Ostpreußenblatt, Folge 39 vom 28.09.1957

Ostpreußenblatt

Folge 39 vom 28.09.1957

 

Seite 1   Klarheit erwünscht!

Ein Interview, das der Bundeskanzler einer amerikanischen Rundfunk- und Fernsehstation über wichtige deutsche Schicksalsfragen gab, hat im In- und Ausland starke Beachtung gefunden. Der vollständige Wortlaut liegt bei Redaktionsschluss noch nicht vor, wir können daher nur anhand der bisher in der Presse veröffentlichten ausführlichen Auszüge darüber referieren. Die Unterredung fand mit der gleichen amerikanischen Rundfunk-Reportergruppe statt, die vor einigen Monaten ein Frage- und Antwortspiel mit dem Moskauer Parteichef Chruschtschow veranstaltete und diese Sendung dann über zahlreiche amerikanische Stationen verbreitete. Wie es in den Berichten heißt, hat der Kanzler auf die Fragen der Amerikaner erklärt, er hoffe, dass die Frage der Oder-Neiße-Linie und somit der ostdeutschen Grenze im Rahmen eines geeinten Europas gelöst werden könnte. Adenauer wiederholte die Erklärung der Bundesregierung, dass Deutschland entschlossen sei, das Problem seiner Ostgrenzen auf keinen Fall gewaltsam zu lösen oder gar wegen der Oder-Neiße-Linie einen Krieg zu führen. Er vertrat den Standpunkt, eines Tages werde das Gebiet jenseits von Oder und Neiße innerhalb der europäischen Vereinigungen der Montanunion und des Gemeinsamen Marktes stehen. Die jetzt bestehenden politischen Grenzen würden dabei immer mehr an Bedeutung verlieren. Erst dann müsse eine Lösung gefunden werden.

 

„Anerkennung des Heimatrechtes"

Der Kanzler hat weiter erklärt, das „Recht der Vertriebenen auf ihre Heimat müsse in jedem Fall anerkannt" werden. Auf die Frage, ob die Bundesrepublik jetzt als ersten Schritt diplomatische Beziehungen zu den Polen aufnehmen wolle, antwortete der deutsche Regierungschef, er werde sich zwar nicht von Gomulkas Erklärungen in Belgrad beunruhigen lassen, wisse aber nicht, ob dem polnischen Regierungschef damit geholfen oder geschadet werde. Seiner Meinung nach müsse am Anfang eine Intensivierung der wirtschaftlichen Beziehungen stehen. Dann müsse man schrittweise vorgehen. Eine Entspannung zwischen Deutschland und Polen werde das Ergebnis der Anerkennung des Heimatrechtes der Vertriebenen und der Einfügung der Gebiete (Integration) jenseits von Oder und Neiße in eine gesamteuropäische Einheit sein. Feste Voraussagen über so schwierige und empfindliche Fragen sollten nicht gemacht werden. Geduld und Ruhe seien dringend notwendig. Adenauer hat nach den vorliegenden Berichten ferner bezweifelt, dass die Erklärungen Titos und Gomulkas über die Endgültigkeit der Oder-Neiße-Linie entscheidend seien.

 

Der Kanzler ist dann gefragt worden, ob nach seiner Ansicht in den nächsten vier Jahren ein Fortschritt in der Frage der Wiedervereinigung möglich sei. Er hat hierauf geantwortet, die Sowjetunion könne sehr wohl zu der Überzeugung kommen, dass die Deutschen dem Willen Moskaus nicht folgten. Sie könne dann den Wunsch haben, mit Polen und Deutschland unter den Bedingungen der guten Nachbarschaft zu leben. Er erwarte vor allem dann bedeutende Fortschritte, wenn die von Amerika begonnene Politik kontrollierter Abrüstung weiter befolgt werde. Vor einer baldigen Deutschlandkonferenz der vier Großmächte glaubte der Kanzler warnen zu müssen. Er deutete auf innere Entwicklungen in der Sowjetunion hin, und er meinte, man müsse Moskau Zeit lassen, sich vom Schlag der Ungarn-Entschließung in den Vereinten Nationen und vom deutschen Wahlergebnis zu erholen. Auch auf die nach seiner Meinung fortbestehenden Spannungen zwischen Moskau und Peking kam der Kanzler zu sprechen. Er bezweifelte bei dieser Gelegenheit einen bedeutenden Erfolg der gegenwärtig in Rot-China weilenden deutschen Handelsdelegation.

 

Im zweiten Teil des Interviews hob Dr. Adenauer hervor, dass nach seiner Ansicht die Bundeswehr so lange mit den besten Waffen ausgerüstet werden müsse, bis die von Deutschland gewünschte und geförderte kontrollierte Abrüstung erreicht sei. Wegen des Eisernen Vorhanges müsse die Bundeswehr auch in der Lage sein, einem Angriff mit nicht atomaren Waffen durch entsprechenden Truppeneinsatz zu begegnen. Die Existenz herkömmlicher Truppen biete eine Garantie gegen den Ausbruch des Atomkrieges. Nachdem Adenauer abermals versichert hatte, dass Bonn seinen NATO-Verpflichtungen unbedingt nachkommen werde und dass an eine Aufwertung der deutschen Mark nicht zu denken sei, meinte er schließlich bei der Würdigung des Wahlergebnisses, die Bundesrepublik sei auf dem Wege, ein Zweiparteiensystem im angelsächsischen Sinne zu erhalten. Das ihm bewiesene Vertrauen breitester Wählerschichten bedeute ihm eine große Verpflichtung.

 

Die Charta wies den Weg

Für uns Heimatvertriebenen sind die ersten Abschnitte des Kanzler-Interviews von ganz besonderer Bedeutung. Es steht, wie wir schon sagten, der volle Wortlaut der Ausführungen des Bundeskanzlers noch aus. Nehmen wir an, dass die vorliegenden Auszüge den Sinn einigermaßen treffen, dann ist dazu einiges zu sagen. Es ist nichts Neues, wenn der Chef der deutschen Bundesregierung betont, unser Volk sei fest entschlossen, die ernste Frage der ostdeutschen Grenzen und der Oder-Neiße-Linie auf keinen Fall mit Gewalt zu lösen. Vor über sieben Jahren wurde jene Charta der deutschen Heimatvertriebenen verkündet, die in den kommenden Jahren in der Welt zunehmende Beachtung fand. In ihr haben die durch das furchtbare Unrecht von Jalta und Potsdam am härtesten betroffenen deutschen Schicksalsgenossen wörtlich und unmissverständlich erklärt: „Wir Heimatvertriebenen verzichten auf Rache und Vergeltung. Dieser Entschluss ist uns ernst und heilig im Gedenken an das unendliche Leid, welches im Besonderen das letzte Jahrzehnt über die Menschheit gebracht hat“. In all den folgenden Jahren haben die Heimatvertriebenen auf Tausenden von Kundgebungen und in ihrer gesamten Presse immer wieder betont, dass sie nur einen Weg zur Wiedergutmachung des Geschehenen kennen: den Friedlichen. Die Vertriebenen aber waren es auch, die in der gleichen Charta bereits betont haben, dass sie mit allen Kräften jedes Beginnen unterstützen werden, das auf die Schaffung eines geeinten Europa gerichtet ist. Sie betonten zugleich, dass sie Rache- und Hassgefühle auch gegenüber den östlichen Nachbarvölkern, mit denen sie auch in Zukunft stets zusammenleben und zusammenarbeiten müssten, nicht kennen. Aus ihren Kreisen — man denke nur an die Rede unseres Sprechers, Dr. Gille, in Bochum und andere höchst konstruktive Vorschläge — kamen die Anregungen, ein direktes Gespräch mit verständigen Männern auch von drüben zu führen. Wenn der Kanzler also jetzt erklärt hat, die Frage der Oder-Neiße-Linie könne nach seiner Ansicht vor allem im Rahmen eines geeinten Europa gelöst werden, so wird ihm in dieser Beziehung keiner aus unseren Kreisen widersprechen. Wir sind auch alle davon überzeugt, dass in einer ferneren Zukunft die früher bestehenden Grenzen im Osten nicht mehr jene verhängnisvoll trennende Rolle zu spielen brauchen, wie in der Vergangenheit.

