Aus den Chroniken des Königlichen Gymnasium Wehlau

1883-1888

Aus dem Jahresbericht 1883-1884

III. Chronik der Schule

In das Lehrerkollegium traten zu Ostern v. J. die Herren Schulamtskandidaten Skrzeczka und Post zur Ableistung des Probejahrs ein, der erstere mit voller Stundenzahl. Zu dem gleichen Zwecke wurden die Herren Schulamtskandidaten Schmidt und Dr. Pieper, der erstere vom 25. April, der letztere vom 30. Mai 1883 ab, dem hiesigen Gymnasium überwiesen. Herr Post ging, nachdem er vier Wochen hier gewirkt hatte, zur Vertretung eines erkrankten Lehrers an das Königliche Realgymnasium in Tilsit über und ist nicht wieder zu uns zurückgekehrt. Die Herren Schmidt und Dr. Pieper werden zu Ostern d. J. nach Beendigung ihres Probejahrs von uns scheiden. Der letztere wird an dem Königlichen Gymnasium zu Gumbinnen eine wissenschaftliche Hilfslehrerstelle übernehmen. Sonst sind Veränderungen in unserm Lehrerkollegium nicht vorgekommen.

Der Gesundheitszustand der Lehrer ist nicht durchweg ein günstiger gewesen; denn der Vorschullehrer Herr Hennig hat wegen schwerer Krankheit ein ganzes Vierteljahr, nämlich von Michaelis bis Weihnachten, gefehlt, nachdem er aus gleicher Veranlassung schon vorher acht Tage den Unterrricht hatte aussetzen müssen. Der technische Lehrer Herr Zigann ist wegen Krankheit dreiundzwanzig Tage seiner Thätigkeit entzogen gewesen. Von den übrigen Lehrern ist mir Herr Gymnasiallehrer Stange genötigt gewesen, wegen Krankheit seine Thätigkeit einen Tag zu unterbrechen. Die Vertretung der erkrankten Amtssgenossen übernahmen die andern Mitglieder des Lehrerkollegiums. Der Gesundheitszustand unserer Schüler ist im allgemeinen ein befriedigender gewesen, und wir haben den Tod keines Schülers zu beklagen gehabt.

Zum Besten der Stipendienstiftung für würdige und bedürftige Abiturienten unserer Lehranstalt sind in diesem Winterhalbjahre vier Vorlesungen gehalten worden, nämlich am 8. November 1883 von Herrn Direktor Dr. Jensen aus Allenberg, am 13. Dezember von Herrn Amtsrichter Falckenthal aus Wehlau, am 24. Januar 1884 von Herrn Dr. Sommer aus Allenberg und am 28. Februar von Herrn Oberlehrer Krüger aus Wehlau. Diesen geehrten Herren, welche die humanen Zwecke der Stiftung so freundlich gefördert haben, spricht der Berichterstatter an dieser Stelle noch einmal den herzlichsten Dank aus.

Am 29. Mai revaccinierte Herr Kreisphysikus Dr. Lipkau von hier die im Jahre 1871 geborenen Schüler, sowie diejenigen, welche früher erfolglos revacciniert waren, und nahm 8 Tage später die Revision der Revaccinierten vor.

Am 15. Juni fand unter zahlreicher Beteiligung des Publikums von Stadt und Land das Schul- und Turnfest auf dem Silberberge in Klein Nuhr, welchen Herr Oberförster Vietzens mit gewohnter Freundlichkeit zur Verfügung gestellt hatte, in der seit vielen Jahren üblichen Weise statt. Das schöne und wohlgelungene Fest wurde durch keinen Mißton getrübt.

Am 19. und 20. Juni unterzog der Herr Provinzial-Schulrat Trosien das Gymnasium einer eingehenden Revision.

Am 24. Juni hielt Herr Superintendent Schiewe aus Tapiau die Kirchenvisitation hierselbst ab. An derselben beteiligten sich diejenigen Schüler des Gymnasiums, welche bereits konfirmiert waren, sowie diejenigen, welche in diesem Jahre konfirmiert werden sollten.

Der Umbau des Gymnasialgebäudes begann am 25. Juni und dauerte, mit Einschluß der Direktorwohnung, bis zum Anfange des Oktobers. Infolgedessen waren Unbequemlichkeiten und Störungen aller Art für Lehrer und Schüler unvermeidlich. So mußte der Berichterstatter für ein Vierteljahr seine Amtswohnung räumen, und von den Klassen mußten drei auf die Dauer von sieben Wochen in gemieteten Räumen untergebracht werden. Ferner mußten die gemeinsamen Morgenandachten und die Chorgesang stunden längere Zeit ausfallen, und die öffentliche Feier des Sedantages konnte nicht stattfinden.

Am 30., 31. Juli und 1. August fand in Elbing die Direktorenkonferenz der Provinzen Ost- und Westpreußen statt. Auf derselben vertrat der Berichterstatter das hiesige Gymnasium.

Am 15. September beehrte Herr Oberpräsident Dr. v. Schlieckmann das Gymnasium mit seinem Besuche, ließ sich die Mitglieder des Lehrerkollegiums vorstellen, wohnte dann dem Unterrichte in allen Klassen bei und richtete auch selbst Fragen an die Schüler. In der Begleitung des Herrn Oberpräsidenten befand sich der Verwalter des hiesigen Landratsamts, Herr Regierungsassessor Lömpcke.

Am 10. November wurde die Lutherfeier in der Aula in Gegenwart von Mitgliedern unserer Behörden und von Angehörigen unserer Schüler veranstaltet. Die Feier bestand in Choralgesängen, in einem von dem Religionslehrer des Gymnasiums gesprochenen Gebete, einem Festvortrag des Geschichtslehrers und in Deklamationen der Schüler. Nach Beendigung dieser Schulfeier begaben sich die evangelischen Schüler in Begleitung ihrer Lehrer in unsere Kirche, in welcher Herr Prediger Zilius einen erhebenden Schulgottesdienst abhielt.

