt der Erwachsenen auflöste. Die Sonne schien frühlingshaft aus einem fast wolkenlosen Himmel, loser Pulverschnee wehte bei jedem Windhauch über die kristallige Kruste der Schneedecke, die über den Wiesen und Feldern lag. Auch der See war mit einem glänzenden Mantel aus Schnee bedeckt, der vor einigen Tagen gefallen war. Flugzeuge kämpften in der Luft. Am Horizont standen Rauchsäulen brennender Gehöfte. Das Geschützfeuer, das von der Grenze her zu hören war, dröhnte etwas stärker als in den letzten Tagen. Am Nachmittag kamen Soldaten in das Dorf.

 

Als der Abend zu dämmern begann, fing es an zu schneien, und ein scharfer Wind kam auf. Unsere Wagen waren schon gepackt. Meine Cousins holten uns mit dem Schlitten ab. Beim Abfahren schwang sich der Heini auf ein Trittbrett und fuhr bis zu Böttchers mit, dann sprang er ab. Er winkte hinter uns her, aber ich konnte nicht wiederwinken, weil ich so fest in Pelz und Decken gewickelt war. Die Fahrbahn machte eine Biegung, und der Heini verschwand im Schneegestöber.

 

Ja, und jetzt sitze ich hier in einem Zimmer eines Bergmannsheims mitten im Ruhrpott und warte auf ihn. Es wird jetzt lebendig im Hause. Schritte auf dem Korridor. Die Mittagsschicht scheint zu Ende zu sein. Jemand kommt ins Zimmer. Es ist der andere Zimmerbewohner. Die Bergleute wohnen hier zu zweien auf einer Stube.

 

Wir unterhalten uns. Ich erkläre dem anderen den Grund meines Hierseins. Der andere schaut durchs Fenster, plötzlich ruft er: „Da kommt er ja!“ Ich kann aber nichts mehr sehen, der Heini ist schon im Hauseingang verschwunden. Der andere eilt auf den Flur hinaus und ruft: „Heinrich, du hast Besuch, da möchte dich einer sprechen!“ Langsam gehe ich ihm nach. Im Dämmerlicht des Korridors sehe ich den Heini stehen. Ein breites gutmütiges Gesicht unter einem verbeulten Hut. Kohlenstaubreste kleben in den Wimpern und umrahmen den etwas verlegenen und unsicher fragenden Blick der hellen Augen. In der Linken ein Krückstock, der mich gleich an den Spazierstock unseres Lehrers erinnert.

„Guten Tag, Herr Zurawski“. Ich mache aus Verlegenheit eine kleine Verbeugung, während ich schnell hinzufüge: „Kennst mich nicht?“ Der Heini schüttelt den Kopf. „Ich bin der Otto, der Otto Ollech!“ Der Heini, schnappt mehrmals nach Luft, so wie er es in der Schule immer tat, wenn er ein Gedicht aufsagen sollte, das er nicht gelernt hatte.

 

Jetzt lächelt er ein wenig: „Nee, nee ... ja, komm‘ doch ‚rauf‘!“ Und er geht die Treppe hinauf zum ersten Stock. „Ich hab dich doch gar nicht erkannt, hast dich ja herausgemacht!“

Ich weiß nicht recht, was ich sagen soll, und murmele was von „na ja, lange Zeit nicht gesehen …“ Es ist doch alles anders, als ich es mir gedacht hatte. Damals waren wir Kinder, jetzt sind wir Männer, die Hüte tragen.

 

Der Heini hat einen Plattenspieler. Mir zu Ehren legt er nun einen ganzen Stapel auf. Der Lautsprecher erzittert leicht beim Rhythmus eines Marsches. Soldatenlieder, dazwischen auf einmal eine Heimwehschnulze. Ich bin froh, als wieder ein Marsch losdröhnt. Wenn so ein Marsch auch etwas laut ist, so stellt er wenigstens keine albernen Fragen und gibt keine platten Antworten.

Wir gehen in ein Gasthaus. Dort können wir uns vielleicht gemütlicher unterhalten. Wir trinken Bier. Ich genehmige mir vorher einen Doppelkorn, denn ich bin etwas erkältet. Als wir die Gläser absetzen, sagt der Heini: „Den Otto Ollech kenne ich noch, wenn es ihm auf dem Eis zu kalt wurde, fing er an zu brüllen“. Ich merke, dass er sich jetzt fürchtet, er könnte mich durch diese kleine Fopperei verletzt haben. Lächelnd antworte ich im masurischen Dialekt: „Dass dich der Deiwel …“ Ich frage: „Kannst du noch etwas masurisch?“ Er schüttelt den Kopf: „Paar Wörter noch, das meiste habe ich vergessen“. Dann tauschen wir unsere Erlebnisse aus.

 

Der Heini erzählt, wie sie damals vier Stunden später als wir lostreckten. Sie fuhren mit Posdziechs zusammen. Ich notiere mir die Stationen seiner Flucht: durch Ostpreußen, dann Westpreußen, Dänemark, Lager, Lager und wieder Lager, dann Westdeutschland. Hier wurde Heinis Mutter vom Auto überfahren. Die Klara heiratete, und der Heini war nun allein. Er hat alle möglichen Arbeiten gemacht. Beim Bauern, bei der Luftschaukel, schließlich landete er im Bergbau. Bald hatte er einen Unfall. Sein linkes Bein blieb verkrüppelt. Achtzig Mark Rente.

 

„Kannst du nicht was anderes machen?“ fragte ich. „Sicher, aber es ist nur die Frage, ob ich woanders überhaupt ankomme“. Er sagt das so nebenbei. Meine Frage kommt mir selber albern vor.

Es ist schon spät, als wir aufstehen. Wir haben viel getrunken, sind aber dennoch nicht lustig oder beschwingt.

 

Der Heini, besteht darauf, die Zeche allein zu tragen. Er hat gemerkt, dass ich mich im Augenblick in einer Klemme befinde.

 

Zum Abschied steckt er mir noch ein Paket Zigaretten in die Rocktasche. Wir schütteln uns die Hände und sagen „mach‘s gut“ zueinander und „kannst mich ja mal wieder besuchen oder schreib‘ wenigstens“.

 

Es nieselte immer noch. Ich schlage den Mantelkragen hoch. Mir ist kalt. Die Straßenbahn kommt noch nicht. Es ist mir gleichgültig.

 

Später sitze ich fröstelnd im Zuge. Ich will mir eine Zigarette anzünden, in meiner Rocktasche finde ich ein Fünfmarkstück, es war vorher nicht da.

 

Ich zittere vor Kälte, aber weinen darf ich ja nicht mehr.

 

Seite 6   „Fliegende Untertassen“ über Itzehoe

Foto: Dietrich Grohnert mit seiner „fliegenden Untertasse“

Dietrich Grohnert, Itzehoe (Holstein), Wilhelmstraße 8, den Ihr ja schon von seinem schönen Bericht über den Flugmodellbau in einer unserer Jugendbeilagen kennt, berichtet hier über eine „Fliegende Untertasse“, die er selber konstruiert und gebaut hat. Wer hat Lust, es selber einmal mit dem Bau von Flugmodellen zu versuchen? Dietrich ist gerne bereit, etwaige Fragen zu beantworten.

 

„Fliegende Untertassen“! Wahrheit oder Einbildung? Vor noch nicht allzu langer Zeit wurde fast die ganze Welt durch Berichte über „fliegende Untertassen“ in Atem gehalten. Die Bezeichnung „Fliegende Untertasse“ kommt aus Amerika. Ein Reporter veröffentlichte einen Bericht in seiner Zeitung, in dem er diese Flugobjekte „flying saucers“ nannte, was wörtlich übersetzt „Fliegende Untertasse“ heißt. Diese Bezeichnung ist beinahe volkstümlich geworden. Die Wissenschaftler und Fachleute aber sprechen nur von „UFOS“, von unbekannten Flugobjekten.

 

Nach vielen Beobachtungen sollen diese „Untertassen“ kreisrund und flach sein. Durch Drehbewegung des äußeren Ringes bewegte sich dieses „Flugzeug“ vorwärts, rückwärts und sogar mit großer Geschwindigkeit nach oben und unten. Da ich lange nichts mehr von diesen Sachen gehört habe, weiß ich nicht, wie weit man in dieses Geheimnis eingedrungen ist. Die schnellste „Untertasse“, deren Geschwindigkeit je gemessen worden ist, raste mit etwa 60 000 km/h in Sekundenschnelle von Horizont zu Horizont. Ich glaube fest, dass es möglich ist, eine solche „Untertasse“ zu bauen. Natürlich würden mit unseren Antriebsverfahren niemals diese enormen Geschwindigkeiten erzielt werden können.

 

Um einmal einen anderen Weg in der Konstruktion meiner Modelle zu gehen, habe ich vor etwa zwei Jahren eine „fliegende Untertasse“ konstruiert und gebaut. Da dieses Modell durch seine äußere Form wenig Luftwiderstand hatte, versprach ich mir gute Geschwindigkeiten, trotz des kleinen Motors, den ich verwendete. Es war eine WEBRA 1,5 cm³ Motor, der eine Leistung von 0,18 PS hat. Die „Untertasse“ musste also sozusagen für den Motor gebaut sein.

 

Zunächst entstand dieses neuartige Modell nur auf dem Papier. Es musste genau berechnet werden, was einige Zeit in Anspruch nahm. Jedoch als alles fertig war, konnte ich den Bau vorbereiten. Wie bei allen anderen Modellen, so habe ich auch hier Balsaholz — wegen des geringen Gewichtes — verwendet. Der Aufbau ist ziemlich einfach. Aus Sperrholz habe ich zunächst einen Kreis ausgesägt, der 36 cm Durchmesser hat. In diesen Kreis werden die vorher gezeichneten (gestrakten) Rippen eingesetzt. Die beiden Rippen für den Motorträger mussten natürlich etwas stabiler sein als die übrigen. Darum habe ich sie aus 3 mm-Sperrholz gebaut. Zwischen diesen Rippen wird der Motorspant eingebaut, der den Motor festhält. Nachdem alle Rippen eingebaut sind, wird das ganze Modell mit 1 mm dünnem Balsa beplankt. Durch die Rippen auf der linken Seite werden die Steuerdrähte hindurchgeführt. Diese laufen über ein Segment, ein dreieckiges Blech, weiter über einen Draht zum Ruder. Werden nun die Steuerdrähte abwechselnd gezogen, so kann das Modell hoch und tief fliegen. Nachdem der Bau vollendet ist, wird das ganze Modell mit einem Schutzlack überzogen, damit die Auspuffreste des Motors nicht das Holz und die Leimstellen zerstören. Da der Aufbau ja sehr einfach ist, nimmt die Arbeit ungefähr 25 Stunden in Anspruch, während ein anderes Modell etwa fünfzig bis sechzig Stunden zur Vollendung braucht.

 

Nachdem alles fertig war, kam der Tag des ersten Starts. Auf einer Wiese bereiteten mein Kamerad und ich den Start vor. Die Steuerleinen wurden angeschlossen, das Modell aufgetankt. Dann begab ich mich zum Steuergriff, voller Spannung und Unruhe. Auf ein Zeichen wurde der Motor angeworfen. Dann ging es los! Zuerst wusste ich mir gar nicht zu helfen. Das Modell stieg steil auf, und als ich Gegenruder gab, lag es auch schon auf der Erde. Aber wegen seiner einfachen und stabilen Bauart kann es schon mal einen Ruck vertragen. Wir versuchten es ein zweites Mal. Jetzt klappte es! Die „Untertasse“ fegte nur so im Kreise herum. Als der Motor aussetzte, landete sie glatt auf dem Rasen. Bei weiteren Probeflügen stellte sich heraus, dass die Maschine äußerst wendig und schnell war. Die Geschwindigkeit haben wir ungefähr 97 km/h ausgerechnet. Ich habe aber später bei gutem Wetter sogar 105 km/h erreicht, was als ungewöhnlich schnell zu bezeichnen ist, wenn man von Rennmodellen absieht, die sogar über 150 km/h fliegen.

 

Dieses Modell ist aber kein naturgetreuer Nachbau einer „flying saucer“, denn das würde in meinem Falle zu Schwierigkeiten in der Steuerung führen. Aber es gibt freifliegende „Untertassen“, die sich nach dem Prinzip der „UFOS“ fortbewegen. Ich möchte nochmals behaupten, dass es in der Praxis, das heißt im großen, möglich wäre, solche Flugzeugtypen zu entwickeln, die wesentlich höhere Geschwindigkeiten erreichen würden als unsere bisherigen Flugzeuge.

 

Seite 6   Unsere Briefecke:

„Ist das Ostpreußenblatt da?“

Ilse Wohlgemuth, aus dem Kreis Elchniederung, jetzt wohnhaft in Magnivray, Frankreich, schreibt uns:

 

„Liebes Ostpreußenblatt! Ich lese gerne Ihre Zeitung, besonders die Beilage „für junge Ostpreußen“ interessiert mich. Am Montag, wenn ich aus der Schule nach Hause komme, lautet meine erste Frage: „Ist das Ostpreußenblatt da?“ Ich blättere es schnell durch, um dann das zu lesen, was mich am meisten interessiert. Es ist die einzige Zeitung, die ich jetzt lese, da ich im Juni mein Abitur mache und viel zu lernen habe. In der Schule habe ich es schwerer gehabt als andere Kinder. Mit acht Jahren bin ich 1949 nach Frankreich gekommen. Drei Jahre später machte ich meine Prüfung fürs Gymnasium und bestand sie mit „sehr gut“. Ich blieb daher aber mit vielem anderen zurück und musste es in späteren Jahren nachholen.

 

Als ich noch ein kleines Kind war, wollte ich immer Lehrerin werden. Einen besonderen Grund zu dieser Neigung hatte ich gar nicht. Aber seit wir nun in Frankreich wohnen, habe ich den Entschluss gefasst, wirklich Lehrerin für Deutsch an einem Gymnasium zu werden. Jetzt fühle ich es fast als meine Pflicht Deutschland gegenüber, den Franzosen die deutsche Sprache näherzubringen. Erstens kann ich dann selber oft in meiner Muttersprache sprechen, aber zweitens möchte ich auch, dass alle deutschen und französischen Menschen sich gut verständigen können und keinen Hass gegeneinander fühlen. Vor allem würde ich allen Kindern im Unterricht meine ostpreußische Heimat nahebringen. Ich würde sie nicht nur die deutsche Sprache lehren, sondern auch deutsche Sitten, Gebräuche und Lieder, damit sie Deutschland lieben lernen wie ihr eigenes Land. Ich hoffe, dass sich dieser Wunsch und meine Sehnsucht eines Tages erfüllen …“

 

Frau Ida Dahlke, Hamburg-Bahrenfeld, berichtet in einem langen Brief über die Erinnerungen, die ein in der Jugendbeilage veröffentlichtes Bild in ihr wachgerufen hat. Sie schreibt u. a.:

 

„Schon manches Mal hatte ich mir das Schreibzeug zurechtgelegt, um auf diesen oder jenen Artikel zu antworten. Doch dann packte ich es allemal wieder hübsch fort, denn ich sagte mir: wenn jeder so spontan seine Gedanken zu Papier bringen wollte, um sie Dir, liebes Ostpreußenblatt, zu schicken, — du lieber Himmel, dann hättest Du was zu tun! Heute aber wird nichts weggepackt! Ein Bild in der Jugendbeilage hat nicht nur mich, sondern unsere ganze Familie erfreut und gefesselt. Es war das Bild vom Gasthaus Zeise in Pickeln, dem Elternhaus von Hildegard Zeise, die über ihre Kindheitserinnerungen geschrieben hatte.

 

Wohin mag der Wind all die Mädchen und Jungen aus Pickeln verstreut haben? Da fällt mir wieder ein kleines lustiges Erlebnis ein. Ein richtiger ostpreußischer Winter war‘s. Es gab Frost und Schnee und Eis, dass es nur so krachte. Wir saßen in der warmen Schulklasse. Oh ja, Lehrers Hannchen wusste, wie man einen so großen Raum warm bekommt! Der Sturm tobte und spielte mit den großen Flocken vor dem Fenster. Gesang stand auf dem Stundenplan. Wenn auch nicht gerade schön, aber laut und andächtig sangen wir gerade das alte Volkslied „Am Brunnen vor dem Tore“. Da fuhr in Richtung Dorf ein dunkelgrüner Schlitten mit einem herrlichen Fuchs bespannt vorüber. Angeregt durch das Bimmeln des Glöckchens gingen alle Blicke, trotz Gesang, nach draußen, durchs Fenster.

 

„ ... Der Hut flog mir vom Kopfe …“die nächsten Worte gingen unter im schallenden Gelächter. Verwundert legte unser Lehrer seine Geige auf den Tisch. Er tobte nicht. Er fragte nur ganz besonders harmlos, was es dabei zu lachen gäbe. Die Mädchen kicherten verstohlen. Und zwei von den Jungens berichteten: Gerade ist der Herr Gr. aus K. mit seinem Schlitten vorbeigefahren, und eben in dem Moment, wie wir das mit dem Hut sangen, hat ihm der Sturm den Hut vom Kopf geweht! Unser Lehrer musste nun auch über dieses komische Zusammentreffen lachen . . .

 

Ja, diese und viele andere Erinnerungen hat das Bild in mir wachgerufen. Es gäbe noch so viel zu erzählen. Vor allem für die Jugend. Einen Gruß an die ehemaligen Pickler möchte ich noch anschließen …“

 

Seite 6   Wir wollen Freude bereiten.

Vor kurzem brachten wir in der Jugendbeilage Bilder vom fröhlichen Kinderkreis von Frau Erika Draheim aus Pforzheim. Jetzt erreichte uns ein Brief von Heidrun Jerzambeck, die dem Kreis seit einigen Jahren angehört. Aus dem kleinen Kinderkreis ist inzwischen eine große Gruppe geworden. Die musikalisch Begabten gehören einem neugegründeten Kinderchor an und sind mit viel Begeisterung dabei. Was Heidrun schreibt, gilt auch für die anderen Kinder; sie alle sind glücklich, einer solchen schönen Gemeinschaft anzugehören, weil sie sich selbst das Ziel gesetzt haben, mit ihrem Basteln und Singen, anderen, Freude zu bereiten.

 

Heidrun schreibt: „Ich bin ein Kind unseres schönes ostpreußischen Landes. Mein Geburtsort ist die alte Garnisonstadt Osterode. Leider weiß ich nicht allzu viel über meine Heimat, denn als ich erst zehn Monate alt war, musste meine Mutti mit mir aus Ostpreußen flüchten. Mein Vater war inzwischen in englische Gefangenschaft geraten, und so blieben wir in Chemnitz in Sachsen. Als wir dann aber die Nachricht erhielten, dass mein Vater wieder frei und in Schleswig-Holstein wäre, zogen wir dorthin. In Rellingen, in der Nähe von Hamburg, verbrachte ich die nächsten Jahre meiner Kindheit. Im Jahre 1949 bekam ich noch ein kleines Schwesterchen, es heißt Monika.

 

Ich war schon immer sehr musikliebend, und mein größter Wunsch war, wenn ich jemanden musizieren hörte, es doch auch einmal so zu können. Dieser Wunsch sollte jedoch erst später erfüllt werden. Im Oktober 1953 siedelten wir nach Pforzheim über. Hier lernten wir durch einen kleinen Zufall eine Ostpreußin kennen. Sie wusste so munter und lustig von unserer Heimat zu erzählen, dass ich ihr immer gerne zuhörte. Einmal erzählte sie uns auch von ihrer Tochter, die immer mit vielen Kindern aus aller Welt musizieren würde. Ich saß mit großen Augen dabei und hörte wie gebannt zu. Als meine Mutter das bemerkte, fragte sie, ob denn da jeder in diesen Kreis kommen könne. „Selbstverständlich!“ erwiderte die Landsmännin, „da kann jedes Kind kommen!“ Ich war nun gleich Feuer und Flamme. Meine Mutti kaufte mir eine Flöte, weil ich ja nun zu der Flötengruppe gehören sollte. Es waren viele Anfänger dabei, aber weil wir gut vorankamen, konnten wir schon bald etwas vorführen. Es brachte mir immer großen Spaß, in der fröhlichen Runde zu singen und zu flöten. Da waren Kinder aus Ost- und Westpreußen, aber auch aus anderen Teilen Deutschlands. Sie alle sangen immer aus frischer Kehle in der Wohnung von Frau Draheim, so dass die Nachbarn bald schmunzelnd nachsummten. Oft bastelten wir auch. Es wurde uns nie langweilig! Jetzt kann ich zwar nicht mehr so oft in dem fröhlichen Kinderkreis mitmachen, da ich zu wenig Zeit habe, aber trotzdem gehe ich doch immer noch ab und zu gerne hin. Heute bin ich Frau Draheim sehr, sehr dankbar, denn sie war es, die meinen größten Wunsch nach Musikunterricht erfüllt hatte …“

 

Seite 6   Was bedeutet das?

In der vorletzten Jugendbeilage, die in Folge 11 erschien, begannen wir mit dieser Reihe. Für Ostpreußen charakteristische Begriffe, die sich aus dem geschichtlichen Werden herleiten, werden erläutert. Der erste Beitrag war eine Darstellung über den Sinn des Albertus.

 

Backsteinbau

Das dauerhafteste sichtbare Zeugnis der Kultur eines Volkes sind seine Baudenkmäler. Die Pyramiden der Ägypter und die Tempel der Griechen bieten überzeugende Beispiele. Zu allen Zeiten wurde die Baukunst durch zwei wichtige Faktoren beeinflusst: durch das Klima und durch die im Lande vorhandenen Baumaterialien. Viele unserer jungen Landsleute haben bewundernd zu den großen Domen in Westdeutschland — etwa dem Kölner Dom, dem Ulmer oder dem Freiburger Münster — aufgeschaut. Diese gewaltigen Bauten sind aus Sandstein errichtet worden, der sich vorzüglich für Bausteine und zu Bildhauerarbeiten eignet.

 

In Ost- und Westpreußen gibt es keinen Sandstein, nur Feldsteine, die lediglich für Fundamente verwandt werden konnten. Hier wurde in geschichtlicher Zeit der künstliche Stein, der aus Ton und Lehm geschaffene, der Backstein, zum wichtigsten Baustoff. Die Baumeister des Deutschen Ritterordens und der Bischöfe haben aus diesem an sich spröden Material Burgen und Dome geschaffen, die zu den größten architektonischen Leistungen des Mittelalters gehören. Wir sind stolz auf diese herrlichen Bauten.

 

Der Name Backstein ist leicht zu erklären, wurden doch diese Steine in des Wortes wahrster Bedeutung in Brennöfen „gebacken“. Diesem „Backen“ ging das Streichen, Formen und Trocknen der Steine in sogenannten Ziegelscheunen voraus. All das spielte sich an der Stelle ab, an der man Ton oder Lehm gefunden hatte. Für die Befeuerung der Feldöfen brauchte man große Mengen von Brennholz, die auf Bauernwagen herangefahren wurden, und das machte wiederum die Anlage von Wegen notwendig.

 

Die heute gebräuchlichen Industrie-Ziegel werden mit Hilfe von Maschinen und in besonders konstruierten Öfen erzeugt. Mit diesen Ziegeln lassen sich die mittelalterlichen Backsteine nur bedingt vergleichen. Sie waren auch weit größer und im „Klosterformat 9 mal 15 und 32 Zentimeter gehalten.

Bei der Betrachtung eines Bildes der Marienburg bewundert man die großzügige Anlage und die edle Architektur. Eine ebenso ungeheure Leistung wie die Ausführung der Bauten war unter den damaligen Verhältnissen aber auch die Herstellung des Baumaterials. Nach einer Berechnung von Schlossbaumeister Schmidt waren für die Marienburg insgesamt 4,5 Millionen Backsteine für die Mauern und Dachziegel zur Bedeckung notwendig.

 

Durch mancherlei Zuordnungen, wie Strebepfeiler und Friese, Nischen und Spitzbogen und durch den Wechsel zwischen hellen und dunkler getönten Backsteinen erzielten die alten Baumeister eine Auflockerung des Baukörpers. Den schönsten architektonischen Schmuck im Innern der Räume boten weitausschwingende Sterngewölbe. Als die großartigsten Backsteinbauten in unserer Heimat gelten neben der Marienburg die Dome von Frauenburg, Königsberg und Marienwerder sowie die Burgen Heilsberg und Lochstädt. Die alten schönen Landkirchen aus der Ordenszeit fügten sich in die Eigenart der Landschaft. Selten nur ist ein solch harmonischer Zusammenhang von Menschenwerk und Landschaft erreicht worden wie in unserer Heimat.

 

Seite 7, 8   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Heimattreffen

18. Mai: Mohrungen, Kreistreffen in Gießen, Saalbau, Liebigstraße.

Pr.-Holland, Kreistreffen in Hagen, Parkhaus im Stadtgarten.

Lötzen, Kreistreffen in Hamburg, Elbschloßbrauerei.

Osterode, Kreistreffen in Berlin-Charlottenburg. Boenkes Festsäle, Königin-Elisabeth-Straße 41 – 45.

24. bis 26. Mai: Elchniederung, Hauptkreistreffen in Nordhorn, Stadthalle, Neuenhauser Straße.

25. Mai: Schloßberg, Kreistreffen in Berlin, Reinickendorfer Festsäle, Alt-Reinickendorf 32.

1. Juni: Königsberg-Stadt. Haupttreffen in Hamburg, Ernst-Merck-Halle.

Osterode. Jahreshaupttreffen in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei.

Tilsit-Ragnit und Tilsit-Stadt, gemeinsames Hauptkreistreffen in Hannover, Wülfeler Biergarten.

Bartenstein. Kreistreffen in Rendsburg.

8. Juni: Insterburg, Stadt und Land, gemeinsames Hauptkreistreffen in der Patenstadt Krefeld, Niederrheinhalle.

Allenstein-Stadt und -Land. Kreistreffen in Hamburg, Winterhuder Fährhaus.

Gerdauen. Kreistreffen in Hannover, Gaststätte Schloßwende, Königsworther Platz.

Johannisburg. Kreistreffen in Hannover, Kurhaus Limmerbrunnen.

Schloßberg, Hauptkreistreffen in Winsen (Luhe), Schützenhaus.

Pr.-Eylau, Heiligenbeil, Königsberg-Land, Fischhausen, Labiau, Kreistreffen in Stuttgart-Feuerbach, Gaststätte Freizeitheim.

14. und 15. Juni: Angerapp. Hauptkreistreffen in Mettmann.

Gumbinnen. Hauptkreistreffen und Jugendtreffen in Bielefeld.

Angerburg. Hauptkreistreffen in Rotenburg/Hannover.

15. Juni: Mohrungen. Kreistreffen in Hannover.

Ebenrode. Kreistreffen in Essen-Steele. Stadtgarten-Saalbau.

Goldap. Kreistreffen in Hannover, Kurhaus Limmerbrunnen.

17. Juni: Landestreffen Schleswig-Holstein in Neumünster, Holstenhalle.

Mohrungen. Kreistreffen, im Anschluss an das Landestreffen in der Gaststätte der Holstenhalle.

22. Juni: Neidenburg. Kreistreffen in Hannover.

Wehlau. Hauptkreistreffen in Syke (Niedersachsen).

Lötzen. Kreistreffen in Essen-Steele. Stadtgarten-Saalbau.

29. Juni: Osterode. Kreistreffen In Herne. Kolpinghaus.

Lötzen. Kreistreffen in Mannheim, Rosengarten/Friedrichsplatz.

Königsberg-Stadt

 

Unser Wiedersehen am 1. Juni In Hamburg

Liebe Königsberger Landsleute! Seit Mitte Februar rufen wir Sie zu unserem zehnten Treffen am 1. Juni nach Hamburg.

Aus gegebener Veranlassung weisen wir ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei dieser Veranstaltung um ein Treffen auf Bundesebene handelt, das nach zweijähriger Pause wieder in Hamburg stattfindet. Es wird das einzige Treffen in diesem Jahr sein, erwartet werden rund zehntausend Landsleute aus allen Gegenden der Bundesrepublik und aus Berlin.

 

Wir haben unser Bundestreffen fast in jeder Ausgabe unseres Ostpreußenblattes angekündigt und in der letzten Ausgabe eine ausführliche Vorschau auf das Programm des Tages gebracht. Ferner machten wir aufmerksam auf Fahrpreisermäßigungen. Gemeinschaftsfahrten, Sondertreffen usw. und gaben Hinweise für Teilnehmer aus der sowjetisch besetzten Zone. Wir begnügen uns daher heute mit folgenden Ergänzungen:

 

Gemeinschaftsfahrten

Als weitere Meldestelle wird uns aufgegeben:

Celle: W. Gramsch, Celle, Waldweg 83, Tel. 47 34.

Alle Landsleute aus Celle und Umgebung, die sich an einer verbilligten Gemeinschaftsfahrt nach Hamburg beteiligen möchten, werden gebeten, sich bis zum 20. Mai bei W. Gramsch anzumelden. Der Fahrpreis beträgt 8 DM.

 

Sondertreffen

Eine Zusammenstellung aller bisher gemeldeten Sondertreffen bringen wir in der nächsten (Pfingst-) Ausgabe. Sollten noch weitere Zusammenkünfte vorgesehen sein, bitten wir um umgehende Meldung, damit wir den Landsleuten, die solche Sondertreffen durchführen, noch geeignete Lokale zuweisen können.

 

Quartierwünsche

Quartiere können in beschränktem Umfange vermittelt werden. Bei entsprechenden Anfragen ist genauestens anzugeben, für welche Nächte (Datum!) und für wieviel Personen (Dame, Herr) und in welcher ungefähren Preislage Unterkunft gewünscht wird.

Kreisgemeinschaft Königsberg-Stadt, Hamburg 39, Himmelstraße 38

 

Haberberger Mittelschulen

Rektor Eduard Schinnagel gestorben

Am 12. April 1958, starb Rektor i. R., Eduard Schinnagel, im 97. Lebensjahre zu Wahlscheid im Siegkreis, Bezirk Köln. Er ist in West-Berlin auf dem Städtischen Friedhof in Britz, Koppelweg, bestattet worden. — Rektor Schinnagel wurde am 6. Mai 1861 im Kreis Gumbinnen als Sohn eines Lehrers geboren. Von 1882 bis 1887 war er Lehrer in Walterkehmen im Kreis Gumbinnen. Danach wirkte er als Lehrer und Rektor in Königsberg. Von 1906 bis 1926 war er Rektor der Haberberger Mittelschulen auf dem Alten Garten. Bei Kriegsende wohnte er in Thiergart bei Elbing. Von 1945 bis 1946 wurde er in einem pommerschen Dorf von der polnischen Verwaltungsmacht festgehalten. Er lebte dort unter entbehrungsreichen und bedrückenden Umständen. Ende 1946 kam er in die Bundesrepublik.

 

Rektor Schinnagel war Mitverfasser des Buches: Schinnagel-Schmitz, „Lehrbuch der englischen Sprache für Mittelschulen und verwandte Anstalten, Verlag Moritz Diesterweg, Frankfurt a. M. Die ersten Auflagen erschienen etwa 1910 unter dem Verfassernamen Cliffe-Schinnagel; die zehnte Auflage wurde 1926 herausgegeben. Das Buch wurde in Schulen in Ostpreußen, in Berlin und in Westdeutschland verwendet. Die im Besitz der Familie befindlichen Exemplare dieses Buches wurden durch Kriegseinwirkungen vernichtet, desgleichen die Bestände beim Verlag. Besitzer des Buches werden gebeten, es dem Sohn des Verstorbenen für das Familienarchiv käuflich zu überlassen, seine Anschrift lautet: Arthur Schinnagel, Berlin-Britz, Dörchläuchtingstraße 33.

 

Friedrichskollegium

Am 3. März 1933 hatten siebzehn frohe Schüler ihr Abitur bestanden. Aus Anlass der 25. Wiederkehr des Examens trafen sich in Göttingen sechs Kon-Abiturienten. Weitere Klassenkameraden werden gebeten, sich bei Dr. Burdenski, Hamburg-Fuhlsbüttel, Im grünen Grunde 4a, zu melden.

 

Yorck-Schule

Rektor Wohlgemuth im Ruhestand

Der letzte Leiter der Yorckschule in Königsberg, Rektor Emil Wohlgemuth, ist nach vierundvierzigjähriger Lehrtätigkeit in den Ruhestand getreten. Er wurde 1893 in Woydiethen im nördlichen Samland als Sohn eines Landwirts geboren. Seine Ausbildung erhielt er auf der Präparandenanstalt in Königsberg und auf dem Seminar in Waldau. Während der Karpatenkämpfe 1915 wurde er schwer verwundet. Von Zimmerbude am Frischen Haff, wo er seit 1916 als Lehrer tätig war, wurde er 1919 an die Präparandenanstalt in Königsberg berufen. Nach bestandener Mittelschullehrerprüfung wirkte er als Heeresfachschulleiter in Allenstein. Er unterrichtete dann an der Mittelschule in Gerdauen. Im Alter von dreiunddreißig Jahren wurde er als Rektor in Landsberg eingesetzt. Die gleiche Stellung nahm er in Labiau und danach an der Yorckschule ein. 1945 geriet Rektor Wohlgemuth als Volkssturmmann in russische Gefangenschaft. Da er nach schwerer Erkrankung arbeitsuntauglich geworden war, wurde er entlassen; im Herbst jenes Jahres sah er seine Familie im Kreise Harburg wieder. Von 1948 ab war er als Schulleiter in Immenbeck tätig. Er begründete hier eine eigene Schuldruckerei und die „Immenbecker Schulpost“, in der seine Schüler als kleine Journalisten über alles Wissenswerte berichteten, ihre Beiträge selbst setzen und drucken. 1954 nahm er als Vertreter der „druckenden“ Schulen Westdeutschlands an einem Kongress der „école moderne“ in der südfranzösischen Stadt Aix-en-Provence teil; er berichtete über diese moderne, den Arbeitsschulgedenken Kerschensteiners auf glücklichste verwirklichende Art der Selbsttätigkeit der Schüler. Über seinen engeren Wirkungskreis hinaus wurde er durch eigene Beiträge in der pädagogischen Fachliteratur, wie auch durch zahlreiche Presse- und Rundfunkberichte bei Kollegen des In- und Auslandes immer mehr als der Schöpfer der Immenbecker Schuldruckerei bekannt. (Hierüber berichtete das Ostpreußenblatt in der Ausgabe vom 17. Juli 1954.) Rektor Wohlgemuth wohnt jetzt in Buxtehude, wo er von der landsmannschaftlichen Gruppe zum 2. Vorsitzenden gewählt wurde. Vertretungsweise ist er noch im Schuldienst tätig.

 

Körte-Oberschule

Am 18. Mai 1958, 11 Uhr und 15 Uhr, findet ein Klassentreffen der O I 1937/1938 (Klasse von Studienrätin Dr. Crome) in Hannover, Clubzimmer des Hotels (Hospiz) Kurt-Schumacher- Ecke Herrenstraße, statt. Zuschriften an Dr. Inge Bähre, geb. Petri, Hannover, Nienburger Straße 7a, erbeten.

 

Königsberger Schrebergarten-Vereinigungen

Ehemalige aktive Mitglieder, insbesondere Mitglieder des Provinzial- und des Stadtvorstandes von Königsberg, werden gesucht. Um Angabe der Anschriften bittet die Geschäftsstelle (Anschrift siehe oben).