 

Der Kanzler hat erklärt, das Heimatrecht der Vertriebenen müsse anerkannt werden. Wir müssen nun aber die sehr konkrete Frage stellen, was er hier unter diesem Heimatrecht versteht. Unsere Ostprovinzen sind — teilweise seit nahezu einem Jahrtausend — einwandfrei deutsches Land. Das Recht der Deutschen, in ihre Heimat zurückzukehren und hier in dieser ihrer Heimat ein beispielloses Kulturwerk zum Wohle der ganzen Menschheit fortzusetzen, kann niemand bestreiten. Niemals allerdings ist dem Recht auf Heimat dann Genüge getan, wenn man nun etwa bei denen, die widerrechtlich diese Gebiete unter ihre Verwaltung gebracht haben, die Erlaubnis erwirkt, die Deutschen könnten, sagen wir einmal nach Königsberg, nach Allenstein, nach Memel usw. zurückkehren mit dem Status eines sowjetischen, polnischen oder sowjet-litauischen Staatsangehörigen. Welche Rolle sie in solch einem Falle drüben spielen würden, weiß jedes Kind. Sie würden verachtete Handlanger, unterdrückte Sklaven einer Fremdherrschaft sein. Von einer Verwirklichung eines wirklichen Heimatrechtes auch nur mit der Hoffnung auf eine gewisse Mitbestimmung und Mitverwaltung wäre nicht die Rede.

 

Die harten Tatsachen

Wir können uns einfach nicht vorstellen, dass ein deutscher Bundeskanzler eine solche „Übergangslösung", die in keinem Falle auch nur der Ansatz einer echten Lösung wäre, auch nur im Sinne habe. Um aber alle Irrtümer im Voraus auszuschalten, ist hier eine sehr eindeutige und unumwundene Erklärung notwendig. Niemand vermag im Übrigen zu sagen, was es mit den vom Kanzler beiläufig erwähnten „Wandlungen" in der Sowjetunion auf sich hat. Die von den verschiedensten Seiten und auch in Bonn erhobene Forderung, die ganze Entwicklung der Zukunft so nüchtern wie möglich zu sehen, können wir von uns aus nur unterstreichen. Wer aber nüchtern in die Zukunft schaut, der muss sich an das Gegebene halten, und der muss auch davon ausgehen, dass heute nichts darauf hindeutet, dass die Sowjets in absehbarer Zeit entschlossen sind, auch nur ein winziges Stückchen ihrer Beute und Machtposition preiszugeben. Der Belgrader Erklärung von Tito und Gomulka, in der die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als Grenze und die restlose Preisgabe unserer ostdeutschen Heimat als Voraussetzung für alle deutsch-polnischen Verhandlungen gefordert wurde, ist nicht mit einer Handbewegung abzutun.

 

Gomulka hat inzwischen abermals das Wort genommen und erklärt, er könne sich mit der Versicherung, Deutschland werde niemals mit Gewalt eine Änderung der Oder-Neiße-Grenze erzwingen, nicht zufriedengeben. Das sei nur „Sand in die Augen des polnischen Volkes!" Ohne eine vorherige klare Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als Grenze gäbe es keine weiteren Gespräche!

 

Es ist gewiss etwas sehr Verlockendes, zu erhoffen, eines Tages Polen und andere osteuropäische Staaten zu ihrem und zu unserem Nutzen in den gemeinsamen europäischen Markt und andere europäische Organisationen einzubauen. Wer aber ist so kühn, zu glauben, dass die unter schärfster Kreml-Kontrolle stehenden polnischen Kommunisten darin einwilligen könnten, selbst wenn sie es für verlockend hielten? Wir alle wollen gewiss irgendwie aussichtsreichen Gesprächen auch mit den Polen nicht ausweichen. Aber sie können nur auf dieser Grundlage erfolgen; für keine deutsche Regierung ist eine Vorbedingung erfüllbar, die Preisgabe Ostdeutschlands und Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als Grenze lautet. Für die Verfechtung dieser unserer so eindeutigen und rechtlich unanfechtbaren Forderung haben wir den besten Rückhalt auch in den unmissverständlichen Erklärungen der Westmächte, dass eine endgültige deutsche Ostgrenze erst in einem Friedensvertrag mit Zustimmung aller Verhandlungspartner festgesetzt werden kann.

 

Seite 1   Die Quittung von Belgrad

Als erstes Land, das diplomatische Beziehungen mit der Bundesrepublik unterhält und nicht dem Ostblock angehört, hat Jugoslawien — wir berichteten in der letzten Folge darüber — offiziell die Oder-Neiße-Linie als endgültige deutsch-polnische Grenze anerkannt. Mit dieser Feststellung ist die Bedeutung der Tatsache unterstrichen, dass in dem gemeinsamen polnisch-jugoslawischen Kommuniqué das zum Abschluss des Besuches Gomulkas bei Tito in Belgrad herausgegeben wurde, verkündet worden ist, die Oder-Neiße-Linie habe als polnische „Westgrenze" zu gelten, wobei entgegen der historischen Wahrheit behauptet wird, diese Grenze sei „im Potsdamer Abkommen festgelegt worden". Bezeichnend ist zugleich, dass hervorgehoben wurde, diese „Grenze" sei „von der DDR anerkannt" worden. Schließlich wurden alle diejenigen Staaten, „welche diese Anerkennung bisher noch nicht vollzogen haben", aufgefordert, dem Beispiele Titos und der DDR zu folgen.

 

Dieses Kommuniqué wurde in Kommentaren als „Schlag aus Belgrad" bezeichnet, der „die Bonner Außenpolitik besonders hart und gefährlich" getroffen habe. Es war aber nichts anderes als die Quittung für eine Reihe von Versäumnissen und Stellungnahmen die auf deutscher Seite zu verzeichnen sind, wie die folgende Registrierung des Gangs der Dinge deutlich macht:

 

1. Es wurde verabsäumt, in den langwierigen Verhandlungen über die „Reparationsleistungen" der Bundesrepublik an Jugoslawien die politische Haltung Belgrads in der Oder-Neiße-Frage zu klären.