Durch Erlaß des Herrn Ministers vom 14. Dezember wurde dem ersten ordentlichen Lehrer, Herrn Krüger, der Oberlehrertitel verliehen.

Veranstaltungen zur Belehrung unserer Schüler haben im verflossenen Schuljahre zweimal stattgefunden. Nämlich am 1. Mai zeigte und erklärte Herr A. Städing aus Danzig den Schülern ein von ihm hergestelltes Modell des Kölner Domes aus Korkholz, und am 29. Februar d. J. trug der Recitator Herr Otto Kremershoff aus Hamburg Schillersche und Goethesche Dichtungen den Schülern aller Klassen in der Aula vor.

Der Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers und Königs wird durch eine öffentliche Feier in der Aula des Gymnasiums begangen werden.

Dispensationen vom Religionsunterrichte, für welche der Ministerialerlaß vom 29. Februar 1872 maßgebend ist, sind nicht vorgekommen.

Außer den gesetzlichen Ferien war die Schule geschlossen am 15. Juni wegen des Schul- und Turnfestes, am 4. September wegen des mündlichen Abiturientenexamens, am 10. November wegen der Lutherfeier, am 26. Oktober wegen des in den Straßen der Stadt abgehaltenen Vieh- und Pferdemarktes und am Vormittage des 19. November wegen der Stadtverordnetenwahlen.

Aus dem Jahresbericht 1884-1885

II. Verfügungen der vorgesetzten Behörden

Provinzial-Schul-Kollegium 6. Oktober. Es wird genehmigt, daß Herr Oberlehrer Dr. Klütz für das laufende Winterhalbjahr um 14 wöchentliche Ünterrichtsstunden entlastet und diese durch den Schulamtskandidaten Herrn Klang versehen werden.

Provinzial-Schul-Kollegium 25. Oktober. Dem Kandidaten der Theologie und des höheren Schulamts, Herrn Skrzeczka, wird die von ihm bisher provisorisch verwaltete Stelle vom 1. Oktober cf. ab mit Genehmigung des Herrn Ministers definitiv verliehen.

Provinzial-Schul-Kollegium 31. Dezember. Es wird mitgeteilt, daß an Stelle des in den Schulaufsichtsdienst übernommenen Oberlehrers Herrn Krüger der kommissarische Kreisschulinspektor, Herr Oberlehrer Preiß, am 1. Februar k. J. hier eintreten werde.

Provinzial-Schul-Kollegium 26. Februar. Dem Gymnasiallehrer Herrn Skrzeczka wird zu einer achtwöchentlichen militärischen Dienstleistung der erforderliche Urlaub vom 1. April d. J. ab bewilligt.

III. Chronik der Schule

Während des verflossenen Schuljahrs, welches Donnerstag den 17. April 1884 begann, sind in dem Lehrerkollegium folgende Veränderungen vorgekommen. Der Schulamtskandidat Herr Borowski trat zu Ostern v. J. zur Ableistung des Probejahrs in das hiesige Lehrerkollegium ein. Derselbe wird zu Ostern d. J. wieder von uns scheiden, da er dann sein Probejahr beendigt haben wird. Zu Michaelis v. J. trat der Schulamtskandidat Herr Klang bei uns ein, um mit Genehmigung der vorgesetzten Behörde 14 wöchentliche Lehrstunden des Herrn Oberlehrer Dr. Klütz in Tertia und in Sekunda zu übernehmen. An Stelle des in den Schulaufsichtsdienst übernommenen Herrn Oberlehrer Krüger trat der kommissarische Kreisschulinspektor, Herr Oberlehrer Preiß, am 1. Februar d. J. in das hiesige Lehrerkollegium ein und übernahm vom 2. Februar ab den gesamten Unterricht des Herrn Oberlehrer Krüger. Beinahe 15 Jahre hat Herr Oberlehrer Krüger hier erfolgreich und mit großer Treue gewirkt und unser Gymnasium zu lebhaftem Danke verpflichtet. Möge dem teuern Amtsgenossen die neue Stellung volle Befriedigung gewähren!

Der Gesundheitszustand der Lehrer ist nicht durchweg ein günstiger gewesen; denn wegen Krankheit haben ihre Lehrthätigkeit aussetzen müssen Herr Oberlehrer Dr. Schmitz 3 Tage, Herr Oberlehrer Dr. Weinreich 2 Tage, Herr Oberlehrer Krüger 2 Tage, der technische Gymnasiallehrer Herr Zigann 10,5 Tage. Herr Gymnasiallehrer Dr. Baske war zu einer sechswöchentlichen militärischen Dienstleistung vom 1. April ab eingezogen und kehrte erst am 19. Mai zu uns zurück. Der Gesundheitszustand unserer Schüler ist mit wenigen Ausnahmen ein befriedigender gewesen, und wir haben den Tod keines Schülers zu beklagen gehabt.

Am 12. Mai wurde mit dem Bau des neuen Appartementsgebäudes begonnen und der Bau am 3. August beendigt.

Am 29. Mai wurde dem Berichterstatter von Herrn Bürgermeister Knuth derjenige Teil der Kirchenwiese übergeben, welchen die Staatsregierung als Spielplatz für das Gymnasium von der hiesigen Stadt gemietet hatte.

Am 29. Mai fand in Klein Nuhr unter großer Teilnahme des Publikums die Beerdigung des allverehrten Oberförsters Herrn Vietzens statt, welcher seit einer langen Reihe von Jahren unserer Lehranstalt den Silberberg bei Klein Nuhr zu den Schulfesten zur Verfügung gestellt und uns bei diesen Festen als liebevoller Freund der Jugend durch seine Anwesenheit erfreut hatte. An dieser Begräbnisfeier beteiligte sich der Berichterstatter mit vier Amtsgenossen und den Schülern der drei obersten Klassen.

Am 13. Juni revaccinierte Herr Kreisphysikus Dr. Lipkau von hier die im Jahre 1872 geborenen Schüler des Gymnasiums, sowie diejenigen, welche früher erfolglos revacciniert waren, und nahm acht Tage später die Revision der Revaccinierten vor.