 

Dringende Suchmeldung

Es werden Angehörige gesucht von Greta (Margaretha?) Gudat. Das Kind, geboren im März 1939 oder 1940, kam 1948 nach Tauroggen in Litauen. Greta Gudat erinnert sich, dass ihr Vater August und ihre Mutter Friedlinde oder ähnlich hießen. Die Mutter soll Sängerin oder Schauspielerin gewesen sein. Das Kind weiß auch noch, dass sie ein eigenes großes Haus in Königsberg bewohnt haben; der Straßenname ist ihr aber nicht mehr bekannt. Wer kann hier Angaben machen? Meldungen erbeten an die Geschäftsstelle Königsberg Pr.-Stadt, Hamburg 39, Himmelstraße 38.

 

Memel

Landsleute werden gesucht

Helene Wirbeleit und Kinder, ohne Ortsangabe;

Marie Rimkus, geb. Naujoks, geb. 1913 in Dauklauken, früher ?;

Johann Schuischel, geb. 10.04.1910, früher ?.

 

Aus Memel-Stadt:

Peter Braschdies, Provisor bei Schwarze Adlerapotheke und Frau Marta, Sohn Ronuald, früher Libauer Straße 15;

 

Erich Elsner, geb. 25.02.1903, früher Schwanenstraße 8;

 

Familie Embacher, früher Hirschberger Straße 23/26;

 

Walter Esins, geb. 17.08.1926 Memel, früher Gr. Sandstraße 2;

 

Martin Grauduschus und Frau Ansike Graudschus, geb. Kasper, früher ?;

 

Karl Haffner, Mechanikermeister;

 

Frau Lore Franz, früher Mühlenstraße 40;

 

Ingeborg Jaeger, Sprechstundenhilfe und Eltern, Albert Jaeger und Frau Marta Jaeger, geb.

 

Leidig, früher Am Wasserturm 5;

 

Karl Josuweit, Architekt, früher Börsenstraße 7;

 

Heinrich Kairies, Seminarstudienrat a. D., früher Breite Straße 11;

 

Johann Kalinsky, früher Mühlenstraße 74;

 

Trude Kereit, geb. Kawohl, geb. März 1913 in Baiten und Sohn Heinz, geb. etwa 1940, früher Mühlenstraße 58;

 

Witwe Frau Elisabeth Krahn, verw. Kaminski, geb. Lehmann, geb. 11.08.1903, früher Bommelsvitte;

 

Martin Koegst, Magistratsangestellter, früher Baakenstraße 8;

 

Richard Kruschat, geb. 1903 in Karzewischken;

 

Georg Lauszus, geb. 23.09.1926 in Danzig, früher Ferdinandstraße 3;

 

Martin Lilischkies, geb. 01.10.1890 in Sakuthen und Sohn Walter, geb. 22.11.1922, früher Aschhof 2;

 

Willi Lingies, geb. 16.09.1902, früher IV. Querstraße 11;

 

Frau Monien, früher Werrtstraße 3 (Straßennamer unleserlich, rr könnte auch anders lauten)

 

Frau Gertrud Neubauer, früher 1. Querstraße 3;

 

Meta Subat, Wirtin, früher Schützenhaus;

 

August Subat, geb. 16.08.1901;

 

Maria Stenzel, früher Heinrich-Pietsch-Straße 1;

 

Wilhelm Toleikis, geb. 01.02.1900, Gropischken und Sohn Wilhelm, geb. 24.10.1925 in Schwentwokarren, früher Rumpischker Straße 18;

 

Karl Treue, Ehefrau Helene und Kinder, früher Rippenstraße 8;

 

Helmut Wannags, geb. 06.02.1938 in Rooken, früher Memel;

 

Paul Weiß, geb. 01.02.1901, früher Kaiserstraße 8a;

 

Aus Memel-Land:

Brusdeilienen:

Hans Schuischel, geb. 26.11.1911.

 

Darguszen:

Johann Babies, geb. etwa 1923.

 

Groszen:

Johann Aschmies.

 

Meilneraggen:

Fritz Bauer und Frau Anna Bauer, geb. Masuhr;

Johanna Strauß, geb. Grabowski.

 

Miszeiken/Gut

Peter Kalinski, Frau Anna und Kinder.

 

Prökuls:

Gottfried Dolnacz oder anders (unlesbar), geb. 23 oder 28.07.1924 (unlesbar);

 

Martha Meta Konrad, geschiedene Raudies, geb. Raukuttis, geb. 17.09.1906 in Gaitzen oder Galtzen, Sohn Johann, geb. Juli 1937 in Schwenzein oder Schwenzeln und Tochter Christel, geb. 24.11.1943 in Prökuls;

 

August Schutz oder Schütz, geb. etwa 1900/1905, Obermelker.

 

Szaggern:

Michel Kawohl, geb. 1872 – 1876 in Baiten und Frau.

 

Aus Kreis Heydekrug:

Helene (oder Erna?) Nakat, Angestellte der Kreissparkasse;

Hildegard Edith Petereit, geb. 1931 in Gnieballen und Geschwister, Eva-Helga Petereit, geb. 1932, Siegfried Petereit, geb. 1936 in Heydekrug;

Bruno Trumpa, geb. 25.04.1922 in Leitgirren, früher Tilsiter Straße;

Horst Trumpa, geb. 31.10.1917 in Leitgirren, früher Friseur bei Binsau, früher Tilsiter Straße.

 

Bruiszen:

Albert Dittkrist, geb. 03.08.1907 in Laschen.

 

Ruß:

Bruno Kletschkus, geb. 22.10.1927;

Walter Naujoks, geb. 1927 in Medszokelmoor.

 

Schillmeiszen:

Else Josellis, geb. etwa 1892, Altenteilerin.

 

Tattamischken:

Krankenschwester, Eva Reisgies, geb. 15.10.1922.

 

Trakseden:

Pauline Kanschat, geb. etwa 1928/1929.

 

Aus Kreis Pogegen:

Culmen-Laugallen:

Leo Kassautzki und Paul Kassautzki.

 

Karzewischken:

Frau Mikuszies, geb. Kruschat, geb. Oktober 1924 und Kind.

 

Medischkehmen:

Irene Heyer, geb. 25.08.1937 i. M.

 

Nattkischken:

Erich Conrad, Fleischermeister.

 

Pogegen:

Familie Gassner oder Gässner, (unleserlich), früher Gudderstraße.

 

Robkojen:

Frau Maria Jurkutat.

 

Übermemel:

Peter Lapenas.

 

Uszkullmen:

Anna Linkies, Diakonisse.

 

Uszpelken:

Frau Bitschkus, geb. Krüger.

 

Willkischken:

Eva Westfalen, verw. Sukatzki.

 

Wischwill:

Wilhelm Kundrus, geb. 19.04.1884 in Willkischken, Sägewerksbesitzer;

Minna Mikat, verw. Roeske, geb. Schneider;

Heinrich Waschkewitz, geb. 07.05.1906 in Willkischken, Schneidemüller.

 

Wittgirren:

Erich Dedeleit, geb. 1912 in Schmalleningken.

Meldungen oder Hinweise erbeten unter Nr. IV/58 an den Suchdienst der Memelkreise, (23) Oldenburg (Oldb.), Münnichstraße 31. Bei jeder Zuschrift bitte die eigene Heimatanschrift und bei Anfragen bitte Rückporto beizulegen.

 

Elchniederung

Treffen in Nordhorn

Die Kreisgemeinschaft lädt alle Landsleute nochmals herzlich zum Besuch unseres schönen Patenkreises zu Pfingsten nach Nordhorn ein und bittet um zahlreiche Teilnahme.

Wiederholung der Tagesordnung: Sonnabend, den 24. Mai: nachmittags und abends Eintreffen der Landsleute in der Stadthalle in Nordhorn, Neuenhauser Straße. Verteilung der Quartiere, zwangloses Beisammensein mit Musik und Tanz. 25. Mai, erster Feiertag: 11 Uhr in der Stadthalle: Amtsniederlegung, Annahme einer Satzung durch die Mitgliederversammlung, Wahlen von Kreistagsmitgliedern, des Kreisvertreters, des stellvertretenden Kreisvertreters und der Beiräte. 15 Uhr: Begrüßung durch den Patenkreis. Gesangvorträge des Ostpreußenchors. Vorführung des Heimatfilms über den Landkreis Grafschaft Bentheim, Musik und Tanz in der Stadthalle. 26. Mai, zweiter Feiertag: Gestaltung nach Vereinbarung. 11 Uhr: Einweihung der Eingangshalle der Ernst-Moritz-Arndt-Schule. Ab 14 Uhr: Musik und Tanz in der Stadthalle. Landsmann Heinz Gust in Mülheim (Ruhr) Spehtorf, Saarner Straße 448, der schon zweimal Fahrten von Landsleuten die 300 Kilometer lange Strecke zum Patenkreise durchführte, hat auch jetzt einen Bus fest gemietet. Er hat noch Platz für elf Personen und bittet um sofortige Anmeldungen an seine Adresse.

Klaus, Kreisvertreter (24b) Husum, Woldsenstraße 34

 

Tilsit

Studienrat i. R. Otto Harbrucker siebzig Jahre

Als Nachkomme einer 1732 in Ostpreußen eingewanderten Salzburger Familie wurde Otto Harbrucker am 21. Mai 1888 in Tilsit geboren. Sein Vater war der im Jahre 1900 verstorbene Rektor August Harbrucker. Neun Jahre besuchte er das Gymnasium in Tilsit, das er Ostern 1906 mit dem Reifezeugnis verließ. Von 1906 bis 1910 studierte er in Königsberg alte Sprachen und Deutsch und bestand das Staatsexamen. Nach zwei Vorbereitungsjahren in Königsberg und Tilsit war Otto Harbrucker am Realgymnasium und an der Oberschule in Tilsit tätig. Er wurde am 1. April 1920 als Studienrat angestellt. Ostern 1924 wurde er auf eigenen Wunsch an das Gymnasium Tilsit versetzt, an dem er zwanzig Jahre als Lehrer der alten Sprachen wirkte. Am 18. Oktober 1944 verließ er als einer der letzten seine Vaterstadt, verwaltete bis Ende Januar 1945 die Ausweichstelle des Gymnasiums Tilsit in Frauenburg und begab sich dann nach Kiel zu Verwandten seiner Frau. Nachdem er hier als Lehrer für die Eingangssemester der Universität tätig gewesen war, wurde er 1948 an das Katharineum nach Lübeck berufen und dort wieder als Studienrat angestellt. Im Alter von 65 Jahren wurde er in den Ruhestand versetzt, unterrichtete aber noch bis zum März 1956. Nach einer durch schwere Erkrankung notwendigen Operation verzog er nach Kiel, wo er bemüht ist, die ehemaligen Schüler des Gymnasiums Tilsit karteimäßig zu erfassen und wieder zusammenzuführen. Im Oktober 1956 entriss ihm der Tod seine treue Lebensgefährtin, eine Tochter des Hauptlehrers Jedamski, aus Tilsit-Splitter.

 

Studienrat i. R. Harbrucker wohnt in Kiel, Holtenauer Straße 123. Er erfreut sich jetzt bester Gesundheit. Die Stadtgemeinschaft Tilsit gratuliert ihm mit allen guten Wünschen zu seinem 70. Geburtstage.

 

Tilsit-Ragnit

Aufruf zum Jugendfreizeitlager

Wir rufen die weibliche und männliche Jugend unseres Heimatkreises im Alter zwischen 16 und 25 Jahren zur Teilnahme an einer vierzehntägigen Sommerfreizeit im Juli (15. bis 30. Juli) in unseren schönen Patenkreis Plön (Holstein) auf. Diese Freizeit soll unsere Jugend in Ausrichtung auf unsere heimatpolitischen Ideale in froher Gemeinschaft zusammenfassen. Sie soll uns in Wort und Bild heimatliche Kulturgüter vermitteln und in besinnlichem Nachdenken und lebendiger Aussprache zur Klärung unserer Haltung gegenüber den Schicksalsfragen des deutschen Ostens beitragen. Aus berufenem Mund werden uns dazu vielseitige Anregungen gegeben. Neben ernstem geistigem Streben soll uns eine aufgeschlossene Ferienfröhlichkeit, Spiel und Tanz, Singen und Wandern in der reizvollen Landschaft der Holsteinischen Schweiz mit ihren vielen Seen und grünen Buchenwäldern und dem weiten Ostseestrand zusammenschließen. Wer möchte da nicht mitmachen? Dreißig Teilnehmer können wir berücksichtigen. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst! Unterkunft, Verpflegung und kulturelle Veranstaltungen gibt es in dem bekannten Jugendfreizeitlager auf dem Koppelsberg bei Plön. Über die Programmgestaltung und nähere Einzelheiten der Freizeit wird jeder Teilnehmer nach seiner Anmeldung besonders verständigt. Musikinstrumente bitte mitbringen!

 

Zur Unkostendeckung wird von jedem Teilnehmer ein Beitrag in Höhe von 20 DM erhoben. Zu den Kosten für die Hin- und Rückfahrt kann — wenn sie mehr als 20 DM betragen — bei uns eine Beihilfe beantragt werden. Wir bitten herzlich darum, dass wegen der beschränkten Mittel unserer Kreisgemeinschaft von dieser Möglichkeit nur in dringenden Fällen Gebrauch gemacht wird. Ein etwaiger Beihilfeantrag muss bei der Anmeldung zur Teilnahme gestellt werden. Im Übrigen gewährt die Bundesbahn eine durch unsere Vermittlung zu beantragende Fahrpreisermäßigung von 33 ½ Prozent. Die Fahrpreisermäßigungsscheine werden jedem Teilnehmer kostenlos übersandt und sind der Fahrkartenausgabe beim Lösen der Fahrscheine vorzulegen.

 

Die Anmeldung zu unserem Jugendfreizeitlager bitten wir bis spätestens 15. Juni an den Geschäftsführer unserer Kreisgemeinschaft, Landsmann G. Jürgens, Lüneburg, Kefersteinstraße 27, zu richten, der den Eingang der Anmeldung sofort schriftlich bestätigen wird. Die Anmeldungen werden der Reihe des Eingangs nach berücksichtigt und müssen folgende Angaben enthalten: Vor- und Familienname sowie Geburtsdatum des Jugendlichen — bei Minderjährigen Name des Erziehungsberechtigten — letzten Heimatwohnort und jetzige genaue Anschrift. Für die noch nicht volljährigen Teilnehmer ist ferner, eine Einwilligungserklärung sowie eine Badeerlaubnis des Erziehungsberechtigten beizufügen.

Dr. Brix, stellv. Kreisvertreter (Landrat a. D.)

 

700 Sensburger waren in Hamburg

Dank für die Hilfe der Patenstadt Remscheid

Der Saal des Winterhuder Fährhauses in Hamburg konnte die am 11. Mai zum Sensburger Kreistreffen erschienenen Landsleute, kaum fassen; etwa siebenhundert waren gekommen. Das Empfinden aller bekräftigte Kreisvertreter Albert von Ketelhodt in einer Ansprache, in der er bekannte: Sensburg bleibt unsere Heimat, und wir denken nicht daran, auf sie zu verzichten. Dies steht in unseren Herzen fest. Unser gemeinsames Ziel wird durch das Ostpreußenblatt vertreten. Die Heimatzeitung unterrichtet die Landsleute über alle Angelegenheiten, Vorgänge und soziale Maßnahmen, die für sie wichtig sind. Auch die Tatsache, dass die Landsmannschaft Ostpreußen lediglich durch die Erträgnisse des Ostpreußenblatts imstande ist, ihre Arbeit weiterzuführen, verdient Beachtung von jedem aus unseren Reihen.

 

Eingehend auf das gute Verhältnis zur Patenstadt Remscheid äußerte der Kreisvertreter, dass die Patenstadt viele Unternehmungen ermöglicht, die die Kreisgemeinschaft Sensburg aus eigener Kraft niemals durchführen könne. So wird die Betreuung der Jugend verständnisvoll gefördert. Das diesjährige Sensburger Jugendlager wird vom 20. Juli bis zum 2. August in Burg bei Remscheid stattfinden.

 

Der Kreisvertreter hieß herzlich die aus den Lagern Wentorf und Finkenwerder gekommenen Spätaussiedler sowie die Vertreter der Patenstadt, Beigeordneten Dr. Potyka und Amtmann Böhm, Leiter des Vertriebenenamtes, willkommen. Beigeordneter Dr. Potyka, der Heimatvertriebener aus Oberschlesien ist, überbrachte die Grüße der Patenstadt Remscheid. Er versicherte, dass die Stadt bemüht ist, das schwere Los der Sensburger zu erleichtern. Im städtischen Haushalt ist eine bestimmte Summe festgesetzt worden, die ein Haupttreffen in jedem Jahr sichert. Die Eltern sollen bei ihren Kindern das Bewusstsein wach erhalten, dass die Heimat im Osten liegt. Der Vertiefung dieses Gedankens sollen auch die Ferienlager dienen. Die Stadt Remscheid hilft kranken Sensburgern, die noch in Ostpreußen leben, durch die Zusendung geeigneter Medikamente. Der 1954 einstimmig gefasste Entschluss zur Übernahme der Patenschaft bürgt für den festen Willen, die Hoffnungen und Sorgen der heimatvertriebenen Sensburger, zum eigenen Anliegen der Stadt Remscheid zu machen. Dieses ist auch in der 1955 übergegebenen Patenschaftsurkunde besiegelt worden. Mit regem Beifall dankten die Sensburger dem Beauftragten der Patenstadt. Die hilfsbereite Gesinnung äußerte sich auch darin, dass die Remscheider Freunde die anwesenden Landsleute aus den Lagern zum Mittagessen einluden.

 

Bereichert wurde die Feierstunde durch Liedvorträge des Ostpreußenchors unter der Leitung seines Dirigenten Kulecki. Sie gipfelten in dem Chorgesang der Hymne „Die Himmel rühmen . . „. Der Vorsitzende des Ostpreußenchors, Staatsanwalt z. Wv. Reinhold Prinz, erinnerte die Anwesenden an die Konzerte des Sensburger Männergesangvereins. Er schilderte den Vorabend des Abstimmungstages, des unvergesslichen 11. Juli 1920. Alle Vereinigungen der Stadt Sensburg veranstalteten einen großen gemeinsamen Umzug, und im Waldheim ließ der Männergesangverein das deutsche Lied erklingen. Annighofer war der verdiente Dirigent des Vereins, der auch bei der Einweihung des Abstimmungsdenkmals zur Stelle war. Dem Sensburger Männergesangverein zu Ehren sangen die männlichen Mitglieder des Hamburger Ostpreußenchors von Schubert vertonte Lieder.

 

Karteiführer Gustav Waschke hatte an diesem Tage viele Fragen zu beantworten; er konnte auch Anschriften in der Kartei vervollständigen. Der Kulturreferent Fritz Bredenberg, der die Aufgabe übernommen hat, jugendliche Aussiedler zu unterrichten, damit sich ihre Kenntnisse der Muttersprache festigen, konnte am Treffen nicht teilnehmen. Er weilt mit jungen Landsleuten, die die Finkenwerder Lagerschule besuchen, zwei Wochen im evangelischen Jugendheim Burhave in Oldenburg. Aus dem gastlichen Heim sandten sie einen herzlich gehaltenen Gruß an die Redaktion des Ostpreußenblattes.

 

An alle Bezirks- und Gemeindebeauftragten

Unseren Bezirks- und Gemeindebeauftragten möchten wir an dieser Stelle bekanntgeben, dass das bereits vor einiger Zeit angekündigte Sonderrundschreiben inzwischen an alle abgesandt wurde. Leider haben wir zu unserem Bedauern feststellen müssen, dass eine Anzahl dieser Rundschreiben als unzustellbar zurückgekommen ist, da die Beauftragten es unterlassen haben, Anschriftenänderungen der Geschäftsstelle anzuzeigen. Die nachfolgend benannten Bezirks- und Gemeindebeauftragten werden daher gebeten, sich umgehend mit ihrer jetzigen Anschrift bei dem Unterzeichneten zu melden, damit rechtzeitige Nachsendung des Rundschreibens erfolgen kann.

 

Gustav Brandstäter für Bez. XII Altenkirch und Gemeinde Gindwillen,

Horst Kopp für Allingen,

Fritz Rübensaat für Altweiden,

Oskar Fink für Ansten,

Heinrich Steppat für Argenflur,

Franz Stanislaus für Bergdorf,

Willi Sziegoleit für Billen und Nettelhorst,

Gustav Skeries für Birgen,

Heinz Ruhnke für Großfelde,

Walter Westphal für Großwingen,

Fritz Heigel für Jägerfeld,

Heinz Kaupat für Lieparten,

Walter Eigner für Pötken,

Willi Steinkat für Pröschen und

Hermann Schiemann für Scharken.

 

Im Übrigen weisen wir sämtliche Beauftragte aus dem norddeutschen Raum noch darauf hin, dass die erste Arbeitstagung vor Beginn des Jahreshaupttreffens am Sonntag, dem 1. Juni, um 10 Uhr vormittags in Hannover, „Wülfeler Biergarten“, Hildesheimer Chaussee 73, in einem bereitgestellten Sonderraum stattfindet. Wir bitten um pünktliches und zahlreiches Erscheinen.

 

Unseren in Süddeutschland wohnenden Beauftragten geben wir noch zur Kenntnis, dass das für den 5. Oktober in München vorgesehene Kreistreffen nebst Tagung der Beauftragten im Hinblick auf das in München stattfindende Oktoberfest auf den gleichen Tag nach Nürnberg verlegt worden ist.

 

Gesucht werden aus Ragnit:

Richard Schapowski, Yorckstraße (Kennz. B 93/58),

Witwe Minna Kakschies, Kirchenstraße 23, und deren zwei Kinder (Vornamen der Kinder nicht bekannt), (Kennz. S 100/58).

 

aus Obereißeln:

Auguste Wiegratz, geb. Schrader (Kennz. W 77/58).

 

aus Waldheide:

August Heß (Kennz. 341/57).

Alle Landsleute — insbesondere die Gemeindebeauftragten unseres Heimatkreises — die über den Verbleib der gesuchten Personen irgendwelche Hinweise geben können, werden hiermit zur Mithilfe aufgefordert und gebeten, sich umgehend unter Angabe der jeweiligen Kennziffer an den Unterzeichneten zu wenden.

Gert-Joachim Jürgens, Kreisgeschäftsführer (24a) Lüneburg, Kefersteinstraße 27

 

Schloßberg-Pillkallen

Treffen in Bochum

Bei strahlendem Sonnenschein trafen sich am 4. Mai viele Landsleute im Haus Lothringen. Landsmann Fritz Schmidt gab nach einer Andacht, die der zuständige Pfarrer aus Bochum-Gerthe gehalten hatte, einen ausführlichen Bericht über die für den Kreis erfolgte Feststellung der Einheitswerte. Der ehemalige Bürgermeister Mietzner richtete herzliche Worte der Begrüßung an die Landsleute, und dann sprach Erich Grimoni, Vorsitzender der Landesgruppe. Der Redner ging auf die Bedeutung des landsmannschaftlichen Zusammenschlusses ein und richtete an alle Ostpreußen den Appell, am Heimatgedanken unbeirrbar festzuhalten. Mit scharfen Worten prangerte er die Verzichtspolitiker an, denen die Heimatvertriebenen die Liebe zur Heimat und den Glauben an die Rückkehr entgegensetzen müssen. Fritz Schmidt ermahnte seine Landsleute, stets das Ostpreußen-Abzeichen zu tragen, um das Zusammengehörigkeitsgefühl auch nach außen hin darzutun. Ein Ostpreuße braucht sich seiner Heimat nicht zu schämen, rief er aus. Bis zum späten Abend, bis der letzte Zug fuhr, blieb man im frohen Kreise beisammen.

 

Ebenrode (Stallupönen)

Kreistreffen in der Patenstadt Kassel

Das erste Kreistreffen in diesem Jahr zeichnete sich durch besondere Geschlossenheit aus. In dem mit heimatlichen Symbolen geschmückten Saal des Nordischen Hofes herrschte gespannte Aufmerksamkeit während der Reden. Kreisvertreter de la Chaux richtete herzliche Worte der Begrüßung an die Landsleute, von denen viele aus entfernter gelegenen Orten gekommen waren. Er dankte Bürgermeister Dr. Banner für die Betreuung, die die Stallupöner durch die Stadt Kassel schon nach dem Ersten Weitkriege erfuhren. Dr. Banner versprach, dass die Stadt auch weiterhin nicht nur ein offenes Ohr für die Sorgen der Heimatvertriebenen haben werde, sondern auch mit offenem Herzen die an sie herangetragenen Probleme lösen wolle. Der Vorsitzende der Landesgruppe Hessen, Studienrat Konrad Opitz, ging in seiner Ansprache von der herrlichen Plastik des Hengstes Tempelhüter in Trakehnen aus, dem im Heimatkreise gelegenen weltberühmten Gestüt. Dem Unrecht der Vertreibung müssen wir immer wieder die Treue zum angestammten Land entgegensetzen, dann werde einmal auch in der großen Politik die Vernunft siegen. Zum Schluss rief er dazu auf, den in Not befindlichen Landsleuten zu helfen und vor allem den Aussiedlern und der ostpreußischen Jugend beizustehen, die heute aus der Heimat zu uns kommen.

 

Gesucht werden:

Manfred Hurtig, aus Eydtkau, Flurstraße 2;

 

Melautzki, aus Gudweitschen;

 

Adolf Peter, Postschaffner, aus Schloßbach;

 

Familie Cybulla, aus Birkenmühle;

 

Hans Knies, geb. 1924, vermisst 1944 in Russland, und Erwin Knies, geb. 1926, vermisst als Soldat 1945 in Ostpreußen, beide Brüder stammen aus Kögsten;

 

Lokomotivführer Fritz Lackner, aus Eydtkau;

 

Hebamme Frau Gromzik, aus Ebenrode;

 

Josupeit, Baufirma, Ebenrode;

 

Fritz Herling, aus Stadtfelde;

 

Friedel Brod, geb. Zander, aus Eydtkau, Hindenburgstraße 23;

 

Gustav Pilzecker, aus Eydtkau, Hindenburgstraße 24, und

 

Friseurmeister Paul Buchmann, aus Eydtkau.

de la Chaux, Kreisvertreter (16) Wiesbaden, Sonnenberger Straße 67

 

Gumbinnen

Gumbinner Haupttreffen in der Patenstadt Bielefeld

Programmfolge: Sonnabend, den 14. Juni: 15 Uhr, Feierstunde in der Aula der Cecilienschule, Bielefeld, Elsa-Brandström-Straße 4 — Schulstraße, Nähe Jahnplatz (zu erreichen mit Straßenbahnlinie 1 oder 2, Haltestelle Jahnplatz oder Alfred-Bozy-Straße). 17 Uhr, Beginn des allgemeinen Treffens im Haus des Handwerks, Papenmarkt Nr. 11 (zu erreichen mit Straßenbahnlinie 1 in Richtung Sennefriedhof, Haltestelle Kreuzstraße). 17 Uhr, Zusammenkunft der ehemaligen Angehörigen der Friedrich- und Cecilienschule Gumbinnen. 18 Uhr, Sitzung des Kreistages. 19 Uhr, geselliges Beisammensein mit Vorträgen, Vorführungen und Tanz. Sonntag, 15. Juni: 9 Uhr, Feierstunde und Kranzniederlegung am Kreuz der Heimat auf dem Sennefriedhof (Straßenbahnlinie 1 Endstation). 10.30 Uhr, Gottesdienst (Pfarrer Florey, Salzburg), Waldheim Rütli, Osningstraße 245 (zu erreichen ab Hauptbahnhof Linie 2 bis Endstation Sieker, dann Sonderomnibusse bis Waldheim Rütli). 11.30 Uhr, Begrüßung und Ansprachen. 12.30 Uhr, Mittagspause. 14 Uhr, Konzert und gemütliches Beisammensein mit Tanz. 14 Uhr, Versammlung des Salzburger Vereins im Berghotel Stiller Frieden (drei Minuten vom Rütli). 14 Uhr, Zusammenkunft der ehemaligen Angehörigen der Friedrich- und Cecilienschule im Berghotel Stiller Frieden. Montag, 16. Juni: 9 Uhr, Omnibusfahrt in die schöne Umgebung von Bielefeld. Rückkehr etwa 18 Uhr. Fahrpreis rund 5 DM. Anmeldungen hierzu bis spätestens zum 10. Juni bei Karl Olivier, Bielefeld, Hauptstraße Nr. 3a. Quartiermeldungen sind umgehend an das Städtische Verkehrsamt Bielefeld, Bielefeld, Bahnhofstraße, zu richten. Auf Wiedersehen!

Hans Kuntze, Kreisvertreter, Hamburg-Billstedt, Schiffbeker Weg 168

 

Busfahrt von Hamburg nach Bielefeld

Wie in jedem Jahr veranstaltet die Gumbinner Kreisgruppe in Hamburg wieder eine Busfahrt, um allen Landsleuten im Großraum Hamburg und Holstein Gelegenheit zu geben, billigst und bequem am großen Familientreffen der Gumbinner in der Patenstadt Bielefeld teilnehmen zu können. Die Fahrtkosten für Hin- und Rückfahrt werden je nach der Teilnehmerzahl zwischen 13 bis 21 DM liegen. — Abfahrt ab Hamburg am Sonnabend, 14. Juni, etwa 7 Uhr, „Europäischer Hof“ am Hauptbahnhof. Rückfahrt, sonntags, 15. Juni, gegen 18 Uhr, ab Bielefeld. Da das Großtreffen in Hamburg in diesem Jahr ausfallen muss, sollten sich recht viele Landsleute an der Busfahrt beteiligen.

 

Anmeldungen und Einzahlung von zunächst 16 DM pro Person Fahrtbetrag erbeten bis zum 7. Juni an Landsmann Walter Selke, Hamburg 33, Harzensweg Nr. 1, und Heinz Crede, Hamburg 34, Hermannsthal. Letzterer gibt auch telefonische Auskunft unter Nummer Hamburg 65 81 26. — Billige Privatquartiere können bei rechtzeitiger Anmeldung sichergestellt werden.

Hans Kuntze, Kreisvertreter

 

Angerburg

Die Geschäftsstelle bedauert, vielen Landsleuten, die für die Erledigung ihrer Rentenangelegenheiten Zeugen brauchen, deren jetzige Anschriften nicht mitteilen zu können, weil sich viele Landsleute bisher noch nicht bei unserer Kreisgemeinschaft gemeldet haben. Wir bitten daher alle Heimatkreisangehörigen, die noch keine Karteikarte ausgefüllt und uns eingesandt haben, dringend, das Versäumte nachzuholen und sich mit uns in Verbindung zu setzen. Wir wollen doch allen unseren Landsleuten helfen, ihre Rente zu erhalten.

 

Haupttreffen in Rotenburg 14./15. Juni

Unser Hauptkreistreffen findet am 14. und 15. Juni in Rotenburg (Hannover) statt. Die Festfolge wird demnächst im Ostpreußenblatt bekanntgegeben. Das Treffen des Hindenburgschulvereins Angerburg anlässlich seines dreißigjährigen Bestehens findet am 7. und 8. Juni in Gießen statt. Samstag, 7. Juni, ab mittags Eintreffen in Gießen, Treffpunkt Hotel-Restaurant Hindenburg, Seltersweg 68, 19 Uhr Abendessen, 20 Uhr festliches Beisammensein im Hotel Hindenburg. Sonntag, 8. Juni, 10 Uhr Treffen in demselben Hotel mit anschließendem Stadtbummel, 12 Uhr gemeinsames Mittagessen im gleichen Hotel, 13.30 Uhr Abfahrt mit dem Omnibus zur Domäne Schiffenberg: 14 Uhr Ankunft, Besichtigung der Domäne (früheres Augustiner Chorherrenstift und später Komturei des Deutschen Ritterordens); 15.30 Uhr gemeinsame Kaffeetafel, 17 Uhr Rückfahrt.

 

Gesucht wird:

Ewald Volkmann, aus Jakunen.

Kreisvertreter, Hans Priddat (16) Bad Homburg v. d. Höhe, Seifgrundstr. 15

 

Goldap

Zum Jahreshaupttreffen am 15. Juni in Hannover, Kurhaus Limmerbrunnen, wird eine Busfahrt von Hamburg aus geplant. Näheres ist unter den Bekanntmachungen für Hamburg zu finden.

 

Johannisburg

Treffen in der Patenstadt Düsseldorf

Das erste Treffen der Johannisburger in diesem Jahre fand am 1. Mai in den Union-Betrieben statt. Landsmann Bongarts begrüßte besonders herzlich die Landsleute, die erst vor kurzem aus Ostpreußen gekommen sind. Er ging in seiner Ansprache auf aktuelle politische Ereignisse ein und übte berechtigte Kritik an den noch immer lückenhaften Bestimmungen des Lastenausgleichsgesetzes. Pfarrer Henkys, aus Heiligencreutz im Samland, der heute an der Friedenskirche Düsseldorf amtiert, ließ in einer Andachtsstunde die Gedanken in die Heimat schweifen, die im Zeichen des Kreuzes besiedelt wurde. Er stärkte in den Herzen seiner Zuhörer den Glauben an die Gerechtigkeit und an die Heimkehr. Fräulein Jenzelowski sprach das Gedicht „Es war ein Land“, dann erstattete Kreisvertreter Kautz den Jahresbericht. Dem aus gesundheitlichen Gründen aus dem Vorstand ausscheidenden Kassenwart Landsmann Amling dankte er für die gewissenhafte Arbeit. Die Kassenführung übernimmt Landsmann Christofzik, Bremen. Der Vorsitzende der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, Erich Grimoni, befasste sich in seiner Rede vor allem mit den Verzichtpolitikern vom Schlage des Herrn Wenger vom „Rheinischen Merkur“. Niemand habe ein Recht, die deutschen Ostgebiete aufzugeben. Wenn jemand über Ostdeutschland mitzureden hat, sagte er, dann sind es die Heimatvertriebenen. — Stunden geselligen Beisammenseins schlossen sich der Feier an.

 

Das Düsseldorfer Treffen war ein voller Erfolg. Die Teilnehmerzahl übertraf bei weitem die der Vorjahre. Möge es bei allen Treffen so sein. Landsmann Bongarts und seinen Helfern unser aller Dank für die guten Vorbereitungen. — Das Bremer Treffen wird auf den 12. Oktober verschoben.

 

Gesucht werden:

Luise Stoschewski, aus Gr.-Kessel bzw. Raken (Schwester des Wilhelm Koschorrek, aus Gr.-Kessel);

 

Gottlieb Mariak und Ehefrau Marie. Eisenbahnbedienstete.

 

Johannisburg:

Fräulein Anna Ogorkowski, Bahnangestellte, Johannisburg;

 

Ackermann und Frau, Bautechniker, aus Arys;

 

Familie Kurt Aust, Waldarbeiter, aus Zollerndorf;

 

Familie Rudolf Ambrosy, Maurer, aus Wagenau;

 

Marie Scharmacher, geb. Czwikla, verw. Ambrosy, aus Worgullen;

 

Familie Dr. Lange, Zahnarzt, aus Arys;

 

Skowronnek, aus Johannisburg, zuletzt in Duisburg-West, Hutschiner Str. 15, wohnhaft gewesen und unbekannt verzogen.