 

2. Die Ausführungen des amerikanischen Senators Kennedy im vorigen Monat, wonach „in Deutschland ein Druck in Richtung auf Beilegung dieses Streits" (hinsichtlich der Oder-Neiße-Frage) ausgeübt werden solle, blieben nicht nur unwidersprochen, sondern ihnen wurde — unter Auslassung dieses in der polnischen Presse stark unterstrichenen Passus — große Verbreitung in der deutschen Presse verliehen.

 

3 Obwohl Warschau zugleich mit der Ankündigung der Reise der polnischen Partei- und Regierungsdelegation nach Belgrad verlauten ließ, es werde dort zu einer „gemeinsamen Erklärung" in der Oder-Neiße-Frage kommen, ist offenbar nichts geschehen, um Tito erneut nachdrücklich über den deutschen Rechtsstandpunkt zu unterrichten.

 

4. Als am 1. September der polnische Ministerpräsident Cyrankiewicz die Hauptstadt Schlesiens wählte, um von dort aus zu erklären, für die Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zwischen Warschau und Bonn sei die ausdrückliche Anerkennung der Oder-Neiße-„Grenze" „der wesentliche Faktor und die wesentliche Voraussetzung" — wobei er gleichzeitig alle diejenigen, die für eine friedliche Wahrnehmung und Durchsetzung der Rechtsansprüche auf völkerrechtlich nach wie vor deutsches Gebiet eintreten, als „Revanchisten und Militaristen" bezeichnete —, erfolgte keinerlei amtliche Zurückweisung dieser Zumutungen und Verleumdungen, sondern

 

5. erhoben sich vielmehr in verstärktem Maße — auch aus maßgeblichen politischen Kreisen der Bundesrepublik — Stimmen, die forderten, dass alsbald nach den Bundestagswahlen in dieser oder jener Form ständige offizielle Beziehungen zu Polen aufgenommen werden sollten.

 

6. Nachdem infolgedessen gleich bei Beginn des polnischen Staatsbesuchs in Jugoslawien sowohl Tito als auch Gomulka in Trinksprüchen erklärten, die „Grenze" an der Oder und Neiße stelle „die einzige und endgültige Lösung" dar — was so führte Gomulka überdies aus, nur diejenigen bestritten die „militärischer Machthunger und Revisionismus" leite —, begann der Botschafter der Bundesrepublik in Belgrad, Dr. Pfleiderer, kaum dass diese polnisch-jugoslawischen Trinksprüche verklungen waren, ein einstündiges Gespräch mit dem ebenfalls in Belgrad anwesenden polnischen Außenminister Rapacki. Zugleich wurde

 

7. laut „New York Times" vom 12. September 1957 in Kreisen der Botschaft öffentlich und mit Betonung zum Ausdruck gebracht, der vom Bundesaußenministerium an Dr. Pfleiderer ergangene Auftrag, bei der jugoslawischen Regierung nähere Auskünfte über die erste Oder-Neiße-Erklärung Titos einzuholen, stelle „keineswegs so etwas wie einen offiziellen Protest" dar. Mehr noch: Die Botschaft deutete an, dass nicht die Erklärungen an sich, sondern nur deren Zeitpunkt — unmittelbar vor den Bundestagswahlen — beanstandet würden!

 

8. Zudem erschien am 13. September an Leitartikelstelle in der „Welt" ein Bericht aus Bonn: „Wir sollten mit Polen sprechen", in dem mit kaum verhüllter Verzichttendenz in der Oder-Neiße-Frage zum „Realismus" als der „ersten außenpolitischen Tugend der Schwachen" gemahnt wurde, wie

 

9. ebenfalls am 13. September ein amtlicher Sprecher zwar versicherte, es werde „keine Anerkennung der Oder-Neiße-Linie erfolgen", aber doch erklärte, es sollten deutsch-polnische Gespräche über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen geführt werden.

 

Nach alledem — vor allem aber angesichts der Verhaltensweise des Botschafters Dr. Pfleiderer, der sich der schwierigen Situation so wenig gewachsen zeigte, dass eine Verwendung an anderer Stelle zweckmäßiger erscheinen dürfte — musste schließlich die „Belgrader Erklärung" erfolgen, die am Montag, also nach den Bundestagswahlen, herausgegeben wurde.

 

Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass für vieles, was hier auf deutscher Seite unterlassen und verlautbart wurde, der Wahlkampf verantwortlich zu machen ist, und zwar aus dem Grunde, weil offenbar gewisse Kreise, die von jeher zu einer Art „Vorleistungspolitik" neigen —- und diese dann auch noch als „Realismus" zu deklarieren pflegen —, gewillt waren, die Frage der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Warschau um jeden Preis zu einem „Wahlschlager" zu machen. Die Tatsache, dass eben diese Kreise soeben erneut — angesichts der „Belgrader Erklärung!" — diese Forderung wiederholt hat (und damit zu erkennen gaben, was es bedeutet haben würde, wenn ihnen ein Wahlerfolg beschieden worden wäre) bestätigt diese Beobachtung. Ihnen ist entgegenzuhalten, dass umso weniger Anlass besteht, die Anbahnung ständiger offizieller Beziehungen zwischen Bonn und Warschau zu betreiben, als eben erst der polnische Ministerpräsident in Breslau Erklärungen abgegeben hat, die — nehmen wir den mildesten Ausdruck — eine unerhörte Zumutung an die Regierung eines Staatswesens darstellen, das mit Recht für sich in Anspruch nimmt, für ganz Deutschland zu sprechen und zu handeln.

 

Seite 1   Warschau erhöht seine Forderungen

Nun für „internationale Garantie von Oder-Neiße"

Nachdem es Gomulka anlässlich seines Besuches in Belgrad gelungen ist, Tito zur ausdrücklichen Anerkennung der Oder-Neiße-„Grenze" zu veranlassen, geht Warschau mit aller Energie daran, seine Forderungen weiter auszubauen. Wie aus der polnischen Hauptstadt verlautet, wird Polen zunächst folgendes zu erreichen suchen:

 

1. Ausdrückliche Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als deutsch-polnische „Grenze" durch die Vereinigten Staaten und die übrigen Westmächte.

 

2. Faktische Anerkennung der Oder-Neiße-„Grenze" durch die Bundesregierung für den Fall der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Polen (Cyrankiewicz forderte in seiner Rede vom 1. September in Breslau eine „klare Anerkennung", um zum mindesten eine de-facto-Anerkennung zu erreichen.)

 

3. „Internationale Garantie" der Oder-Neiße-„Grenze" vornehmlich unter Mitwirkung der Vereinigten Staaten. Diese Forderung wird in der Form erhoben werden, dass eine „Internationale Garantie gegen gewaltsame Grenzveränderungen" erklärt werden soll.

 

4. Eine „Sondergarantie für Polens Küste", da angeblich der „westdeutsche Revanchismus" Pläne entwickelt habe, die polnisch besetzte Osteeküste „aktiv zu bedrohen". Die letzte Forderung ist besonders auf das von der Sowjetunion erhobene — und von der Sowjetzonen-Republik unterstützte — Programm einer „Neutralisierung der Ostsee" gemünzt, bzw. steht in dessen Rahmen.