Am 19. Juni hielt Herr Superintendent Schiewe aus Tapiau die Kirchenvisitation hierselbst ab. An derselben beteiligten sich unter Aufsicht des Berichterstatters und des Religionslehrers der Anstalt diejenigen Schüler des Gymnasiums, welche bereits konfirmiert waren, sowie diejenigen, welche in diesem Jahre konfirmiert werden sollten.

Am 1. Juli nachmittags fand unter großer Beteiligung des Publikums auf dem mit Fahnen geschmückten Spielplatze des Gymnasiums das Turnfest statt.

Im Monat August unternahmen die einzelnen Klassen unter Führung ihrer Ordinarien Spaziergänge für die Dauer eines halben Tages.

Die öffentliche Feier des Sedantages erfolgte am 2. September in der bisher üblichen Weise durch Gesänge, Gebet, Festvortrag und Deklamationen.

Am 31. Oktober wurde Herr Gymnasiallehrer Skrzeczka vereidigt und in das Amt als letzter ordentlicher Lehrer, welches er bis dahin provisorisch verwaltet hatte, eingeführt.

Am 10. November wurde das hiesige neu erbaute Elementarschulgebäude in feierlicher Weise eingeweiht. Das gesamte Lehrerkollegium des Gymnasiums hatte dazu eine Einladung von den städtischen Behörden erhalten. Der Berichterstatter nahm an dieser Feier teil, während seine Amtsgenossen an dem Erscheinen dienstlich verhindert waren.

Am 12. Dezember feierte Herr Pfarrer Ziegler hierselbst sein 50jähriges Amtsjubiläum, zu welchem ihm eine aus dem Berichterstatter und den beiden ersten Oberlehrern bestehende Deputation des Lehrerkollegiums Glück- und Segenswünsche darbrachte.

Am 13. Dezember unterzog Herr Generalsuperintendent Dr. Carus aus Königsberg den Religionsunterricht einer eingehenden Revision und teilte nach Schluß derselben seine Bemerkungen dem Berichterstatter und dem Religionslehrer mit.

Am 3. Januar 1885 fand die Übergabe der Gymnasialgrundstücke, welche sich früher im Besitze der hiesigen Stadtgemeindebefunden hatten, an die Staatsregierung statt.

Am 5. Januar waren 25 Jahre vergangen, seitdem Herr Oberlehrer Dr. Schmitz in das hiesige Lehrerkollegium eingetreten war. Der Berichterstatter brachte demselben, da er sich jede andere Feier verbeten hatte, in der zu diesem Zwecke berufenen Lehrerkonferenz, die Glückwünsche seiner Amtsgenossen dar.

Am 7. März hielt der Lehrer der Mnemonik, Herr Feodor Hörkens aus Elberfeld, im Beisein der Schüler der vier obersten Klassen einen Vortrag über das Wesen der Mnemonik und erläuterte später in einem gehaltvollen und leicht verständlichen Vortrage das Wesen der Gedächtniskunst.

Der Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers und Königs wird durch eine öffentliche Feier in der Aula des Gymnasiums begangen werden.

Vorlesungen zum Besten der Stipendienstiftung für würdige und bedürftige Abiturienten unserer Lehranstalt sind in diesem Winterhalbjahre nicht gehalten worden.

Außer den gesetzlichen Ferien war die Schule geschlossen an den Nachmittagen des 12. Juni und des 3. Juli wegen großer Hitze, ferner während eines Teils des Vormittags am 25. August, damit die Schüler unter Aufsicht ihrer Lehrer das in der Nähe von Wehlau stattfindende Manöver sich ansehen konnten, endlich am 26. August und am 4. März wegen des mündlichen Abiturientenexamens.

Zu den Abiturienten:

Abiturientenprüfungen haben Michaelis 1884 und Ostern 1885 stattgefunden. Die 5 Abiturienten des Michaelistermins wurden von der mündlichen Prüfung zurückgewiesen, weil sie bei einer schriftlichen Arbeit getäuscht hatten.

Aus dem Jahresbericht 1885-1886

II. Verfügungen der vorgesetzten Behörden

Provinzial-Schul-Kollegium 19. August. Der Schulamtskandidat Beller aus Königsberg wird dem hiesigen Gymnasium zur Ableistung des Probejahrs vom 1. Oktober cr. ab überwiesen.

Provinzial-Schul-Kollegium 31. August. Zufolge Erlasses des Herrn Ministers vom 17. August cr. soll am 1. Dezember cr., dem Tage der allgemeinen Volkszählung, der Unterricht in sämtlichen Schulen ausfallen, damit die Lehrer bei dem Zählgeschäfte sich event. beteiligen können.

Provinzial-Schul-Kollegium 15. September. Der Antrag des Oberlehrers Dr. Klütz, ihn zum 1. Oktober cr. in den Ruhestand zu versetzen, wird genehmigt. Die zweite Oberlehrerstelle wird vom 1. Oktober cr. ab dem bisherigen dritten Oberlehrer Dr. Weinreich, die dritte Oberlehrerstelle dem kommissarischen Kreisschulinspektor in Neidenburg, Oberlehrer Krüger, verliehen. Über die Wiederbesetzung der ersten ordentlichen Lehrerstelle wird später Verfügung getroffen werden.

Provinzial-Schul-Kollegium 21. September. Die Verwaltung der hiesigen Gymnasialkasse wird vom 1. Oktober er. dem Gymnasiallehrer Stange übertragen.

Provinzial-Schul-Kollegium 10. Oktober. Der Oberlehrer Preiß wird zur weiteren kommissarischen Beschäftigung dem Gymnasium in Hohenstein überwiesen. Die erste ordentliche Lehrerstelle bei dem hiesigen Gymnasium wird dem Progymnasiallehrer Dr. Beyer in Lötzen verliehen.