Fritz-Walter Kautz, Kreisvertreter, Altwarmbüchen (Han)

 

Ortelsburg

I. Kreistreffen 1958

Für die Kreise des Regierungsbezirks Allenstein waren zunächst gemeinsame Treffen festgelegt, und zwar für den 1. Juni in Frankfurt a. M., und für den 5. Oktober in München. Infolge von Schwierigkeiten bei der Beschaffung von geeigneten Lokalen usw. finden diese Treffen nicht statt.

 

Nachstehend gebe ich die Termine für unsere diesjährigen Kreistreffen zur Klarstellung nochmals bekannt:

 

6. Juli, in Bochum, Nord-Süd-Halle,

7. September, in Neumünster (Holstein), Reichshallenbetriebe, Altonaer Straße 36,

5. Oktober, in Nürnberg, Leonhardtspark (alle Kreise des Reg.-Bez. Allenstein),

2. November, Ort wird noch bekanntgegeben,

7. Dezember, Adventstreffen in Herford.

 

II. Mittelschule Passenheim

Auf vielseitigen Wunsch findet ein Treffen der Ehemaligen der Mittelschule Passenheim statt, und zwar am Sonnabend, 5. Juli, um 19 Uhr, also am Vorabend des Kreistreffens in Bochum, in der Mensa der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie in Bochum, Wittener Straße 61. Gemeldet und ermittelt wurden etwa 70 Anschriften dieses Personenkreises. Das sind bei weitem nicht alle. Wer noch Adressen kennt, sende diese bitte umgehend an Walter Probol, (20a) Hameln, Gröninger Straße 36. Alle bisher Erfassten erhalten in Kürze nähere briefliche Nachricht über das Treffen der Mittelschule Passenheim.

 

III. Ferienlager Pelzerhaken (Ostsee)

Die Anmeldeliste für das diesjährige Ferienlager im Jugenderholungslager des Landkreises Münden in Pelzerhaken (Ostsee) — vom 26. Juli bis 9. August — ist abgeschlossen. Die Mädel und Jungen, die sich hierfür gemeldet haben, erhalten in diesen Tagen zwei Formulare zugesandt, die umgehend ausgefüllt und von den Eltern unterschrieben nach Hagen zurückgereicht werden müssen. Letzter Eingangstermin dieser Formulare bei mir ist der 20. Mai.

 

Alle Teilnehmer am Ferienlager Pelzerhaken müssen gesund und selbst oder durch die Eltern krankenversichert sein.

 

IV. Suchanzeige

Frau Erna Domnik, Essen-Karnap, Meersternweg Nr. 26 (bei Gelbke), die in den letzten Wochen aus Ortelsburg nach der Bundesrepublik ausgesiedelt wurde, sucht ihren Bruder, Obergefreiten, Otto Butzek, letzte Anschrift: 81 G — 656625 — U. S. P. W. E. — 336 — Naples, Italy. Otto Butzek ist am 9. April 1914 in Borken bei Friedrichshof geboren und hat zuletzt seinen Wohnsitz in Rohmanen gehabt, wo er in der elterlichen Landwirtschaft tätig war. Diesbezügliche Nachrichten werden an Frau Erna Domnik erbeten.

Max Brenk, Kreisvertreter, Hagen (Westfalen), Postfach

 

Allenstein-Stadt

Regierungsbezirks-Treffen in Nürnberg

Das für den 1. Juni in Frankfurt (Main) geplante Treffen des Regierungsbezirks Allenstein muss aus verschiedenen Gründen auf einen späteren Termin und einen anderen Tagungsort verlegt werden. Näheres hierzu wird noch bekanntgegeben werden. Das für den 5. Oktober 1958 in München vorgesehene Treffen des Regierungsbezirks Allenstein findet nunmehr an diesem Tage in Nürnberg statt.

 

Jugendwoche fällt aus

Die Allenstein-Neidenburger Jugendwoche fällt in diesem Jahr aus. Hierzu waren wir gezwungen, weil die vorliegenden Anmeldungen in einem so großen Umfange infolge beruflicher Verhinderung und anderer Gründe zurückgezogen wurden, dass die Durchführung dieser Veranstaltung unmöglich wurde.

 

Bemerkenswert für mich war, dass sich zur Teilnahme an dieser Jugendwoche viel weniger Allensteiner als Neidenburger Jugendliche gemeldet hatten. Da wir für das nächste Jahr bereits wieder eine solche gemeinsame Jugendwoche ins Auge gefasst haben, wäre es mir sehr willkommen, aus dem Kreise unserer Allensteiner etwaige Hinderungsgründe für die Teilnahme an einer solchen Veranstaltung zu erfahren. Es ist z. B. wichtig für uns zu wissen, ob hierbei auch zeitliche Gründe eine Rolle spielen. Welches wäre der geeignetste Termin für ein solches Vorhaben? Ich bitte die interessierten Allensteiner, mir zu dieser Frage zu schreiben.

 

Treffen in Hamburg am 8. Juni

Für das Heimattreffen der Allensteiner (Stadt und Land) am 8. Juni im Winterhuder Fährhaus in Hamburg, Hudtwalcker Straße, gebe ich folgendes bekannt: 10 Uhr, evangelischer Gottesdienst in der St.-Johannes-Kirche Eppendorf, Hudtwalcker Straße (etwa zwei Minuten vom Winterhuder Fährhaus entfernt); 11.30 Uhr, katholischer Gottesdienst in der St.-Antonius-Kirche, Alsterdorfer Straße 73 (etwa sieben Minuten vom Winterhuder Fährhaus entfernt). Diesen Gottesdienst leitet unser Pfarrer Kewitsch. 14 Uhr, Beginn der Feierstunde, in der der Ostpreußen-Chor mitwirkt. Saalöffnung ab 10 Uhr. Für den musikalischen Teil — ab 13 Uhr — haben sich meine Orchester-Kameraden zur Verfügung gestellt, die insbesondere im Anschluss an die Feierstunde unser Fest durch Unterhaltungs- und Tanzmusik verschönen werden. Die Gaststätte stellt Tellergerichte zum Preise von 1,50 DM bis 2 DM zur Verfügung.

 

Das Winterhuder Fährhaus ist vom Hauptbahnhof Hamburg mit der Straßenbahn-Linie 18 — Haltestelle Winterhuder Marktplatz — zu erreichen oder mit der U-Bahn bis Haltestelle Hudtwalcker Straße mit Umsteigen auf der Station Kellinghusenstraße. Vom Bahnhof Altona erreicht man das Winterhuder Fährhaus mit der S-Bahn bis Station Sternschanze, dort umsteigen in die U-Bahn bis Hudtwalcker Straße (Station Kellinghusenstraße umsteigen).

Dr. Heinz-Jörn Zülch, Stadtvertreter Hamburg-Othmarschen, Parkstraße 51

 

Allenstein-Land

Treffen am 8. Juni in Hamburg

Gemeinsam mit den Landsleuten aus dem Heimatkreis Allenstein-Stadt treffen wir uns am 8. Juni im Winterhuder Fährhaus in Hamburg, Hudtwalcker Straße. Alle Einzelheiten sind in dieser Ausgabe unter Allenstein-Stadt nachzulesen. Ich hoffe, dass recht viele Landsleute zu dem Treffen kommen und damit ihre Treue zur Heimat bekunden.

Egbert Otto, Kreisvertreter, Hamburg 13, Parkallee 86

 

Treffen des Regierungsbezirkes Allenstein in Nürnberg

Ein gemeinsames Treffen der zum Regierungsbezirk Allenstein gehörenden Heimatkreise wird am 5. Oktober in Nürnberg, Leonhardtspark, stattfinden.

 

Osterode

Haupttreffen in Hamburg 1. Juni

Als einziges Kreistreffen der Osteroder im holsteinischen Raume findet am 1. Juni das Jahreshaupttreffen in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei, statt. Zu erreichen mit Omnibus 36 ab Altona, Neues Rathaus (Nähe Bahnhof), oder mit der S-Bahn bis Kl.-Flottbek, dann zwölf Minuten Fußweg. Saalöffnung 9 Uhr. Die Feierstunde beginnt um 11.30 Uhr mit einer Andacht von Pfarrer Kirstein. Um Weiterverbreitung der Nachricht von diesem Kreistreffen und um zahlreiches Erscheinen wird gebeten.

 

Auf dem Kreistag der Heimatkreisgemeinschaft am 3. Mai in Lübeck kam es zu eingehenden Beratungen und Beschlussfassungen.

 

1. Landsmann Krause erstattet Bericht über die Sitzung der ostpreußischen Landesvertretung am 26./27. April.

 

2. Der Kreisvertreter gibt den Geschäftsbericht für 1957.

 

3. Kassenprüfer, Landsmann Buick, berichtet über die Kassenprüfung. Sie gab zu Beanstandungen keinen Anlass, so dass Entlastung beantragt und erteilt wurde.

 

4. Kassenführer, Landsmann Reglin, gibt den Kassenbericht 1957 und erläutert den Voranschlag für 1958. Dieser wird einstimmig genehmigt.

 

5. Folgende Veranstaltungen von Kreistreffen werden beschlossen: 18. Mai in Berlin; 1. Juni, Jahreshaupttreffen in Hamburg; 29. Juni in Herne; 7. September in Osterode (Harz); 5. Oktober in Stuttgart, gemeinsam mit den Kreisen des Regierungsbezirks Allenstein. Am 6. September ist in Osterode (Harz) eine weitere Kreistagssitzung vorgesehen.

 

6. Über die künftige Gestaltung des Patenschaftsverhältnisses zum Landkreis Osterode (Harz) soll dort Mitte Juni eine Aussprache mit der Kreisverwaltung durch den Kreisvertreter und Forstmeister Strüver vorgenommen werden.

 

7. Zwei Jugendfreizelten sind 1958 in der Patenstadt geplant. Vom 21. bis 28. Juli und 5. bis 12. Oktober. Aufrufe zur Teilnahme werden zeitgerecht erfolgen.

 

Gesucht wird

Fritz Rosteck, Zimmermann aus Hirschberg.

v. Negenborn-Klonau, Kreisvertreter, Lübeck, Alfstraße 35

 

Pr.-Holland

Wir weisen nochmals darauf hin, dass unser Kreistreffen in Hagen (Westfalen) am Sonntag, 18. Mai, nicht in der Akkuhalle stattfindet, sondern im Parkhaus Hagen. Das Parkhaus liegt in Stadtgarten und ist vom Bahnhof über die Wehringhauser Straße— Augustastraße—Christian-Rols-Straße zu erreichen. Fußweg etwa 20 Minuten. Pendelomnibusverkehr vom Bahnhof von 7 - 11 Uhr. Das Lokal ist ab 8 Uhr geöffnet. Die Feierstunde beginnt um 11 Uhr; 8 Uhr evangelischer Gottesdienst in der Lutherkirche am Bahnhof.

 

Gesucht werden:

Landwirt E. Kleinschmidt, Ebersbach.

Familie Friedrich Kluckert, Pr.-Holland, Landratsamt.

Familie Gustav Ludwig, Nikolaiken bei Schlobitten.

Hebamme Frau Skerk, Königsblumenau.

Gustav Schmidt, Pr.-Holland, Bergstraße 1.

Richard Rhode, Pr.-Holland, Fleischerstraße.

Frau Margarete Meiritz, geb. Tobel, Marienfelde, geb. am 06.09.1897.

 

Wer kann Auskunft geben über:

Hermann Schulz geb. 30.10.1900, Arbeiter, wohnhaft in Marienfelde. Letzte Nachricht im Januar 1945.

 

Maurer, Willy Schulz, Marienfelde, geb. 20.11.1923? Letzte Nachricht im Dezember 1944.

 

Volkssturmmann, Otto Hinz, Briensdorf, geb. 16.08.1889.

Zuschriften sind zu richten an die Geschäftsstelle, Landsmann G. Amling, Pinneberg, Richard-Köhn-Straße 2.

Arthur Schumacher, Kreisvertreter, Kummerfeld bei Pinneberg

 

Gerdauen

Liebe Landsleute!

Am Sonntag, dem 4. Mai, fand unser erstes Kreistreffen in diesem Jahre in Düsseldorf statt. Ich habe mich gefreut, eine so große Anzahl von Teilnehmern begrüßen zu können. Ich danke allen herzlichst für ihr Kommen und hoffe auch für die nächsten Treffen auf rege Teilnahme. Der Vormittag war dem persönlichen Meinungsaustausch vorbehalten. Der offizielle Teil wurde mit dem Gesang des Ostpreußenliedes, der Begrüßung der Anwesenden und dem Gedenken an unsere Toten eingeleitet. Anschließend berichtete der Kreisvertreter über einige interne Angelegenheiten, über die inzwischen geleistete Arbeit, Lastenausgleichsfragen usw. Er schloss mit dem Appell, weiterhin zusammenzuhalten und mit der Bitte um rege Mitarbeit.

 

In der folgenden Ansprache überbrachte Landsmann Grimoni, Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen und Mitglied des Bundesvorstandes, herzliche Grüße der Bundesleitung. Er setzte sich kritisch mit den Verzichtspolitikern auseinander und unterrichtete die Teilnehmer über die Arbeit der Landsmannschaft auf den verschiedensten Gebieten. Seine Ausführungen wurden von den Anwesenden mit reger Anteilnahme und starkem Beifall aufgenommen.

 

Nach kurzen Schlussworten fand der geschäftliche Teil seinen Abschluss durch das Bekenntnis zu Volk und Heimat und mit dem Gesang des Deutschlandliedes. Umrahmt wurde die Veranstaltung durch Darbietungen des ostpreußischen Singkreises Solingen, der schöne Heimatlieder vortrug. Bei Musik und Tanz blieben die Teilnehmer noch einige Stunden beisammen.

 

Und nun auf zum nächsten Treffen am Sonntag, 8. Juni, in Hannover, Gaststätte Schloßwende, Königsworther Platz 3! Auch dieses Treffen soll alle im Bezirk wohnenden Landsleute vereinen.

Franz Einbrodt, Kreisvertreter, Solingen, Lützowstraße 93

 

Bartenstein

Suchnachricht. Die jetzige Anschrift des Diplomkaufmanns und Steuerberaters Bach, aus Bartenstein wurde mehrmals gefragt. Er soll in der sowjetisch besetzten Zone wohnen. Zweckdienliche Mitteilungen erbeten an:

Zeiß, Kreisvertreter, Celle, Hannoversche Straße 2

 

Heiligenbeil

Kreistreffen in diesem Jahre

Die Kreisgemeinschaft Heiligenbeil wird in diesem Jahre die folgenden Heimatkreistreffen veranstalten: Am 8. Juni, gemeinsam mit den anderen Natanger Kreisen in Stuttgart; am 3. August, das Hauptkreistreffen im Patenkreis, in Burgdorf bei Hannover, am 31. August, gemeinsames Treffen mit dem Nachbarkreis Pr.-Eylau in Schwerte.

K. A. Knorr, Kreisvertreter, Bad Schwartau, Altrensefeld 42

 

Für Todeserklärungen

Frau Maria Szillus, geb. Kwauka, geb. 10.10.1869 in Prätzmen, Kreis Heydekrug, letzter Wohnsitz Memel, Mühlentorstraße 101. Letzte Nachricht im Januar 1945 aus Königsberg, Mozartstraße 27, seitdem vermisst. Es werden Zeugen gesucht, die ihren Tod bestätigen bzw. über ihren Verbleib aussagen können.

 

Minna Jaeschke, geb. Hoffmann, geb. 29.05.1866 in Eschenbruch, Kreis Insterburg, zuletzt wohnhaft in Königsberg-Metgethen, Schlageterweg. Sie wurde 1945 von den Russen nach Schloßberg transportiert und soll dort verstorben sein. Es werden Zeugen gesucht, die ihren Tod bestätigen bzw. über ihren Verbleib aussagen können

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86.

 

Rest der Seiten 7 und 8: Werbung, Rätsel-Ecke (Silbenrätsel)

 

Seite 9   Bestätigungen

Es werden Landsleute gesucht, die über die Beschäftigungsverhältnisse des Klempner, Blechner, Heinz Müller, geb. 12.12.1919 in Trakehnen, Kreis Ebenrode, aussagen können.

 

Wer kann die nachstehend aufgeführten Arbeitsverhältnisse des Friedrich Krause, geb. 31.12.1896 bestätigen? Vom 01.10.1910 bis 01.04.1928 bei der Gutsverwaltung Borken als Landarbeiter und vom 02.04.1928 bis 1930 bei der Firma Theodor u. Co., Metallschmelzfabrik Königsberg, als Schmelzer, sowie vom 02.04.1930 bis 30.11.1931 beim Kohlenimport Königsberg als Arbeiter und vom 01.12.1931 bis 15.04.1933 beim Königsberger Lagerhaus als Lagerarbeiter und zuletzt vom 16.04.1933 bis 18.08.1939 bei der Firma Luise Kohle, Königsberg, als Platzmeister.

 

Wer kann bestätigen, dass Fritz Nagorr, geb. 26.05.1901, von 1915 bis 1942 bei der Firma Schichau in Königsberg als Lehrling und später als Former tätig gewesen ist?

 

Wer kann bestätigen, dass Helmut Schneider am 21.01.1938 in Aulenbach, Kreis Insterburg, geboren wurde und deutscher Staatsangehöriger ist?

 

Wer kann bestätigen, dass David Jurgschat, geb. 15.01.1888, von 1921 bis 1926 beim Gutsbesitzer Aschmoneit in Sommershöfen, Kreis Elchniederung, als Waldwächter tätig war?

 

Wer kann bestätigen, dass Hermann Dalhoff, geb. 28.01.1895, von 1921 bis 1923 bei Bauer Gustav Dietrich in Bruchhof, früher Wingeruppen, Kreil Tilsit-Ragnit, als Landarbeiter tätig gewesen ist.

 

Wer kann bestätigen, dass Johann Störmer, geb. 09.01.1904, aus Jonkendorf, Kreis Allenstein, von 1940 bis 1945 bei der Reichsbahn, Güterabfertigung, in Königsberg, tätig war?

 

Wer kann bestätigen, dass Paul Sablowsky, aus Heinrichswalde, Kreis Elchniederung, vom 16.08.1939 bis 17.09.1940 beim Wehrmeldeamt Heinrichswalde, später Tilsit, als Schreiber tätig gewesen ist? Am 09.09.1941 wurde Sablowsky zur Landgendarmerie einberufen, und er versah seinen Dienst bis zur Vertreibung am 18.01.1945 in den Bezirken Groß-Friedrichsdorf, Neukirch, Herdenau, Grünhausen und Heinrichswalde.

 

Wer kann bestätigen, dass Bruno Vincentini, geb. 03.06.1905, vom Oktober 1923 bis 1924 bei Friseurmeister Bethke in Königsberg, und vom Sommer 1928 bis November 1928 bei Friseurmeister Gustav Vincentini in Bialla, Kreis Johannisburg, als Friseur tätig war?

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86.

 

Bestätigungen

Zur Vervollständigung meiner Arbeitspapiere suche ich Zeugen, welche bestätigen können, dass ich bei der Firma Friedr. Ebert, Königsberg, gelernt, und bei der Mühle Neu-Vorwerk, Kreis Mohrungen, und der Mühle Waltersdorf bei Guttstadt, beschäftigt war. Insbesondere die früheren Mitarbeiter: Felix Benger, Erich Schlothaner, Inspektor Taube, Müllermeister Grodde, Charlotte Rehse, Therese Riemann, Wanda Wichmann. Nachricht erbittet Herbert Deyda, Darmstadt, Donnersbergring 23 a.

 

Wer kann sich meiner erinnern und mir in der Rentenangelegenheit bestätigen, dass ich vom 01.02.1941 bis 21.04.1944 als Hausgehilfin bei Frau A. Stadie, Nordenburg, vom 01.02.1944 bis Januar 1945 als Waldarbeiterin in der Försterei Nordenburg, gearbeitet habe? Gewohnt habe ich in Nordenburg, Kreis Gerdauen, Insterburger Str. 38. Unkosten werden erstattet. Frieda Pannke, Leverkusen-Wiesdorf, vant-Hoff-Straße 12.

 

kann mir bestätigen, dass ich 1945 beim Volkssturmbataillon Heiligenbeil war? Wo ist Herr Dr. Keller, der in Stablack-Nord war und 1945 beim Volkssturm Kranke behandelte? Wo ist der Kamerad v. Zinten, er wohnte Schulstraße 1, und sein Freund, ein Steinhauer? Die Namen sind mir entfallen. Oder andere Kameraden, die sich meiner erinnern. Wir kamen von Heiligenbeil nach Pillau und dann nach Fischhausen. Benötige Zeugen für Entschädigungsantrag. Anschrift, erbeten an Friedrich Lowsky, Postbetriebsassistent a. D., Braunschweig-Lehndorf, Fuchsweg 6.

 

Wer kann bestätigen, dass ich in den Jahren von 1926 bis April 1934 als Filmvorführer des Ostdeutschen-Wanderfilm-Heimatdienstes im Regierungsbezirk Allenstein tätig war und Versicherungsbeiträge abgeführt wurden? Unkosten werden erstattet. Adolf Bockmann, Wiesbaden, Hallgarterstraße 4.

 

Achtung Schloßberger! Wer kann mir bestätigen, dass ich in Friedrichsweiler, Kreis Schloßberg, Ostpreußen, wohnhaft war und eine Schmiede mit Landwirtschaft betrieben habe. Benötige sie dringend wegen Lastenausgleich. Unkosten werden erstattet. Emil Jaekel, (21b) Plettenberg (Westfalen), Umlauf Nr. 5.

 

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Seite 10   Amtliche Bekanntmachungen

53 II 87/57   Beschluss

Die verschollene Ehefrau Ida Brandt, geb. Meschkat, geb. am 23.01.1908 in Bergental, zuletzt wohnhaft gewesen in Mallwen (geschrieben steht Malwen), Kreis Schloßberg, Ostpreußen, wird für tot erklärt. Als Zeitpunkt des Todes wird der 31. Dezember 1945, 24 Uhr, festgesetzt. Die Entscheidung ergeht gerichtskostenfrei. Die dem Antragsteller entstandenen notwendigen Kosten fallen dem Nachlass zur Last.

Gründe

Der Metallarbeiter Ernst Meschkat, Essen, Steinmetzstraße 25, hat als Berechtigter gemäß § 16 des Verschollenen-Einheitsgesetztes die Todeserklärung seiner oben bezeichneten Schwester beantragt und zur Begründung dieses Antrages vorgetragen, dass die Genannte vor dem 1. Juli 1948 im Zusammenhang mit Ereignissen oder Zuständen des letzten Krieges vermisst worden und seitdem unter Umständen verschollen sei, die ernstliche Zweifel an ihrem Fortleben begründen. Der Antrag ist gem. Art. 2. § 1 des Ges. z. Änderung von Vorschriften des Verschollenheitsrechts vom 15.01.1951 (RGBI Teil I, S. 59 ff.) zulässig. Die angestellten Ermittlungen haben die Richtigkeit der zur Begründung des Antrages vorgetragenen tatsächlichen Angaben ergeben. Gemäß §§ 5 des angegebenen Gesetzes, 19 ff., des Versch.-Ges. hat ein Aufgebot stattgefunden. Es hat keinen Erfolg gehabt Der Antrag ist danach begründet. Die Feststellung des Zeitpunktes des Todes beruht auf Art. 2. § 2. des Gesetzes vom 15.01.1951, die Kostenentscheidung auf § 6 des Gesetzes. § 34 Versch.-Ges. Essen, den 6. Mai 1958   Das Amtsgericht

 

4 II 21/56 T     Aufgebot

Der Zimmermann Johann Großberg, Marl, Hebbelstraße 41, hat beantragt, seine Ehefrau, die verschollene Almania Friederika Großberg, geb. Westphal, geb. am 09.03.1898 in Budelischken, Kreis Elchniederung, zuletzt wohnhaft in Neukirchen, Kreis Elchniederung, Ostpreußen, für tot zu erklären. Die Verschollene wird aufgefordert, bis zum 31. Juli 1958 vor dem unterzeichneten Gericht in Marl, 1. Stockwerk, Zimmer Nr. 18, Nachricht über ihren Verbleib zu geben, widrigenfalls sie für tot erklärt werden kann. Alle, die Auskunft über Leben und Tod der Verschollenen geben können, werden aufgefordert, bis zu dem oben bestimmten Zeitpunkt dem Gericht Anzeige über die Tatsachen zu machen, die darauf schließen lassen, dass die Verschollene noch lebt. Marl, den 28. April 1958. Das Amtsgericht

 

5 II 7/58      Aufgebot

Die Hausfrau Lisbeth Albrecht, geb. Seidler, wohnhaft in Marburg (Lahn), Afföllerstraße Nr. 50. hat beantragt, den verschollenen Installateur Ernst Seidler, geb. am 2. März 1894 in Bönkeim, Kreis Pr.-Eylau, zuletzt und am 1. September 1939 wohnhaft in Königsberg Pr., Yorckstraße Nr. 75, verheiratet seit dem Jahre 1930 mit Ida Schweinsberger. Tag der Eheschließung, Standesamt und Heirats- Reg. Nr. unbekannt — die Ehefrau ist gleichfalls vermisst — aus der Ehe sind Kinder nicht hervorgegangen, für tot zu erklären. Der Verschollene wird aufgefordert, sich bis zum 10. Juli 1958, 12.00 Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht, Zimmer 15, zu melden, da er sonst für tot erklärt werden kann. Alle, die Auskunft über den Verschollenen geben können, werden aufgefordert, bis zu dem oben bestimmten Zeitpunkt dem Gericht Anzeige zu machen. Marburg (Lahn), den 5. Mai 1958   Das Amtsgericht, Abteilung 5

 

14 II 257/57

14 II 258/57      Aufgebot

Herr Georg Pollitt in Hildesheim, Königsberger Straße 22 B, hat beantragt,

1. den verschollenen Rentner Paul Pollitt, Zivilist, geboren am 08.05.1879 in Königsberg Pr.,

2. die verschollene Ehefrau Auguste Pollitt, geb. Driest, Zivilistin, geboren am 19.01.1881 in Gr.-Legden, Kreis Königsberg Pr., beide zuletzt wohnhaft in Königsberg Pr., Zeppelinstraße 60, für tot zu erklären. — Die bezeichneten Verschollenen werden aufgefordert, sich bis zum 5. Juli 1958 bei dem hiesigen Gericht, Zimmer Nr. 9, zu melden, widrigenfalls die Todeserklärung erfolgen kann. An alle, die Auskunft über Leben und Tod der Verschollenen geben können, ergeht die Aufforderung, dem Gericht bis zu dem angegebenen Zeitpunkt Anzeige zu machen. Hildesheim, den 30. April 1958     Amtsgericht

 

4 II 1/58      Aufgebot

Die Ehefrau Anna Chlupka, geb. Schulz, Hürth-Kalscheuren, Hans-Böckler-Str. 54, hat beantragt, ihren verschollenen Vater, den Rentner Gustav Schulz, verheiratet, geb. am 19.02.1875 in Kolpacken, Kreis Gerdauen, Ostpreußen, ev., Deutscher, zuletzt wohnhaft in Schwentainen, Kreis Treuburg, Ostpreußen, im Jahre 1950 oder 1951 in Jauern, Ostpreußen, an Grippe oder Malaria verstorben, für tot zu erklären. — Der Verschollene wird aufgefordert, sich bis zum 18. Juli 1958, 14 Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht in Köln, Reichensperger Platz 1, III. Stock, Zimmer 397a zu melden, widrigenfalls er für tot erklärt werden kann. Alle, die Auskunft über den Verschollenen geben können, werden aufgefordert, bis zu dem oben bestimmten Zeitpunkt dem Gericht Anzeigen zu machen.  Köln, den 25. April 1958   Das Amtsgericht, Abteilung 4

 

Seite 10   Familienanzeigen

14.04.1958, Reinhard-Willy, ist angekommen. Die dankbaren Eltern: Christel Venohr, geb. Schmuck und Willy Venohr und Sohn Wolfgang. Ahrensburg (Holstein), Lohe 30, früher Landsberg, Ostpreußen, Monditten, Ostpreußen.

 

Matthias. Unser Wolfgang hat ein Brüderchen bekommen. In Dankbarkeit und Freude: Hildegard Geisendörfer, geb. Kulessa, früher Skomanten, Kreis Lyck und Siegfried Geisendörfer. Meppen (Ems) Bodelschwinghstraße 6, Talwiesen, Kreis Schloßberg.

 

Die Verlobung unserer Tochter Sabine v. Kulesza mit Herrn Horst Rüdiger, zeigen wir hiermit an. Hans Niemann, Oberstleutnant a. D. und Ilse Niemann, verw. v. Kulesza, geb. Riemer. Hamburg 13, Hansastiaße 38. Im Mai 1958

 

Meine Verlobung mit Fräulein Sabine v. Kulesza, Tochter des verstorbenen Gutsbesitzers Eberhard v. Kulesza, Kobilinnen und seiner Frau Gemahlin, Ilse, geb. Riemer, gebe ich hiermit bekannt. Horst Rüdiger. Hamburg-Rahlstedt, Remstedtstraße 8

 

Ihre Verlobung geben bekannt: Helga Meyer und Hasso-Hans Sudau. Wittingen (Han), Fuhlenriedweg 10, früher Gr.-Albrechtshof, Kreis Angerapp. 17. Mai 1958

 

Vermählte. Hanns-O. Steiner, Gerichtsassessor, Düsseldorf, Ulmenstraße 40 und  Gisela Steiner, verw. Gossens, geb. Strahl-Giesbrecht, früher Königsberg Pr., Schrötterstraße 35a. 23.05.1958

 

Am 10. Mai 1958 feierten wir unsere Hochzeit. Helmut Kupski, Angermund/Düsseldorf, Immenweg 6, früher Lindenort/Ortelsburg und  Dorofhee Kupski, geb. Bongertz, Krefeld, Taubenstraße 8.

 

Am 17. Mai 1958 feiern meine lieben Eltern, Karl Bruckert, Helene Bruckert, geb. Weichel, ihre Goldene Hochzeit. Ich gratuliere herzlichst und erbitte den Segen unseres Herrgotts für einen ruhigen, gesunden Lebensabend. Ihre dankbare Tochter Lotte. Königsberg Pr. Schießstand Holländerbaum und Oberrollberg 19a, jetzt Westerholt (Westfalen) Gartenstraße 2

 

Am 15. Mai 1958 feierten unsere lieben Eltern, Gustav Rebbe und Frau Elisabeth Rebbe, geb. Essert, früher Königsberg Pr., Aweider Allee 75, das Fest der Goldenen Hochzeit. Es gratuliert herzlichst und wünschen weiterhin Gesundheit und Gottes Segen, die dankbaren Kinder. Leverkusen, Friedrich-Bergins-Platz 5, zurzeit Bremen, Beckfeldstraße 15

 

Zum 85. Geburtstag unseres lieben Vaters, des Landwirts Hugo Kraemer, Berlin-Buch, Pölnitzweg 64, früher Hammerwerk Finken, Kreis Pr.-Eylau, gratulieren herzlich seine Kinder und Enkel. Franz, Siegen i. W. Eva, Berlin-Buch-Ost. Erna, Berlin-West. Martin, vermisst. Hans u. Frau Ruth mit Enkelkindern Ingeborg u. Martin, Werher i. W.

 

Zum 82. Geburtstag, am 27. Mai 1958, unserer Mutter und Schwiegermutter, Therese Paetsch, geb. Krause, aus Landsberg, die herzlichsten Glückwünsche von: Martha und Erich. Sie wohnt jetzt bei ihrer Tochter, Martha Steinau, (14b) Reichenbacherhöfe, Post Baiersbronn, Tonbachstraße 23, früher Kraftshagen, Kreis Bartenstein, Ostpreußen.

 

Am 21. Mai 1958 feiert unsere liebe Oma, Frau Hedwig Brandstädter, geb. Römer, ihren 80. Geburtstag. Gott schenke ihr noch gesegnete Jahre in Gesundheit und Rüstigkeit. Dieses wünschen von ganzem Herzen, ihre Kinder. Germering/München, Frühlingstraße 53, früher Hainau, Kreis Ebenrode und Tannenwalde/Königsberg.

 

Am 20. Mai 1958 begeht mein lieber Vater, Schwiegervater und Opa, Otto Schattauer, Postinspektor i. R. Westerwanna (Niederelbe), Tivoli 206. Früher Schloßberg, Ostpreußen, Rathausstraße 2, seinen 70. Geburtstag. Es gratuliert und bitten weiterhin um Gottes Segen, die dankbaren Kinder: Gerd Schattauer. Käthe Schattauer, geb. Falck. Marita u. Norbert, als Enkelkinder.

 

Am 18. Mai 1958 feiert unser lieber Vater, Schwiegervater und Opa, Obersteuerinspektor i. R. Paul Losch, früher Königsberg Pr., Henriettenstraße 16, jetzt Hamburg 33, Dohlenweg 4, seinen 75. Geburtstag. Wir wünschen ihm weiterhin einen gesegneten und glücklichen Lebensabend an der Seite seiner geliebten Frau, unserer lieben Oma, in Gesundheit und Zufriedenheit. Es gratulieren in herzlicher Dankbarkeit, seine Kinder: Dr, Kurt Losch und Frau Hannemor und die Enkel, Per und Karl. Walter Losch u. Frau Ursula. Gerhard Losch u. Frau Tora und die Enkel Rolf, Arne u. Heidi. Kiel. Harstad (Norwegen). Hamburg. Cuxhaven.

 

Am 19. Mai 1958 begeht unser lieber Vater, Schwiegervater und Opa, Otto Rogalla, seinen 70. Geburtstag. Es gratulieren herzlichst: Sohn Heinz und Familie. Buchen, Kreis Lauenburg, Hafenstraße 7, früher Schwaigenort, Kreis Treuburg, Ostpreußen.

 

Unserer lieben Mutter, Großmutter und Urgroßmutter, Försterwitwe, Joh. Neubacher, zu ihrem 80. Geburtstag unsere herzlichsten Glückwünsche und einen gesegneten Lebensabend. Die dankbaren Kinder. Uetersen (Holstein), Alsenstraße 30, früher Tilsit.

 

Am 18. Mai 1958 feiert unsere liebe Oma, Frau Auguste Heinowski, früher Neukirch, Ostpreußen, Königsberg Pr., ihren 78. Geburtstag. Es gratulieren herzlichst: Helene, Oskar und Peter. Jetzt, bei ihrer Tochter, Helene Reich, Kempten (Allgäu), Mittlere Eicherstraße 36.

 

Am 20. Mai 1958 feiert unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und gute Omi, Minna Molter, geb. Kalledat, früher Königsberg Pr., Unterhaberberg 44a, jetzt Erlangen, Drausnickstr. 1 ¼, ihren 70. Geburtstag. Es gratulieren herzlichst ihre Kinder und Enkelkinder.

 

Zum 60. Geburtstag am 18. Mai 1958, unserer lieben Mutter, Schwiegermutter und Omi, Frau Anna Balzer, geb. Butschies, die herzlichsten Glückwünsche und Gottes Segen. Ihre dankbaren Kinder. Landshut/Piflas, Wiesenstraße 5, früher Tilsit, Ostpreußen, Kallkapper Straße 4.