 

Von rotpolnischer Seite wurde auf einen Artikel in der dem Warschauer Außenministerium nahestehenden Wochenzeitung „Swiat i Polska" (Die Welt und Polen) hingewiesen, in welchem es hieß, die Oder-Neiße-Frage müsse mit der polnischen Forderung nach „Sicherheit auf der Ostsee" verbunden werden. Zudem habe Gomulka in einem Interview mit einer dänischen Presseagentur erklärt, es sei notwendig, dass die Anliegerstaaten der Ostsee eine „Friedenszone" bildeten. In Warschau wurde zugleich angekündigt, dass Polen in nächster Zeit weitere „Forderungen" erheben werde, die im Zusammenhang mit der „Anerkennung der polnischen Westgrenzen und der Sicherheit Polens" stehen.

 

Seite 1   Foto: Am letzten Sonntag wurde in fast allen Städten und Orten der Bundesrepublik der Tag der Heimat begangen. Die Gedanken wanderten, wie immer an jedem Tag und oft, oft auch in der Nacht, zurück in die Heimat, und die Füße schritten geliebte Wege und gingen über die Erde, die uns so teuer ist. — Als vor einigen Monaten ein Ehepaar aus dem Memelland in das freie Deutschland kam, da brachte es einige Handvoll Erde mit, Erde der Heimat, in der unsere Vorfahren seit undenklichen Zeiten gelebt haben, Erde der Heimat, in der sie ruhen, Erde der Heimat, von der wir vertrieben worden sind. In eine Kristallschale gebettet, in einem Kästchen geborgen, so wurde in einer Feierstunde unserer ostpreußischen Memelkreise diese Erde in die Obhut der Patenstadt Mannheim gegeben, ein Sinnbild dafür, dass wir den Ruf dieser Heimaterde niemals vergessen, dass wir ihn immer hören werden.

 

Seite 2   Ohne Schwanken weiter

Die Bundestagswahlen und die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Polen

Von Dr. Oskar L. Lipsius

Die große außenpolitische Bedeutung des Wahlergebnisses besteht zunächst darin, dass alle diejenigen, die gemeint haben, es werde gegebenenfalls möglich sein, Schwankungen der Außenpolitik der Bundesrepublik zu erzielen, diese ihre Hoffnungen begraben müssen.

 

Dies gilt vornehmlich im Hinblick auf die Frage der Wiederherstellung der staatlichen Einheit Deutschlands in Frieden und Freiheit. Es bestand eine Zeitlang tatsächlich die Gefahr, dass in breiteren Kreisen auch der westdeutschen Öffentlichkeit der Unterschied zwischen einer Politik der Vorleistungen — die niemals zu einem positiven Ergebnis führen kann — und einer wirklichen, auf konkrete Verhandlungen abzielenden Politik nicht klar erkannt werden würde. Darauf spekulierte die sowjetische Politik, wie noch unmittelbar vor dem Wahltage die sowjetische Armeezeitung „Krasnaja Swjesda" in einem Artikel „Deutschland — wohin?" zum Ausdruck brachte, in dem gefordert wurde, die Bundesrepublik solle die NATO verlassen, worauf dann „schrittweise" die Einheit Deutschlands — im sowjetischen Sinne natürlich! — hergestellt werden könne. Das war nicht einmal nur eine Aufforderung zum Experiment, sondern die Zumutung einer Kapitulation. Dass der sowjetische Parteichef Chruschtschow in einer Reihe von Versammlungen, die er anlässlich einer Reise durch die sowjetisch besetzte Zone einberufen ließ, die gleichen Forderungen erhob, hat ebenfalls dazu beigetragen, dass zahlreichen westdeutschen Wählern die Entscheidung erleichtert wurde. Das Wahlergebnis stellt Moskau vor die Frage, ob es wirkliche Verhandlungen über die Wiedervereinigung Deutschlands führen oder ob es sich weiterhin auf die Verlautbarung von unverbindlichen Erklärungen unter gleichzeitiger Anforderung von Vorleistungen beschränken will.  

 

Was hinsichtlich der Frage der künftigen Gestaltung der deutsch-sowjetischen Beziehungen, also im Hinblick auf die Wiedervereinigung Deutschlands im allgemeinen gilt, hat auch für die besonderen Fragen der Oder-Neiße-Linie Gültigkeit, ganz gleich, ob das — wie die Angelsachsen zu sagen pflegen — „überschaubare und einberechnete Risiko" der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Bonn und Warschau — in welcher Form auch immer — eingegangen wird oder nicht. Wenn Warschau gefordert hat, dass die Bundesregierung die Oder-Neiße-Linie als „Preis" für die Aufnahme dieser Beziehungen „klar anerkennen" müsse, so ist es schwer im Irrtum, ebenso, wenn es meinen sollte — wie bereits vor einiger Zeit in der polnischen Presse angedeutet wurde —, dass infolge des Scheiterns des GB/BHE an der Fünfprozentklausel gewissermaßen „freie Bahn" für einen Verzicht auf die Rechtsansprüche auf die deutschen Ostgebiete geschaffen worden sei. Es würde die deutsch-polnischen Beziehungen von vornherein unerträglich belasten, wenn man in Warschau weiterhin außeracht lassen sollte, dass in dieser Frage der Oder-Neiße-Linie volle Einigkeit aller demokratischen Parteien besteht und dass kein maßgeblicher westdeutscher Politiker jemals das sowjetzonal-polnische Ulbricht-Cyrankiewicz-Abkommen anerkennen wird. Man möge sich in Warschau daran erinnern, dass gerade im Hinblick auf die letzten Bundestagswahlen die CDU auch nur eine Erörterung irgendwelcher Zumutung eines Verzichts auf die völkerrechtswidrig annektierten deutschen Ostgebiete abgelehnt hat, mit der Begründung, dass „schon eine solche Diskussion zur Verdunkelung des deutschen Rechtsstandpunktes geeignet" sei. Auch die CSU wandte sich aufs schärfste gegen „Erklärungen, die auf Vorleistungen und Verzichte hinauslaufen", wie sie zugleich hervorhob: „Wir stehen in Bezug auf deutsche Grenzfragen nach wie vor auf dem wiederholt bekanntgegebenen Standpunkt der Bundesregierung“. Diesen Standpunkt hat Bundesaußenminister Dr. von Brentano am 31. Januar dieses Jahres nochmals klar umrissen, indem er im Bundestag ausführte:

 

„Die Bundesregierung hat wiederholt in feierlichen Erklärungen ihren Standpunkt zu diesen Fragen dargelegt ... Die Bundesregierung hält daran fest, dass die Verhandlungen (einer frei gewählten gesamtdeutschen Regierung über einen Friedensvertrag) keinen Zweifel daran lassen dürften, dass für den völkerrechtlichen Gebietsstand Deutschlands die Grenzen des Deutschen Reiches am 31. Dezember 1937 maßgeblich sind und dass das deutsche Volk die Oder-Neiße-Linie nicht als gegenwärtige oder künftige Grenze Deutschlands akzeptieren kann“.

 

Diese Erklärungen sind so unmissverständlich und eindeutig, dass es nur Empörung auslösen kann, wenn auch weiterhin der Versuch gemacht werden sollte, daran zu rütteln; wie denn auch die kürzlichen polnischen Forderungen zur Oder-Neiße-Frage nur dazu führen können, dass erneut überprüft wird, von welchem politischen Werte überhaupt die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Bonn und Warschau sein kann, zumal sowieso die schwerwiegende Frage völlig offen ist, ob nicht durch einen solchen Schritt die Wiedervereinigung West- und Mitteldeutschlands eher gehemmt als gefördert würde.