Provinzial-Schul-Kollegium 2. März. Dem Gymnasiallehrer Skrzeczka wird zu einer achtwöchentlichen militärischen Übung der erforderliche Urlaub vom 1. April d. J. ab bewilligt.

III. Chronik der Schule

Während des verflossenen Schuljahrs, welches Montag den 13. April 1885 begann, sind in dem Lehrerkollegium folgende Veränderungen vorgekommen. Herr Schulamtskandidat Minuth trat Ostern 1885 zur Ableistung des Probejahrs in das Lehrerkollegium ein. Am 1. Oktober 1885 trat der zweite Oberlehrer Dr. Klütz, welcher seit dem 1. August 1860 an der hiesigen Lehranstalt mit großer Treue und Gewissenhaftigkeit gewirkt hatte, in den Ruhestand. Auf seinen dringenden Wunsch wurde von der Veranstaltung einer Abschiedsfeier Abstand genommen. Das Lehrerkollegium wird dem teuern Amtsgenossen für seine unausgesetzte Bethätigung eines echt kollegialischen Sinnes ein dankbares Andenken bewahren. In die zweite Oberlehrerstelle rückte der bisherige dritte Oberlehrer, Herr Dr. Weinreich, ein. Die dritte Oberlehrerstelle wurde dem von der Verwaltung einer Kreisschulinspektorstelle wieder zurückgetretenen Herrn Oberlehrer Krüger verliehen. Die erste ordentliche Lehrerstelle erhielt Herr Dr. Beyer, welcher vorher ordentlicher Lehrer am Progymnasium zu Lötzen gewesen war. Herr Oberlehrer Preiß, welcher seit dem 2. Februar 1885 die erste ordentliche Lehrerstelle mit rechter Treue und Gewissenhaftigkeit verwaltet hatte, ging in den Michaelisferien 1885 an das Königliche Gymnasium zu Hohenstein in Ostpr. über. Herr Schulamtskandidat Klang, welcher von Michaelis 1884 bis Ostern 1885 Herrn Oberlehrer Dr. Klütz in einem Teile und von Ostern bis Michaelis 1885 in der Gesamtheit seiner Lehrstunden mit hervorragendem Erfolge vertreten hatte, ging in den Michaelisferien 1885 als ordentlicher Lehrer an das Progymnasium zu Lötzen über. Gleichzeitig trat Herr Schulamtskandidat Beller zur Ableistung des Probejahrs in das Lehrerkollegium ein.

Der Gesundheitszustand der Lehrer ist nicht immer befriedigend gewesen; denn wegen Krankheit haben ihre Lehrthätigkeit aussetzen müssen Herr Oberlehrer Dr. Weinreich 18 1/2 Tage, Herr Oberlehrer Preiß 1 Tag, Herr Gymnasiallehrer Stange 15 1/2 Tage, der technische Gymnasiallehrer Herr Zigann von Ostern bis Pfingsten, dann mehrere Wochen an allen Nachmittagen, endlich 5 Tage im Januar 1886, der Direktor 6 Tage. Beurlaubt war Herr Gymnasiallehrer Skrzeczka zu einer sechswöchentlichen militärischen Dienstleistung vom 1. April 1885 ab. Der Gesundheitszustand unserer Schüler war in der ersten Hälfte des Winterhalbjahres ein recht ungünstiger, da zahlreiche Erkrankungsfälle an Masern vorkamen. Indessen nahm die Krankheit in allen Fällen einen glücklichen Verlauf und wir haben den Tod keines Schülers zu beklagen gehabt. Dagegen haben wir vor dem Beginn des Schuljahres einen lieben Schüler, den Untertertianer Richard Wicio, durch den Tod verloren. Derselbe starb am 30. März 1885 plötzlich am Herzschlage und wurde am Karfreitage, am 3. April, beerdigt. Die in Wehlau anwesenden Lehrer und die Schüler der drei oberen Klassen gaben ihm das letzte Geleit. Dann gedenken wir an dieser Stelle eines dahingeschiedenen lieben ehemaligen Schülers unserer Anstalt, des Studiosus Paul Höpfner, Abiturient Michaelis 1883, welchem der Berichterstatter nebst zwei Amtsgenossen und den Primanern des Gymnasiums am 30. Oktober 1885 die letzte Ehre erwies.

Am 10. Juni revaccinierte Herr Kreisphysikus Dr. Lipkau hierselbst die im Jahre 1873 geborenen Schüler des Gymnasiums, sowie diejenigen, welche früher erfolglos revacciniert waren, und nahm acht Tage später die Revision der Revaccinierten vor.

Am 16. Juni hielt Herr Superintendent Schiewe aus Tapiau die Kirchenvisitation hierselbst ab. An derselben beteiligten sich unter der Aufsicht des Berichterstatters diejenigen Schüler des Gynmasiums, welche bereits konfirmiert waren, sowie diejenigen, welche in diesem Jahre konfirmiert werden sollten.

Am 17. August revidierte Herr Eckler, Oberlehrer an der Königl. Turnlehrer-Bildungsanstalt in Berlin, im Auftrage des Herrn Ministers den Betrieb des Turnunterrichts bei der hiesigen Lehranstalt.

Am 23. August fertigte der Photograph Herr Steiner aus Breslau sieben Gruppenbilder der Gymnasiasten in wohlgelungener Weise an.

Im Monat August unternahmen die einzelnen Klassen unter Führung ihrer Ordinarien Spaziergänge für die Dauer eines halben Tages.

Die öffentliche Feier des Sedantages erfolgte am 2. September in der bisher üblichen Weise durch Gesänge, Gebet, Festvortrag und Deklamationen.

Am 4. Januar 1886 fand die Feier des fünfundzwanzigjährigen Regiernngsjubiläums Seiner Majestät des Königs statt. Diese Feier bestand in Choralgesang, Gebet, patriotischen Liedern und einem von dem Berichterstatter gehaltenen Festvortrage. In ähnlicher Weise wird der Geburtstag Seiner Majestät in diesem Jahre gefeiert werden.