 

Rest der Seite: Werbung, Unterricht, Bekanntschaften

 

Seite 11, 12   Im Lande an der Angerapp

Foto: Blick auf Angerapp

Diese Luftaufnahme von Angerapp (Darkehmen) veranschaulicht das Gesamtbild der schmucken Stadt recht deutlich. Der weiträumige Marktplatz, der dreizehn Morgen umfasste, nimmt sich aus der Vogelschau nicht weniger eindrucksvoll aus, als von unten. Auf dem großen, hellen Viereck des Platzes, steht das Rathaus (mit dem Türmchen) und die Post (links daneben). Im Vordergrund des Bildes sieht man die ruhig dahinfließende Angerapp, die der Stadt den Namen gab. Eine Brücke führt über den Fluss zum Landratsamt (in der linken unteren Ecke des Bildes), das von Grünanlagen umgeben ist. Das hohe Gebäude am Flussufer (unten rechts) sind die Mühlenwerke.

 

Foto: Im Antikensaal der Schlosses Beynuhnen befanden sich unter den Abgüssen griechischer und römischer Plastiken auch wertvolle Originale, so dieser jugendliche Hermenkopf aus der römischen Kaiserzeit.

 

Foto: Unzählige Besucher von Beynuhnen genossen einst diesen Blick, wenn sie aus dem schattigen Park heraustraten und das in der Sonne leuchtende Schloß vor ihnen lag. Auch Schulklassen wanderten aus der ganzen Provinz hierher, um die Sammlungen zu bewundern, die Flitz von Farenheid in mehr als drei Jahrzehnten zusammengetragen hatte.

 

Foto: In Angerapp schaute man vom Kriegerdenkmal aus (ganz rechts im Bild) durch die Kirchenstraße mit den sauberen, grünberankten Häusern auf das Rathaus (im Hintergrund).

 

Skizze

 

Ein dreizehn Morgen großer Marktplatz

Aus der Geschichte der Kreisstadt Angerapp

Die Kreisstadt Angerapp — bis 1938 hieß sie Darkehmen — ist aus dem Dorf Dargekeim hervorgegangen, das auf dem fast hundert Meter hohen Moränengebiet am linken Ufer des Angerapp-Flusses seit alters bestanden hat. Es wird im Jahre 1539 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, dürfte aber viel älter sein. Sein Name ist prussisch und bedeutet so viel wie „Dorf des Darge“. Im Nordosten der Stadt, auf dem schmalen Landstreifen zwischen dem Ragawischbach und der Straße Angerapp—Insterburg, liegt ein Burgberg, den alte Schriftsteller mons deorum, Götterberg, nennen, und der im Volksmund als Potrimposberg bekannt ist. Vermutlich haben Burg und Dorf in prussischer Zeit zusammengehört. Die Frage, ob der Potrimposberg der Sitz eines prussischen Edlen oder gar der Götterberg, das heißt die Kultstätte des Gottes Natrimpe, gewesen ist, muss unbeantwortet bleiben. Der Flussname Angerapp, der auf das prussische angurgis = Aal und ape = Fluss zurückgeht, bedeutet so viel wie Aalfluss.

 

In herzoglicher Zeit entwickelte sich das Dorf Dargekeim zu einem besuchten Marktort, dem im Jahre 1615 ein Krug verliehen und in dem eine Kirche erbaut wurde. Das Gotteshaus musste 1842 völlig umgebaut werden, und 1892 wurde der Dachreiter erhöht. Der erste Geistliche Johann Groß kam 1615 aus Trempen hierher. Er ist auch der Begründer der Kirchschule, auf die die spätere Volksschule zurückgeht. Die im Jahre 1922 eingerichtete private höhere Schule wurde 1929 zur Städtischen Realschule erhoben. König Friedrich Wilhelm I., der das Gebiet Nadrauen tatkräftig gefördert hat, verlieh dem Kirchdorf Darkehmen das Marktrecht und machte es im Jahre 1725 zur Stadt. Zwei Jahre vorher hatte Baudirektor Joachim Ludwig Schultheiß von Unfriedt einen großzügigen Plan entworfen, nach dem die Stadt aufgebaut werden sollte. Um einen fast quadratischen, dreizehn Morgen großen Marktplatz waren die Straßen gitterförmig gezogen; das Rathaus war nur ein einfacher Bau mit einem Dachreiter aus dem Jahre 1812. Der große Marktplatz kam den Marktbedürfnissen der Stadt zugute; denn ein weites landwirtschaftliches Gebiet im Umkreis förderte den Getreidehandel, die Vieh- und Pferdemärkte in der Angerappstadt.

 

Die junge Stadt wuchs zusehends. 1732 ließen sich hier mehr als hundert Salzburger nieder. Fast alle Bürger betrieben Landwirtschaft, die zahlreichen Handwerker fanden genug Aufträge und Umsatz. Im 18. Jahrhundert gewannen die Gerber und Tuchmacher eine gewisse Bedeutung; ihre Lederwaren und Tuche wurden gut abgesetzt und erhöhten die Einnahmen der Stadt. Hierzu trug auch die Garnison in reichem Maße bei. Im 18. Jahrhundert standen Teile des Dragoner-Regiments von Zieten, des Bosniaken-Regiments und des Husaren-Regiments von Prittwitz nacheinander in der Stadt. In jüngster Zeit hatte ein Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 59 (1890 - 1902) und danach (1902 - 1919) des Infanterie-Regiments Nr. 45 seine Garnison in Darkehmen.

 

Kurz nach der Stadterhebung zählte man nur 742 Einwohner (im Jahre 1733); nach dem Unglücklichen Kriege, im Jahre 1816, waren es bereits 1800, 1852: 2420, im Jahre 1900: 3534 und im Jahre 1939: 4264, ständige Bewohner. 1818 war Darkehmen Kreisstadt geworden; deshalb ließen sich in den folgenden Jahrzehnten mehrere Behörden und Betriebe hier nieder: ein Amtsgericht, ein Kreislazarett, eine Messingwaren- und Maschinenfabrik, eine Eisengießerei usw. Das Jahr 1876 schloss die Stadt an das Eisenbahnnetz an, Darkehmen wurde Haltestelle an der Strecke Insterburg—Lyck und im Jahre 1913 auch an der Strecke Gumbinnen—Angerburg.

 

Mit seiner Bestimmung als Kreisstadt hing es zusammen, dass seit etwa 1854 das „Darkehmer Kreisblatt“ gedruckt wurde. Gegen Ende der achtziger Jahre entstanden sogar zwei Zeitungen: 1886 die „Darkehmer Zeitung“, die 1914 einging, und 1887 der „Darkehmer Anzeiger“, der bis 1916 bestanden hat. Von 1917 bis 1924 las man im Kreise die „Darkehmer Kreiszeitung“.

 

Die Stadt Angerapp liegt heute im sowjetischen Verwaltungsgebiet Ostpreußens; sie ist bei den Sowjets ein Rayon-Hauptort mit dem Namen Ozersk. Für uns bleibt sie die deutsche Kreisstadt Angerapp. Sie ist seit der Verkündung der Patenschaft am 18. September 1954 mit der in Nordrhein-Westfalen gelegenen Stadt Mettmann verbunden. E. J. G.

 

Das Schloß im Park von Beynuhnen

Ein Blick in die klassische Sammlung Friedrich von Farenheids

Die Erinnerung beginnt bei einem einzelnen Manne. Er war Lehrer von Beruf, in jenen Jahren in Königsberg, und sein Herz hing an Homer und nächst diesem an Schiller. Er war der erste, dem in stiller Stunde der Gedanke an ein Schiller-Denkmal in Königsberg gekommen war. Und er erlebte den Tag, an dem er, auf dem Paradeplatz vor dem Stadttheater in Königsberg, die Festrede zur Enthüllung des Schiller-Denkmals halten konnte. Stanislaus Cauer war der bildhauerische Schöpfer, Max Hecht der geistige Gründer dieses Denkmals. (Nach dem Ersten Weltkriege wurde das Denkmal auf den Hufen gegenüber dem Neuen Schauspielhaus aufgestellt, wo es auch heute noch steht. Anmerkung der Redaktion)

 

Wenn Professor Dr. Max Hecht in einer Stunde, in der eine Übersetzung aus dem Griechischen ins Deutsche behandelt werden sollte, durch listige, geschickte, unauffällig an ihn gerichtete Fragen darauf gebracht wurde, entfernte er sich schwärmend nur zu gern von seinem Lehrstoff. Und eines seiner liebsten Themen, auf die er dann kam, war mit einem Namen benannt, der nichts mit Homer oder mit Schiller, wohl aber mit unserer Heimat und mit einem ihrer merkwürdigsten Orte zu tun hatte.

 

Beynuhnen war der Name. Und war schon Professor Max Hecht, der Idealist, in seiner Art eine gewiss nicht alltägliche Erscheinung, so wurde er gerade darum der richtige Mann, für das Werk eines anderen nicht gewöhnlichen Ostpreußen, für einen der Besitzer eben dieses Beynuhnen, in Wort und Schrift einzutreten. Fritz von Farenheid, dessen Grab in der Stille seines seltsamen, „klassischen“ Parks lag, war so sehr von der Welt des alten Griechenland eingefangen, dass er ganz in ihr lebte und nichts anderes wünschte, als in dem Hellas seiner Träume zu leben, doch nicht im Traume allein.

 

Der ostpreußische Gutsbesitzer Friedrich von Farenheid begann in seinem Hause zu sammeln, was ihm an Werken der Kunst, vornehmlich aus dem Altertum, erreichbar war. Er konnte freilich nicht stets Originale erwerben; die Mehrzahl der Stücke seines Museums waren Kopien.

 

Es berührte einen seltsam betrat man jenen Park zwischen den ostpreußischen Feldern. Unerwartet, in einem Gebüsch am Wege, stand eine weiße Gestalt, stumm, aus Stein. Ein paar Schritte nur weiter eine andere Göttin, unbeweglich wie jene, schweigend und weiß. Man begann schon, den Ort und die Zeit zu vergessen, noch ehe man ins Haus gelangt war, ins Schloß Beynuhnen.

 

Hier schritt man, fast erdrückt von der Fülle dieser Sammlung, an Bild und an Bildwerk, an Gemälden und Plastiken vorüber, von einem Raum in den anderen. Man schritt aus der Empfangshalle durch den Porticus-Saal mit der riesigen Statue einer Venus und der Statue des Kaisers Augustus (die Originale dieser Werke befanden sich in London und im Vatikan) in den Antiken-Saal, in dem man an einer Fensterwand eine Nachbildung des Apollo von Belvedere sah. Man begab sich in das Kaffee-Zimmer, in dem an den Wänden Gemälde an Gemälde hing. Im Europa-Zimmer (hier zeigte, angeblich ein Original von Luca Giordano, wie Jupiter, als Stier die schöne Europa entführte), im Grauen Zimmer, im Roten Saal, — in allen diesen Räumer, verschwanden die Wandflächen unter den Bildern und ihren Rahmen. Doch es gab auch in jedem Raum einige Bronzen und Werke in Marmor. Im Grauen Zimmer blickte sinnend vor einem Fenster die Marmorbüste Fritz von Farenheids den Besucher an. In dem Saal mit den Kupferstichen zählte man etwa siebzig Blätter, zum Teil nach Gemälden berühmter Maler. Im alten Arbeitszimmer vereinten sich ebenfalls Bilder mit Plastiken aus Bronze, aus Marmor und aus Gips. Im großen Festsaal standen viele marmorne Werke.

 

Verließ der Besucher das Haus, so erschien es ihm fast, als ob die beiden Gestalten, die man nun noch einmal in der Empfangshalle sah, auf einen Weg in die Welt wiesen, die uns heimisch war. Zugleich waren sie Sinnbilder für dieses Schloß Beynuhnen und Kennzeichen für den, der es eingerichtet hatte. Da stand eine Statue der Ceres, der Göttin, die den Ackerbau schützte, und ihr gegenüber der römische Jüngling Antinous aus der Zeit des römischen Kaisers Hadrian als Schutzgeist.

Karl Herbert Kühn

 

Berühmte Pferdezüchter

Aufstieg und Wirken der Familie Farenheid

Der Königsberger Kaufmannssohn Friedrich Reinhold Farenheid (in Königsberg geboren 1703, gestorben 1781) hatte sich durch den Besitz des Salzmonopols in Königsberg ein großes Vermögen erworben, das er zum Teil zu wohltätigen Zwecken verwandte, aber auch in ländlichem Grundbesitz anlegte. 1773 erwarb er von seinem Schwiegervater J. J. von Hoffmann für 75 000 Taler den ausgedehnten Gutsbesitz Angerapp im späteren Kreise Darkehmen (Angerapp) für seinen Sohn Johann Friedrich Wilhelm (von) Farenheid (geboren in Königsberg 1747, gestorben in Beynuhnen 1834). Dieser war nach seinem Studium in die Staatsverwaltung eingetreten. 1770 amtierte er als Kriegs- und Domänenrat in Gumbinnen, 1774 in Königsberg. 1779 nahm er seinen Abschied und widmete sich nun seinen Gütern.

 

Er wohnte in Beynuhnen und förderte unermüdlich die rationelle Landwirtschaft durch Verbesserung des Getreide- und Futteranbaus, der Rindviehzucht und der Vollblutgestüte. 1799 begann er als erster in Preußen die Erbuntertänigkeit auf seinen Gütern aufzuheben. Infolge der verheerenden wirtschaftlichen Folgen der napoleonischen Kriege war Friedrich Wilhelm Farenheid gezwungen, mehrere seiner Besitzungen zu verkaufen. Er behielt aber die Beynuhnenschen und Angerappschen Güter. Seiner Verdienste wegen war er im Todesjahr Friedrichs des Großen (1786) geadelt worden. Seine besondere Liebe galt den Pferden, und schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts war sein Vollblutgestüt in Gnie „reich an bunten Farben, namentlich Isabellen, Grauen, Schimmeln und Füchsen mit Abzeichen, viel orientalisches Blut enthaltend, worunter damals Pferde verstanden wurden, die aus dem Süden des großen russischen Reiches eingeführt waren“.

 

Der Sohn des Kriegsrats von Farenheid, Friedrich Heinrich Johann von Farenheid (geboren 1780, gestorben 1849), studierte in Königsberg und Göttingen und unternahm von 1801 bis 1806 ausgedehnte Studienreisen durch Frankreich, England, Nordamerika, die Schweiz und Italien, um die landwirtschaftlichen Verhältnisse, die Pferdezucht und die Reitkunst kennenzulernen. Er war, wie von Bujack in der „Festgabe für die Mitglieder der XXIV. Versammlung deutscher Land- und Forstwirte“ in Königsberg 1863 schreibt, „wie sein Vater ein großer Pferdefreund und ein gleich ausgezeichneter Reiter und Pferdekenner, führte nach einem längeren Aufenthalte in England im Jahre 1804 hier zwei englische Hengste, Trumpator und Bussard, mehrere Vollblutstuten und einige vortreffliche englische Halbblutstuten ein, auch einige Yorkshire-Stuten und einen gleichen Hengst. Die letzteren kamen nach Gnie auf das Gut seines Vaters, die ersteren bildeten auf seinem eigenen Gute Angerapp einen Stamm, der sich lange Jahre hindurch eines großen Rufs erfreut hat. Herr von Farenheid-Angerapp, ist nach Herrn von Schön-Blumberg (1770), der zweite Privatmann gewesen, der hier in die Provinz das englische Vollblutpferd gebracht, und mit dem regen Eifer und dem besten Erfolge hat er nicht nur für seine Pferdezucht, sondern für die der heimischen Provinz überall mit Rath (Rat) und aufopfernder That (Tat) gewirkt. Schon damals hatte er die hohe Bedeutung des englischen Pferdes erkannt, und wenn er in seinem eigenen Gestüt die Reinzucht des englischen Bluts nicht überall aufrecht erhielt, sondern dasselbe auch mit orientalischem Blute kreuzte, so trug er nur dem damaligen Geschmack Rechnung und einer Nothwendigkeit (Notwendigkeit), die bei dem derzeitigen Mangel an anderweitem englischen Blute im Lande ihn zu nahe Verwandtschafts-Paarungen im eigenen Blute vermeiden ließ. — Seinen Bemühungen ist vornehmlich die Stiftung der hiesigen Rennen zu danken, und bis an sein Lebensende im Jahre 1849 widmete er sich mit größter Liebe allem, was auf jene Bezug hatte. Er war der Erste, der hier eine eigene Trainiere-Anstalt gründete, und nicht bloß auf den Provinzial-Rennen, auch in Berlin, wie im weiten deutschen Vaterlande erfreuten sich seine Pferde einer verdienten Renommee …“

 

Friedrich Heinrich Johann von Farenheid hat sich nicht nur einen Namen durch seine berühmten Gestüte gemacht, er zeigte sich stets opferbereit und vaterlandsliebend und sorgte väterlich für die Bauern seiner 26 Dörfer. Er verbesserte das Schulwesen in seinen Besitzungen und hob die landwirtschaftlichen Betriebe. Im Jahre 1821 gründete er die „Landwirtschaftliche Gesellschaft für Litauen“ und war Mitbegründer der Pferderennen in Königsberg und Danzig Dieser tatkräftige Mann, der auch Mitglied der Provinzialstände war, gilt als der bedeutendste Vertreter seines Geschlechts.

 

Sein Sohn Fritz von Farenheid, der 1815 in Angerapp geboren und 1888 in Beynuhnen gestorben ist, widmete sich — wie dies in einem anderen Beitrag geschildert wird — mit Liebe und Begeisterung des klassischen Altertums. In den Jahren 1854 und 1862 bis 1864 ließ er ein Schloß in klassischem Stil als würdiges Heim für die gesammelten Kunstwerke erbauen und einen großen waldartigen Park mit dorischem Tempel, Säulenhalle und zahlreichen Abgüssen antiker Statuen anlegen.

 

Nach dem Tode dieses idealistischen Sammlers ging Beynuhnen mit dem gesamten Kunstbesitz und zehntausend Morgen in das Eigentum der Provinz Ostpreußen und des Staates über, wie es Fritz von Farenheid in seinem Testament bestimmt hatte.

Emil Johannes Guttzeit

 

Politiker, Wissenschaftler, Künstler

Große Söhne des Kreises Angerapp

Im Heimatmuseum, das kurz vor dem Zweiten Weltkrieg in der alten Schule der Kreisstadt Angerapp (Darkehmen) eingerichtet wurde, waren Erinnerungsstücke an bedeutende Persönlichkeiten aufbewahrt, die aus dem Kreise stammten. Außer tüchtigen Landwirten, die als Züchter Hervorragendes geleistet haben, befanden sich unter ihnen Künstler und Wissenschaftler von hohem Rang. Neben den berühmten Kunstsammlungen von Beynuhnen ist die große Bibliothek im Elkinehler Gutshaus mit dem wirtschaftsgeschichtlich bedeutungsvollen Archiv über die Betriebsleitungen zu erwähnen.

 

Der Gutsbesitzer Ernst von Saucken - Tarputschen (1791 bis 1854), hatte sich, wie auch sein Bruder August auf Julienfelde, der Politik gewidmet. Ernst von Saucken wurde 1848 in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt und war Mitglied der Ersten und Zweiten Preußischen Kammer. Der Historiker Dr. R. Adam urteilte über sein Wesen: „Was er sagte, kam aus einem warmen Herzen und einem aufrechten Sinn. Seine strenge Rechtlichkeit und seine klare liberale Gesinnung waren weniger ein Ergebnis kultureller Bildung, sondern sie erwuchsen einfach aus seiner Natur. Das verschaffte ihm eine unmittelbar zu Herzen gehende Wirkung. Seine ganze politische Haltung und Tätigkeit ruhten auf einer schlichten und unbedingten Vaterlandsliebe, die an die erfrischende, erdhafte Natürlichkeit Ernst Moritz Arndts gemahnt. Mit Entschiedenheit vertrat Saucken auf dem Vereinigten Landtag die Forderungen des Liberalismus. Die Durchführung liberaler Reformen war ihm im wahrsten Sinne Dienst am Vaterland. Das fühlte bei aller politischen Gegensätzlichkeit auch der König heraus, der Saucken damals durch das schöne Wort „Mein wackerer Feind“ zu ehren wusste. Er hatte immer das Ganze des Staates im Auge. Ihm war der Grundsatz, dass ein Abgeordneter nur zum Wohle des ganzen Volkes zu wirken habe, kein leeres Wort. “Sowie mein Fuß diesen Saal betritt“, erklärte er einmal im Vereinigten Landtag, vergesse ich, wessen Standes ich bin … Ich fühle mich berufen, die heiligsten Interessen des Vaterlandes allein hier zu vertreten“.

 

Einen großen Einfluss auf das ostpreußische Musikleben übte der in Darkehmen geborene Constanz Berneker (1844 bis 1906) aus.

 

Er wirkte in Königsberg, wurde nacheinander Musikdirektor, Domorganist, Erster Dirigent der Singakademie und Universitätslektor für Orgelspiel. Am Kühnsschen Konservatorium erteilte er Unterricht in Musiktheorie, Musikgeschichte, Chorgesang und Kompositionslehre. Für die Hartungsche Zeitung schrieb er Musikkritiken. Constanz Berneker war ein begnadeter Komponist. Er widmete sich der Kirchenmusik und schuf große Chorwerke.

 

Der Arzt Professor Fritz Gustav von Bra(h)mann (1854 bis 1913) steht auch heute noch im Mittelpunkt historischer und wissenschaftlicher Diskussionen. Er wurde im November 1887 von Kaiser Wilhelm I. mit der Behandlung des Kronprinzen, des späteren Kaisers Friedrich III. beauftragt, der in San Remo Linderung von seinem schweren Halsleiden suchte. Unter schwierigen Verhältnissen führte er einen Luftröhrenschnitt durch, der nach dem Urteil von Fachautoritäten dem Erkrankten erhebliche Erleichterungen verschafft hätte, wenn die Operation zu einem früheren Zeitpunkt gestattet worden wäre. Professor Brahmann wirkte als Direktor der Chirurgischen Klinik in Halle; er machte sich auch einen Namen als Verfasser medizinischer Schriften. Sein Geburtsort Schameitschen, südlich des Kirchdortes Wilhelmsberg, wurde ihm zu Ehren in Brahmannsdorf umbenannt.

 

Ein anderer berühmter Wissenschaftler war Fritz Richard Schaudinn (1871 bis 1906), der in Röseningken zur Welt kam. Er unternahm eine Expedition ins Nördliche Eismeer und war später am Institut für Tropenkrankheiten in Hamburg tätig. Für seine grundlegenden Forschungen und wichtigen Entdeckungen, unter anderem des Erregers der Syphilis, erhielt er den Pettenkofer-Preis.

 

Den Ostpreußen gut bekannt ist der Schriftsteller Walter von Sanden-Guja, der jetzt als erster den Kulturpreis für Literatur der Landsmannschaft Ostpreußen erhalten hat. Er wurde 1888 in Launingken geboren. Auf sein Werk, das wir bereits mehrfach in längeren Darstellungen gewürdigt haben, können wir in dieser kurzen Darstellung nicht im Einzelnen eingehen. Ein Vers aus einem seiner Gedichte gibt einen Hinweis für seine Art und seine Einstellung zum Leben:

 

Leise gleiten meine Netze

Bis zum stillen Grunde hin.

In der Schicksalstiefe suchet

Meine Seele goldnen Sinn.

 

Unvergessene alte Heimatkirchen

Ein kleines Kapitel über die Gotteshäuser im Kreise Angerapp

Der Kreis Angerapp (Darkehmen) umfasste zuletzt zehn evangelische Kirchspiele, von den Szabienen (Kleinlautersee) und Trempen die ältesten waren. Die erste Kirche in Szabienen ist wohl bald nach 1539 erbaut worden, nachdem Caspar von Nostitz, bekannt durch sein Haushaltsbuch des Herzogtums Preußen, das ganze Gebiet auf seine wirtschaftliche Erschließbarkeit hin überprüft hatte. Aus dieser ersten Szabiener Kirche befand sich in den Sammlungen im Königsberger Schloß ein Muttergottesbild; auch die Kreuzgruppe über dem Schalldeckel des Kanzel-Altars stammte aus dem 16. Jahrhundert. Die Kirche, die wir aus unseren Tagen kennen, wurde im Jahr 1672 gebaut. Kanzel und Altar, die zunächst getrennt aufgestellt waren, dazu der längst abgebrochene Patronatsstand, sind um 1680 geschaffen worden. In jener Zeit erhielt die Kirche auch die Messingtaufschale. Ihre letzte Form gewann sie 1817, und man sah es ihr an, dass ihr Patron Fritz von Farenheid gewesen war, dessen Vorfahren im Mausoleum in der Luschnitz liegen und dessen Erben bis zuletzt der Kirche Gutes taten.

 

Die Kirche in Trempen, vor dessen Pfarrhaus die Anke-Linde von Anna Portatius, dem Anke von Tharau Zeugnis ablegte, ist in Anlehnung an mittelalterliche Gotteshäuser 1695 erbaut worden. Die Ausstattung stammte vermutlich von einem Königsberger Bildhauer (Joh. Christoph Döbel?). An der Nordseite war das Grabgewölbe der Familie Gotzkow.

 

Die Kirche in der Kreisstadt Angerapp zeigte den Einfluss der Schinkel-Schule (1842); der Dachreiter ist 1892 erhöht worden. Um den mehrfachen Bau der Kirche auf sprindigem Grund rankten sich mancherlei Sagen.

 

Die Wiederbesiedlung nach der Pest zog Gründungen neuer Kirchen oder Neubauten an Stelle älterer Gotteshäuser nach sich. Die Kirche zu Dombrowken (Eibenburg), ursprünglich ein Fachwerkbau (1732), hatte für eine Siedlerkirche (unleserlich) erstaunliche Ausmaße. Den Grabstein des Dietrich von Schlieben (gestorben 1653) zierten an den Ecken bronzene Löwenköpfe mit Heberingen. Der einfache Saalbau in Ballethen gefiel durch seine Klarheit und die schlichte Art der Inneneinrichtung. Die Wilhelmsberger Kirchengemeinde besaß im Pfarr-Archiv eine Kostbarkeit, die Reisebeschreibung und Abrechnung ihres ersten Pfarrers, der wie sehr viele seiner Gemeindeglieder aus dem Halberstädtischen nach dem Preußenland gekommen war. Die Kirche in Kleszowen (Kleschauen) war wie die Ballethener ein einfacher verputzter Saalbau (1749) mit abseitsstehendem Glockengerüst. In ihr stand wie in der Mehrzahl der ostpreußischen Kirchen ein Kanzel-Altar. Die Taufschale erinnerte an die Szabiener. In Karpowen (Karpauen) ist die Kirche im vorigen Jahrhundert gegründet worden. Die Rogahlar (Gahler) Kirche gehörte zu den Jahrhundertkirchen, die 1913 mehrfach in Ostpreußen errichtet wurde, unvergesslich bleibt der Blick von Norden über den hübschen Ziegelbau am Berghang und über das Dorf. Die jüngste Kirche im Kreis, kaum zwanzig Jahre alt, war die schöne, freundliche Kirche in Sodehnen.

 

Mehrere Kirchen des Angerapper Kreises sind zunächst als Gutskirchen erbaut worden. Allenthalben fühlten sich die Glieder der Gemeinden mit ihren Gotteshäusern verbunden. Gebe Gott, dass wir in ihnen wieder zum Loben und Danken zusammenkommen können.

Helmut Walsdorff

 

Schon 2300 vor Christus bewohnt

Das Zedmar-Bruch, eine bedeutungsvolle urgeschichtliche Stätte Ostpreußens

Eins der bekanntesten Flachmoore Ostpreußens ist das Zedmar-Bruch im Kreise Angerapp. Es liegt etwa acht Kilometer südöstlich der Stadt Angerapp in einer flachwelligen lehmigen Grundmoränenlandschaft von rund 106 Meter Höhe. Im Osten und Süden umrahmt ein bis auf 175 Meter ansteigender Höhenzug die Zedmar-Senke. In ihrer Nordostecke entspringt das Astrawischker Fließ, das das Zedmar-Bruch entwässert und südwestlich von Christiankehmen in die Angerapp mündet.

 

Das Zedmar-Moor ist durch Verlandung des einstigen Astrawischker Sees entstanden; im Jahre 1768 war er bereits „morastig". Die Eigentümerin, Frau Eleonore von Lossow, geborene von Zedmar, wollte ihn trockenlegen und urbar machen, was jedoch misslang. Sie ließ aber einen Damm vom Nordufer bis zur Hauptinsel aufschütten und gründete im Jahre 1768 auf der Insel das Gut Zedmar.

 

Berühmt geworden ist das Zedmar-Bruch erst vor fünfzig Jahren, als die im 19. Jahrhundert angelegten Entwässerungskanäle ausgebaut und vertieft wurden und dabei urgeschichtliche Siedlungen und eine Menge Stein- und Knochengeräte gefunden wurden. Generalmajor K. Stadie hat sie bis 1914 ausgegraben. Seine Forschungen sind von mehreren Urgeschichtsforschern ausgewertet worden. Danach bestanden im Zedmar-Bruch drei urgeschichtliche Dörfer: eine Fischersiedlung auf festem Moorboden am östlichen Randgraben, die von der späten Bronzezeit bis zur frühen Eisenzeit (um 500 v. Chr. Geb.) bestanden hat, und zwei steinzeitliche Dörfer am Nordufer und auf der Insel mit dem Gehöft Zedmar; sie waren vom Ende der Mittelsteinzeit bis zur Jungsteinzeit bewohnt (um 1300/1800 v. Chr. Geb.)

 

Diese Siedlungen haben verschiedene Formen einer umfangreichen Keramik wie Knochen- und Geweihgeräte geliefert und damit die Kenntnis über die steinzeitliche Kulturentwicklung in Ostpreußen erheblich bereichert. Der bekannte Pollenanalytiker Dr. Hugo Groß Allenstein, hat in den Jahren 1936 und 1937 die urgeschichtlichen Forschungsergebnisse durch pollenanalytische Untersuchungen bestätigt bzw. ergänzt und sie für die Wald- und Klimageschichte ausgewertet. Er konnte auch die nacheiszeitliche Geschichte des ehemaligen Astrawischker Sees erforschen und mehrere Seespiegelschwankungen feststellen und pollenanalytisch zeitlich festlegen.

 

Das Zedmar-Bruch gehörte deshalb zu den bedeutungsvollsten urgeschichtlichen Stätten Ostpreußens und ist von großer Wichtigkeit für das Wissen um die europäische Kulturentwicklung.

 

Gestüt Weedern

Im Dienste der Warmblutzucht

Der Domänenpächter und Amtsrat Alexander von Neumann (gestorben 1850) war ein ausgezeichneter Pferdekenner und -Züchter des edlen orientalischen Pferdes. Er erwarb die Domäne Szirgupönen (Amtshagen) im Kreis Gumbinnen und begründete hier das private Gestüt für edle Warmblutpferde, das er aus Trakehner Stutenstämmen ergänzte. 1832 kaufte er das Rittergut Weedern, Kreis Angerapp, und übergab es seinem Sohn Louis Alexander von Neumann, der 1835 mehrere der besten Stuten von Szirgupönen hierher verpflanzte und damit das Gestüt Weedern begründete. Er erzielte durch viel Geschick wesentliche Fortschritte in Formenschönheit, Gangart und Leistungen der Pferde, die auch der Landespferdezucht zugutekamen. Weedern gehörte zu den führenden Gestüten. In den Jahren 1870 bis 1894 konnte es zweihundert Hengste an die preußischen Landgestüte liefern, was von keinem andern Privatgestüt erreicht worden ist. Auch seine Remonten und Stuten waren geschätzt.

 

Nach dem Tode von Neumanns im Jahre 1884 ging Weedern an seine jüngste Tochter Luise und dann an seinen Schwiegersohn Eberhard von Zitzewitz über, in dessen Familie blieb das Rittergut Weedern bis in die jüngste Vergangenheit.

 

So wurde Darkehmen Stadt Anno 1725

Das Dorf Darkehmen wurde 1725 ziemlich unvermutet zur Stadt erhoben. Und das ging so vor sich: Am 10. September dieses Jahres erschien in Darkehmen hoher Besuch, der Etatsrat Görne aus Königsberg und der Kriegsrat Schlibhut aus Gumbinnen. Sie ließen sich den Mühlenschreiber Melssel (schlecht lesbar) kommen, einen jungen Mann von 25 Jahren. Der konnte gut schreiben und hatte alles Getreide, das in die Mühle zum Vermählen gebracht wurde, so fein in die Bücher eingetragen, dass die Leute im Dorf den höchsten Respekt vor ihm bekamen und ihn zu ihrem Richter wählten. Die höchste Achtung im Dorf erwarb er sich aber, als er die Besitzertochter Dorothea Kehler aus Dinglauken im Januar desselben Jahres freite, die ihm so viel Taler mitbrachte, dass er sich ein Haus bauen konnte. Aber bei all seiner Klugheit ahnte er nicht was der hohe Besuch ihn fragen werde. Die hohen Herren nämlich fragten ihn, ob er Acciseeinnehmer und zugleich Bürgermeister, Stadtschreiber und Postmeister der neuen Stadt Darkehmen werden wolle. Als er dazu ein kräftiges Ja gesagt hatte, wurde ihm befohlen, sofort einen Stadtkämmerer und zwei Ratsmänner zu vereidigen. Darauf fuhren die Herren ab. Und somit war das Dorf plötzlich zur Stadt erhoben.

 

Seite 13   Die ausgesperrte Braut

Eine verhinderte „Familientragödie“ im alten Tilsit, erzählt von Gertrud Papendick

Zeichnung mit Untertext. Die zwei sind dann durch die Gastwirtschaft die von hinten an unseren Hof grenzte, eine Treppe hinauf… Zeichnung Erich Behrendt

 

„Wir wohnten damals in Tilsit in der Hohen Straße", erzählte meine Großmutter, „wo mein seliger Vater, euer Urgroßvater, ein Haus besaß. Es steht heute längst nicht mehr. Und ich glaube wohl, dass es auch damals schon sehr alt war. Es hatte einen Beischlag vor der Tür und eine breite Steintreppe, die ziemlich weit in die Straße vorsprang. Daran war nichts Ungewöhnliches. Es ist richtig, dass die Leute, die vorbeigingen, unserer Treppe ausbiegen mussten, aber damals hatten die Menschen noch Zeit, und mancher blieb wohl auch stehen und besah unser Haus.

 

Es war schmal, aber ziemlich hoch, von schöner grüner Farbe, und es hatte eine schwere, geschnitzte dunkle Eichentür und einen gewaltigen messingnen Löwen als Drücker. Unter dem Giebel stand eine halbverlöschte Inschrift: „Die treu der Welt ist flüchtig wort, dis Haus sey aller tugend Hort“. Der Vater hatte das Haus gekauft, als er von Memel nach Tilsit zog und hier das Geschäft gründete. Und ich habe als Kind immer gedacht, dass es diese Inschrift gewesen sein müsste, die den Kauf entschieden hatte. Denn sie entsprach ganz und gar dem strengen und unbeirrbaren Sinn unseres Vaters.

 

Es müssen damals gute Zeiten gewesen sein für den Getreidehandel. Das ,Comptoir', wie auf einem Polizeischild zu lesen stand, lag rechter Hand von der Haustür, und ich weiß mich noch darauf zu besinnen, dass zwei weitere Räume des Erdgeschosses zugenommen wurden, weil der Platz nicht mehr ausreichte. Damals wurde die Küche nach oben verlegt. Es war unten immer ein Kommen und Gehen, und es wurde viel Russisch gesprochen. Denn der Handel über die Grenze war der Kern des Geschäftes.