 

Die Erkenntnis der Erfordernisse einer Festigkeit und Stetigkeit der Außenpolitik, die Ablehnung jedweden außenpolitischen Experimentierens hat zu dem Wahlsieg der Bundesregierung entscheidend beigetragen. Dieser selbst bietet die Grundlage dafür, dass sich überhaupt die Möglichkeiten für eine Regelung der „deutschen Frage" in Frieden und Freiheit ergeben können, mit welcher „Deutschlands Ostproblem" — die Oder-Neiße-Frage — unlösbar verknüpft ist.

 

Seite 2   „Bonns Glaubwürdigkeit"

Zur Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze durch Tito bemerkt die „Neue Zürcher Zeitung": „Es ist klar, dass Bonn in diesem Fall drastisch reagieren muss, wenn es seiner und der westlichen Wiedervereinigungspolitik die Glaubwürdigkeit erhalten will. Wenn Tito jetzt von der Existenz zweier deutscher Staaten spricht, dann anerkennt er einfach die DDR. Lässt Bonn ihm das ohne unmissverständliche Antwort und ohne Vergeltung durchgehen, dann werden die ohnehin im Fahrwasser Moskaus segelnden Länder des Mittleren Ostens nachziehen, und die Neutralisten werden ebenfalls nicht lange auf sich warten lassen. Das könnte in kürzester Zeit den Zusammenbruch der außenpolitischen Stellung der Bundesrepublik in Bezug auf die Wiedervereinigung bedeuten“.

 

Ganz im Sinne westlicher Verzichtprediger hält sich der Kommentar der belgischen Zeitung „La Cité": „Würde Adenauer die Oder-Neiße-Grenze akzeptieren? In Wirklichkeit wird der Kanzler wahrscheinlich keine Wahl haben. Falls die Russen jemals eine Wiedervereinigung zugestehen, dann auf der Grundlage der fraglichen Grenze. Das Problem, das sich der Bundesrepublik stellt, wird darin bestehen, die Rückkehr der Ostzone (gemeint ist die sowjetisch besetzte Zone. Die Red.) bis zur Oder-Neiße mit der wahrscheinlichen Beibehaltung einer sowjetischen Militärkontrolle (!) und der Entmilitarisierung eines breiten Gebietsstreifens zu akzeptieren oder zu erleben, dass alle Versuche zur Wiedervereinigung einfach im Sande verlaufen. In diesem Augenblick wird es sich darum handeln, den Beweis für politischen Realismus zu erbringen“. (!!)

 

Seite 2   Von Woche zu Woche

52 Vertriebenen-Abgeordnete gehören nach den Angaben der Fraktionen dem dritten Bundesparlament an. Von der CDU wurden neunzehn Vertriebenen-Abgeordnete, von der SPD zwanzig, von der FDP zehn und von der DP drei gemeldet. Es handelt sich aber keineswegs in allen Fällen um wirkliche Heimatvertriebene; Manchmal genügte schon die Tatsache, dass der Abgeordnete lediglich in einem Vertreibungsgebiet geboren war, um ihn zu einem Vertriebenen zu erklären.

 

Für eine engere Zusammenarbeit in der Außenpolitik zwischen Regierungsmehrheit und Opposition hat sich der bisherige Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Dr. Kiesinger (CDU), ausgesprochen. Er erklärte, er verlange von seinen politischen Gegnern keine Meinungsänderung, sei aber bereit, ihre Vorschläge ernsthaft anzuhören und zu diskutieren.

 

Bundeskanzler Dr. Adenauer wird Anfang Oktober eine erste Reise nach Skandinavien unternehmen. Es handelt sich um einen Privatbesuch anlässlich der Hochzeit seines jüngsten Sohnes.

 

Ein Erholungsurlaub des Kanzlers ist nicht vor der zweiten Oktoberhälfte, also nach dem Zusammentritt des neuen Bundestages und der Regierungsbildung, zu erwarten.

 

Eine Umbildung der bayerischen Staatsregierung hat die CSU unmittelbar nach der Bundestagswahl gefordert. Die CSU hat bei der Bundestagswahl einen außerordentlichen Stimmenzuwachs zu verzeichnen. Würden diese Ergebnisse für den Landtag gelten, dann würde die CSU nahezu zwei Drittel aller Mandate erhalten.

 

Der Parteitag der SPD für 1958 wird nach einer Mitteilung des Parteivorstandes bereits jetzt organisatorisch und politisch vorbereitet.

 

Der deutsche Botschafter in der Sowjetunion, Haas, muss noch einige Wochen zur Kur in einem Sanatorium bleiben. Er leidet an Kreislaufstörung und Überarbeitung. Nach seiner Gesundung wird Haas sogleich nach Moskau zurückkehren.

 

Der Präses der evangelischen Kirche Im Rheinland, Dr. Heinrich Held, ist kurz vor seinem 60. Lebensjahr an einer Lungenembolie gestorben. Held, der einer der Mitbegründer der Bekennenden Kirche war, stand seit November 1948 an der Spitze der rheinischen Landeskirche. Er war längere Zeit auch Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union.

 

Frau Bertha Krupp von Bohlen und Halbach, die bekannte Seniorchefin der Kruppschen Unternehmungen, erlag im Alter von 72 Jahren einem Herzschlag. Sie hat sich vor allem durch ihre rege soziale Tätigkeit für die Belegschaften der Werke einen Namen gemacht.

 

Der Nürnberger Oberbürgermeister Baerenreuther erlag im Alter von 49 Jahren überraschend einem Herzschlag. Baerenreuther war altes Mitglied der SPD und wurde wegen seiner Verdienste um den Wiederaufbau des stark zerstörten Nürnberg 1956 zum Ehrendoktor ernannt.

 

6788 Sowjetzonenflüchtlinge kamen in der letzten Woche nach der Bundesrepublik und West-Berlin und beantragten die Notaufnahme. In der vorangegangenen Woche war mit 7471 Personen ein Höchststand erreicht worden.

 

Nahezu 65 000 Aussiedler aus den deutschen Ostprovinzen sind bis Ende voriger Woche in diesem Jahr in der Bundesrepublik eingetroffen.

 

Die Preise für Kohle und Koks sind mit Wirkung vom 1. Oktober erhöht worden. Von diesem Tag kostet die Tonne Kohle durchschnittlich 4,70 DM mehr, die Tonne Koks 6,20 DM mehr, je Zentner macht das 23,5 bzw. 31 Pfennig mehr. Bundeswirtschaftsminister Erhard hatte gebeten, Preiserhöhungen nicht vor dem 1. November vorzunehmen. Der Bergbau ist diesem Wunsch nicht nachgekommen. Mit weiteren Preiserhöhungen für Kohle und Koks ist zum 1. April nächsten Jahres zu rechnen. Vom Bundesverband des deutschen Kohleneinzelhandels wurde mitgeteilt, die Auswirkung der Preiserhöhungen auf den Kleinverkaufspreis lasse sich noch nicht absehen.