Am 5. Januar starb zu Königsberg in Pr. der Amtsvorgänger des Berichterstatters, Herr Realschuldirektor Friederici, im 86. Lebensjahre. Dieses Trauerfalles wurde in gebührender Weise bei der gemeinsamen Morgenandacht an einem der nächsten Tage gedacht. Der erste Oberlehrer der Anstalt gab in Königsberg dem Verewigten das letzte Geleit, sprach den Angehörigen die Teilnahme des hiesigen Lehrerkollegiums aus und überreichte als Spende desselben einen Kranz für den Sarg. Der Berichterstatter kann es sich nicht versagen, hier noch einmal die Worte anzuführen, welche das Programm unserer Lehranstalt vom Jahre 1874 über das Scheiden des Herrn Direktor Friederici enthält: „Mit dem Schlusse des Winterhalbjahres schied Herr Direktor Friederici aus dem Kollegium der Anstalt, die er, nach vorhergegangener fast zwanzigjähriger Thätigkeit an verschiedenen höheren Schulen Königsbergs, länger als 30 Jahre — seit dem 3. August 1843 — geleitet hatte, um im Privatleben die wohlverdiente Ruhe und die Wiederherstellung seines namentlich im letzten Winter öfter gestörten Gesundheitsznstandes zu finden. Die Schule, welche unter Herrn Direktor Friedericis Leitung aus einer vierklassigen höheren Stadtschule zu einer entlassungsberechtigten Realschule (1847) und sodann (1865) zu einer Realschule erster Ordnung geworden war, verdankt seiner hingebenden und eifrigen Thätigkeit sehr viel, und die große Anzahl seiner Schüler wird sich liebevoll der wahrhaft väterlichen Gesinnung erinnern, die er ihnen gegenüber stets bewährte, ebenso wie alle seine Amtsgenossen, die neben und unter ihm hier gewirkt haben, es dankbar anerkennen, daß er ihnen stets mit der liebenswürdigsten Humanität begegnet ist und allen Wünschen, so weit sie nur irgend mit dem Schulinteresse vereinbar waren, auf das bereitwilligste entsprochen hat. Möge es ihm vergönnt sein, noch lange in rüstiger Gesundheit sich der ihm nun zu Teil gewordenen Ruhe zu erfreuen!"

Zum Besten der Stipendienstiftung für würdige und bedürftige Abiturienten unseres Gymnasiums sind in diesem Winterhalbjahre vier Vorlesungen gehalten worden. Denjenigen Herren, welche die Zwecke der Stiftung so freundlich haben fördern helfen, spricht der Berichterstatter an dieser Stelle noch einmal den herzlichsten Dank aus.

Außer den gesetzlichen Ferien war die Schule geschlossen an den Nachmittagen des 9., 25., 26. und 30. Juni wegen großer Hitze, ferner am 29. Oktober wegen der Wahlmännerwahlen, endlich am 1. Dezember wegen der allgemeinen Volkszählung.

Übersicht über die Abiturienten.

Da die gymnasiale Prima erst Ostern 1885 errichtet ist, so hat noch keine Abiturientenprüfung stattgefunden.

Aus dem Jahresbericht 1886-1887

II. Verfügungen der vorgesetzten Behörden

Provinzial-Schul-Kollegium 31. März. Dem Gymnasiallehrer Dr. Baske wird zu einer Studienreise nach Italien Urlaub vom 29. April bis zum 30. Juni erteilt und zu seinem Vertreter der Schulamtskandidat Dr. Brosom vom Gymnasium zu Tilsit bestimmt.

Provinzial-Schul-Kollegium 3. April. Die weitere Beschäftigung des Schulamtskandidaten Minuth in einigen Lehrstunden wird genehmigt.

Provinzial-Schul-Kollegium 22. Mai. Der von dem Gymnasiallehrer Stange zur Wiederherstellung seiner Gesundheit nachgesuchte Urlaub vom 2. bis zum 16. August wird bewilligt.

Provinzial-Schul-Kollegium 5. Juni. Der Gymnasiallehrer Skrzeczka wird mit der kommissarischen Verwaltung der mit dem 1. Juli zu begründenden Kreisschulinspektion Soldau betraut und vom 11. Juni ab beurlaubt.

Provinzial-Schul-Kollegium 10. Dezember. Dem Oberlehrer Dr. Weinreich wird zur Wiederherstellung seiner Gesundheit Urlaub bis zum 5. Januar 1887 erteilt.

Provinzial-Schul-Kollegium 37. Januar. Die durch den Eintritt des Schulamtskandidaten Kirschstein notwendig gewordene Änderung in der Verteilung der Lehrstunden wird genehmigt.

Provinzial-Schul-Kollegium 2. Februar. Das Ausscheiden des Schulamtskandidaten Minuth wird genehmigt, damit derselbe dem Unterrichte des Seminars in Osterode beiwohne.

III. Chronik der Schule

Während des verflossenen Schuljahrs, welches Donnerstag den 29. April 1886 begann, sind in dem Lehrerkollegium folgende Veränderungen vorgekommen. Herr Schulamtskandidat Susat trat Ostern 1886 zur Ableistung des Probejahrs in das Lehrerkollegium ein. Ebenso trat Herr Schulamtskandidat Dr. Brosow zu Ostern 1886 hier ein, um den bis zum 30. Juni 1886 nach Italien beurlaubten Gymnasiallehrer, Herrn Dr. Baske, zu vertreten. Wenn Herr Dr. Brosow uns auch nur kurze Zeit angehört hat, so hat er sich durch die musterhafte Verwaltung seines Amtes ein bleibendes Andenken hier gesichert. Herr Gymnasiallehrer Skrzeczka wurde vom 11. Juni 1886 ab beurlaubt, um die kommissarische Verwaltung der mit dem 1. Juli zu begründenden Kreisschulinspektion Soldau zu übernehmen. Seine Lehrstunden übernahm am 21. Juni der Kandidat der Theologie, Herr Kusch. Zu Michaelis 1886 schied Herr Schulamtskandidat Beller nach Ableistung des Probejahrs von uns und übernahm eine Hauslehrerstelle. Besonderen Dank schulden wir demselben für die große Bereitwilligkeit in der Übernahme von Vertretungsstunden für erkrankte oder anderweitig behinderte Amtsgenossen. Als Vertreter des durch längere Krankheit heimgesuchten Oberlehrers, Herrn Dr. Weinreich, wurde uns der Schulamtskandidat Herr Kirschstein überwiesen, welcher am 12. Januar 1887 hier eintraf. Am 4. Februar 1887 schied Herr Schulamtskandidat Minuth von uns, um den Unterrichtsbetrieb in dem Königlichen Schullehrerseminar zu Osterode kennen zu lernen. Herr Minuth war nach Ableistung seines Probejahres, Ostern 1886, bei dem hiesigen Gymnasium in einigen Lehrstunden beschäftigt gewesen und hat uns namentlich dadurch zu großem Danke verpflichtet, daß er jederzeit bereitwillig als Vertreter für erkrankte oder sonst behinderte Amtsgenossen sich zur Verfügungstellte.