 

Im ersten Stock lagen die Wohnräume und das Schlafzimmer der Eltern. Wir Kinder und die Mädchen hausten ganz oben, und zu diesem zweiten Stockwerk führte eine ganz schmale, dunkle, gewinkelte Treppe hinauf, auf der mich die Brüder gern zu erschrecken pflegten.

 

Der Vater war ein ernsthafter Mann, und wir Kinder lebten ein wenig in Furcht und Zittern vor ihm. Er war sehr groß und hager und trug für gewöhnlich einen hochgeschlossenen dunkelblauen Rock und eine schwarze Halsbinde. Für uns war er eine unbedingte Autorität, und es ist mir heute so unbegreiflich wie damals, dass jemand den Mut haben konnte, ihm entgegenzutreten.

 

Ich war zwölf Jahre alt, als meine Schwester Clara sich verlobte. Ich erinnere mich an diese Zeit besonders deutlich, weil sich damals eine ziemlich bemerkenswerte und aufregende Begebenheit zutrug. Clara war neunzehn, und es geschah also, dass eines Tages ein recht ansehnlicher junger Mann beim Vater im Comptoir erschien und um die Hand seiner ältesten Tochter warb. Es ging damals bei Verlobungen anders zu als heute. Ich glaube wohl, dass der Vater nimmermehr eingewilligt hätte, wenn seine Tochter es sich etwa hätte einfallen lassen, sich mit einem jungen Mann ohne sein Wissen zu versprechen. Er allein hatte das erste und letzte, entscheidende Wort.

 

Ich bin jedoch nicht ganz sicher, ob jene zwei sich nicht doch schon im heimlichen Einverständnis befanden. Denn Clara, die sonst allzeit gesammelt und gelassen erschien und die mich ein Vorbild dünkte, das ich nie würde erreichen können, war an jenem Tage von einer ausgelassenen Lustigkeit, wirbelte im Zimmer umher, stieß beim Kaffee den Sahnetopf um, hatte fieberheiße Wangen und fliegende Hände und plötzlich ohne jeden Anlass die Augen voll Wasser.

 

Ich glaube nicht, dass der Vater sehr entgegenkommend zu dem unvermuteten Bewerber war. Er war Kaufmann und hatte einen mit einer gewissen Überhebung gemischten Argwohn gegen alles Studierte. Woher kamen diese Leute, und welche Sicherheiten boten sie? Nun war der Schwager Franz freilich damals ein blutjunger Medikus, war erst seit drei Monaten Hilfsarzt am Krankenhaus, und dass er es dereinst zu einem großen Namen bringen würde, konnte dazumal niemand wissen.

 

Es fand dann aber doch an demselben Abend der feierliche Verspruch statt, wie es in einem ehrsamen Bürgerhaus Brauch war. Dann gab es am Sonntag darauf ein Essen, zu dem die allernächste Verwandtschaft geladen war.

 

Mir ist dieser Tag nicht nur deshalb unvergesslich, weil es nach dem Kalbsbraten jenen Auflauf gab, der die allerhöchsten Familienfeste bei uns zu krönen pflegte. Es kamen vierundzwanzig Eier hinein, und nur Mutter besaß als ein Erbteil von Großmama das Rezept, das in einem selbstgeschriebenen Kochbuch eifersüchtig bewahrt wurde. Dieses Buch wurde vor unsere alte Köchin Friederike jedes Mal feierlich auf den Küchentisch gebreitet und hinterher gleich wieder verschlossen. Und doch bin ich überzeugt, dass Friederike das Rezept längst auswendig wusste. Heute ist es übrigens verschollen wie vieles Gute und Schöne von damals.

 

Nein, dieser Verlobungsabend war auch in jeder anderen Beziehung bemerkenswert. Der Vater, der heute den schwarzen Rock trug, hieß den Bräutigam in der Familie willkommen und brachte den Trinkspruch auf das Brautpaar aus. Es war eine kurze, ernsthafte Rede, ich weiß kein Wort mehr davon, aber sie muss wohl eindringlich genug gewesen sein; denn die beiden saßen eigentlich da wie zwei gescholtene Schulkinder. Und doch hatte Clara an diesem Abend ein so stilles, frohes Gesicht wie nie zuvor.

 

Die Baltscheitsche und unsere Minna bedienten, und Minna hatte hochrote Wangen vor Aufregung, während sie mit den Schüsseln herumging. „Pass mal auf“, sagte mein Bruder Gottfried, der neben mir saß und längst zu viel von dem schweren Rotwein getrunken hatte. Er hielt Minna am Schürzenzipfel fest, dass sie nicht von der Stelle konnte, und sie wurde so verlegen, dass ihr fast die Tränen kamen. Zum Glück merkte es der Vater nicht. Mein Bruder Ludwig aber versetzte dem Übeltäter unter dem Tisch einen wohlgezielten Tritt gegen das Schienbein.

 

Nachher spielte Tante Ottilie Klavier, es wurde auch gesungen. Der Schwager Franz hatte eine tiefe, schöne Stimme, die mich in Erstaunen setzte; denn es hatte in unserer Familie noch nie einen Mann gegeben, der singen konnte.

 

In der nun folgenden Brautzeit wurde es so gehalten, dass der Bräutigam jeden Sonntag kam und noch einmal in der Woche. Der Schwager hatte viel Dienst, da er der jüngste der Ärzte war, aber der Vater hätte auch andernfalls niemals zugelassen, dass er etwa täglich gekommen wäre.

 

Es ging auf den Sommer, und das Brautpaar pflegte an den schönen Nachmittagen einen Spaziergang zu machen. Über diesen Gegenstand hatten Vater und Mutter zu Anfang eine ernsthafte Beratung gehalten. „Ich kann das Haus nicht so viel allein lassen“, hatte die Mutter gesagt. „Dann geht Luise mit“, bestimmte der Vater.

 

Also ich, das Luischen, war dazu ausersehen, das Brautpaar auf seinen Wegen zu begleiten. Es kam mir nicht in den Sinn, mich gegen diese väterliche Anordnung aufzulehnen, so hart sie mich traf. Es war wahrlich ein langweiliges Geschäft für einen zwölfjährigen Irrwisch, gesittet und mit Verantwortung belastet, neben einem Brautpaar einherzuschreiten, das sicherlich nichts auf der Welt so verwünschte wie mich. Der Schwager Franz indes gewann sich gar bald meine Zuneigung, denn er erwies sich als erfindungsreich und zugleich freigebig. Zu jener Zeit wanderte mancher Groschen in meine kleine seidene Strickbörse als Lohn für aufgehobene Pagendienste.

 

Auf dem Wege durch die Stadt pflegte ich, allen neugierigen Augen sichtbar, mit unerschütterlicher Miene neben Claras freier Rechten den Anstand zu wahren. Hatten wir aber die Stadt im Rücken, so trollte ich mich. Und zur verabredeten Stunde und Stelle fanden wir drei Verschwörer uns wieder zusammen, um dann gemeinsam, nie später als sieben Uhr, in die Hohe Straße heimzukehren.

 

Alles ging gut. Nie kam jemand hinter unsere Schliche. Obwohl die Stadt klein war und man von jedermann darin gekannt wurde, hat es nie irgendeine unerwünschte und verhängnisvolle Begegnung gegeben.

 

Mutter war großzügig und von Natur leichter in allen Dingen; sie drückte gern einmal ein Auge zu. Aber die Ehrfurcht vor Vaters Willen beherrschte das Haus und auch sie.

 

Eines Tages nun — es muss Ende Juni gewesen sein, denn die Abende waren so hell, und es wurde eigentlich überhaupt nicht mehr dunkel — war der Vater in Geschäften nach Memel gefahren. Er wollte wie immer erst am nächsten Morgen heimkehren, weil er eine solche Reise gern mit einem Besuch bei unserem Großonkel Ludwig verband, der damals schon hoch in den Siebzigern war. Mutter hatte den Abendbrottisch im Garten decken lassen, der neben einem schmalen Hof hinter dem Hause lag. Wir saßen unter dem großen Holunderstrauch und aßen die ersten Erdbeeren mit Milch. Franz meinte freilich, es sei schade um die Erdbeeren, man hätte sie lieber mit Moselwein begießen sollen.

 

Unsere gute Mutter war an diesem Abend so aufgeräumt wie nie. Sie erzählte von ihrer Kindheit in Danzig und von ein paar heimlichen Stelldicheins in der Marienkirche mit einem Vetter, der sie wohl gern hatte haben wollen. Es war aber nachher nichts daraus geworden.

 

Weil Mutter den Franz so besonders gut leiden mochte, so schickte sie Minna in den Keller nach einer Flasche Wein. Wir bekamen auch alle etwas, es war ein so schöner, fröhlicher Abend, und mir ist, als höre ich heute noch Mutters Lachen, als Gottfried, der niemals stillsitzen konnte, mit dem Gartenstuhl zusammenbrach. Und daher kam es wohl so, dass der Schwager Franz sich aufs Bitten verlegte: er wollte so gern mit Clara noch einen kleinen Spaziergang machen, der Abend sei so schön, und es sei doch nun gar nichts dabei . . .

 

Clara stand schweigend neben ihm. Ich sehe sie noch, wie sie dastand, ganz blass und doch so leuchtend im ihrem rosa Kleid mit dem weißen Fichu. Niemals wieder, so erscheint es mir heute, habe ich ein so schönes Kleid gesehen wie das, das Clara trug, als sie Braut war.

 

Ach, die Mutter war gut, sie gab nach. ,Auf ein Stündchen, gewiss. Und nehmt das Luischen mit. Ich lasse die Tür für euch offen. Aber . . . Kinder, sagt's dem Vater lieber nicht . . .'

 

Clara band sich vor dem goldgerahmten Spiegel in der Wohnstube die Samtbänder ihrer Schute zusammen. Wir gingen zu dritt die Treppe hinab, und ich hängte von rechts bei ihr ein. Aber an der nächsten Straßenecke drückte mir, der Franz etwas Rundes und Hartes in die Hand, es war ein leibhaftiger Taler, der erste Taler meines Lebens. Ich schlich vorsichtig zurück, an die Mauer gedrückt, und schlüpfte durch die angelehnte Tür ins Haus und die Treppe hinauf, ohne dass mich jemand sah. Es war wohl erst gegen halb neun, aber ich war müde vom genossenen Wein, und ich kroch gleich ins Bett.

 

Im Gärtchen schlug ein Sprosser, einmal klangen die Stimmen der Brüder von unten herauf, und dann hörte ich im Einschlafen die Mutter unten durch die Stuben gehen und leise singen. Ich schlief schon, als das Unerwartete, das Furchtbare geschah: der Vater kam nach Hause!

 

Wie das zugegangen war, weiß ich heute nicht mehr. Ich weiß auch nicht, was ich von dem, was nun folgte, selber mit klarem Bewusstsein erlebte, und was ich später erfuhr. Ja, er kam, er war da. Er fragte nach den Kindern. Die Jungen waren im Hof, sie mussten heraufkommen. Und die Mädchen? Waren denn die Mädchen schon zu Bett?

 

Nun kam es heraus. Es kam heraus, dass eines angesehenen Kaufmannes Tochter zur Nachtstunde mit ihrem Bräutigam spazieren ging.

 

Der Vater war sonst ein ruhiger, beherrschter Mann, aber da gab es eine Szene, eine ganz entsetzliche Szene. Und ich glaube doch, dass ich davon aufwachte, dass ich die Mutter weinen hörte. Der Vater ging hinunter und schloss wie jeden Abend selber die Haustür ab, legte die Kette und den schweren Riegel vor. Er nahm aus der Türglocke den Klöppel heraus. „Sie kommen mir nicht ins Haus! Sie mögen sehen, wo sie bleiben, deine Töchter, die gut genug sind, nachts auf der Straße zu liegen!“

 

Ach, es war noch ein Glück: keins von beiden Eltern wusste es, noch erfuhr es je, dass das Luischen gar nicht mit war, dass das Luischen längst oben im Bett lag und schlief. Es wäre unausdenkbar gewesen, hätte der Vater das bemerkt.

 

Nach einer halben Stunde wohl kamen die beiden zurück. Das Haus war verschlossen und dunkel. Sie zogen an der Klingel, aber die Glocke gab keinen Laut, sie klopften, niemand, tat ihnen auf, nichts rührte sich.

 

Sie begriffen es nicht. Der Franz lachte zuerst, aber dann wurde er nachdenklich. Clara ängstigte sich und fing an zu weinen. Was war es nur, was war inzwischen geschehen?

 

Ach, es gab nur eine Erklärung dafür. Furchtbar und drohend zog es herauf an dem heiteren Lebenshimmel. Nein, der Wetterschlag war schon niedergefahren!

 

Und Clara stand vor dem stummen dunklen Haus in ihrem rosa Kleid, eine ausgeschlossene, verstoßene Tochter, stand nachts auf der Straße mit ihrem Liebsten wie irgend ein hergelaufenes Mädchen.

 

Es nützte nichts, dass der Franz sie in den Arm nahm und zu trösten versuchte. Die Schande, o diese Schande! Sie musste gleich in die Memel springen, nie wieder konnte dies gut werden.

 

Wohl eine Stunde mögen sie da gestanden haben, und sie haben nicht gewagt, sich hinzusetzen, wiewohl doch die Bank auf dem Beischlag stand. Clara hat ihr Tüchlein nassgeweint, dass es schier zum Auswinden war. Dann ist ein leiser Pfiff von der Ecke hergekommen, und im Schatten der Mauer ist einer herangeschlichen mit dem Katzentritt, den er zuweilen haben konnte, ein so gerader, ehrlicher Kerl er sonst war. ,Pst‘ machte der Ludwig, ‚kommt!' Und als sie um die Ecke waren, flüsterte er im Umwenden: „Der Vater ist zurück! Du musst hinten von der Gartenstraße her durch den Blauen Keller. Ich helf dir schon ins Haus“.

 

Er ging voran, Clara weinte nicht mehr, sie drückte dem Franz nur stumm zum Abschied die Hand. Der blieb auf der Straße stehen, bis nichts mehr zu hören war. Es mag ihm nicht gar behaglich zumut gewesen sein.

 

Die zwei sind dann durch die Gastwirtschaft, die von hinten an unsern Hof grenzte, eine Treppe hinunter, durch einen dunklen Gang, eine Treppe hinauf — der Ludwig kannte die Schleichwege —, dann durch ein Fenster auf unsern Hof. Der Ludwig hatte heimlich den Gartentisch davor gerückt, dass Clara kaum ein wenig zu springen brauchte. Er nahm sie bei der Hand, und sie schlichen durchs Gärtchen. Die Hintertür war angelehnt und ward von innen geräuschlos verschlossen. Muss der Ludwig heimlich einen zweiten Schlüssel besessen haben? Ich weiß es nicht. Oben hat eine Stiege geknackt, und des Vaters Stimme hat aus dem Schlafzimmer gerufen: „Wer da?" — Es war wohl kein Wunder, dass er nicht schlafen konnte. — „Ich, Ludwig“, hat der Bruder geantwortet, „mir ist schlecht geworden, von den Erdbeeren“.

 

Ich muss schon wieder geschlafen haben, als Clara ins Zimmer kam, denn ich weiß von nichts mehr.

 

Nun sollte man denken, dass am Morgen das große Strafgericht kam. Nein, es kam nichts.

 

Vielleicht war Vaters Zorn über Nacht verraucht, vielleicht war er froh, dass seine Töchter doch da waren, alle beide wohlbehalten in ihren Betten, wiewohl er sie nachts auf der Straße hatte stehen lassen. Er hatte um halb sieben seinen Kaffee getrunken und war ins Comptoir hinuntergegangen, es war alles wie sonst. Mittags bei Tisch erzählte er von Memel. Als abends der Franz wie von ungefähr herankam, war es, als sei nichts vorgefallen. Es wurde kein Wort von der Geschichte gesprochen. Clara und ich, wir haben die ersten Tage nicht gewagt, die Augen zu heben, weil wir immer dachten, jetzt, jeden Augenblick müsste das Wetter niederfahren. Nein, es kam nichts.

 

Es ist auch nicht anzunehmen, dass Vater der so überraschenden Entwicklung der Dinge etwa noch im geheimen nachgegangen ist. Er mag ganz genau gewusst haben, wer ihn da stillschweigend aus einer immerhin peinlichen Lage befreit hatte. Es war auffällig, dass er den Ludwig von dem Tag an wie einen großen Menschen behandelte. Nie mehr gab er ihm ein strenges oder scharfes Wort, und zuweilen sagte er sogar: „Ludwig, was meinst du?“

 

Und mir erschien der Bruder, der dem Vater äußerlich so sehr ähnlich wurde, bei seinen fünfzehn Jahren wie ein Mann, auf den man bauen konnte als auf eine sichere Zuflucht und Hilfe in aller Not des Lebens. So ist's auch geblieben . . .

 

Ein paar Tage nach jenem Vorfall sagte der Vater bei Tisch zur Mutter in der kurzen Art, mit der er alle häuslichen Fragen zu behandeln pflegte: „Ende August muss ich einmal nach Riga, Mathilde. Ich rechne zwei Wochen im Ganzen. Und im September soll Clara heiraten. Mir dauert das hier schon zu lange . . „.

 

Seite 14   Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …

BERLIN

Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83. „Haus der ostdeutschen Heimat"

 

Treffen des Heimatkreises Schloßberg (Pillkallen)

25. Mai, 15 Uhr (Einlass 14 Uhr). Lokal Reinickendorfer Festsäle, Berlin-Reinickendorf, Alt-Reinickendorf 32. Programmfolge: 15 bis 16.30 Uhr: Konzert des Don Bonsco Blasorchesters. Es sprechen: Dr. Hans Matthee, Vorsitzender der Landesgruppe Berlin, Dr. Wallat, Kreisvertreter. Anschließend buntes Programm und gemütliches Beisammensein. Die Landsleute der Nachbarkreise Gumbinnen, Ebenrode, Tilsit/Tilsit-Ragnit und Elchniederung sind hierzu herzlichst eingeladen. Einlasskarten sind in der Geschäftsstelle der Landsmannschaft Ostpreußen e. V., Berlin-Charlottenburg 9, Kaiserdamm 83, zum Preise von 1,30 DM West bzw. 1,50 DM Ost (gegen Vorlage des Personalausweises für Nichtmitglieder und zum Preise von 1 DM West bzw. 1 DM Ost für Mitglieder (gegen Vorlage der Mitgliedskarte ihres Heimatkreises) erhältlich. Fahrtverbindung: S-Bahn Reinickendorf, Straßenbahn 35 und 41, Bus A 12 und A 14.

 

HAMBURG

Vorsitzender der Landesgruppe Hamburg; Hans Kuntze, Hamburg Billstedt, Schiffbeker Weg 168, Telefon 73 33 49. Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkallee 86, Telefon 45 25 41/42, Postscheckkonto Hamburg 96 05

 

Bezirksgruppenversammlungen

Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen.

 

Elbgemeinden: Der Heimatabend im Monat Mai fällt aus.

 

Wandsbek: Sonnabend, 31. Mai, 20 Uhr, im Klubraum des Restaurants Feldeck, Feldstraße 60 (fünf Minuten von der U-Bahn-Station Feldstraße) Wurstessen (Schlachtfest). Landsleute aus anderen Bezirken sowie Gäste sind ebenfalls herzlich willkommen.

 

Kreisgruppenversammlungen

Gumbinnen: Sonntag, 18. Mai, 16 Uhr, bei Bohl, Hamburg 21, Mozartstraße 27, nächste Zusammenkunft. Anmeldungen für die Bielefeldfahrt werden schon jetzt entgegengenommen.

 

Busfahrt von Hamburg nach Bielefeld zum Hauptkreistreffen der Gumbinner

Die Hamburger Gruppe der Gumbinner führt zum Hauptkreistreffen in Bielefeld am 14./15. Juni eine Busfahrt für die Landsleute aus Hamburg und der weiteren Umgebung durch. Fahrtkosten für Hin- und Rückfahrt je nach Teilnehmerzahl 13 bis 21 DM. Abfahrt ab Hamburg am Sonnabend, 14. Juni, etwa 7 Uhr „Europäischer Hof" am Hauptbahnhof. Rückfahrt, sonntags, 15. Juni, etwa 18 Uhr, ab Bielefeld. Anmeldung unter Einzahlung von zunächst 16 DM bis 7. Juni an Landsmann Walter Selke. Hamburg 33, Harzensweg 1, und Heinz Crede, Hamburg 34, Hermannsthal. Dieser gibt auch telefonische Auskunft unter Hamburg 65 81 26. Billige Privatquartiere können bei rechtzeitiger Anmeldung sichergestellt werden. Da ein Treffen der Gumbinner in Hamburg nicht stattfindet, wird um rege Beteiligung gebeten.

 

Jahreshaupttreffen des Kreises Goldap in Hannover am 15. Juni im Kurhaus Limmerbrunnen Die Heimatkreisgruppe Goldap in Hamburg plant eine Busfahrt dorthin. Anmeldung bis spätestens 3. Juni an Fräulein H. Lenkeit, Hamburg 13, Mittelweg 31, unter Einzahlung von 13 DM.

 

Die Ost- und Westpreußische Jugend in der DJO Hamburg trifft sich

Landesgruppenwart: Horst Görke, Hamburg-Rahlstedt, Hagenweg 10. Sprechstunde: DJO-Landesleitung im Haus der Heimat, Vor dem Holstentor 2, jeden Mittwoch von 19 bis 20.30 Uhr.

 

Altona: Kindergruppe: Jeden Donnerstag um 16 Uhr im Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131, Hof.  — Jugendgruppe: Heimabend alle vierzehn Tage Mittwoch von 19.30 bis 21.30 Uhr, Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131, nächster Abend am 28. Mai.

 

Eimsbüttel: Kindergruppe: Heimabend jeden Freitag von 15.30 bis 17 Uhr im Heim der offenen Tür, Hamburg 13, Bundesstraße 101.

 

Eppendorf-Eimsbüttel: Jugendgruppe: Jeden Mittwoch von 19 bis 21 Uhr, Heimabend im Gorch-Fock-Heim, Loogestraße 21.

 

Wandsbek: Jugendgruppe: Mittwochs von 19.30 bis 21.30 Uhr alle vierzehn Tage in der Schule Bovestraße (Baracke auf dem Hof), nächstes Treffen am 21. Mai. Am 22. Mai, 19.30 Uhr, Volkstanz im Heim der offenen Tür, Hamburg 21, Winterhuder Weg 11.

 

Harburg: Am 22. Mai, 19.30 Uhr, Volkstanz im Heim der offenen Tür, Hamburg 21, Winterhuder Weg 11.

 

Junge Spielschar: Jeden Donnerstag von 19.30 bis 21.30 Uhr abwechselnd vierzehntägig Volkstanz und Heimabend im Heim der offenen Tür, Hamburg 21, Winterhuder Weg 11, am 22. Mai Volkstanz.

 

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Vorsitzender der Landesgruppe Schleswig-Holstein: Fritz Schröter, Kiel, Holstenstraße 46 II

 

Viertes Landestreffen der Landesgruppe Schleswig-Holstein am 17 Juni in Neumünster

Elmshorn. Bei der letzten Zusammenkunft der Gruppe wurde mit einem bunten Programm der Frühling begrüßt. Vorsitzender Erich Strauss und eine Reihe von Landsleuten betätigten sich mit Geschick und Humor als Vortragende.

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Arnold Woelke, Göttingen, Keplerstraße 26. Telefon Nr. 5 87 71-8. Geschäftsstelle: Hannover, Humboldtstraße 21/22 (Hofgebäude). Telefon 1 32 21, Postscheckkonto Hannover 1238 00

 

Blumen für das Ehrenmal der Gefallenen. Feier am 7. September in Göttingen

Bei der Kreisgruppe Göttingen der Landsmannschaft Ostpreußen gehen in letzter Zeit zahlreiche

Anfragen wegen der diesjährigen Feier am Ehrenmal für die ostpreußischen Gefallenen ein. Diese Feier wird auch in diesem Jahre in der nun schon zur Tradition gewordenen Weise veranstaltet. Vorgesehen ist hierfür Sonntag, der 7. September. Der Aufruf an alle Landsleute, sich wieder an der Ausschmückung des ostpreußischen Ehrenmals durch Blumenspenden zu beteiligen, wird im Ostpreußenblatt bekanntgegeben werden. Auch das Programm der Feier wird so frühzeitig veröffentlicht werden, dass die Landsleute und die Ostpreußengruppen, die in diesem Jahre hierzu nach Göttingen kommen wollen, sich entsprechend einrichten können.

 

Hameln. Die Gruppe unternimmt am 1. Juni einen Omnibusausflug nach der Vertriebenensiedlung Espelkamp, und zwar über Bückeburg, Minden und die Porta Nigra. Fahrtkosten je nach Teilnehmerzahl fünf bis 5,50 DM. Anmeldungen nimmt der zweite Vorsitzende Pastor Dannowski, Goethestraße Nr. 12, entgegen. — Am Mittwoch, 4. Juni, ab 20 Uhr: Beisammensein in der Gaststätte Speisewagen, Centralstraße. — Am Donnerstag, 12. Juni, Veranstaltung der Frauengruppe, Hotel Zur Krone, Osterstraße. — Am 17. Juni: Beteiligung an den Kundgebungen am Tag der deutschen Einheit.

 

Hannover. Maifeier der Insterburger Gruppe am 17. Mai, 19 Uhr, in der Schloßwende, am Königsworther Platz.

 

Bornum am Harz. Eine kleine Gruppe der Landsmannschaft Ostpreußen aus Seesen gestaltete hier am 10. Mai im Gasthof Schlue unter Leitung von Obmann Papendick einen Heimatabend, der mit einer besinnlichen Kulturstunde unter dem Motto „Wir tragen die Heimat im Herzen" eingeleitet wurde. In der anschließenden offenen Singstunde „Wir grüßen den Frühling" erzeugte der Kreisobmann mit fröhlichen Gemeinschaftsgesängen im Kanonstil eine Hochstimmung, die in der zahlreich erschienenen großen Vertriebenenfamilie unvermindert bis nach Mitternacht anhielt. Vorsitzender Moritz und Bürgermeister Schwarz betonten in ihren Ansprachen, dass es in dem heimatlich-familiär anmutenden Kreis an diesem Abend wieder „wie zu Hause" war.

 

Seesen/Harz. 15. Juni, Ausflug zu den Externsteinen und dem Hermannsdenkmal. — Erwachsene und Jugendliche beteiligten sich lebhaft an einem heimatlichen Rätselspiel, das der Vorsitzende Papendick, Mittelschullehrer Budzinski und Landwirtschaftsoberlehrer Luszik geschickt zusammengestellt hatten. Die Jugend, die ja Ostpreußen gar nicht aus eigener Anschauung kennt, beantwortete die geschichtliche, landschaftliche und heimatkundliche Themen behandelnden Fragen erstaunlich sicher und übertrumpfte sogar die Erwachsenen. Die Sieger in diesem Wettbewerb erhielten Buchpreise und Bernstein. — Anmeldungen für den Ausflug zum Teutoburger Wald am 15. Juni und für das gemeinsame Mittagessen im Hotel Friedrichshöhe in Detmold bis spätestens 31. Mai bei Elektro-Röder, Jakobsonstraße 13. — Abfahrt 7 Uhr, Marktplatz — Stadthaus.

 

Osnabrück. Zum Bundestreffen der Westpreußen am 19. Juni soll bei genügender Beteiligung von Osnabrück aus ein Bus fahren. Anmeldungen bei Paul Kaschke, Osnabrück, Iburger Straße 33. — Am 17. Mai, um 20 Uhr, findet im Grünen Jäger eine Mitgliederversammlung statt. Landsmann Schröder hält einen Lichtbildervortrag über das Thema „Deutscher Osten, deutscher Geist". — Am 16. August wird im Lokal Blankenburg in Hellern bei Osnabrück das Sommerfest stattfinden, an dessen Ausgestaltung sich u. a. die Jugendgruppe aus Bramsche beteiligt.

 

Quakenbrück. Die Gruppe gedachte in dem festlich geschmückten Gründungslokal Haus Merschland ihres sechsjährigen Bestehens. Der Vorsitzende Gustav Pohl streifte in seinen Begrüßungsworten die Entwicklung der verflossenen sechs Jahre. Kreiskulturreferent Rektor Klinke behandelte die Geschichte Ostpreußens. Der Vorsitzende der Kreisgruppe, Fredi Jost, sprach über die wichtigsten, landsmannschaftlichen Fragen. Im Vordergrund der vor uns liegenden Aufgaben stehe das Aussiedlerproblem und die Erfassung und Betreuung des jugendlichen Nachwuchses. Der offizielle Teil wurde mit Vorträgen aus den Mitgliederkreisen umrahmt. Im geselligen Teil spielte die Kapelle Neumann zum Tanz. — Im Juni unternimmt der Ostpreußenchor, unter Leitung seines Dirigenten, Erich Lukoschus, einen Ausflug. — Die Mitglieder der Gruppe werden sich noch vor Beginn der Sommerferien zu einem geselligen Beisammensein treffen.

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni (22 a) Düsseldorf 10, Am Schein 14, Telefon 6 24 14

 

Wichtige heimatpolitische Veranstaltung

Am 21. und 22. Juni findet in Düren das IV. Regierungsbezirkstreffen statt. Besondere Bedeutung erlangt es dadurch, dass Verzichtspolitikern vom Schlage des Herrn Wenger vom „Rheinischen Merkur" eine klare und deutliche Antwort der ostnreußischen Heimatvertriebenen erteilt werden wird. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht eine Rede von Erich Grimoni, dem Vorsitzenden der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen. Einzelheiten werden noch bekanntgegeben.

 

Sommerfreizeit der Jugend

Liebe ostpreußische Mädel und Jungen! Zum zweiten Male will die Landesgruppe der Landsmannschaft Ostpreußen für Euch Sommerfreizeiten durchführen, und zwar in einer der schönsten Gegenden von Nordrhein-Westfalen, in Nieheim, einem kleinen, verwunschenen Städtchen im Kreise Höxter, an den Ausläufern des Teutoburger Waldes. Wir wollen die erste Hälfte unserer Sommerferien miteinander verbringen, wollen wandern, singen, lachen, von der Heimat hören, Lichtbilder und Filme sehen, uns vor allem tüchtig erholen und Luft schnappen. Unser Dr. „Lups" wird wieder dabei sein, die Teilnehmer der letzten Freizeit kennen ihn. Wer macht mit? Die Sommerfreizeit wird am 30 Juli beginnen und vierzehn Tage dauern. Die Unkosten betragen für Mädchen und Jungen von zehn bis sechzehn Jahren 40 DM, für ältere 45 DM. In einem Zeltlager an einem schön gelegenen Platz findet Ihr Aufnahme.

 

Anmeldungen bis zum 10. Juli bei Heinz Kowalski, Leichlingen, Eichenstraße 47. Je eher Ihr Euch anmeldet umso besser. Die Lager sind getrennt für Mädchen von zehn bis vierzehn, für Jungen von zehn bis vierzehn und für ältere.

Hans Herrmann, Landeswart der ostpreußischen Jugend. Melitta Nikelat, Landeswartin der ostpreußischen Jugend.

 

Münster.

Die nächste Zusammenkunft der Frauengruppe ist am 22. Mai, um 15 Uhr, im Anna-Krückmann-Haus, Mauritzstraße 25. Besichtigung der Küche des HVM, mit Vorführungen der Wirtschaftsberaterin Fräulein Koepe.

 

Aachen. Anmeldungen für die Omnibusfahrt zum IV. Regierungsbezirks-Treffen am 22. Juni in

Düren bis zum 31. Mai bei Landsmann F. Viehoefer, Aachen, Kurfürstenstraße 27/111. Der Preis für Hin- und Rückfahrt beträgt drei DM. Alle Landsleute (nicht nur die Mitglieder) werden zur regen Teilnahme aufgefordert.

 

Linnich, Kreis Jülich. In einer Zusammenkunft der Gruppe sprach Landsmann H. Foerder, Aachen, in den überfüllten Räumen des Lokals Jennes über aktuelle politische Ereignisse. Mit scharfen Worten wandte er sich gegen die Verzichtserklärung des Herrn Wenger vom „Rheinischen Merkur". In diesem Zusammenhang wurde das Protesttelegramm der Vertretertagung der Ostpreußischen Landsmannschaft an den Bundeskanzler verlesen. An der Ausgestaltung des Abends beteiligte sich auch die DJO Merkstein mit Darbietungen des Fanfarenzuges, einer Volkstanzgruppe und eines Chores. Besondere Freude löste der auf einer Schallplatte gesprochene Vortrag von Agnes Miegel aus. Die Vorführung des Films vom dritten Bezirkstreffen in Alsdorf erweckte großes Interesse.

 

Mülheim/Ruhr. Zum Haupttreffen der Elchniederunger in Nordhorn am 24. Mai fährt ein Bus über Oberhausen, Duisburg und Essen. Preis 11 DM. Anmeldungen sofort bei Heinz Gust, Mülheim/Ruhr, Speltorf, Saarner Straße 448, erbeten.

 

Recklinghausen. Der nächste Heimatabend, am 14. Juni, um 20 Uhr, bei Hennig, am Neumarkt, wird dem Schaffen von Agnes Miegel gewidmet sein. Es wirken mit ein Streichorchester und der Ostlandchor Recklinghausen. Die Mitglieder werden gebeten, ihre Mitgliedsausweise mitzubringen. — In der Jahreshauptversammlung wurde der neue Vorstand gewählt: 1. Vorsitzender, König, 2. Vorsitzender, Koslowski. Schriftführer, Lilienthai. Kassierer, Sanau. Pressereferent, Frick. Die Abteilung Jugend übernahm Landsmann Lomke kommissarisch.

 

Dortmund. Am 27. Mai spricht an einem Heimatabend der Gruppe Studienrat Dr. Gerlach über ostdeutsche und besonders ostpreußische Dichtung. Unter anderem wird auch ein Film über das Trakehner Pferd gezeigt werden.

 

Wuppertal. Am Sonntag, 18. Mai, 19 Uhr (Einlass 18 Uhr) findet im Saal des Hotels Wuppertaler Hof in Barmen, Am Opernplatz, die Hauptversammlung und Vorstandswahl statt. Die Mitglieder werden gebeten, ihre letzte Postquittung als Ausweis mitzubringen.

 

Hagen. Der Vortragsabend von Charles Wassermann „Unter polnischer Verwaltung" war von über 700 Heimatvertriebenen und Einheimischen besucht, auch der Oberbürgermeister, der Oberstadtdirektor und andere namhafte Persönlichkeiten waren erschienen. Der Abend war für die landsmannschaftliche Arbeit ein großer Erfolg. — An der Feier des siebenjährigen Bestehens der Gruppe nahmen viele Gäste teil. Landsmann Mateilt (schlecht lesbar) gab einen Rückblick auf die geleistete Arbeit. Kulturwart Hanke schilderte eine Reise durch Ostpreußen, die bei einer der nächsten Zusammenkünfte fortgesetzt werden soll.

 

Lübbecke -West. In der Jahreshauptversammlung am 7. Mai erstattete der Vorsitzende der Gruppe, Hardt, den Geschäftsbericht, der auch auf die kulturelle Betreuung der Landsleute und der Jugendgruppe einging. Der Vorsitzende wurde wiedergewählt. Stellvertreter wurde Landsmann Neuwald; Kassenführerin, Fräulein Schulz. In den Kulturausschuss wurden die Damen Goerke, Pieper und Morgenbesser berufen.