 

Mit höheren Bahntarifen ist nach einer Mitteilung des Verwaltungsrates etwa im März 1958 zu rechnen. Geplant ist eine Erhöhung des Personentarifs in der zweiten Klasse von 6,9 auf 7,5 Pfennig je Kilometer. Der Tarif der ersten Klasse wird etwa um einen Pfennig je Kilometer steigen.

 

Der Chef der militärischen Personalabteilung im Bundesverteidigungsministerium, Brigadegeneral Müller-Hillebrandt, ist vom Minister seines Amtes enthoben worden. Strauß erklärte in München, er sei mit der Personalpolitik des Generals seit längerem nicht einverstanden gewesen. Die Hintergründe des Falles müssen noch geklärt werden.

 

Eine Verstärkung der U-Boot-Flottille für die Sowjetzonen-Marine kündigte die Bundeswehrkorrespondenz an. Das Geschwader der Marine der Sowjetzone dürfte in Kürze über sechs Unterseeboote verfügen, die teils in Rostock gebaut und überholt wurden.

 

Der weltbekannte finnische Komponist Jan Sibelius ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Sibelius galt als Schöpfer der finnischen Nationalmusik. Er hat mehrere hundert Werke komponiert.

 

König Haakon VII. von Norwegen, der älteste regierende Monarch der Welt, erlag 85-jährig einem schweren Leiden. Sein Nachfolger wurde der 54-jährige bisherige Kronprinz und Regent Olaf. König Haakon hat sein Land 52 Jahre lang regiert; er war bei allen Norwegern sehr beliebt.

 

Moskau bemüht sich um verstärkten Einfluss auf dem Balkan. Tito hat ebenso wie die kommunistischen Trabantenländer Bulgarien und Albanien einer vom roten Rumänien vorgeschlagenen Balkankonferenz zugestimmt.

 

Seite 3   Höchste Wachsamkeit ist notwendig

Der Sprecher unserer Landsmannschaft über die politische Lage

' „Es hat den Anschein, als ob die Probleme, die mit der Schicksalsfrage unseres deutschen Ostens zusammenhängen, jetzt fast sturzbachartig auf uns zukommen, man kann dem nicht ohne große Besorgnis entgegensehen. Wir von der Landsmannschaft Ostpreußen werden diese Entwicklung mit der größten Sorgfalt und der höchsten Wachsamkeit beobachten und zur richtigen Zeit sofort und in aller Deutlichkeit das Notwendige sagen“.

 

Das war einer der Punkte, die Dr. Gille, der Sprecher unserer Landsmannschaft, am letzten Sonntag bei der Feier des Tages der Heimat in Mannheim in einer Rede besonders stark hervorhob, und viele von uns werden seine Besorgnis teilen. Schon diese Wochen werden zeigen, ob nicht jetzt, wo die Wahlen vorbei sind, alle die Kräfte sich viel stärker als bisher regen werden, die da glauben, sie könnten nun ganz ohne jede Rücksicht und ohne jedwede Hemmung einer Verzichtpolitik das Wort reden. Diese wenigen Tage bereits haben so zahlreiche Auslassungen dieser Art gebracht, dass wir gar nicht imstande sind, alle hier ausführlich darzulegen und zurückzuweisen. Wir fürchten, dass wir jetzt in viel stärkerem Umfange als bisher die Aufgabe haben werden, klar und sachlich, aber auch leidenschaftlich und entschieden alle die in ihre Schranken zu verweisen, die den deutschen Osten preisgeben wollen.

 

Als Dr. Gille mit seiner Rede begann, da waren eben die Klänge der „Finlandia" verrauscht, der meisterlichen Tondichtung des großen finnischen Komponisten Sibelius, der wenige Tage vorher gestorben war. Dieses Werk, mit dem das so sehr angesehene Stamitz-Orchester der Feierstunde eine besondere Weihe gab, ist ein unvergleichlicher musikalischer Ausdruck der Gefühle, die uns Heimatvertriebene im Gedanken an unsere Heimat bewegen, und Dr. Gille gab dem zu Beginn seiner Rede überzeugenden Ausdruck, als er sagte, dass dieses Orchester für diese Feierstunde der Ostpreußen kein passenderes Werk hätte wählen können als gerade dieses, — das Werk, dessen Klänge so fern sind von jeder Lebensangst, dessen Klänge den leidenschaftlichen Willen eines kleinen tapferen Volkes ausdrücken, sich auch neben einem übermächtigen Nachbarn zu behaupten. Nichts von einem müden Verzicht, nichts von einem resignierenden „Was können wir denn schon machen?" —, alles vielmehr erfüllt von einer leidenschaftlichen Kraft, die um die Macht einer sittlichen Idee weiß.

 

Dr. Gille sprach dann von zwei äußerlich sichtbaren Meilensteinen, die Anlass dazu sind, die Hoffnung nicht aufzugeben: von der Einrichtung der Patenschaften und von dem Tag der Heimat. Wir Heimatvertriebene, so führte Dr. Gille aus, haben vom Schicksal einen Auftrag vernommen, den, alle Kräfte anzuspannen, um mit friedlichen Mitteln das wieder zu gewinnen, was Deutschland aus Unglück und Schuld verloren ging. Die Charta, die wir schon vor Jahren in Stuttgart als das Grundgesetz der Heimatvertriebenen feierlich verkündet haben, sagt ja jedem, dass wir aus dem Gefühl der sittlichen Verpflichtung heraus auf Rache und Vergeltung verzichten und dass wir etwas Neues und etwas Dauerhaftes errichten wollen, — etwas, das den Frieden nicht gefährdet, sondern ein Baustein ist für die Neuordnung dieses Erdteiles. Wenn die Stunde der Entscheidung eine Sternstunde sein soll, eine Sternstunde unseres Volkes und der Völker, mit denen wir in Frieden zusammenleben wollen, eine Sternstunde der Menschheit auch, dann darf nicht machtpolitischer Ehrgeiz von Politikern und sogenannten Staatsmännern das Wort haben, sondern dann muss die unverfälschte Stimme eines jeden Volkes sprechen. Wird das so sein, dann wird auch eine Lösung kommen als Erfüllung des preußischen Grundsatzes: „Jedem das Seine“.

 

Dieses Recht, von dem wir wollen, dass es Gestalt annimmt, es fällt uns nicht in den Schoß, wenn wir mit gekreuzten Armen dasitzen. Aus Unrecht kann nur dann Recht werden, wenn der Wille des ganzen Volkes dahintersteht, mit friedlichen Mitteln das zu erreichen, was nach gottgewolltem Recht uns zusteht, und hier bitten wir auch unsere Patenstädte, hier bitten wir das ganze deutsche Volk, niemals zu vergessen, dass wir Ostdeutschen zwar unsere Heimat verloren haben, dass aber alle, dass das ganze deutsche Volk deutsches Land verloren hat. Wir wünschen und hoffen, dass das deutsche Volk in allen seinen Schichten und Gliederungen immer stärker erkennen möge, dass wir den schweren Weg bis zum Ziel, den Weg bis zu einer gerechten neuen Ordnung gemeinsam gehen müssen.