Der Gesundheitszustand der Lehrer ist nicht durchweg befriedigend gewesen; denn wegen Krankheit haben ihre Lehrthätigkeit aussetzen müssen Herr Oberlehrer Dr. Weinreich vom 29. Oktober 1886 ab bis zum Ende des Schuljahrs, Herr Gymnasiallehrer Stange 14 Tage, Herr Kandidat Kusch 21 Tage, der technische Gymnasiallehrer Herr Zigann drei Wochen; außerdem mußte der letztere fast 14 Tage seine Thätigkeit unterbrechen, weil in seiner Familie ansteckende Krankheiten herrschten. Beurlaubt war Herr Gymnasiallehrer Skrzeczka zu einer achtwöchentlichen militärischen Dienstleistung vom 1. April 1886 ab und Herr Gymnasiallehrer Dr. Baske zu einer Studienreise nach Italien von Ostern bis zum 30. Juni 1886. Der Gesundheitszustand unserer Schüler war nicht immer ein günstiger, da wiederholt Fälle von Scharlach, Masern und Diphtheritis vorkamen. Indessen nahmen alle diese Krankheiten einen günstigen Verlauf, so daß wir den Tod keines Schülers zu beklagen hatten. Dagegen haben wir vor Beginn des Schuljahres zwei liebe Schüler durch den Tod verloren. Nämlich am 25. März 1886 starb der Vorschüler Max Hillgruber an der Diphtheritis. Es war ein lebhafter, freundlicher Knabe, welcher zu guten Hoffnungen berechtigte. Der Berichterstatter erwies mit drei Amtsgenossen dem Verstorbenen die letzte Ehre. Am 10. April 1886 ertrank in der Alle der Untersekundaner Willy Riechert. Er war ein braver und tüchtiger Schüler, welcher für die Zukunft zu guten Erwartungen berechtigte. Seine Leiche wurde erst am 9. Mai in der Alle aufgefunden und am 10. Mai bestattet. Das Lehrerkollegium und die Schüler der oberen und mittleren Klassen beteiligten sich an der Trauerfeierlichkeit. Beider Gestorbenen wurde im Kreise der Schule bei den gemeinsamen Morgengottesdiensten gedacht. Dann gedenken wir an dieser Stelle zweier dahingeschiedenen ehemaligen Schüler unserer Anstalt, des Studiosus Emil Wicio und des Studiosus Fritz Wetzker, von welchen der erstere am 4. September, der letztere am 12. September auf dem hiesigen Friedhofe bestattet wurde. Der Berichterstatter erwies mit mehreren Amtsgenossen und mit den Primanern beiden Gestorbenen die letzte Ehre.

Am 17. Mai 1886 besuchte der Oberpräsident unserer Provinz, Herr Dr. v. Schlieckmann, die hiesige Stadt und ließ sich auf dem Rathause die Mitglieder der städtischen Behörden und diejenigen Königlichen Beamten vorstellen, welche zu seinem Ressort gehören. Der Herr Oberpräsident erkundigte sich bei dieser Gelegenheit eingehend nach den Verhältnissen des hiesigen Gymnasiums.

Am 1. Juni feierte das Königliche Gymnasium zu Tilsit das Fest seines dreihundertjährigen Bestehens. Das hiesige Lehrerkollegium hatte dazu einen lateinischen Festgruß verfaßt, welchen der Berichterstatter persönlich überreichte.

Am 2. Juni unterzogen die Herren Geheimer Oberregierungsrat Dr. Wehrenpfennig aus Berlin und Provinzialschulrat Trosien aus Königsberg das Gymnasialgrundstück einer baulichen Revision.

Vom 15. bis zum 18. Juni fand in Insterburg die Direktorenkonferenz statt, welcher der Berichterstatter beiwohnte.

Am 22. Juni revaccinierte Herr Kreisphysikus Dr. Lipkau hierselbst im Beisein des Berichterstatters die im Jahre 1874 geborenen Schüler des Gymnasiums, sowie diejenigen, welche früher erfolglos revacciniert waren, und nahm acht Tage später die Revision der Revaccinierten vor.

Am 17. August wurde des hundertjährigen Todestages Friedrichs des Großen von Herrn Oberlehrer Krüger in einem Vortrage gedacht, welchen er vor versammelter Anstalt hielt.

Am 26. August hielt Herr Superintendent Schiewe aus Tapiau die Kirchenvisitation hierselbst ab. An derselben beteiligten sich unter der Aussicht des Berichterstatters und des Religionslehrers des Gymnasiums diejenigen Schüler, welche in diesem Jahre konfirmiert werden sollten, sowie diejenigen, welche bereits konfirmiert waren.

Schulspaziergänge haben im Laufe des Sommerhalbjahrs neunmal klassenweise stattgefunden, nämlich zweimal im Mai, zweimal im Juni und fünfmal im August.