 

Bielefeld. Der Verband der ostdeutschen Chöre im Regierungsbezirk Detmold wird am Sonnabend, 7. Juni, im Waldheim „Rütli" bei Bielefeld sein sechstes Chorverbandstreffen begehen. Ein großer Chorkonzertabend, an dem elf ostdeutsche Chöre und drei Gastchöre sowie ein Bläserchor und Volkstanzgruppen mitwirken werden, wird den Höhepunkt bilden. Beginn 19 Uhr.

 

RHEINLAND-PFALZ

Vorsitzender der Landesgruppe Rheinland-Pfalz: Landrat a. D. Dr. Deichmann, Koblenz, Simmerner Straße 1, Ruf 3 44 08. Geschäftsführung und Kassenleitung: Walter Rose, Neuhäusel (Westerwald), Hauptstraße 3. Postscheckkonto 15 75, Frankfurt am Main.

 

Frankenthal. In der Jahreshauptversammlung in der Gastwirtschaft Zum Sonnenbad teilte Vorsitzender Kenzler mit, dass die Gruppe einen erfreulichen Mitgliederzuwachs zu verzeichnen hat. Er erörterte die politische Lage und rief dann zur Freiplatzspende für Berliner Kinder auf. Die Vorstandswahl hatte folgendes Ergebnis: 1. Vorsitzende, Max Quednau; 2. Vorsitzender, Horst Vongehr, Stellvertretender; 2. Vorsitzender Studienassessor, Werner Lange; Rechnungsführer, Fritz Rose; Sozial- und Kulturreferen, Erich Tichelmann; Beisitzer, Horst Graudenz, Heinrich Spohde, Waltraud Gellscheit (Jugend).

 

Leichlingen (Rheinland). Am 17. Mai, 19.30 Uhr, in der Gaststätte Goldener Stern, Brückenstraße 9, Heimatabend („Der lustige Mai").

 

HESSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Hessen: Konrad Opitz, Gießen, Unter der Liebigshöhe 28.

 

Darmstadt. In der Jahreshauptversammlung wurde der neue Vorstand gewählt. Er setzt sich wie folgt zusammen: 1. Vorsitzender,Erich Haase; 2. Vorsitzender, Franz Buttkewitz; 1. Schriftführer, Kurt Bethke; Stellvertreterin, Frau Balduhn; 1. Kassenwart, Franz Tiedtke; Stellvertreter, Kurt Bethke; Kulturreferent und Organisationsleiter, Max Schlinsog; Jugendreferent, Karl May; Frauenreferentin, Frau Dora Plivin; Stellvertreterin, Frau Chrils May; Kassenprüfer, Wilhelm Bannasch und Fritz Fuchs; Vertreter der Westpreußen, Walter Ziep und Erich Kownatzki. Anschließend führte Landsmann Schlinsog Filme über Trakehnen, Masuren, die Rominter Heide und Berlin vor, sowie zwei selbstgedrehte Streifen von einer Rheinfahrt und einer Neckarfahrt ostpreußischer Landsleute.

 

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg: Hans Krzywinski, Stuttgart-W., Hasenbergstraße Nr. 43. Zweiter Vorsitzender: Regierungsrat, de la Chaux, Reutlingen, Karlstraße Nr. 19.

 

Sonderschau Deutscher Osten in Heidelberg fand ungewöhnlich starkes Echo

Die Sonderschau „Deutscher Osten" auf der Hauswirtschaftlichen Landesausstellung in Heidelberg, über die wir bereits in unserer Folge 19 vom 10. Mai berichteten, hat nicht nur bei den vertriebenen Landsleuten, sondern auch bei der einheimischen Bevölkerung und bei vielen Ausländern, die die Ausstellung besuchten, starken Widerhall gefunden. Aus den Kreisen der einheimischen Bevölkerung wurde mehrfach der Wunsch geäußert, diese ausgezeichnete Darstellung der kulturellen und wirtschaftlichen Leistungen unserer Heimat mit den vielen Aufnahmen von früher und von heute in regelmäßigen Zeitabständen zu wiederholen, damit der Gedanke an die deutschen Ostgebiete in weiten Kreisen der Bevölkerung und vor allem in der Jugend wachgehalten wird.

 

Ungewöhnlich stark war das Echo auf dieser Sonderschau auch in der einheimischen Presse. In spaltenlangen Berichten und vielen Fotos wurde während der ganzen Dauer der Ausstellung auf die besondere Bedeutung dieser Schau hingewiesen. So schreibt die Rhein-Neckar-Zeitung in ihrer Ausgabe vom 3./4. Mai:

 

„In dieser vom Kulturkreis Deutscher Osten arrangierten Ausstellung werden keine Umsätze gemacht und keine Registrierkasse zählt die klingende Münze der Tageseinnahmen. Hier wird eine Bilanz gezogen über das, was deutsches Kulturgut und Arbeit von Westpreußen bis Siebenbürgen geschaffen haben, eine Bilanz über das, was alle Deutschen gemeinsam verloren haben ... Im Mittelpunkt dieser Ausstellung steht ein Modell der Marienburg, hängen die Embleme des Deutschen Ritterordens. Mit Fotos wird die Erinnerung an die ostpreußischen Städte Tilsit, Memel und Pillau heraufbeschworen, werden Ansichten von Königsberg gezeigt, in dem einst Kant lebte und wirkte und starb. Im Gegensatz dazu die „aktuellen“ Bilder. Sie zeigen Trümmer und Zerstörung, wo früher schmucke Kirchtürme und die Fassaden der Bürgerhäuser von der handwerklichen Kunst ihrer Menschen kündeten und das Gesicht ihrer ostpreußischen Städte prägten . . . Viel Geschmack und Liebe zur Heimat ließen hier eine Ausstellung erstehen, die sich wohltuend vom Getriebe der übrigen Schau unterscheidet. Der Besuch zahlreicher Schulklassen schöpft aus dem erzieherischen Wert dieser Ausstellung Anregungen und soll mit dazu beitragen, dass die Ostgebiete und mit ihnen ihre Menschen und ihre Kultur bei der jungen Generation nicht in Vergessenheit geraten. Man wünscht dieser Demonstration des Heimatgedankens nur, dass sie von viel mehr Menschen besucht werden möge, vor allem aber, dass durch sie die Tragweite einer alle Deutschen angehenden Tragödie nicht im Brei wirtschaftswunderlicher Bequemlichkeit erstickt“.

 

Ein kleines Erlebnis, das der gleiche Berichterstatter dieser Zeitung erzählt, wirft ein Schlaglicht auf den starken Eindruck, den auch viele ausländische Besucher aus dieser Schau mitnahmen. Es heißt dort: „Wenn wir das 1945 gewusst hätten, wären Sie noch daheim", sagte ein untersetzter Sergeant aus Texas. Ein Kommentar dazu erübrigt sich wohl.

 

Ordensland Tuttlingen fünf Jahre alt

Gegründet am 14. April 1953, feierte „Ordensland" in Tuttlingen kürzlich sein fünfjähriges Bestehen im Hotel Kaiserhof. Außer dem Stadtoberhaupt, Oberbürgermeister Balz, und Vertretern der örtlichen Schulen konnten auch viele Landesbeauftragte und Kreisvorsitzende der eigenen und befreundeten Landsmannschaften begrüßt werden. Eine zwölfseitige Festschrift und eine Heimat-Ausstellung mit Büchern, Bildern, Zeitungen und Zeitschriften in einem größeren Schaufenster in Stadtmitte unterstrichen die Bedeutung des Ereignisses auch nach außen hin. Der Festabend selbst brachte eine Rede des Vorsitzenden über „Wesen und Aufgaben einer Landsmannschaft", die Verlesung brieflicher Glückwünsche und Lieder und Musikstücke der Ordensland-Jugendgruppe. Den zweiten Teil des Abends füllten Volkstänze der gleichen Gruppe, erstmalig mit zwei Paaren in Tracht, und allgemeiner Tanz aus, dem sich die etwa 150 Anwesenden mit Eifer und Fröhlichkeit hingaben.

 

Schon am 2. Mai folgte als beachtliches Ereignis der dritte Abend der Arbeitsgemeinschaft der Landsmannschaften für Kulturveranstaltungen (ALK) mit Vortrag und Film von Dr. Karl Lerch, unter dem Titel „Deutschland jenseits von Oder und Neiße". Fast 500 Besucher folgten dem Rufe der Landsmannschaften. Objektiv berichtete der Redner von seiner Polenreise im Frühsommer 1957. Mit seinem selbstgedrehten Schmalfilm führte Dr. Lerch seine Zuhörer anschließend durch Nieder- und Oberschlesien, Ost- und Westpreußen, Danzig und Pommern, so wie sie sich gegenwärtig dem Betrachter darbieten. Mit Erschütterung erblickte mancher seine Heimat in Schutt und Trümmern, die Friedhöfe verwahrlost und oft noch geplündert. Dennoch sprachen die Trümmer überzeugend von der deutschen Kulturleistung im Osten. Dr. Schienemann als Beauftragter der ALK dankte dem Redner herzlich und drückte die Genugtuung darüber aus, Alt und Jung, Vertriebene wie Einheimische, zu einem Gemeinschaftserlebnis vereinigt zu sehen.

 

Reutlingen. Die Gruppe fährt mit Autobussen am 22. Juni nach Straßburg. Anmeldungen bei Uhrmachermeister Kriese, Karlstraße, bis zum 17. Mai, 14 Uhr. Fahrpreis 12 DM. Gäste, die von unseren Mitgliedern eingeführt werden, können an dieser Fahrt teilnehmen. Für den Grenzübertritt ist ein gültiger Personalausweis erforderlich.

 

BAYERN

Vorsitzender der Landesgruppe Bayern e. V.: Rechtsanwalt Heinz Thieler, München. Geschäftsstelle: München 23, Trautenwolfstraße 5/0. Tel. 33 85 60. Postscheckkonto München 213 96.

 

Nürnberg. Sonnabend, 17. Mai, 19 Uhr, in der Gaststätte Waldschenke, Frankenstraße 199, Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe. (Linie 1 Tristanstraße oder Linie 8 Frankenstraße).

 

Dachau. Am 8. Juni, um 15 Uhr, in den Drei Rosen spricht bei der Gruppe „Ordensland" Schriftsteller Marian Hepke. Thema „Polen heute — im Spiegel seiner Karikaturisten und Literaten". Gäste sind willkommen. — Bei dem Heimatnachmittag, am 4. Mai, gestaltete die Jugendgruppe 2 die kleine Feierstunde zum Muttertag durch den Vortrag von einem Gedicht und das Spiel eines Quartetts aus.

 

Traunstein. An einem Vortragsabend sprach der Schriftsteller Marian Hepke über das heutige Polen. Seine Ausführungen wurden von hundert farbigen polnischen Karikaturen im Lichtbild ergänzt.

 

Seite 15   Georgine. Beilage zum Ostpreußenblatt

Aus der Geschichte der Ostpreußischen Kaltblutzucht

Von Bauer Franz Salditt-Layß, stellvertretender Vorsitzender des Ostpreußischen Stutbuchs für schwere Arbeitspferde

Foto: Ermländische Mutterstute mit zweieinhalb jährigem Hengst von Karl Fischer, Rogehnen, jetzt Siedlung Schafhof, Kurhessen.

 

Foto: Eine Zucht-Familien-Sammlung auf der Jubiläumsschau des Ostpreußischen Stutbuchs für schwere Arbeitspferde 1939 auf dem Messegelände in Königsberg.

 

Foto: Hugo Schröder, Hohenfürst, mit seiner ermländischen, zwanzig Jahre alten Zuchtstute vor seiner Siedlung Helfersgrund in Kurhessen

 

Die ostpreußischen Kaltblutzüchter werden es begrüßen, dass ich in der Beilage des Ostpreußenblattes, der Georgine, aus der Geschichte einige Tatsachenberichte bringe, die gerade jetzt in unsere Erinnerung zurückgerufen werden sollen.

 

Im Sommer 1939 beging unser Stutbuch das 25-jährige Jubiläum. Aus diesem Anlass war von unserem Vorsitzenden Dr. h. c. Dietrich Born-Dommelkeim und seinem Stabschef Vogel ein gemeinsames Jubiläumsbuch „25 Jahre Ostpreußisches Stutbuch für schwere Arbeitspferde" herausgegeben worden. In dem Schlusskapitel „Ausblick in die Zukunft" sagt Born: „Der Ausblick in die Zukunft ist für die ostpreußische Kaltblutzucht als günstig zu beurteilen. Im Laufe dieser 25 Jahre ist ein gesundes und gesichertes Fundament geschaffen worden, das durch nichts zu erschüttern ist. In der Mitgliedschaft und in den Pferdezuchtvereinen ist ein vorbildliches diszipliniertes Mitarbeiten zu beobachten, welches wohl als Begeisterung und Treue für die gerechte Sache anzusehen ist. Es ist dem Leiter an dieser Stelle eine ganz besondere Freude, unseren Direktor Vogel, der seit den ersten Begründungsarbeiten des Ostpreußischen Stutbuchs seine ganze Kraft für Aufbau und Ausgestaltung unseres Züchterverbandes eingesetzt hat, jetzt wo wir auf das 25-jährige Bestehen dieses seines Lebenswerkes zurückblicken, den herzlichsten Dank der Mitglieder des Ostpreußischen Stutbuches zum Ausdruck zu bringen für seine zum Nutzen unserer Landwirtschaft so erfolgreich geleistete Arbeit“.

 

Der damalige Landesbauernführer Spickschen-Woydiethen, brachte in seiner persönlichen Gratulation sein Erstaunen zum Ausdruck, dass auch Vogel einer der Mitbegründer des Stutbuchs mit unserem Präsidenten Born-Dommelkeim schon im Jahre 1913 unter den 32 Züchtern gewesen war. Die Festsitzung zum 25-jährigen Jubiläum fand kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges am 4. Juli 1939 in der neuen Aula unserer Albertus-Universität in Königsberg Pr. statt. Bei dieser wurde unser hochverehrter Vorsitzender Dietrich Born vom Dekan der Naturwissenschaftlichen Fakultät für seine Leistungen zur Verbesserung des modernen ermländischen Reinblutpferdes zum Doktor ehrenhalber ernannt. In allen Ansprachen dieser Festsitzung kam zum Ausdruck, dass etwas Einmaliges auf züchterischem Gebiet in einer 25-jährigen Zuchtaufbauarbeit zustande gekommen sei. Niemand ahnte damals, dass alles in wenigen Jahren vor einer totalen Vernichtung stehen würde.

 

Wenn wir zurückblicken auf das Jahr 1913/1914, so waren es nur etwa 30 Züchter, die diesen Züchterverband „Ostpreußisches Stutbuch für schwere Arbeitspferde" begründeten. Im Sommer 1939 war der Bestand auf über 7000 Mitglieder und 113 Pferdezuchtvereine angewachsen. Der Umfang der Zucht lag bei der Begründung 1913/1914 unter 100 Zuchtstuten, die allen möglichen Kaltblutrichtungen und Produkten einer Mischzucht entstammten. An Hengsten waren, bedingt durch die im Jahre 1911 eingeführte Hengstkörordnung, nur aus anderen Zuchtgebieten von den Züchtern eingeführte Vatertiere vorhanden. — Im Sommer 1939 bestand die ostpreußische Kaltblutzucht aus über 1200 gekörten Kaltbluthengsten, die sich in der Hand von Züchtervereinen und Privaten befanden und weiteren Kaltbluthengsten der Preußischen Gestütsverwaltung. Im gleichen Jahre wurden von diesen über 70 000 Stuten belegt. Die Weiterentwicklung in den folgenden Jahren bis zur Heimatvertreibung 1945 brachte folgende Zahlen. 1500 gekörte Kaltbluthengste belegten 93 000 Stuten die 1200 Kaltblutzüchtern gehörten. Mit Stolz konnten wir uns damals als der größte Pferdezuchtverband Deutschlands, ja vielleicht Europas oder gar der Welt bezeichnen.

 

Diese gewaltige Entwicklung aus wenigen wertvollen Stammstuten im Jahre 1913 könnte wohl von unserer Zucht nicht freundlich Gegenüberstehenden dahin gedeutet werden, dass hier eine Quantitätsentwicklung auf Kosten der Qualität eingetreten sei. Hierzu möchte ich erwähnen, dass uns von Militärexperten wiederholt bestätigt wurde, der ostpreußische Kaltblüter, genannt „Ermländer" sei auf Grund seiner Gesundheit, Genügsamkeit und Härte das beste deutsche Zugpferd für die Wehrmacht.

 

Auch wäre noch festzuhalten, dass seinerzeit bei der Berufung des jungen Tierzuchtbeamten Vogel um die Weihnachtszeit 1912 nach Ostpreußen, ihm zur Pflicht gemacht wurde, die alte, berühmte Schwester der „Trakehner Pferdezucht" mit ihrer besonderen Betriebsform der Remontezucht dürfe niemals durch uns geschädigt werden. Das haben wir auch gehalten.

 

Die qualitative Kaltblutzucht möchte ich auch an einem Beispiel hier festhalten. Dies geschieht wohl am zweckmäßigsten an Hand der Zahlen, der zur staatlichen Hengstkörung gekommenen Kaltbluthengste des Geburtsjahrganges 1942. Es ist dies der letzte Jahrgang der vor unserer Heimatvertreibung noch im Oktober 1944 gekört werden konnte. Unsere Ausstellungshallen in Königsberg auf dem Messegelände waren durch einen Bombenangriff Ende August 1944 vernichtet. Die Körungen mussten daher kriegsbedingt auf einzelnen Sammelplätzen durchgeführt werden. Der ermländische Kreis Braunsberg war wohl das Herz der gesamten ostpreußischen Kaltblutzucht mit dem Sitz in Mehlsack. Am 9. Oktober 1944 kamen zu dem Körort Mehlsack 232 Junghengste zur erstmaligen Körung. Davon waren rein bodenständig 205 Hengste in der Hand von 141 Züchtern. Mit reinblütig bodenständig wurden die Tiere bezeichnet, die in Ostpreußen mindestens mehrere Generationen in der Hand ihrer Züchter gewesen waren. Nur 26 Hengste wurden vorgestellt, die als Absatzfohlen aus anderen Zuchtgebieten eingeführt und in Ostpreußen aufgezogen waren und nur 1 Junghengst war als Jährling oder 1 ½jähriger eingeführt worden. — Wenn ich noch die Körung in Bartenstein erwähne, so kamen nach hier vom letzten Geburtsjahrgang 1942 zur ersten Körung 44 Junghengste. Davon waren 40 reinblütig bodenständig in der Hand von 34 Züchtern und nur 4 Junghengste waren als Absatzfohlen eingeführt und von ostpreußischen Züchtern aufgezogen worden. Der gesamte Junghengstjahrgang 1942 bestand aus 497 bodenständigen — reinblütigen in Ostpreußen gezogenen Hengsten.

 

Alles dies ist bis auf einen ganz unbedeuteten Rest durch das Zeitgeschehen untergegangen. Über 10 000 Zuchtstuten gelangten vor den Treckwagen unter den allerschwierigsten Bedingungen aus Ostpreußen in die Bundesrepublik. Was diese Tiere in einem wochenlangen Marsch mitten im Winter über das zugefrorene Haff, bei spärlichsten Futterverhältnissen durch Westpreußen, Pommern, Mecklenburg usw. geleistet haben, bestätigte, was uns über Härte und Ausdauer unseres Pferdes schon oft von höchsten Stellen bestätigt worden war. Leider verfiel ein Großteil dieser wertvollen Zuchtstuten der durch die Besatzungstruppen angeordneten Zwangsablieferungen zu damals wertlosen RM-Beiträgen.

 

Durch Direktor Vogel setzte in diesen Notflüchtlingsjahren von 1945 bis heute die Sammlung der kaltblütigen Zuchtstuten ein, um sie dahin zu bringen, wo Pferde benötigt wurden, Futter vorhanden und möglichst auch Unterkunft für die Eigentümer war, um sie in der Hand der Züchter zu erhalten. Immerhin ist es damals gelungen, rund 1000 Stuten wieder neu zu erlassen und sie aus den Ländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen, nach Hessen, Württemberg und Baden zu bringen und sie dort wirtschaftlich einzusetzen. Versuche, die Zuchtstuten mit den geretteten ostpreußischen Kaltbluthengsten auf den verwalteten Bauernhöfen zur Zucht zu benutzen waren nur von wenig Erfolg begleitet. Da der Pferdemangel in diesen Ländern in den ersten Nachkriegsjahren durch die militärischen Aushebungen sehr groß war, mussten unsere Zuchteliten bei bescheidenen Futterrationen überreichliche Arbeitsleistungen vollbringen, die es nicht gestatteten, dass tragende Zuchtstuten gehalten werden konnten.

 

So ist infolge der Heimatvertreibung, trotz eifrigster Bemühungen in einer 13-jährigen Nachkriegszeit die wertvolle ermländische Kaltblutzucht der Zukunft zu erhalten, bis auf einen ganz geringen Rest nicht gelungen. Die züchterischen, betriebswirtschaftlichen, klimatischen Verhältnisse in Ostpreußen, gepaart mit großem züchterischen Verständnis der Züchter hatten unter einer straffen, einheitlichen Zuchtleitung ein modernes, ostpreußisches Kaltblutpferd geschaffen, dass in Stadt und Land und für alle Zwecke das beliebteste Arbeitspferd geworden war. Das Geheimnis unseres Erfolges war die disziplinierte, vertrauensvolle Zusammenarbeit der Zuchtleitung und der Züchterschaft unter Voranstellung rein wirtschaftlicher Gesichtspunkte.

 

Der Untergang dieses gemeinsamen Lebenswerkes ist die Tragik unserer Heimat. Herr Dr. h. c. Born ist leider auch 1945 ein Opfer der ostdeutschen Tragödie geworden.

 

Direktor Friedrich Vogel wird am 15. Mai 1958, 70 Jahre alt. Seine Anschrift lautet: Bad Sooden-Allendorf (Werra), Postschließfach Nr. 10.

 

Seite 15   Intensive Grünlandbewirtschaftung

Die wesentlichste Auswirkung geordneter Wasserverhältnisse der Grünlandflächen besteht darin, dass mit Hilfe des Mähweidebetriebes die beste und alleinige Möglichkeit zur Regulierung eines leistungsfähigen Pflanzenbestandes gegeben ist, ohne dass besondere Betriebsmittel hierfür aufgewendet zu werden brauchen. Der meist sehr lockere, mit hohen Gräsern und Wiesenunkräutern besetzte Bestand - bisher infolge hohen Grundwasserbestandes nur zur Heunutzung herangezogener Grünlandflächen - verbessert sich unter dem Einfluss des Trittes und Bisses der Weidetiere, was durch das vielfach gebräuchliche Abhüten von Wiesenflächen im Herbst nicht zu erreichen ist. Auf der anderen Seite erholen sich überanstrengte, zu tief verbissene und dadurch mit Rosettenunkräutern stark bestandene, bisher ausschließlich zur Weidenutzung dienende Flächen, wenn sie zeitweilig zur Schnittnutzung herangezogen werden.

 

Mit der Überführung aller oder mindestens des größten Teiles der Dauergrünlandflächen in einen geregelten Bewirtschaftungsablauf lassen sich sämtliche Maßnahmen der Düngung, der Pflegearbeiten und der Nutzung einheitlicher und daher mit verringertem Arbeitsaufwand durchführen. Auf die Notwendigkeit ausreichender Nährstoffversorgung mit Hilfe der Handelsdünger, insbesondere Kali- und Phosphatdüngemittel sowie Kalk und den Einsatz von Stickstoff als besonderer „Antriebsmotor" des Pflanzenwuchses sei nur hinzuweisen. Die Düngemittelverbilligung des Grünen Planes begünstigt den lohnenden Einsatz dieses Betriebsmittels und ermöglicht die Gewinnung hoher Ernten von in ausreichendem Umfange gewonnenem wirtschaftseigenem Futter. Mit dem Einsatz des Stalldungstreues hat auch die Erkenntnis über die Wirksamkeit und das nunmehr arbeitsmäßig vereinfachte Verteilen kleiner Stallmistmengen auf Grünland erheblich an Ausbreitung gewonnen.

 

Die Leistungsfähigkeit der in der angedeuteten Weise bewirtschafteten Dauergrünlandflächen ist aber nur durch entsprechende Nutzung voll auszuschöpfen. Hinsichtlich des Weideganges ist im zeitigen Frühjahr ein Übertreiben aller Grünlandflächen zur besseren Bestockung des Grasbestandes angezeigt, bevor der regelrechte Weidebetrieb aufgenommen wird. Die Koppelunterteilung bzw. der Einsatz des Elektrozaunes ist so zu handhaben, dass ein hohes Auftriebsgewicht der Weidetiere erreicht wird, welches mindestens 16 bis 20 Großvieheinheiten (GVE) je ha Weidefläche betragen soll und bei hochleistungsfähigen Weiden auf 40 bis 50 GVE gesteigert werden kann. Als Grundsatz für eine möglichst hohe Ausnutzung des Grasbestandes, die auch bei bester Weidetechnik nicht mehr als 70 bis 80 Prozent der erzeugten Nährwerte erreicht, muss folgendes gelten:

 

Hohe Besatzdichte, d.h. kleineTeilweidefläche.

 

Kurze Beweidungszeit (zwei bis drei Tage) der jeweiligen Weidefläche.

 

Lange Ruhepause (etwa 30 Tage) für die abgeweidete Teilfläche.

 

Eine genügend große Zahl von Teilweideflächen, mindestens 12 bis 15, ist zu diesem Zwecke erforderlich. Mit nachlassendem Graswuchs im Sommer sind Zusatzweideflächen, Zufütterung auf der Weide oder besser zeitweilige Stallfütterung notwendig.

 

Im Spätherbst soll die Grasnarbe nicht zu stark verbissen in den Winter gehen. Ein rechtzeitiges Abtreiben des Weideviehes ist daher geboten, damit die Grünlandpflanzen sich vor Eintritt der Winterruhe kräftigen, um im Frühjahr schneller mit der Bildung neuer Pflanzenmasse beginnen zu können und damit einen schnelleren Futteraufwuchs liefern.

Dr. Höhne

 

Seite 15, 16   Chemische Mittel zur Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen

Über die Anwendung chemischer Mittel sind in letzter Zeit sehr voneinander abweichende Meinungen vertreten worden. Während die einen jedes Mittel ablehnen, sind die anderen der Meinung, dass ihr Einsatz die wichtigste Maßnahme zur Erzielung gesunder Pflanzenbestände sei. Wie so oft liegt die Wahrheit in der Mitte. Wer glaubt, durch die Anwendung chemischer Mittel versäumte Kulturmaßnahmen ersetzen zu können, ist ebenso wenig auf dem richtigen Wege wie der, der die chemischen Mittel rundweg ablehnt. Voraussetzung für die Erzielung gesunder Bestände sind alle Maßnahmen, die eine schnelle Entwicklung der Pflanze unter günstigen Bedingungen ermöglichen. Es ist auch sehr zu bedauern, dass man öfter die Meinung hört, die Bodenbearbeitung zur Unkrautbekämpfung sei gut und schön, aber man könnte ja durch die Spritzung das Unkraut vernichten. Grundsätzlich sollen chemische Mittel erst dann zur Anwendung kommen, wenn alle anderen Möglichkeiten erschöpft sind. Das ist noch oft genug der Fall.

 

Diejenigen, die die Anwendung der chemischen Mittel überhaupt ablehnen und die das „biologische Gleichgewicht" nicht stören wollen, mögen bedenken, dass die Störung des Gleichgewichtes nicht allein durch die Anwendung chemischer Mittel erfolgt, sondern dass überall dort, wo der Mensch seine Kulturen baut, nicht mehr der ursprüngliche Zustand vorhanden ist. Würden wir nichts gegen die Krankheiten und Schädlinge tun, so könnte sehr bald der Tag kommen, an dem Millionen von Menschen verhungern müssten, weil Krankheiten und Schädlinge die Erträge stark schmälern würden.

 

Auch die Nützlinge, von denen manche die Rettung erhoffen, können uns sehr oft nicht genügend helfen. Ganz abgesehen davon, dass die Aussichten für die Bekämpfung jeglicher Krankheitserreger durch andere Lebewesen bisher sehr gering sind, können bei starkem Auftreten tierischer Schädlinge die Nützlinge diese nicht so rechtzeitig vernichten, dass sich der Schaden in erträglichen Grenzen hält. Trotzdem sollte die biologische Bekämpfung nicht unterschätzt werden, denn sie hilft vor allem auch dadurch mit, dass laufend Schädlinge vernichtet werden und damit die Massenvermehrung verzögert wird.

 

Durch die Forderung nach Rentabilität der landwirtschaftlichen Erzeugung lässt sich die Anwendung chemischer Mittel zur Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen nicht umgehen. Die Gegner der chemischen Mittel führen oft die Giftigkeit dieser Präparate ins Feld. Es muss aber darauf hingewiesen werden, dass es sich bei weitem nicht bei allen Pflanzenschutzmitteln um ausgesprochene Gifte handelt. Bei dem pilztötenden (Fungizide) sind sogar kaum Gifte vertreten. Bei den insektentötenden Mitteln (Insektizide) ist die Industrie eifrig bemüht, die starken Gifte durch weniger gefährliche zu ersetzen. Für den Praktiker sollte die Regel gelten: Bei gleicher Wirkung soll den ungiftigeren Präparaten der Vorzug gegeben werden. Bei sachgemäßer Anwendung sind aber auch giftige Mittel nicht so gefährlich, zumal sie meist stark verdünnt auf die Pflanzen gebracht und zum großen Teil auch bald zersetzt werden.

 

Trotzdem immer wieder darauf hingewiesen wird, nur amtlich geprüfte und anerkannte Mittel zu verwenden, gelingt es immer noch Leuten, die nur aufs Geldverdienen ausgehen, ihre oft vollkommen wertlosen Präparate an den Mann zu bringen. Die große Zahl der amtlich anerkannten Mittel mag den Praktiker kopfscheu machen. Bei genauerem Durchsehen des Merkblattes 1 der Biologischen Bundesanstalt wird er aber feststellen, dass zwar die Zahl der Namen groß ist, dass aber die Sache ganz anders aussieht, wenn man die Gruppen mit den gleichen Wirkstoffen betrachtet. Für den Praktiker sollte es gleichgültig sein, ob er ein Präparat der Firma A oder B kauft, er muss nur ein für seinen Zweck geeignetes Mittel haben.

Dr. A. Winkelmann

 

Seite 16   Hühnerstall-Desinfektion

Eine Desinfektion des Hühnerstalles und unter Umständen der Ausläufe ist beim Vorliegen von Geflügeltuberkulose im Bestand unbedingt angezeigt. Der Entseuchung muss eine mechanische Reinigung vorausgehen. Hierbei werden Stalldecke, Wände, Fußboden, Sitzstangen, Kotbretter, Nester und sonstige Gerätschaften sorgfältig abgekratzt. Der anfallende Schmutz muss unschädlich beseitigt werden. Dieser groben Reinigung folge ein Abwaschen bzw. Scheuern mit heißer fünfprozentiger Sodalösung, wodurch die nachfolgende Desinfektion wesentlich erleichtert wird. Als wirksame Desinfektionsmittel bei Geflügeltuberkulose können Anwendung finden: eine fünfprozentige Karbolsäurelösung, Chloramin, Tb-Bazillol, Sagrotan, Delegol-T und viele andere Präparate. Nach dem Trocknen werden zweckmäßig die Decken, Wände usw. mit einem dicken Kalk- oder Chlorkalkanstrich versehen. Obwohl der Geflügeltuberkuloseerreger bei intensiver Sonnenbestrahlung nach fünf Stunden abgetötet ist, soll doch nach Möglichkeit eine Desinfektion der Ausläufe versucht werden. Hierbei werden die Ausläufe umgegraben oder umgepflügt und mit einer Desinfektionsflüssigkeit Übergossen und neu angesät.

 

Seite 16   Landarbeiter-Ausbildung in Katlenburg

Die Siedlerschule in Katlenburg am Harz ist bereits in weiten Kreisen unseres Landvolkes durch ihre Lehrgänge bekanntgeworden. Neben den Jahreslehrgängen der Siedlerschule und der Ländlich-hauswirtschaftlichen Frauenschule laufen seit vier Jahren in den Winterhalbjahren betriebswirtschaftliche Lehrgänge für landwirtschaftliche Siedlungsbewerber und Siedler. Daneben gibt es noch weitere Lehrgangsformen, die alle dem gleichen Ziel dienen: die bäuerliche Substanz, vor allem des heimatvertriebenen Landvolks, zu erhalten und dem Nachwuchs bessere Berufsmöglichkeiten als Landfacharbeiter und Landwirtschaftsmeister zu eröffnen.

 

Die Abteilung Landtechnik der Landwirtschaftskammer Hannover hat es sich zur Aufgabe gemacht, einen Berufsstand von geprüften Landfacharbeitern zu schaffen. In zwölfwöchigen Kursen sollen sie in einer kostenlosen Ausbildung ihre landwirtschaftlichen Kenntnisse und Fertigkeiten überholen und ihr fachliches Wissen erweitern. Diese Landfacharbeiter-Ausbildung setzt sich aus drei Kursen zusammen, die einzeln besucht werden müssen. In zwei vierwöchigen Kursen an der Niedersächsischen Deula-Schule wird die landtechnische Ausbildung vermittelt (Landmaschinenkunde und -pflege, Reparaturen und Einsatz, Schlepperkursus mit Geräteeinsatz). Danach folgt ein vierwöchiger Kursus an der Siedlerschule in Katlenburg (Betriebswirtschaft und berufsständische Ausbildung). Nach erfolgreichem Besuch dieses dritten Kursus und der Abschlussprüfung wird den Teilnehmern der Landfacharbeiterbrief ausgehändigt. Die beiden ersten Lehrgänge dieser Art haben im letzten Winterhalbjahr unter Leitung von Dr. Wendorff, Hannover, stattgefunden. Für das kommende Winterhalbjahr sind drei vierwöchige Lehrgänge im Dezember, Januar und Februar vorgesehen. Die Aufnahmebedingungen sind bei der Landwirtschaftskammer Hannover zu erfahren.

 

Der neue landwirtschaftliche Facharbeiter von heute wird den Knecht von gestern endgültig ablösen. Der Facharbeiter soll zum denkenden und mitverantwortlichen Mitarbeiter seines Arbeitgebers werden. Diese neue Partnerschaft bedeutet auch für das gesamte Bauerntum einen beachtlichen Fortschritt. Über die Hälfte der bisher geprüften Landfacharbeiter sind Vertriebene. Meistens handelt es sich um Bauern oder Kleinbauernsöhne aus Ostdeutschland, die bisher noch nicht siedeln konnten oder die keinen Entschädigungsanspruch auf eine Vollerwerbsstelle haben.    

 

Seite 16   Nur ein gesunder Tierbestand bringt eine hohe Rentabilität

Von Günther Siegfried-Kollkeim

Die Tatsache einer in den letzten Jahren stark zugenommenen Verwendung von fertigen Kraftfuttergemischen, sei es durch das Selbstmischen verschiedener wirtschaftseigener und gewerblicher Futtermittel, sei es durch den Bezug solcher Fertigfabrikate, basiert auf der zunehmenden Erkenntnis vom biologischen Wert einzelner Futtermittel, insbesondere ihrem vielseitigem Zusammenwirken auf die Erhöhung tierischer Leistungen.