 

Es hat nun den Anschein, so führte Dr. Gille weiter aus, als ob die Probleme fast sturzbachartig auf uns zukommen, und wir können dem nicht ohne große Besorgnis entgegensehen. Das erste Signal war die Tito-Gomulka-Erklärung über die Oder-Neiße-Linie als Grenze. Dr. Gille sprach davon, wie er als Mitglied des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages aus bester Kenntnis heraus wisse, dass bei den Verhandlungen zwischen der Bundesregierung und Jugoslawien vor etwa einem Jahr Vertreter aller Parteien des Bundestages sich Sorge darüber machten, ob die Entwicklung soweit gereift sei, dass schon eine klare und tragfähige Grundlage für das Verhältnis beider Staaten geschaffen werden könne. Es waren schwierige Verhandlungen, Jugoslawien erhielt mehrere Hundert Millionen Mark. Schon nach einem knappen Jahr war auf diese großzügige Leistung diese Antwort Titos möglich, - eine Tatsache die nur so gewertet werden könne, dass hier der deutschen Außenpolitik ein diplomatischer Schildbürgerstreich gelungen sei; die dafür Verantwortlichen sollte man zur Rechenschaft ziehen. Irgendwelche Paukenschläge gegen Jugoslawien dürften nicht das richtige Mittel sein, um dieses bedauerliche Ergebnis und seine Folgen zu revidieren.

 

Dr Gille ging dann auf das Oder-Neiße-Problem ein. Eine große deutsche Zeitung die aber nicht als besonders angesehen gelten könne, habe sich sogar zu der Behauptung verstiegen, dass die Wähler mit ihrer Stimmabgabe den status quo, also den bestehenden Zustand in Bezug auf die deutschen Ostgebiete bejaht hätten. „Ich bedauere es“, so sagte Dr. Gille dazu, „dass dieser Wahlausgang nicht ein deutlicheres Votum zu der Schicksalsfrage des deutschen Volkes ergeben hat, aber ich kann und will es einfach nicht glauben, dass die Deutung der Wahlen, wie jene Zeitung sie gegeben hat, richtig ist und dass die deutschen Wähler damit ihr letztes Wort haben sagen wollen. Wir werden das Wirken des Dritten Bundestages aufmerksam beobachten, und wir werden uns nicht scheuen, zur richtigen Zeit das richtige Wort zu sagen. Wir fürchten, dass die deutsche Bundesregierung für die kommenden Auseinandersetzungen denkbar schlecht vorbereitet ist“.

 

Dr. Gille sprach dann von dem Aufsatzwettbewerb des Landtages von Baden-Württemberg mit dem Thema „Ist die deutsche Wiedervereinigung den Preis der Anerkennung der Oder-Neiße-Linie wert?" — „Könnte ein gutes Verhältnis zu Polen wichtiger sein als die Aufrechterhaltung des Anspruchs auf die Ostgebiete?" Wir haben im Ostpreußenblatt — in Folge 35 auf der ersten Seite — zu diesem Fall Stellung genommen. Auch Dr. Gille wies die Fragestellung zurück. Die Schüler sind gar

nicht in der Lage, aus eigenem Wissen ein so schwieriges Thema zu gestalten, und dann auch wird die Antwort eines Verzichtes geradezu herausgefordert. Er bat die Patenstadt Mannheim, an ihrem Teil dazu beizutragen, dass die Jugend auch wirklich umfassend und objektiv über die Probleme des deutschen Ostens unterrichtet wird. Die Landsmannschaft Ostpreußen werde immer mit Material für eine richtige Urteilsbildung zur Verfügung stehen und auch sonst helfen; die Jugend könne dann aus ihrer erworbenen Kenntnis heraus zu einem wirklichen Urteil über diese Schicksalsfrage des deutschen Volkes kommen. Die deutsche Jugend werde schon die richtige Antwort finden. Sie ist nicht so schlecht, wie es manche darstellen, sie ist im Kern gesund und keineswegs schlechter, wie es die deutsche Jugend zu allen Zeiten war, — eine Feststellung, die von den vielen hundert Zuhörern mit besonders starkem Beifall unterstrichen wurde, mit einem Beifall, wie er auch sonst an den besonders bemerkenswerten Stellen der Rede zu hören war.

 

Die Stellungnahme des Verbandes der Vertriebenen gegen den Aufsatzwettbewerb, so führte Dr. Gille weiter aus, hat ein Studienprofessor H. Rehbach aus Holzminden zum Anlass eines Briefes genommen, den die „Welt" vom 20. September veröffentlicht hat, ein Brief, in dem es heißt, dass das deutsche Volk die Oder-Neiße-Linie als ein Gottesurteil freiwillig anerkennen müsse. „Gottesstreitern dieser Prägung gegenüber können wir", so betonte Dr. Gille mit großem Nachdruck und unter dem starken Beifall der Versammelten, „nur unsere ganze Verachtung zum Ausdruck bringen“.

 

Die Rede des Sprechers unserer Landsmannschaft klang aus in der Mahnung, trotz allem nicht zu resignieren und nicht mutlos zu werden. Jeder ist aufgerufen, an seinem Teil beizutragen, den Willen des deutschen Volkes zu bilden. Diese Willensbildung kann jetzt aber nur ein Ziel haben, ein Ziel, dem wir alle zustreben müssen: ein deutsches Reich zu schaffen in den Grenzen, die ihm rechtens zukommen.

 

Seite 3   Verzichtpolitik im Sender Freies Berlin?

Ein Kommentar, der sich auf das Grundgesetz beruft...

Vorletzten Mittwochabend trauten wir unseren Ohren nicht. Wir hörten in der Sendung „Zur Politik der Gegenwart" des Senders Freies Berlin den Kommentar eines Dr. Bender zur Tito-Erklärung über die Oder-Neiße-Linie als Grenze anlässlich des Besuches von Gomulka in Jugoslawien. Der Kommentar befasste sich mit dem Protest der Vertriebenenverbände in dieser Angelegenheit.

 

Dr. Bender hielt es für richtig, die Vertriebenenverbände lächerlich zu machen und ihre Ziele zu ironisieren. Ihren Appell an die Bundesregierung, gegen die Tito-Erklärung Verwahrung einzulegen, versucht er als Äußerung „bedeutungsloser Einzelstimmen" abzutun. Als Begründung führt er die Wahlniederlage des BHE an. Welch peinlicher Missgriff! Weiß man im Sender Freies Berlin nicht, dass es zwölf Millionen Heimatvertriebene in der Bundesrepublik gibt, repräsentiert durch die Sprecher der Millionen Mitglieder der Vertriebenenverbände? Dass diese Millionen ihre Wählerstimmen überwiegend — wie alle anderen Bundesdeutschen — einer der beiden großen Parteien gaben und geben, dass also die Wahlniederlage des BHE nicht im geringsten besagt, dass die Bereitschaft, auf geraubtes Land zu verzichten, unter uns Platz gegriffen hätte?