Die öffentliche Feier des Sedantages erfolgte am 2. September in der bisher üblichen Weise durch Gesänge, Gebet, Festvortrag und Deklamationen.

Am 4. September fand vor dem gesamten Lehrerkollegium eine Prüfung der Schüler im Turnen statt.

Am 14. September zeigte und erklärte ein Bergmann aus Joachimsthal den Schülern aller Klassen ein Bergwerk mit beweglichen Figuren.

Am 20. Oktober produzierte ein Glaskünstler vor den Schülern aller Klassen seine Leistungen in der Glasbläserei und Glasspinnerei.

Vom 6. bis zum 8. Dezember nahm Herr Provinzialschulrat Trosien eine eingehende Revision des Gymnasiums vor und teilte seine Wahrnehmungen und Beobachtungen dem Berichterstatter und den betreffenden Lehrern mit.

Der Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers und Königs wird auch in diesem Jahre durch eine öffentliche Feier in der Aula des Gymnasiums begangen werden.

Zum Besten der Stipendienstiftung für würdige und bedürftige Abiturienten unseres Gymnasiums sind in diesem Winterhalbjahre vier Vorlesungen von den Herren Bauinspektor Mende hierselbst, Pfarrer Theel ans Allenberg, Kandidat Kusch hierselbst und Schulamtskandidat Susat hierselbst gehalten worden. Für diese freundliche Förderung der Zwecke der segensreichen Stiftung spricht der Berichterstatter den genannten Herren an dieser Stelle noch einmal den herzlichsten Dank aus.

Übersicht über die Abiturienten.

Da die gymnasiale Prima erst Ostern 1885 errichtet ist, so hat noch keine Abiturientenprüfung stattgefunden.

Aus dem Jahresbericht 1887-1888

II. Verfügungen der vorgesetzten Behörden

Provinzial-Schul-Kollegiumzu Königsbergin Pr. 12. März 1887. Dem hiesigen Gymnasium wird der Schulamtskandidat Otto Bremer zur Ableistung des Probejahrs von Ostern 1887 ab überwiesen.

Provinzial-Schul-Kollegium 3. April. Der Herr Minister hat die Versetzung des Oberlehrers Dr. Weinreich in den Ruhestand zum 1. Oktober d. J. genehmigt und denselben bis dahin beurlaubt. Seine Vertretung erfolgt, wie bisher, durch den Schulamtskandidaten Kirschstein.

Provinzial-Schul-Kollegium 28. Juni. Vom 1. Oktober d. J. ab soll der dritte Oberlehrer Krüger in die zweite, der Gymnasiallehrer Dr. Beyer in die dritte Oberlehrerstelle, der Gymnasiallehrer Dr. Baske in die erste und der Gymnasiallehrer Stange in die zweite ordentliche Lehrerstelle einrücken.

Provinzial-Schul-Kollegium 11. September. Der ordentliche Lehrer Dr. Baske wird am 1. Oktober d. J. als ordentlicher Lehrer an das Königliche Gymnasium zu Lyck versetzt. Zu demselben Zeitpunkte tritt der ordentliche Lehrer Moldänke vom Königlichen Gymnasium zu Lyck in das hiesige Lehrerkollegium ein.

Provinzial-Schul-Kollegium 19. September. Dem hiesigen Gymnasium wird der Schulamtskandidat Alfred Wagner zur Ableistung des Probejahrs von Michaelis d. J. ab überwiesen.

Provinzial-Schul-Kollegium 28. September. Die provisorische Verwaltung der dritten ordentlichen Lehrerstelle wird vom 1. Oktober d. J. ab dem wissenschaftlichen Hilfslehrer Kirschstein übertragen.

Provinzial-Schul-Kollegium 4. Oktober. Dem Schulamtskandidaten Gustav Rosinski wird die vierte ordentliche Lehrerstelle vom 1. Oktober d. J. ab verliehen.

Provinzial-Schul-Kollegium 30. Dezember. Die Zulassung der fünf Abiturienten Lipkau, Müller, Schmitz, Seeher und Stuhrmann zu der Osterprüfung 1888 wird genehmigt.

III. Chronik der Schule

Während des verflossenen Schuljahrs, welches Montag den 18. April begann, sind in dem Lehrerkollegium folgende Veränderungen vorgekommen. Herr Schulamtskandidat Bremer trat Ostern 1887 zur Ableistung des Probejahrs in das Lehrerkollegium ein. Am 30. September schieden drei Amtsgenossen aus dem Lehrerkollegium aus, nämlich Herr Oberlehrer Dr. Weinreich, welcher nach beinahe achtzehnjähriger Thätigkeit an der hiesigen Lehranstalt in den Ruhestand trat, ferner Herr Gymnasiallehrer Dr. Baske, welcher unserm Kollegium sechs Jahre angehört hatte und an das Königliche Gymnasium zu Lyck versetzt war, endlich Herr Kandidat Kusch, welcher die Stelle des Religionslehrers seit dem 21. Juni 1886 verwaltet hatte. Den scheidenden Amtsgenossen sprach der Berichterstatter bei der Schlußandacht am 30. September seinen Dank für ihre Thätigkeit an dem hiesigen Gymnasium aus. Infolge des Ausscheidens des Oberlehrers Herrn Dr. Weinreich rückte Herr Oberlehrer Krüger in die zweite, Herr Gymnasiallehrer Dr. Beyer in die dritte Oberlehrerstelle, Herr Gymnasiallehrer Dr. Baske in die erste, Herr Gymnasiallehrer Stange in die zweite ordentliche Lehrerstelle ein. Am 17. Oktober trat Herr Gymnasiallehrer Moldänke von dem Königlichen Gymnasium zu Lyck in die erste und Herr Schulamtskandidat Rosinski in die vierte ordentliche Lehrerstelle ein. Von dem gleichen Zeitpunkte ab wurde Herr Schulamtskandidat Wagner dem hiesigen Gymnasium zur Ableistung des Probejahrs überwiesen.