 

Der Wiederkäuer ist mit seinem Verdauungsapparat dazu befähigt, Rohfaser in Grünfutter, Heu, Trockenschnitzeln, Rübenblatt u. a. aufzuschließen, während das Schwein als Allesfresser, aber nicht als Allesverwerter, nur in der Lage ist, rohfaserärmere Futtermittel wie Kartoffeln, Rüben, einzelne Getreidearten, gewerbliche tierische und pflanzliche Futtermittel hoch auszunutzen. Auch das Geflügel kann sich nur auf rohfaserärmere Futtermittel für eine höhere Leistung beschränken. Es ist daher verständlich, dass zur Ausnutzung aller im landwirtschaftlichen Betrieb anfallenden Futterstoffe die genannten Tierarten gehalten werden müssen. Der tierische Organismus benutzt die in den Futtermitteln enthaltenen Nährstoffe, um aus ihnen im Wege des Verdauungsprozesses seine Leistungen zu erzeugen.

 

Zu diesen gehört auch die Energieversorgung des tierischen Körpers, einschließlich der

Wärme- und Kraft-, daneben aber auch der Körpersubstanzerzeugung. Der Erzeugung von Wärme können alle Nährstoffgruppen dienen, die Kohlenstoff erhalten. Es können die Kohlenhydrate (Zucker und Stärke), die Fette und die Eiweißstoffe zu diesem Zweck herangezogen werden. Entsprechend ihrem Wärmewert (Kalorie) können sich diese gegenseitig vertreten. Atmung, Herztätigkeit, Kau- und Verdauungstätigkeit sind Leistungen, die aus der Krafterzeugung mit Hilfe der Kohlehydrate gespeist werden. Mangelt es hieran, dann wird zunächst das Fett, dann auch das Eiweiß herangezogen.

 

Das Eiweiß nimmt unter allen Nährstoffen eine Sonderstellung ein, indem es nicht durch andere Nährstoffgruppen ersetzt werden kann, was besonders beim Schwein und Huhn wichtig ist. Diese Tatsache wird vielfach von der Praxis bei zu geringen Eiweißgaben mit nicht genügender biologischer Ausnutzungsfähigkeit verkannt. Nur der Wiederkäuer ist in der Lage, mit Hilfe seiner Kleinlebewelt im Pansen, auch über die Amide echtes Eiweiß aufzubauen.

 

Diese Erkenntnisse von den Aufgaben der Nahrungsmittel und ihrer Nutzungsfähigkeit haben zur Entwicklung von speziellen Kraftfuttergemischen geführt, die die wirtschaftseigenen Futtermittel zu Höchstleistungen aufstocken und ergänzen sollen. Ganz besonders haben sie sich für die Milch-, die Schweinefleisch- und die Eiererzeugung bewährt. Ihr besonderer Wert liegt in einer genügenden Versorgung des Tieres mit Eiweiß nach Menge und Qualität. Wichtig ist die Erkenntnis — und das wird meist viel zu wenig beachtet —, dass die verschiedenen Tierprodukte Eiweiß verschiedener Zusammensetzung sind, und dass zu all ihrer optimalen Entwicklung auch alle die dafür notwendige Eiweißbausteine im Futter enthalten sein müssen. Es ist daher allmählich klar geworden, dass die einer ausreichenden Eiweißversorgung dienenden Eiweißkonzentrate als Fundament nicht mehr aus einer mit mehreren Futtermitteln zusammengesetzten Kraftfuttermischung fortzudenken sind.

 

Aber nicht allein der Eiweißfrage wird damit Genüge getan, auch die Gesamtnährstoffzusammensetzung, die Wirkstoff-, Vitamin- und Mineralstoffversorgung wird damit erfüllt, soweit die heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse berücksichtigt werden können. Vielfach unterschätzt die Praxis aus Unkenntnis die Notwendigkeit auch dieser Stoffe, indem sie immer noch die Rentabilität ihrer Tierhaltung durch „billigere Zentnerpreise" herzustellen versucht. Das Gegenteil ist der Fall, wenn zum Beispiel eine mit Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen unterversorgte Muttersau zahlenmäßig und gesundheitlich schlechte Ferkelwürfe zur Welt bringt, die dann bei auch noch unzureichendem Beifutter ihren möglichen Fleischzuwachs nicht bilden können. Je unnatürlicher unsere Haustiere leben müssen, umso notwendiger ist die Zufuhr aller Nährstoffe, wie sie nach den wissenschaftlichen Erkenntnissen in den fertigen Kraftfuttergemischen zu finden sind. Ein solcher Nährstoffreichtum gewährleistet selbstverständlich auch eine höhere Tierleistung und ermöglicht andererseits einen geringeren Futteraufwand, wodurch ein höherer Zentnerpreis seine Rechtfertigung erfährt. Das wird immer wieder zum Beispiel mit einem guten Ferkelfutter bei der Aufzucht von Winterferkeln und mit einem guten Legemehl in der Intensivhaltung bei der Eiererzeugung bestätigt. Wichtig ist nur eins, dass auch alle Futter richtig eingesetzt werden, d. h. dass man die Futtertechnik beherrscht.

 

Die zukünftig auf uns zukommende Qualitätsfrage der Veredelungsprodukte am gemeinsamen europäischen Markt ist neben der Zuchtfrage in aller erster Linie eine solche der Fütterung; Qualitätsprodukte lassen sich nur mit qualitativem Futter, vor allem auch in Richtung der äußerst wichtigen Rentabilität erzeugen.

 

Seite 16   Grubensilos sind preiswerter

Sowohl der Langsilo als auch der Grubensilo für Kartoffeleinsäuerung haben ihre Freunde. Das Institut für landwirtschaftliche Bauforschung in Völkenrode hat die Frage untersucht, ob für die Kartoffeleinsäuerung der Langsilo oder der Grubensilo wirtschaftlicher ist. Obwohl der ebenerdig gebaute Langsilo arbeitswirtschaftliche Vorteile bietet, verursacht beim augenblicklichen Preisstand der Grubensilo mit ausschließlicher Handarbeit die geringsten Gesamtkosten für die Kartoffeleinsäuerung.

 

Seite 16   Erdbeerdüngung

Die Erdbeerdüngung zerfällt in zwei Teile: 1) nach der Ernte, 2) im Frühjahr. Nach der Ernte gibt man je 100 qm etwa 5 kg Volldünger, und zwar einen chlorfreien, wie z. B. Nitrophoska blau oder Hoechst Spezial. Für die Ertragshöhe und die vollkommene Ausbildung der Einzelfrucht ist es notwendig, Ende September noch eine Termindüngung zu geben, da in dieser Zeit die Blütenanlagen für das kommende Jahr ausgebildet werden und die Pflanze hier aus dem Vollen schöpfen muss. Man verabreicht 5 kg Thomasmehl und 5 kg Kalimagnesia. Im Frühjahr muss man mit der Stickstoffgabe vorsichtig sein, da ein Zuviel an Stickstoff die Anfälligkeit der Früchte gegen Krankheiten (Grauschimmel) und das Faulen erhöht. Man sollte etwa 1,75 kg je 100 qm der oben angegebenen Volldünger geben.

 

Den organischen Dünger gibt man am zweckmäßigsten zur Pflanzung, da Versuche erwiesen haben, dass Stallmist oder Torf, im Jahr nach der Pflanzung gegeben, keine Ertragssteigerung bringen. Bei der Pflanzung sollte man allerdings nicht mit organischen Düngemitteln sparen (1,5 dz Stallmist oder ein Ballen Torfmull, besser zwei Ballen, je 100 qm).

 

Seite 16   Agrar-Fabriken oder Bauernhöfe?

Unter diesem Titel ist in diesen Tagen im Holsten-Verlag in Hamburg von Günther Pacyna ein Buch erschienen, das Anspruch erhebt, von allen denen beachtet zu werden, die sich mit Agrarpolitik beschäftigen. Das Buch hat einen Umfang von 363 Seiten und kostet in Leinen gebunden 18,50 DM.

 

Der Verfasser, der seit 35 Jahren aktiv und führend in der agrarpolitischen Arbeit steht und sich als Publizist einen Namen erworben hat, zeigt aus dem unmittelbaren Erleben heraus die großen und ernsten Probleme auf, die sich um die Eingliederung des Landvolkes in die industrielle Gesellschaft ranken. Soll Karl Marx, so fragt Pacyna in seinem Einleitungswort, mit seiner Verelendungstheorie von dem zwangsläufigen Untergang der bäuerlichen Kleinbetriebe nach mehr als hundert Jahren doch noch recht behalten? Gewiss wollen das, im Grunde genommen, die wenigsten, und die hüten sich, das offen zuzugeben. Aber, so fährt er fort, die heute so weit verbreitete Vorherrschaft rechnerisch-wirtschaftlichen Denkens lässt keinen anderen Ausweg. Sie hat dazu geführt, dass der Bauer mehr und mehr ausschließlich als Nahrungsmittelerzeuger betrachtet und gewertet wird, der die Aufgabe hat, mit möglichst geringen Kosten möglichst viel Nahrungsmittel zu erzeugen. Diejenigen, die in dem Bauerntum nicht nur eine bestimmte Wirtschaftsform, sondern darüber hinaus eine das ganze Sein prägende eigentümliche Lebensform sehen, die wichtige soziale und biologische Funktionen im Volksganzen zu erfüllen hat, werden als „wirtlichkeitsfremde Romantiker" abgetan. Wer aber die soziale und biologische Funktion des Bauerntums verneint oder als nebensächlich betrachtet, stellt auch das Bauerntum als Wirtschaftsform in Frage; denn die Notwendigkeit der Erhaltung der Bauernwirtschaft lässt sich nur aus dem Dreiklang der wirtschaftlichen, sozialen und biologischen Funktion, aus der unteilbaren Ganzheit des Bauerntums ableiten.

 

Es ist ein überaus verdienstvolles Unternehmen, dass Günther Pacyna in einer Zeit, in der die Forderung nach einem Wandel der Agrarstruktur, der eine Besitzneuverteilung mit besserem wirtschaftlichem Nutzeffekt bewirken soll, allgemein erhoben wird, die Aufmerksamkeit auf die Gefahren lenkt, die mit einem Verlust an bäuerlicher Substanz verbunden sind.

 

Der Verfasser geht von der historischen Entwicklung aus, die mit dem Wirtschaftsliberalismus eingesetzt hat und zunächst den Boden in Bewegung brachte, ferner die Kapitalversorgung als neues Problem erscheinen ließ und die Zoll- und Handelspolitik in den Vordergrund rückte. Der Verfasser kennzeichnet Bismarck und Caprivi als Gegenpole der Wirtschaftspolitik, er stellt Nationalwirtschaft und Weltwirtschaft gegenüber, schildert den Kampf um ein Getreidemonopol, die Auseinandersetzungen um freien Wettbewerb oder korporative Marktordnung und die Irrwege der Exportpolitik. Sehr aufschlussreich sind die Betrachtungen über die Abwanderung vom Lande unter dem Einfluss der Industrialisierung und über das Bauernschicksal zwischen den beiden Weltkriegen.

 

Aus der historischen Kenntnis und Erkenntnis nimmt Pacyna zu den gegenwärtigen agrarstrukturellen und agrarpolitischen Fragen Stellung. Er bekennt sich zur bäuerlichen Familienwirtschaft nicht nur aus politischen und sozialen Gründen, sondern auch, weil er sie für durchaus geeignet hält, den Anforderungen der modernen Industriegesellschaft gerecht zu werden. So lautet seine Antwort auf die mit dem Titel des Buches gestellte Frage „Agrar-Fabriken oder Bauernhöfe?" eindeutig: „Gesunde Bauernhöfe“.

 

Wer es mit der Lösung der brennenden Fragen unseres Bauerntums ernst meint, wird an diesem Buch nicht vorübergehen können. Nicht nur die Landwirtschaft, sondern insbesondere auch die Politiker und Wirtschaftswissenschaftler finden in dieser Neuerscheinung eine Fülle von Material, Gedanken und Anregungen. Günther Pacyna liefert damit einen überaus wertvollen Beitrag für die Gewinnung einer klaren agrarpolitischen Konzeption, die für die Lösung der zum Inhalt dieses Buches gemachten Frage unerlässlich ist.

Buhle

 

Seite 16   Die Zubereitung dicksaurer Magermilch

Die warme Jahreszeit ist im Anmarsch und damit kommt der Zubereitung der Magermilch für die Verfütterung wieder erhöhte Bedeutung zu. Infolgedessen sei an die wichtigsten diesbezüglichen Regeln erinnert.

 

1. Magermilch darf niemals ansauer oder halbsauer verfüttert werden. Sie ist entweder süß oder frisch oder dicksauer den Tieren zu verabreichen. Jede dazwischenliegende, unvollständige Säuerung hat zumindest Verdauungsstörungen, wenn nicht gar Verluste zur Folge.

 

2. Soll das Tier auch noch Vollmilch erhalten, so kann man diese kurz vor dem Verfüttern mit der dicksauren Magermilch vermischen.

 

3. Beim Eintreffen der Magermilch auf dem Hof sind die Kannen sofort zu entleeren. Dies geschieht am besten in saubere Holzkübel. Man muss mindestens zwei Kübel zur Verfügung haben, so dass immer ein Kübel gesäubert und leer zur Aufnahme der eintreffenden Magermilch bereit steht.

 

4. Wegen Zinkvergiftungsgefahr dürfen Zinkgefäße für die Säuberung und für die Aufbewahrung dicksaurer Magermilch nicht verwendet werden.

 

5. Eine gleichmäßige Temperatur von 20 bis 30 Grad Celsius ist für eine gesunde, gleichmäßige Eindickung erforderlich und entscheidend wichtig.

 

6. Liegt der Hof vor der Haustür einer Molkerei, so kann es geschehen, dass man die Magermilch heiß zurückerhält. In diesem Fall darf man niemals den „Säurewecker" sofort zusetzen, da sonst eine klumpige Abkäsung unter Abscheidung der Molke eintritt. Man schüttet die heiße Magermilch zunächst in den sauber ausgewaschenen Kübel, lässt sie auf 20 bis 30 Grad Celsius abkühlen und setzt erst dann den Säurewecker zu.

 

7. Zu kalte Magermilch säuert zu langsam oder gar nicht. Ist dies zutreffend, muss die Temperatur entsprechend erhöht werden. Dies geschieht am besten, indem eine Kruke oder Kanne mit warmem Wasser in den mit Magermilch gefüllten Kübel gehängt wird. Rührt man einige Male um, so erreicht man eine allmähliche Erwärmung. Die Wassertemperatur soll jedoch 50 Grad Celsius nicht übersteigen, da höhere Grade der Milchsäuerung hinderlich sind. Reicht die Erwärmung noch nicht aus, ist das warme Wasser entsprechend zu erneuern.

 

8. Zur Förderung der Milchsäurebildung — des Dicksauerwerdens — ist der Zusatz eines Säureweckers erforderlich, denn die Milchsäurebakterien sind in der Molkerei durch die Erhitzung und damit Keimfreimachung zumindest stark geschwächt, wenn nicht abgetötet worden.

 

Die besten Säurewecker sind Buttermilch oder einwandfreie, dicksaure Magermilch, die man vom Tage vorher bereithält. Bei 20 bis 30 Grad Celsius haben die Milchsäurebakterien eine gute Lebensmöglichkeit. Deshalb die Forderung nach dieser Temperaturhöhe. Auf 100 Liter Magermilch gibt man etwa 5 Liter Säurewecker hinzu. Um immer einen einwandfreien, nicht mit falschen Bakterien angereicherten Säurewecker zu haben, ist es zu empfehlen, von Zeit zu Zeit — je nach Außentemperatur — Buttermilch zuzusetzen. Dadurch werden Fehlsäuerungen vermieden.

 

9. Der Zusatz von Labpulver oder Dickmilchpulver ergibt keine dicksaure Magermilch. Diese Pulver bewirken nur eine Dicklegung der Milch zur Vorverdauung, mithin etwa die gleiche Wirkung, die das Labferment im Labmagen des Kalbes hervorruft. Im Wesentlichen ein Abbremsen der nährstoffreichen Flüssigkeit, damit diese nicht zu schnell für die Aneignung ihrer Nährstoffe den Verdauungsapparat durchfließt. Dickmilch- oder Labpulver (eigentlich dasselbe) hat also keinen Einfluss auf die Säuerung. Frische Magermilch mit diesen Zusätzen muss noch alle Zwischenstufen durchmachen, sie kann also auch „ansauer" sein.

 

10. Alte Kannen, Kübel und Futtergefäße sind täglich zu reinigen, denn saure Milchreste gehen leicht in eine Art Abkäsung über, die Verluste herbeiführen können. Die sicherste Methode ist immer, ob im Sommer oder Winter, dicksauer zu füttern, da der Zustand ansauer schwer erkennbar ist.

 

Die Beachtung vorstehender Richtlinien gewährleistet eine einwandfreie, gleichmäßige, dicksaure Magermilch für Aufzucht, Mast und sonstige Fütterungszwecke.

 

Seite 17   Wir gratulieren …

zum 95. Geburtstag

am 21. Mai 1958, Frau Ernstine Schumacher, geb. Hartkopf, aus Walterkehmen, Kreis Gumbinnen, jetzt in Oberuhldingen, Kreis Überlingen, bei ihrer Großnichte, Erna Ernst, geb. Schumacher. Die Jubilarin erfreut sich guter Gesundheit.

 

zum 92. Geburtstag

am 3. Mai 1958, Landsmann Gustav Rodowsky, aus Moritten bei Pronitten, Kurisches Haff, Altbauer und stellvertretender Bürgermeister. Er wohnt jetzt in (17b) Waldshut (Hochrhein) Kaiserstraße 100.

 

zum 91. Geburtstag

am 18. Mai 1958, Seilermeister August Kowalewski, aus Lyck, jetzt in Hohenlimburg, Obere Hakenei 8.

 

zum 90. Geburtstag

am 27. Mai 1958, Witwe Ester Mrowka, aus Wiesenfelde, Kreis Treuburg, jetzt bei ihren Kindern, Familie Waldemar Wagner, in Winsen (Luhe), Ilmer Weg 48.

 

zum 89. Geburtstag

am 21. Mai 1958, Frau Martha Flick, geb. Brenneisen, Witwe des Präzentors Hugo Flick, aus Gerwen, Kreis Gumbinnen, jetzt bei ihrer Tochter, Gertrud in Vorsfelde, Amtsstraße 21. Ihr Sohn, Studienrat Hans Flick, wohnt in Bremen, Parkstraße 671.

 

zum 88. Geburtstag

am 18. Mai 1958, Frau Maria Weide, aus Rastenburg, Wilhelmstraße 40, jetzt in Adelebsen, Kreis Northeim, Alma-Luisen-Stift.

 

zum 87. Geburtstag

am 19. Mai 1958, Frau Anna Kiesler, aus Eydtkuhnen, Wiesenstraße 5, jetzt in Braunschweig, Eichtalstr. 4 b.

 

am 23. Mai 1958, Landsmann Karl Rothgänger, aus Gumbinnen, ehemals Brauer bei den Vereinigten Brauereien. Er lebt heute in Hamburg-Wandsbek-Gartenstadt, Allensteiner Straße 20.

 

zum 86. Geburtstag

am 17. Mai 1958, Frau Ida Kinscher, aus Ortelsburg, Danziger Straße 19, jetzt bei ihrer Tochter, Hedwig Sanio in Salzgitter-Bad, Mozartstraße 40.

 

am 17. Mai 1958, Frau Emilie Schöler, aus Pillau II, Turmbergstraße 6, jetzt in (20a) Gifhorn, Sandstraße 12.

 

am 18. Mai 1958, staatl. Revierförster i. R. Karl Ehrke, aus Tapiau, zuvor Revierförsterei Keber, Forstamt Leipen. Er wohnt jetzt in Lübeck, Plönniestraße 34a.

 

am 24. Mai 1958, Landsmann Franz Clermus, aus Lenkimmen, Kreis Angerapp, jetzt in Marienwerder bei Hannover-Stöcken, bei Familie Lange und Pehl.

 

am 24. Mai 1958, Landwirt Viktor Gabriel, aus Marienburg, jetzt bei seiner Tochter in Königslutter, Kreis Helmstedt, Elmstraße 30.

 

zum 85. Geburtstag

(ohne Datum) Hauptlehrer i. R. Karl Beyrau, aus Königsberg-Metgethen, im Schuldienst tätig gewesen in Mierunsken, Kreis Treuburg, Niebudßen und Walterkehmen, Kreis Gumbinnen. Er wohnt jetzt in Kirchheimbolanden (Rheinland-Pfalz), Stresemannstraße.

 

am 7. Mai 1958, Lehrerwitwe Hedwig Jaekel, aus Reichenbach, Kreis Pr.-Holland, jetzt in Kremperheide, Kreis Steinburg.

 

am 14. Mai 1958, Bauer Jurgis Peldzus, aus Ullosen/MemelIand, jetzt bei seiner Tochter, Maria Uigschies in Oyten 297, Bezirk Bremen. Der rüstige Jubilar war in der Heimat als Züchter des Trakehner Pferdes bekannt.

 

am 14. Mai 1958, Frau Margarethe Kasemir, aus Allenstein, Mozartstraße 12, jetzt bei ihrem Sohn Walter in Kassendorf über Eutin (Holstein). Im Oktober vorigen Jahres verstarb ihre letzte Tochter, an der die Jubilarin sehr hing, ganz plötzlich.

 

am 15. Mai 1958, Landsmann August Schmidt, Bauer aus Ankern, Kreis Mohrungen, jetzt in Elmshorn, Mühlenstraße 32.

 

am 15. Mai 1958, Frau Rosalie Bergmann, aus Königsberg, jetzt in Flensburg, Dorotheenstraße 24.

 

am 25. Mai 1958, Brennereiverwalter Ferdinand Lüdtke, aus Reuschendorf, jetzt in Vlotho an der Weser, Lange Straße 10.

 

am 18. Mai 1958, Witwe Anna Schirrmacher, geb. Korn, aus Neudorf, jetzt bei ihrer Nichte, Frau Anna Liedtke, in Gelsenkirchen-Buer-Erle, Schievenstraße Nr. 56. Die Jubilarin kam erst im vergangenen Jahr aus der alten Heimat.

 

zum 84. Geburtstag

am 28. April 1958, Frau Amalie Jodexnus, geb. Padubrin, aus Tawellsbruch, Kreis Elchniederung, jetzt bei ihrem jüngsten Sohn, Otto Jodexnus in Kaiserslautern, Bännjerstraße 109.

 

am 18. Mai 1958, Frau Ida Schustereit, geb. Lukat, aus Kiesdorf, Kreis Schloßberg, jetzt in Schenefeld über Itzehoe, Bahnhofstraße 10.

 

am 19. Mai 1958, Lokomotivführer i. R. Adolf Starbatty, aus Osterode, Wilhelmstraße 17a, jetzt in Dannenberg (Elbe), Bahnhofstraße 35.

 

am 20. Mai 1958, Maschinenbaumeister i. R. Richard Abraham, aus Rastenburg, jetzt mit seiner Ehefrau in Lengede, Kreis Peine, Hüttenstraße 10. Der Jubilar erfreut sich guter Gesundheit.

 

am 24. Mai 1958, Frau Auguste Migge, aus Opanken, Kreis Angerburg, jetzt Lübeck, Am Stadtrand 19.

 

zum 83. Geburtstag

(ohne Datum) Frau Martha Müller, aus Königsberg Pr., Schillerstraße 17, jetzt bei ihrer Tochter, Eva und ihrem Schwiegersohn, Willy Tamoszus in Elberfeld, Morianstraße 3.

 

am 14. Mai 1958, Frau Auguste Kulinna, aus Mensguth, Kreis Ortelsburg, jetzt bei ihrer Tochter, Anna David in Weddingen Nr. 16, Kreis Goslar.

 

am 15. Mai 1958, Frau Helene Rieck, geb. Kummetz, aus Königsberg, Ratslinden 37, jetzt bei ihrem Sohn, Hermann Rieck, Hannover, Rehbockstraße 36.

 

zum 82. Geburtstag

am 17. Mai 1958, Frau Elisabeth Schulz, geb. Rimkus, aus Schwarpeln, Kreis Schloßberg, jetzt in Hügelheim, Kreis Müllheim (Südbaden).

 

am 18. Mai 1958, Frau Maria Welbat, aus Auertal, Kreis Schloßberg, jetzt in Elmlohe, Kreis Wesermünde.

 

am 20. Mai 1958, Fräulein Berta Feldnick, aus Ludwigsort, Kreis Heiligenbeil, jetzt mit ihrem Bruder Franz, der am 17. Februar 1958, 76 Jahre alt wurde, in (24b) Boostedt über Neumünster.

 

am 22. Mai 1958, Bauer Alfred Quednau, aus Dt.-Thierau, Kreis Heiligenbeil, jetzt in Burscheid, Eichenplätzchen 2.

 

am 22. Mai 1958, Bauer August Brillinger, aus Feuchtwiesen, Kreis Schloßberg, jetzt in Bochum, Klinikstr. 10a.

 

zum 81. Geburtstag

(ohne Datum) Frau Hedwig Selke, Witwe des Hauptlehrers Otto Selke aus Rudczanny (Niedersee), Kreis Sensburg, zuletzt in Klein-Blumenau/Samland. Sie lebt heute in Höxter (Weser), St. Petristift.

 

am 28. April 1958, Landsmann August Aust, aus Domnau, Kreis Bartenstein. Er lebt seit November 1945 als Witwer in (24b) Löstrup bei Barg über Flensburg. Er wurde in Abschwangen, Kreis Pr.-Eylau, geboren.

 

am 19. Mai 1958, Frau W. Donnerstag, geb. Gudath, ehemals Hebamme in Allenburg, Kreis Wehlau. Sie ist durch Frau Anna Todtenhaupt, geb. Donnerstag, Kehdingbruch über Otterndorf, zu erreichen.

 

zum 80. Geburtstag

am 4. Mai 1958, Landsmann August Beyer, aus Wenkendorf, Kreis Gerdauen, jetzt in (24b) Flensburg, Friedheim 26.

 

am 11. Mai 1958, Schmiedemeister Hermann Neumann, aus Jäcknitz, Kreis Heiligenbeil. Seine Ehefrau Minna Neumann, geb. Hill, wurde am 14. Mai 1958, 79 Jahre alt. Jetzige Anschrift: Tremsbüttel über Ahrensburg.

 

am 13. Mai 1958, Frau Friederike Krause, geb. Gallmeister, aus Ardappen, Kreis Bartenstein, jetzt in Altenbruch, Kreis Land Hadeln, Osterstraße 22.

 

am 14. Mai 1958, Landsmann Hermann Götz, aus Pörschken, Kreis Heiligenbeil, jetzt bei seiner Tochter und seinem Schwiegersohn, Landsmann Czinczoll, in Zwiefalten, Kreis Münsingen (Württemberg).

 

am 16. Mai 1958, Witwe Gertrud Schröder, geb. Schallmey, aus Kreuzburg, Kreis Pr.-Eylau, jetzt bei ihrer Tochter, Charlotte Mehrwald in (24) Hude, Kreis Husum.

 

am 17. Mai 1958, Försterwitwe Johanna Neubacher, geb. Vak, aus Wolfswinkel, Kreis Tilsit-Ragnit. In dieser schönen Försterei wuchsen ihre sieben Kinder auf, von denen drei Söhne und eine Tochter nicht mehr am Leben sind. Anschrift: Uetersen, Kreis Pinneberg.

 

am 18 Mai 1958, Landwirt Herrmann Schmidt, aus Auertal, Kreis Schloßberg. Er war als Züchter des edlen ostpreußischen Pferdes bekannt. Heute lebt er in Wuppertal-Ronsdorf, Am Gansbusch 26.

 

am 19. Mai 1958, Oberschullehrerin i. R. Käte Springer, aus Königsberg, jetzt in Minden, Portastraße 2. Die landsmannschaftliche Gruppe gratuliert herzlich.

 

am 19. Mai 1958, Witwe Marie Paprotta, geb. Faber, aus Macharren, Kreis Sensburg, jetzt bei ihrer Tochter, Lisa Dudek in Berlin-Neukölln, Pannierstraße 25.

 

am 21. Mai 1958, Landsmann Otto Hermann Tonat, aus Gumbinnen, jetzt in Marl-Brassert (Westfalen), Heinrich-Heine-Straße 133. Der Jubilar war bei der Kreisverwaltung, später Stadtverwaltung, beschäftigt. Sein Eintreten für die Belange der Stadt bei der Besetzung Gumbinnens 1914 durch die Russen wurde mit dem Kriegsverdienstkreuz belohnt.

 

am 22. Mai 1958, Försterwitwe Frieda Noering, geb. Raddatz, aus Osterode, Bahnhofstraße 18, jetzt bei ihrer Tochter, Witwe Erna Hennig, in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch ihre Tochter, Charlotte Döring, Groß-Bülten, Kreis Peine, Ilseder Straße 208, zu erreichen. Neun Kinder und 22. Enkelkinder verschönen den Lebensabend der Jubilarin.

 

am 23. Mai 1958, Landsmann Waldemar Alberti, aus Königsberg Pr., jetzt mit seiner Tochter Waldtraut, seinem Schwiegersohn und seinen beiden Großkindern Ilona und Gert im Nordseebad Büsum, Deichstraße 17.

 

am 24. Mai 1958, Frau Marie Kownatzki, geb. Baschek, aus Gilgenau, Kreis Ortelsburg, jetzt in Gelsenkirchen-Rotthausen, Achternbergstraße 89.

 

am 24. Mai 1958, Lehrer i. R. Philipp Leszczynski. Er wurde als Sohn eines Lehrers in dem Walddörfchen Alt-Bagnowen bei Sensburg geboren, besuchte das Lehrerseminar zu Angerburg und wirkte mit Unterbrechung durch den Ersten Weltkrieg seit 1900 als Lehrer in seiner masurischen Heimat, zuletzt in Lucka, Kreis Ortelsburg. Ende 1919 wurde er nach Elbing versetzt, wo er an der Paulusschule tätig war. Infolge schwerer Erkrankung seiner Frau und Schwiegermutter konnte er Elbing 1945 nicht rechtzeitig verlassen. Nach seiner Aussiedlung 1953 lebte er bei seiner jüngsten Tochter, Dr. H. Kesler-Leszczynski, in der sowjetisch besetzten Zone. Dann erwirkte sein Sohn, der Kreisbeauftragter für das Flüchtlingswesen ist, seine Umsiedlung nach Wendlingen am Neckar, Haingartenstraße 7.

 

zum 75. Geburtstag

am 8. Mai 1958, Frau Rosa Steffen, aus Frauenburg, Fischerstr. 86, jetzt in Hardensetten über Osnabrück 1.

 

am 9. Mai 1958, Frau Emma Kruska, geb. Gusek, aus Fronicken, Kreis Treuburg, jetzt in Karlsruhe-Durlach, Grötinger Straße 46, bei ihrer Tochter, Gertrud Tollkühn. Ihr Sohn Gustav kam aus dem Kriege nicht zurück, ihren zweiten gehbehinderten Sohn Emil musste die Jubilarin bei der Vertreibung in einem Heim zurücklassen, seitdem hat sie nichts mehr von ihm erfahren können.

 

am 12. Mai 1958, Malermeister Wilhelm Frommeyer, aus Saalfeld, Langgasse 4, jetzt in (24a) Otterndorf NE, Schloßgraben 10.

 

am 15. Mai 1958, Frau Rosine Sommer, aus Königsberg Pr. Sie ist durch Frau Anni Siemund, Wolfsburg, Hohensteinstraße 2, zu erreichen.

 

am 18. Mai 1958, Frau Wilhelmine Schulz, geb. Schirmacher, aus Gabditten, Kreis Heiligenbeil, jetzt in Osterholz-Scharmbeck, Koppelstraße 40.

 

am 18. Mai 1958, Obersteuerinspektor i. R. Paul Losch, aus Königsberg Pr., Henriettenstraße 16, jetzt Hamburg 33, Dohlenweg 4 I.

 

am 19. Mai 1958, Reichsbahnwagenmeister i. R. Hermann Klein, aus Eydtkau, Hindenburgstraße 23. Er wohnt jetzt bei seinem Sohn, Hermann Klein in Bremen, Seewengestraße 215.

 

am 19. Mai 1958, Schmiedemeister Otto Abratis, aus Gaymen, Kreis Sensburg, jetzt in Hellenthal (Eifel), Kreis Schleiden, Hauptstraße 231.

 

am 20. Mai 1958, Friseurmeister Ernst Beckerra, aus Lyck, jetzt Berlin-Charlottenburg, Schloßstraße 5.

 

am 20. Mai 1958, Landsmann Fritz Kurrek, aus Neumühl, jetzt in Wuppertal-Elberfeld, Anilinstraße 22, bei seiner Tochter, Frau Martha Paulat.

 

am 20. Mai 1958, Landwirt Bernhard Kurras, aus Wald-Thomsdorf über Tharau, Kreis Pr.-Eylau, jetzt in Paderborn, Giersstraße 22, bei seinem Schwiegersohn, Konrektor Gerhard Laabs.

 

am 21. Mai 1958, Landwirtswitwe Olga Andres, geb. Tolkmitt, aus Pörschken, Kreis Heiligenbeil, jetzt Eislingen (Fils), Sängerstraße 4 (Württemberg).

 

am 23. Mai 1958, Frau Marie Magesching, geb. Maguhn, aus Rastenburg, Neuendorfer Straße 20, jetzt Rendsburg (Schleswig-Holstein), P.-H.-Egger-Straße 3.

 

am 23. Mai 1958, Konrektor i. R. Reinhold Fischer. Er wirkte von 1910 bis 1944 an der Mädchenschule in Goldap. Jetzt wohnt er in (24b) Burg in Dithmarschen, Große Mühlenstraße 4.

 

am 24. Mai 1958, Frau Frieda Evers, geb. Haase. Sie ist die älteste Tochter des Gutsbesitzers Rudolf Haase, aus Sdrojowen (Bornfeld), Kreis Sensburg. Heutige Anschrift: Sandershausen bei Kassel, Hugo-Preuß-Straße 32, bei ihrer Tochter.

 

am 24. Mai 1958, Frau Martha Neubacher, geb. Naujoks, aus Sandkirchen, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt in (22) Neuß am Rhein, Christian-Schaurte-Straße 62.

 

Diamantene Hochzeit

Gutsbesitzer Carl Schomburg, aus Insterblick, Kreis Insterburg, und seine Ehefrau, Pauline Schomburg, geb. Wittland, jetzt im Hause ihres jüngsten Sohnes in Hahnenkamp 682 über Bad Oeynhausen, feiern im Beisein ihrer fünf Kinder, vier Schwiegerkinder, achtzehn Enkel und elf Urenkel, am 24. Mai 1958, das Fest der Diamantenen Hochzeit. Das Ehepaar, das im 88. und 78. Lebensjahre steht, erfreut sich guter Gesundheit.

 

Goldene Hochzeiten

Die Eheleute Fritz Foth und Frau Anna Foth, geb. Koslowski, aus Wartenburg, jetzt in Bad Pyrmont, Bürgermeister-Frese-Straße 2, bei ihrem Schwiegersohn, Paul Neumann und ihrer Tochter Anna. Das Ehepaar lebte noch bis zum 12. Juli 1957 in Wartenburg.

 

Die Eheleute Otto Leitner und Frau Frieda Leitner, geb. Preuß, aus Insterburg, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone, feierten am 8. Mai 1958, ihre Goldene Hochzeit. Sie sind durch Landsmann Laskowski, Kiel, Graf-Spee-Straße 45 I, zu erreichen.

 

Fleischermeister Otto Hamann, aus Jäskeim, Kreis Samland, feiert mit seiner Ehefrau Auguste Hamann, geb. Hopp, am 15. Mai 1958, das Fest der Goldenen Hochzeit. Nach vierjähriger Internierung in Dänemark leben die 81 Jahre und 74 Jahre alten Eheleute, jetzt bei ihrem ältesten Sohn in Lehmsiek, Kreis Eckernförde. Bis auf einen seit den Kämpfen um Königsberg vermissten Sohn hat sich die ganze Familie dort wieder zusammengefunden. Im vergangenen Jahr konnte der Jubilar sein 50-jähriges Meisterjubiläum begehen.

 

Beförderungen

Eberhard Eichler, Sohn des Zollsekretärs Friedrich Eichler und seiner Ehefrau Charlotte Eichler, geb. Dannebauer, aus Insterburg, Memeler Straße 6, jetzt in Wassersleben, Kreis Flensburg, ist zum Leutnant zur See befördert worden. Seit einem Jahr ist er in Pensacola-Florida (USA) zur Ausbildung als Marineflieger.

 

Seite 17   Bundesverdienstkreuz für neunundachtzigjährige Ostpreußin

Seit 72 Jahren in der gleichen Familie tätig

Foto: Stadtrat Dr. Wiehr beglückwünscht Wilhelmine Schwettling, der für langjährige treue Dienste vom Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde.

 

Am 1. Mai 1958, wurde einer 89 Jahre alten Ostpreußin das ihr vom Bundespräsidenten Professor Heuss verliehene Verdienstkreuz der Deutschen Bundesrepublik überreicht. Es war Fräulein Wilhelmine Schwettling. Sie ist am 3. Januar 1869 in Kruglanken, Kreis Angerburg, geboren und wohnt jetzt in Göttingen im Haushalt der Familie Paul Philipzig. Diese hohe Auszeichnung war die sichtbare Anerkennung für ein Leben voll stiller, aufopfernder Arbeit und Treue; denn diese bescheidene und fleißige Ostpreußin ist seit über siebzig Jahren in derselben Familie — nun schon in der dritten und vierten Generation — als Haushaltshilfe tätig.

 

Als wir Tante Miene, wie der gute Geist der Familie Philipzig seit Generationen genannt wird, in diesen Tagen in der Geismarlandstraße 2 in Göttingen besuchten, saß sie in ihrem Sessel und — wie konnte es anders sein — arbeitete. Ja, die 89-jährige flickte und stopfte, und ihre nimmermüden Hände waren tätig wie immer. Dabei erzählte uns die rüstige Ostpreußin mit dem schlohweißen Haar aus ihrer Jugend, aus der lieben Heimat, aus ihrer Tätigkeit, die sie als 17-jähriges Mädchen im Jahre 1886 auf dem Hof des Bauern Zaft in Spirgsten, sechs Kilometer von Lötzen entfernt, begann. Drei Jahre war das älteste der vier Zaft-Kinder alt, als Miene kam, die anderen kamen der Reihe nach zur Welt, und sie alle hat Tante Miene mit großgezogen.

 

Als Vater und Mutter Zaft gestorben waren und die Tochter Lena im Jahre 1919 mit ihrem Mann Karl Brassaty den Hof übernahm, blieb auch Tante Miene mit in Spirgsten und zog Margarethe, die einzige Tochter der Familie Brassaty, mit groß. Fleißig und aufopfernd verrichtete Tante Miene ihr Tagewerk; in Haus und Hof fasste sie tüchtig mit zu. Ja, man konnte sich den Hof ohne sie einfach gar nicht mehr denken. Sie gehörte einfach mit zur Familie.

 

Margarethe hatte inzwischen Paul Philipzig geheiratet, und Tante Miene wirtschaftete immer noch treu und brav auf dem Hof weiter, — bis das unheilvolle Jahr 1945 anbrach. „Das war damals ganz böse", erinnert sich Tante Miene heute, und sie erzählt, wie sie im Januar 1945 als 76-jährige mit der Frau Brassaty im Treck mit Pferd und Wagen flüchten musste, und wie sie dann im Durcheinander plötzlich mutterseelenallein war. Es war in der Gegend von Heilsberg, und Tante Miene machte sich allein auf den Heimweg, zurück nach Lötzen, nach Spirgsten.

 

Als erstes menschliches Lebewesen kam sie in das verlassene, ausgeplünderte Spirgsten zurück und suchte sich die Brotkrusten zusammen, um leben zu können, über ein halbes Jahrhundert hatte Tante Miene hier geschafft und gewirkt, hier hatte sie ihr Leben verbracht und mehreren Generationen treu gedient. Wie groß war die Freude, als nach einigen Monaten auch Frau Brassaty wieder zurückkehrte, die ebenfalls mit dem Treck nicht weit gekommen war. Im November 1945 wurden die beiden Frauen, die von den anderen Familienangehörigen nichts wussten, ausgewiesen. In Stettin nahmen die Polen der Tante Miene die letzten Betten und ihre Pelzjacke ab. Darüber kann sie sich heute noch ärgern. Anfang Januar traf man in Osnabrück mit Frau Philipzig zusammen, die hier eine Unterkunft gefunden hatte.

 

Noch bevor man sich richtig begrüßt hatte, fragte Tante Miene schon, wo denn der Topf sei, sie müsse erst einmal Suppe kochen. Das war bezeichnend für sie, — immer musste sie erst für die anderen sorgen. Und als Frau Philipzig im Sommer 1946 ihren Mann wiederfand, der in Göttingen gelandet war, da wollte sich Tante Miene nicht von ihr trennen und zog mit nach Göttingen, nun schon als Mitarbeiterin in der dritten Generation derselben Familie. Und auch heute noch, wenn die Eheleute in ihrem Omnibusbetrieb tätig sind, lässt es sich Tante Miene nicht nehmen, im Haus nach dem Rechten zu sehen, zu kochen und zu wirtschaften. Ihr Lebtag hat sie für diese Familie gearbeitet, und so lange es ihre Kräfte erlauben, will sie es auch noch für die Enkelin und die Urenkel ihrer ersten Arbeitgeberin tun.

 

Tante Miene kennt selbstverständlich die Geburtstage von ihren Familienmitgliedern und weiß in der Politik ebenso Bescheid wie in Rentenangelegenheiten. Ohne Brille liest sie die Zeitung von A bis Z und vor allem interessiert sie das, was in ihrer unvergessenen ostpreußischen Heimat vor sich geht.

 

Als Wilhelmine Schwettling nun am 1. Mai 1958, im Auftrage des Bundespräsidenten vom Göttinger Stadtrat Dr. Wiehr das Bundesverdienstkreuz überreicht wurde, da war diese Ehrung der bescheidenen Ostpreußin zuerst gar nicht recht. Für sie war ihre Arbeit, die sie seit 72 Jahren für dieselbe Familie tut, eine Selbstverständlichkeit. Und doch war es eine verdiente Würdigung der seltenen Treue und der stillen, aufopfernden Arbeit eines guten, lieben „Hausgeistes". Ostpreußische Landsleute, die dieser Verleihung beiwohnten, waren mit der Familie Philipzig die ersten Gratulanten, die sich mit Tante Miene aufrichtig über diese verdiente Auszeichnung freuten.

 

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Mit Foto. Wer kann Auskunft geben über den Polizeimeister Otto Hofmeister, Polizeidirektion Memel, Feldpostnummer 65 100 H? Er war im März 1945 in Pillau und Königsberg. Nachricht erbittet Hedwig Hofmeister, (23) Osnabrück. Frankenstr. 5.

 

Ich suche die Familie Gerhard Gutschner, früher wohnhaft in Liebstadt, Kreis Mohrungen. Nachricht erbeten an Frau Liesbeth Grünberg, Karlsruhe, Rotteckstr. 1, früher Mohrungen, Ostpreußen, Karl-Fryburger-Str. 8.

 

Suche meinen Vater Gustav Brogatzki, Landwirt in Erlental, Kreis Treuburg und Angerapp, Ostpreußen. Mutter Lisa Brogatzki, geb. Spenn, aus Weedern, bereits verstorben. Nachricht erbittet Helene Brogatzki und Sigrid Kumpch. 12567 Evanston Detroit 13, Mich., USA.

 

Herr Lehrer Dumschat, aus Angerlinde, Kreis Insterburg, wird gebeten, seine Adresse an das Ostpreußenblatt unter Nr. 83 911, Anz.-Abt., Hamburg 13, anzugeben.

 

Gesucht wird Ida Kallweit, geb. Kahmann, geb. 09.01.1909 in Waldhufen, Kreis Schloßberg. Wer weiß über ihr Schicksal und kann mir Auskunft geben? Nachricht erbittet Frau Hedwig Guthold, geb. Jeckstadt, Lüllingen, Kreis Geldern (Rheinland).

 

Achtung Braunsberger! Wer kann Auskunft geben über den Verbleib der Firma Kontz und Pfeiffer, Braunsberg? Das Büro war in der Bahnhofstraße. Nachricht erbittet Otto Stumpf, (20b) Hattorf am Harz, Luisenstr. 1, früher Eisenberg, Kreis Heiligenbeil.

 

Suche meinen Vater, Stellmachermeister Artur Tobien, geb. 14.03.1901, wohnhaft Alt-Dingelau, Kreis Angerapp. Er wurde Ende März aus Zoppot verschleppt. Auskunft erbittet Martin Tobien, Stuttgart-Feuerbach, Hohewartstraße 157 (Unkosten werden erstattet).

 

Suche meinen Bruder, Wilhelm Schleweit, geb. 01.06.1924 in Liebenfelde, Kreis Labiau, Ostpreußen. Er war bei der Wehrmacht. Letzte Nachricht Ende März 1945 aus der Würzburger Gegend. Nachricht erbittet Eva Schleweit, Sandesneben, Kreis Lauenburg.

 

Ich suche Zeugen, die bestätigen können, dass mein Mann, der frühere Oberfeldwebel Artur Grünberg, geb. 15.04.1913, früher wohnhaft in Mohrungen, Ostpreußen, Karl-Fryburger Str. 8, beim 2./Inf.-Rgt. 3; vom Stab 1./Inf.-Rgt. 3 zur 2./Inf.-Rgt. 3 und 3.Inf.-Rgt  3, als Berufssoldat gedient hat. Nachricht erbeten an Frau Liesbeth Grünberg, Karlsruhe, Rotteckstr. 1. Früher Mohrungen, Ostpreußen, Karl-Fryburger-Str. 8.

 

Seite 18   Familienanzeigen

Die Erde würd' Dich niemals decken, könnten Tränen Dich, herzliebste Mutti, wecken. Am 25. März 1958 entschlief nach Gottes unerforschlichen Ratschluss plötzlich und unerwartet, für uns alle unfassbar, in Lingen (Ems), wo sie zum Besuch bei unserem Sohn, Hans-Ulrich weilte, meine über alles geliebte, unvergessliche Frau, unsere Schwester, Schwägerin, Tante und Kusine, Hedwig-Alice Röder, geb. Wichmann, im 60. Lebensjahre. In tiefem Schmerz: Walter Röder, Oberstleutnant a. D. und alle Verwandten. Verden (Aller), Carl-Hesse-Straße 32. Früher Braunsberg-Insterburg.

 

Nach einem Leben voller Liebe und Sorge für die Seinen entschlief sanft am 5. Mai 1958 an einer heimtückischen, mit großer Geduld getragenen Krankheit, fern seiner geliebten ostpreußischen Heimat, im 73. Lebensjahre, mein lieber, guter Lebenskamerad, unser treusorgender Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Obersteuersekretär i. R. Ernst Wenk, geb. am 9. März 1886, früher Heiligenbeil, Ostpreußen. In stiller Trauer und tiefem Schmerz im Namen aller Angehörigen: Emma Wenk, geb. Baumgart. Oldenburg i. O., Alexanderstraße 283.

 

Am 3. Mai 1958, nahm Gott, unseren lieben, allzeit gütigen und hilfsbereiten Vater, Schwiegervater, Schwager und Onkel, den Bauern Gustav Mielke, aus Pustnik, Kreis Sensburg, Ostpreußen, im 73. Lebensjahre, zu sich in Sein Reich. In stiller Trauer: Gustav Mielke und Frau Martha, Düsseldorf, Goethestraße 87. Erhard Mielke, Düsseldorf-Oberbilk, Kirchstraße 27. Adelheid Haase, geb. Mielke. Wilhelm Haase, Lübbersdorf, Kreis Oldenburg (Holstein). Irmgard Alsdorf. Walter Alsdorf, Rengsdorf bei Neuwied (Rhein). Schäffenstr. 6. Die Trauerfeier fand am Mittwoch, 7. Mai 1958, um 13.30 Uhr in der Kapelle des Oldenburger Friedhofes statt.

 

Müh' und Arbeit war ihr Leben, Ruhe hat ihr Gott gegeben. Fern von ihrer unvergesslichen Heimat entschlief sanft nach langem, mit Geduld getragenem Leiden, unsere liebe Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Berta Rosowski, geb. Bendrien, im Alter von 69 Jahren. Sie folgte ihrer Tochter, Käthe, die in Königsberg 1946 verstorben ist. In stiller Trauer: Geschwister und Angehörige. Hildesheim, Mozartstraße 2. Früher Königsberg Pr., Georgstr.

 

Zum Gedenken. Anlässlich der Wiederkehr des zwölften Todestages meiner lieben Frau, unserer lieben Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester und Schwägerin, Frau Marie Fornacon, geb. Morgonski, geb. 21.08.1887 in Skomanten, gest. 18.05.1946 in Ottendorf, Kreis Allenstein und meiner Tochter, Schwester, Schwägerin und Tante, Emma Fornacon, geb. 21.12.1921 in Skomanten, gest. 20.02.1953 in Bassum, Bezirk Bremen, gedenken in Liebe und Dankbarkeit: Karl Fornacon und Angehörige. Hannover, Donaustraße 32. Früher Skomanten, Kreis Lyck.

 

Nach dreizehnjähriger Ungewissheit gedenken wir am Geburtstag unserer unvergesslichen lieben Tochter, guten Schwester, Waltraut Domnick, aus Eisenberg, Kreis Heiligenbeil, geb. 21.05.1928. Am 1. April 1945 von Danzig aus verschleppt. Mitte April zuletzt in einem Lager in Graudenz gesehen. Wer kennt ihr Schicksal? In stillem Gedenken: Otto Domnick und Frau Toni. Liselotte, als Schwester. Hannover, Roonstraße 9.

 

Am 2. Mai 1958 entschlief plötzlich und unerwartet, unser lieber guter Vater, Schwiegervater, Großvater und Urgroßvater, Friedrich Grinat, im Alter von 74 Jahren. Im Namen aller Hinterbliebenen: Witwe Helene Schulz, geb. Grinat. Remscheid, Bruchnerstraße 28. Früher Kleschausen Waldhaus und Ramberg, Kreis Angerapp.

 

Wie war so reich Dein ganzes Leben, an Müh und Arbeit, Sorg und Last. Wer Dich gekannt, muss Zeugnis geben, wie treulich Du gewirkest hast. Am 29. April 1958, um 8 Uhr vormittags, entschlief sanft nach schwerem Leiden, meine liebe, gute und treusorgende Pflegemutter, Frau Therese Schultz, geb. Krüger, früher Seedranken, Kreis Treuburg. Es war ihr nicht vergönnt die Heimat wiederzusehen und neben ihren lieben Toten zu ruhen. Alfred Schultz (verstorben) Major a. D. Margarete Schultz (verstorben) einziges Kind. In stiller Trauer, ihr Pflegesohn, Reinhold Kussak. Tornesch-Esingen, Kreis Pinneberg. Früher Seedranken, Kreis Treuburg.

 

Nachruf. Unser Vater, mein lieber Mann, Großvater und Onkel, Max Schimkus, ist im Alter von 77 Jahren, plötzlich entschlafen. Gerhard Schimkus, Memmingen (Allgäu), Hauptzollamt. Eva Festerling, geb. Schimkus, Walsrode (Hannover). Luise Schimkus und Brigitte, Brotterode (Thüringen). Früher Neukirch, Ostpreußen.

 

Zum Gedenken. Am 28. Mai 1957 verstarb mein lieber Mann, unser lieber Vater, Groß- und Urgroßvater, im 81. Lebensjahre, Friseurmeister Paul Hinz, früher Tilsit, Ostpreußen, Wasserstraße 24. Johanna Hinz. Buchenberg, Kempten (Allgäu).

 

Dem Gedenken unserer lieben Tanten, Auguste Hoppe, früher Danzig, gestorben am 3. Dezember 1957 in Ribbeck (Osthavelland), DDR, im Alter von fast 89 Jahren; Martha Krause, früher Altchristburg, gestorben am 2. April 1958 in Ribbeck (Osthavelland), DDR, im Alter von fast 82 Jahren. Im Namen aller Angehörigen: Helmut Krause.

 

Unvergessen. Zum ewigen Gedenken. Wir hofften auf ein Wiedersehen, doch Gottes Wille ist geschehen. Wir konnten Dich nicht sterben sehen, auch nicht an Deinem Grabe stehen. Zum 50. Geburtstage, am 18. Mai 1958, gedenke ich meiner lieben, unvergesslichen Frau, Ellfriede Bressen, geb. Potrafke, aus Königsberg Pr., Tragh. Kirchenstraße 81. In stiller Wehmut: Eugen Bressen. Bad Wildungen (Hessen), Brunnenallee 54.

 

Nach einem langen, gesegneten Lebensweg, ging heim in Gottes Frieden, Johann Kotzan, im Alter von 88 Jahren. In stiller Trauer: Auguste Kotzan. Wietze, den 10. April 1958, früher Arys, Kreis Johannisburg, Ostpreußen.

 

Herzlichen Dank allen denen, die durch Wort, Schrift, Kranz- und Blumenspenden ihre Teilnahme am Hinscheiden unseres lieben Entschlafenen und an unserer Trauer erwiesen haben. Maria Rosenbaum und Kinder. Mai 1958, Kiel, Sternwartenweg 7. Früher Zinten, Ostpreußen.

 

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Seite 19   Familienanzeigen

Sein Leben war Zufriedenheit. Gott, der Herr, rief heute, meinen lieben, guten Mann, Schwiegersohn, Schwager und Onkel, Benno Kolbe, Angestellter beim Versorgungsamt Insterburg, nach längerem, in Geduld ertragenem Leiden, im Alter von 69 Jahren, heim in Seinen Frieden. In Trauer: Margarete Kolbe, geb. Mouseck. Köln-Nippes, am 29. April 1958, Viersener Straße 30. Früher Insterburg, Friedrichstraße 7.

 

Tretet her Ihr meine Lieben, nehmet Abschied, weint nicht mehr. Heilung konnt ich nicht mehr finden, meine Leiden waren zu schwer. Nun, so ziehe ich von dannen, schließ die müden Augen zu, haltet inniglich zusammen, gönnet mir die ewige Ruh'. Am 4. Mai 1958 entschlief sanft, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Schwager und Onkel, Landwirt Eduard Block, im 62. Lebensjahre. In stiller Trauer: Johanna Block, geb. Groß. Kinder und Großkinder. sowie alle, die ihm nahe standen. Neu-Wulmstorf, Kreis Harburg, Elchpfad 21. früher Lablacken, Kreis Labiau, Ostpreußen.

 

Am 4. Mai 1958, ist unser lieber Vater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Tischlermeister Artur Potreck, aus Bladiau, Ostpreußen, im 71. Lebensjahre, nach kurzem Leiden, von uns gegangen. Im Namen aller Hinterbliebenen: Frida Holwey. Rottorf, Kreis Gifhorn über Helmstedt.

 

Für uns noch unfassbar, ist heute unser lieber, unvergesslicher Vatel, Schwiegervater, Schwager, Onkel und Opa, Friedrich Wischnewski, Maurerpolier, im Alter von 82 Jahren, für immer von uns gegangen. Wir gedenken unserer so gütigen Muttel, lieben Schwiegermutter, Schwester, Tante und Oma, Frau Marie Wischnewski, geb. Prengel, geb. 12.09.1879, über deren Schicksal wir seit Januar 1945 in Ungewissheit sind. In stiller Trauer: Erich Wischnewski und Frau Elfriede Wischnewski, geb. Bartelt, Berlin N 113, Rodenbergstraße 51. Fritz Wischnewski und Frau Elsbeth Wischnewski, geb. Benthack, Lüneburg, Auf der Höhe 15. Elisabeth Wischnewski, Bad Oldesloe, Mewesstraße 10. Willi Rümmelein und Frau Anni Rümmelein, geb. Wischnewski, Grünwald bei München, Am Fischerwinkel 26, und vier Enkelsöhne. Lüneburg, den 7. Mai 1958, Auf der Höhe 15. Früher Rastenburg, Ostpreußen, Ottoweg 4.

 

Am 2. Mai 1958 entschlief plötzlich und unerwartet, unsere über alles geliebte, bis zum Letzten treusorgende Mutter, Schwiegermutter, Omi, Schwester und Tante, Frau Pauline Trunschel, im Alter von 84 Jahren, schmerzlich und tief betrauert. Anni Demmel. geb. Trunschel, mit Familie. Ida Pietsch, geb. Trunschel, mit Familie. Ernst Trunschel mit Familie. Otto Trunschel mit Familie. Paul Trunschel mit Familie. Mittenwald, Café Hochland, 2. Mai 1958. Die Beerdigung fand am Montag, dem 5. Mai 1958, um 15 Uhr in Mittenwald statt.

 

Am 5. Mai 1958 entschlief unerwartet meine liebe Frau, unsere gute Mutter und Omi, unsere Schwester und Schwägerin, Frau Martha Pest, geb. Peißan. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Carl Pest. Berlin W 30, Nürnberger Straße 17. Früher Treuburg, Ostpreußen, Bahnhofstraße 1.

 

Nach langer, schwerer Krankheit, ist meine liebe Frau, unsere gute Mutter, Großmutter und Schwester, Elisabeth Benecken, geb. Kalweit, geb. 15.04.1895, gestorben 03.05.1958, sanft entschlafen. In stiller Trauer im Namen der Familie: Heinrich Benecken,  früher Präzentor in Willuhnen, Kreis Schloßberg. Grabau-Schule, den 4. Mai 1958 über Bad Oldesloe (Holstein). Die Trauerfeier hat stattgefunden am Donnerstag, dem 8. Mai 1958, auf dem schönen Waldfriedhof in Grabau.

 

Nach langem, schwerem Leiden entschlief am 20. März 1958, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Maria Dzaeck, geb. Schön, früher Königsberg Pr., Alter Garten 41. Wir haben sie an der Seite unseres lieben Vaters, Schuhmachermeister und Schuhwarenhändler Joseph Dzaeck, verstorben am 11. Januar 1951, zur letzten Ruhe gebettet. In stiller Trauer: Lothar Dzaeck, Hamburg-Fu., Doverkamp 7. Heinz Dzaeck, Obermühlbach 12, Post St. Veit a. d. Glan, Österreich. Erwin Bronst und Frau Margarete Bronst, geb. Dzaeck, Hamburg 43, Krausestraße 36. Getrud Sellentin, geb. Schön, Hamburg 33, Grögersweg 9. Otto Schön, Hamburg-Fu., Wellingsbüttler Landstraße 5. Gustav Schön und Frau Betty, Berlin NW., Blücherstraße 34, und drei Enkelkinder.

 

Nachruf. Nach kurzer Krankheit entschlief meine liebe Schwiegermutter und meine liebe Oma, Wilhelmine Arndt, geb. Lenkelt oder Lenkeit, (schlecht lesbar), geb. 26.12.1871, gest. 17.04.1958. In aufrichtiger Trauer: Hildegard Arndt, geb. Stein. Hannelore Arndt. Gießen/Lahn, den 3. Mai 1958, Thomastraße 15.

 

Der Tod erlöste unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester, Tante und Schwägerin, Olga Tonn, geb. Käppis, im 76. Lebensjahre, von ihrem langen Leiden.In stiller Trauer: H. G. Tonn und Familie, Kiel, Alte Eichen 4. W. Tonn und Familie, Lübeck, Schellingweg 2. Kiel, Alte Eichen 4. Früher Königsberg Pr.

 

Kurz nach Vollendung ihres 80. Lebensjahres, verstarb am 4. Mai 1958, meine liebe Schwester, Tante und Großtante, Gertrud Klädtke. In tiefer Trauer: Amalie Klädtke. Dr. Zimmermann u. Frau Helene Zimmermann, geb. Kittlitz, Karlsruhe-Durlach. Pfinztalstraße 32. Familie Riemann, Stuttgart-Sonnenberg, Feuerreuterweg 9. Frida Wolff, Speyer, Allerheiligenstraße 10. Schernbach, 7. Mai 1958, Kreis Freudenstadt. Früher Königsberg Pr.

 

Fern ihrer geliebten, ostpreußischen Heimat, ist nach kurzer, schwerer Krankheit, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Groß- und Urgroßmutter, die Gastwirtfrau, Amalie Durchgraf, geb. Skrecezka, früher Ostrokollen, Kreis Lyck, im 83. Lebensjahre, für immer von uns gegangen. In tiefer Trauer: Meta Bruderek, geb. Durchgraf. Emil Bruderek. Klara Sarzio, geb. Durchgraf. Johann Sarzio. Enkel und Urenkel. Die Beerdigung fand am 23. April 1958 in Bodenburg, auf dem Johannesfriedhof, statt.

 

Hertha Kuhnau geb. Rathke, geb. 06.04.1893, gest. 26.04.1958, wurde durch Gottes Güte von irdischen Leiden erlöst. Im Namen der Hinterbliebenen:Ilse Rathke. M.-Gladbach, Rheyder Straße 128/130, Anstalt Hephata. Früher Königsberg Pr.-Jungferndorf. Die Beisetzung hat in Murrhardt (Württemberg) stattgefunden.

 

Weinet nicht an meinem Grabe, gönnet mir die ewige Ruh‘. Denkt, was ich gelitten habe, eh' ich schloss die Augen zu. Nach langer, schwerer Krankheit, hat es dem allmächtigen Gott gefallen, meine liebe Tochter, unsere liebe Nichte und Kusine, Erna Sloksnat, früher Passon-Reisgen, Kreis Heydekrug, zu sich in die Ewigkeit zu rufen. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Albert Sloksnat. Bockhorst 13 über Bielefeld 2. Die Beerdigung hat am Dienstag, dem 6. Mai 1958, auf dem Friedhof in Gießen stattgefunden.

 

Am 3. Mai 1958 entschlief nach schwerer Krankheit, meine treue Lebensgefährtin, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Emma Arndt, geb. Bartel, früher Großbachrode, Kreis Angerapp. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Hermann Arndt und Kinder. Hofgeismar, Marktstraße 17.

 

Heute Nacht entschlief sanft, im 79. Lebensjahre, unsere liebe Mutter, Großmutter, Schwägerin und Tante, Frau Hedwig Burdenski, geb. Stoehr. In stiller Trauer: Die Kinder. Uetersen (Holstein), den 3. Mai 1958, Kreustraße 6. Früher Mensguth, Ostpreußen.

 

Am 23. April 1958 entschlief nach kurzem Krankenlager, unsere liebe Schwiegermutter, Schwester und gute Omi, Frau Clara Platzek, geb. Schwarz, früher Rominten, Kreis Goldap, kurz vor ihrem 81. Geburtstage. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Hanna Platzek, geb. Vogée. Friedberg (Hessen), Über dem Wehrbach 26. Die Beisetzung fand am 25. April 1958 statt.

 

Ein treues Mutterherz hat aufgehört zu schlagen. Fern der lieben Heimat, entschlief sanft am 4. Mai 1958, im 78. Lebensjahre, meine liebe Frau, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und liebe Oma, Frau Maria Nass, geb. Braun, früher Königsberg Pr.-Ponarth, Wolfstraße 28. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: August Nass, Oberzugführer a. D., Lommatzsch-Sa., Am Markt 6. Elisabeth Harmgart, geb. Nass. Paul Harmgart und Enkelkind Helga, Hannover-Mitte, Georgstraße 4.

 

Für die herzlichen Beweise der Teilnahme beim Hinscheiden meiner lieben Freundin und Kollegin, Gertrud Bartel, aus Bartenstein, Ostpreußen, danke ich, auch im Namen ihrer Schwester, Mrs. Margaret Wirum in Aberdeen, Washington, herzlich. Käthe Liedtke. Krauchenwies, Kreis Sigmaringen.

 

Seite 20   Familienanzeigen

Lüneburg, den 2. Mai 1958, Herderstraße 2. Am 25. April 1958 ist meine innigst geliebte Mutter, unsere gute Schwiegermutter, Großmutter, Urgroßmutter und Tante, im fast vollendeten 86. Lebensjahre, mit dem Ausdruck tiefsten Friedens, entschlafen. Klara Palfner, geb. Kuhr, aus Schloßberg (Ostpreußen). Sie war, außer meinem Beruf, der einzige Inhalt meines Lebens. Sie allein hat es sinn- und zweckvoll gemacht. Sie war mir stets der Inbegriff und das Vorbild eines lieben, guten treuen und wertvollen Menschen. Ihre Seele lebt, sie ist bei mir, und sie wird stets bei mir bleiben. Ihre Beerdigung hat in aller Stille bereits stattgefunden, und zwar auf dem Zentralfriedhof in Lüneburg, am rechten Pylonen beim Eingang zum alten Ehrenfriedhof. Auf ihrem lieben Herzen und unter ihren treuen Händen liegen Erde und Blumen von den Gräbern ihrer Eltern, meines Vaters und ihres geliebten kleinen Schwesterchens. Ihre Überführung in ihre geliebte Heimat nach Schloßberg (Ostpreußen) soll erfolgen, sobald dies möglich sein wird. In ewiger Dankbarkeit im Namen aller Angehörigen: Dr. Bruno Palfner, Verwaltungsgerichtsdirektor a. D.

 

Herr, nun lassest Du Deinen Diener in Frieden fahren, wie Du gesagt hast; denn meine Augen haben Deinen Heiland gesehen. Luk. 2, V. 29 u. 30   Heute früh, rief Gott, meinen geliebten, treuen Lebensgefährten, unsern lieben Vater, Schwiegervater, Großvater und Urgroßvater, den Superintendenten i. R. Lic. Ernst Wedemann, Superintendent des Kirchenkreises Allenstein von 1915 bis 1938, nach einem reich gesegneten Leben, im 91. Lebensjahre, durch einen sanften Tod zu sich in Sein ewiges Reich. Seine Liebe hat unser Leben reich gemacht. Hilda Wedemann, geb. Sandreczky. Irmela Plitt, geb. Wedemann. Gerhard Wedemann. Ruth Wedemann, geb. von Beringe. Karl Grzegorzewski. Ruth Grzegorzewski, geb. Wedemann. Enkel und Urenkel. Bethel bei Bielefeld, den 6. Mai 1958, Bethelweg 39. Die Beisetzung fand am 9. Mai, um 15 Uhr, von der Zionskirche in Bethel aus statt.

 

Herr, Dein Wille geschehe! Gott, der  Allmächtige rief heute Mittag, 12.50 Uhr, nach kurzer, schwerer Krankheit, meinen lieben treusorgenden Mann, unseren lieben guten Vater, Schwiegervater und lieben Opi, Herrn Otto Teichert, Postsekretär i. R., im gesegneten Alter von 81 Jahren, zu sich, in den himmlischen Frieden. In stiller Trauer: Elise Teichert, geb. Buß. Kurt Obersberger und Frau Hildegard Obersberger, geb. Teichert. Martin Obersberger. Erwin Schuhmacher und Krau Christel Schuhmacher, geb. Teichert. Stephan Schuhmacher. Trittenheim (Mosel). Siegburg (Rheinlandld) den 28. April 1958. Wir haben ihn am 2. Mai 1958 auf dem Städtischen Friedhof in Trier zur letzten Ruhe gebettet

 

Wir betrauern tief das Ableben unserer lieben Corpsbrüder, Bruno Konietzko, Amtsgerichtsrat a. D. aktiv S 96, gestorben am 5. September 1957 zu Gotha; Ernst Wilimzig, Landgerichtspräsident i. R. aktiv S 97, gestorben am 10. Januar 1958 zu Bad Nauheim. Der Altherrenverein des Corps Mosovia e. V. Das Corps Poloiomarchia-Masovia, Kiel

 

Am Freitag, dem 2. Mai 1958, verstarb plötzlich an einem Herzinfarkt, unser Kreisausschussmitglied, der Bauingenieur und Stadtbaumeister der Stadt Zinten, Paul Rosenbaum, im 60. Lebensjahre. Paul Rosenbaum war einer unserer Besten. Er gehörte mit zu den Ersten, die die Kreisgemeinschaft Heiligenbeil sammelten. Für seine Treue und seine Arbeit innerhalb der Kreisgemeinschaft Heilgenbeil sind wir ihm über das Grab hinaus dankbar. Wir werden ihn nie vergessen. Knorr, Kreisvertreter.

 

Am 1. Mai 1958 starb nach schwerem Leiden, unser lieber Kamerad, der Vorsitzende unserer Gemeinschaft, Major d. R. Hermann Siehr, aus Rastenburg, Ostpreußen, zuletzt in Köln. Er war ein Mensch voller Güte und Hilfsbereitschaft. Seine Kameraden vom ostpreußischen Artillerie-Regiment 161

 

Am 2. Mai 1958 verschied in Potsdam nach einem reicherfüllten Leben, der allgemein geschätzte und verehrte ehemalige Seminardirektor des Lehrerseminars Ortelsburg (1904 - 1913) Oberregierungs- und Oberschulrat in Allenstein (1913 - 1932) Johannes Siebert, im gesegneten Alter von über 91 Jahren. Seine von innerer Berufung getragenen Erfolge im Lehrerbildungswesen, im Erziehungs- und Schulwesen, seine lautere und menschenfreundliche Gesinnung und seine tiefe Heimatverbundenheit sichern ihm ein bleibendes Andenken in den Herzen aller, die ihn kannten. In Trauer und Dankbarkeit: Seine ehemaligen Schüler im Lehrerseminar Ortelsburg und seine Freunde.

 

Nach längerem mit Geduld und Glaubenskraft ertragenem Leiden, wurde unsere Tante, Groß- und Urgroßtante, Helene von Arnim, aus Stein bei Königsblumenau, Ostpreußen, in Bad Boll bei Göppingen, am 30. April 1958, im 83. Lebensjahre, heimgerufen. Sie war die letzte der alten Generation und der geliebte und verehrte Mittelpunkt unserer großen Familie. Helmuth von Graevenitz, Nonnenau bei Mainz-Ginsheim. Siegfried von Graevenitz, Berlin-Frohnau, Oppenheimer Weg 25. Hans von Graevenitz, Stuttgart-Degerloch, Straifstraße 11. Ehrengard von Graevenitz, Rittberghaus, Berlin-Lichterfelde. Margarethe Fischinger, geb. von Graevenitz, Stuttgart-Sonnenberg, Kießstraße 7. Thea Lang, geb. Bartsch, Yokohama, Japan. 21 Großneffen und -nichten sowie 13 Urgroßneffen und –nichten. Fräulein Mina Marquardt, seit 1913 Mamsell in Stein und treue Freundin der Heimgegangenen bis zu ihrem letzten Atemzuge.

 

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