Der Gesundheitszustand der Lehrer ist im allgemeinen ein günstiger gewesen; denn nur drei Amtsgenossen haben wegen Krankheit ihre Lehrthätigkeit aussetzen müssen, nämlich Herr Oberlehrer Dr. Schmitz sechs, der provisorische Gymnasiallehrer Herr Kirschstein elfeinhalb und der technische Gymnasiallehrer Herr Zigann dreieinhalb Tage. Der Gesundheitszustand unserer Schüler war nicht immer ein günstiger, da mehrere Fälle von Scharlach, Masern und Erkältungskrankheiten vorgekommen sind. Indessen nahmen alle diese Krankheiten einen guten Verlauf, so daß wir den Tod keines Schülers zu beklagen hatten.

Am 17. Juni revaccinierte Herr Kreisphysikus Dr. Lipkau hierselbst im Beisein des Berichterstatters die im Jahre 1875 geborenen Gymnasiasten, sowie diejenigen, welche früher erfolglos revacciniert waren, und nahm acht Tage später die Revision der Revaccinierten vor. Derselbe Medizinalbeamte nahm am 27. Juni eine Augenuntersuchung bei allen Schülern vor und stellte fest, daß kein Fall von granulöser Augenentzündung vorliege, wohl aber mehrere Fälle von Augenkatarrh, zu dessen Beseitigung er Vorschriften und Mittel angab.

Am 27. Juni übersandte das Lehrerkollegium dem Königlichen Gymnasium zu Lyck eine deutsche Glückwunschadresse zur Feier seines dreihundertjährigen Jubiläums.

Am 28. Juni hielt Herr Superintendent Schiewe aus Tapiau die Kirchenvisitation hierselbst ab. An derselben beteiligten sich unter der Aufsicht des Berichterstattersund des Religionslehrers des Gymnasiums diejenigen Schüler, welche in diesem Jahre konfirmiert werden sollten, sowie diejenigen, welche bereits konfirmiert waren.

Die Einrichtung einer Schule für die Sommerferien mußte unterbleiben, weil sich nur wenige Schüler zur Teilnahme an derselben gemeldet hatten.

Am 2. August übersandte der Berichterstatter im Namen des Lehrerkollegiums dem Königlichen Gymnasium zu Culm zur Feier seines fünfzigjährigen Jubiläums ein Glückwunschschreiben.

Die totale Sonnenfinsternis am 19. August wurde von den Lehrern und dem größten Teile der Schüler, welche auf dieses Naturereignis in den Unterrichtsstunden vorbereitet waren, von einem hochgelegenen Punkte aus beobachtet. Leider war der Himmel stark bewölkt und die Sonne nicht sichtbar, so daß die Totalität nur durch eine starke Dämmerung bemerkbar wurde.

Am 25. August besichtigte Herr Regierungspräsident v. d. Recke aus Königsberg die Räume des Gymnasiums und ließ sich die anwesenden Lehrer vorstellen.

Schulspaziergänge haben im Laufe des Sommerhalbjahrs sechsmal klassenweise stattgefunden, nämlich zweimal im Juni und viermal im August. Außerdem wurden von Herrn Oberlehrer Dr. Beyer mit den Tertianern wiederholt botanische Exkursionen unternommen.

Die öffentliche Feier des Sedantages erfolgte am 2. September in der bisher üblichen Weise durch Gesänge, Gebet, Festvortrag eines Lehrers und Deklamationen der Schüler.

Am 5. September fand in Königsberg der Einzug Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht, des Stellvertreters Seiner Majestät des Kaisers und Königs, statt. Für diesen Tag und für die nächstfolgenden Tage wurden diejenigen Schüler nach Königsberg beurlaubt, deren Eltern darum nachgesucht hatten.

Am 17. September fand vor dem gesamten Lehrerkollegiumeine Prüfung der Schüler im Turnen statt.

Am 29. Oktober recitierte Herr Oberlehrer Jordan vor Lehrern und Schülern frei aus dem Gedächtnis eine eigene Dichtung, einen längeren Abschnitt aus den Nibelungen von Wilhelm Jordan und eine Dichtung von Felix Dahn.

Der Bedeutung des Reformationsfestes wurde bei der gemeinsamen Morgenandacht am 5. November von dem Religionslehrer des Gymnasiums ausführlich gedacht.

Der Berichterstatter war vom 12. bis zum 18. November beurlaubt, um an den Sitzungen der Provinzialspnodein Königsberg, deren Mitglied er ist, teilzunehmen. Seine Vertretung übernahm mit Genehmigung der vorgesetzten Behörde Herr Oberlehrer Krüger.

Wegen großer Hitze fiel der Unterricht am Nachmittage des 1. August aus.

Der schweren Erkrankung Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen ist bei den gemeinsamen Schulandachten wiederholt in Gebet und Fürbitte gedacht worden.

Zum Besten der Stipendienstiftung für würdige und bedürftige Abiturienten unseres Gymnasiums sind in diesem Winterhalbjahre zwei Vorlesungen gehalten worden, die erste von Herrn Pfarrer Theel aus Allenberg, die zweite von Herrn Oberlehrer Or. Schmitz hierselbst. Außerdem wurden zwei musikalisch-deklamatorische Abeuduuterhaltungen in der Aula des Gymnasiums veranstaltet. Allen geehrten Damen und Herren, welche die Zwecke der segensreichen Stiftung so freundlich gefördert haben, spricht der Berichterstatter an dieser Stelle noch einmal den herzlichsten Dank aus.

Die erschütternde Kunde von dem Heimgange Seiner Majestät unseres edlen Kaisers und Königs Wilhelm I., welcher nach Gottes unerforschlichem Ratschlusse am 9. März aus diesem Leben geschieden ist, hat, wie überall im preußischen und im deutschen Vaterlande, so auch im Kreise unserer Schule das schmerzliche Gefühl tiefster Trauer hervorgerufen. Diesem Gefühle versuchten wir bei der gemeinsamen Morgenandacht am 10. März und durch eine Trauerfeier am Montag den 12. März Ausdruck zu geben.

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