 

„Man könnte", heißt es in dem Kommentar, „die Vertriebenenverbände ihrem Befremden überlassen und ihre Empfehlungen dort ablegen, wo so viele Bemühungen von Vereinen ein sauber registriertes archivarisches Grab erhalten. Nur etwas hindert eine solch stillschweigende ehrenvolle Erledigung des Falles. Die Vertriebenenverbände haben nämlich ein Gebot der deutschen Politik verletzt, das unter keinen Umständen verletzt werden darf“. Welches wohl? „Das Grundgesetz", meint Dr. Bender. Und er nennt das Grundgesetz — bei so viel sachlichem und sprachlichem Missgeschick sträubte sich der stenographierende Kugelschreiber— „die Basis aller unserer Auslandsbeziehungen nach dem Zweiten Weltkrieg", die die „Kraft bilde, mit der wir die Welt davon überzeugen, dass Hitler überwunden, dass wir ein anderes Deutschland sind". Weiß Dr. Bender, weiß die politische Redaktion des Senders nicht, dass die Präambel des Grundgesetzes mit dem folgenden Satz schließt: „Das gesamte deutsche Volk bleibt aufgefordert, in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden?" Nicht die Heimatvertriebenen verletzen das Grundgesetz, in dem nichts von einem Verzicht auf deutsches Land steht, das auch jetzt noch völkerrechtlich deutsches Land ist, wohl aber verletzt dieses Grundgesetz der Kommentator, der deutsches Land preisgibt. Wir hätten in erster Linie wiedergutzumachen, meint Dr. Bender. Wir wollen es. Aber längst gibt es heute Schuld auf der anderen Seite, und wir weigern uns, in alle Ewigkeit den Sündenbock zu spielen, der den Mund halten muss, wenn ein Staatsmann von draußen ihm sein elementares Recht abspricht.

 

Kurzum, wir hörten einen Kommentar voll von sachlichen Fehlern, von Ignoranz und Überheblichkeit, hinter dem in jedem Satz der Wunsch durchklang: Ihr Heimatvertriebenen, hört endlich mit eurem störenden Gemecker auf, haltet doch endlich den Mund!

 

Wir halten ihn nicht, und wir wissen uns darin sowohl von der Regierungs- als auch von der Oppositionspartei verstanden, von deren Wählerschaft wir einen beträchtlichen Prozentsatz stellen. Nicht wir sind gefährlich. Gefährlich für Deutschlands Zukunft ist unqualifiziertes Gewäsch, das der Osten nur allzu gern propagandistisch auswertet, das aber auch gewisse politische Kreise im westlichen Ausland gutgläubig oder nur allzu gern als Beweis nehmen dafür, die Deutschen hätten endgültig auf das ihnen geraubte Land verzichtet.

 

Seite 3   Das Recht auf Freiheit und Einheit

Es geht um die sehr reale Frage der freien Entscheidung des Einzelmenschen

Staatssekretär Dr. Nahm vom Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte hielt auf der Berliner Kundgebung zum „Tag der Heimat" eine so ausgezeichnete und bedeutungsvolle Rede, dass wir sie hier im Wortlaut bringen.

 

Recht und Treue sind aufeinander angewiesen. Das Recht, das auf unserer Seite steht, ist ein absoluter Tatbestand, der nicht erschüttert werden kann. Die Treue aber hängt von uns ab. Sie ist eine Leistung, eine Tugend und eine Kraft, die wir stündlich zu erbringen haben. Das Recht kann vereinsamen, wenn es nicht von der Treue gestützt und wahrgenommen wird.

 

Zwei Tatsachen dürften feststehen:

 

1. Niemals wird sich auf Unrecht ein wahrer Frieden aufbauen können.

 

2. Freie deutsche Staatsmänner verzichten nicht auf das in der freien Welt verkündete Recht auf die Selbstbestimmung, wie es in der Atlantik-Charta festgelegt ist.

 

Eine auf Entspannung, Frieden und Sicherheit bedachte Welt kann an dem Recht auf die Heimat nicht vorübergehen. Jedes Volk hat ein Recht auf Heimat, Freiheit und Einheit. Die Vertreibung der Deutschen aus den uralten deutschen Siedlungsgebieten Mittel- und Osteuropas sowie die Zerstückelung Deutschlands haben das von Gott gesetzte Recht auf Heimat, Freiheit und Einheit gebrochen. Damit aber ist das Zustandekommen des Friedens gehemmt. Frieden ist Ruhe in der Ordnung. Solange die in Potsdam zerschlagene Ordnung nicht hergestellt ist, wird die Menschheit vergeblich nach Frieden und Sicherheit verlangen.

 

Das Naturrecht ist älter als die Staaten und steht daher in seiner Würde und Kraft turmhoch über jeder nationalstaatlichen Zweckmäßigkeitspolitik, die sich auf Gewalt und Besitzgier stützt.

 

Wenn wir anklagen, dann ist es unaufrichtig, nur an die von anderen zu vertretende Gegenwart zu denken; es ist auch falsch, nur auf Polen hinzuweisen. Dieses Volk wurde von seinem östlichen Nachbarn mit Absicht schuldig gemacht, um es in dauernder Abhängigkeit zu halten. Schließlich ist die versuchte Einverleibung von Nord-Ostpreußen in den Bereich der Sowjetunion eine imperialistische Landnahme, die eine ganze Kette von Rechtsbrüchen auslöste und der Vernunft den Weg versperrt.

 

Man verschiebt die Verantwortlichkeit und handelt gegen die Wahrheit, wenn man uns Revanche-Gedanken, Restauration oder nationalistischen Drang nach dem Osten vorwirft. Wenn wir mit allem Nachdruck die Achtung der Grundsätze des Naturrechts vertreten, und zwar nicht nur für uns, sondern für alle in ihrem Recht auf die Heimat, in ihrer Freiheit und, Einheit gekränkten Menschen, vermag uns kein objektives Argument der Unruhestiftung oder gar der Bedrohung des Friedens zu bezichtigen. Unruhe und Bedrohung des Friedens gehen vielmehr von der Missachtung des Rechts und der Verherrlichung der Gewalt aus, niemals von der würdigen Betonung eines erwiesenen Rechtsstandpunktes, niemals von der Treue zur Heimat und dem Bekenntnis zum friedlichen Rechtsweg. Wer das Recht friedlich wiederherzustellen strebt, ist kein Revisionist, sondern der Verfechter einer dauerhaften, allen Völkern nützenden Ordnung.

 

Bei dem Recht auf Heimat und Selbstbestimmung handelt es sich nicht nur um eine deutsche Frage. Die Millionen deutscher Vertriebener haben Schicksalsgenossen aus fast allen Ländern der östlichen Welt. Man darf zu ihnen wohl auch die Aber-Millionen zählen, die zwar nicht vertrieben wurden oder geflohen sind, die aber in der Heimat sich nicht der Freiheit erfreuen dürfen. Die Freiheit ist ein unentbehrliches Attribut der Heimat. Wo die Freiheit verloren ging, entbehrt die Heimat ihrer tragenden und bergenden Kraft. Darum sind jene, die aus der Zone fliehen, und die Spätaussiedler keine Aussage gegen das Heimatverlangen oder gegen Rechtsanspruch und Treue. Sie zeugen vielmehr von der Fortentwicklung des Frevels von Potsdam und von dem Wert der Freiheit. Die Spätaussiedlungen sind also eine Folge der gewaltigen Vertreibung. Sie können nur im Zusammenhang mit dieser gesehen werden.

 

Wo Freiheit und Recht nicht gesichert sind, besteht auch keine Möglichkeit zu einer freien Willensentscheidung des einzelnen. Infolgedessen ist das Verlassen uralten deutschen Bodens durch angestammte deutsche Menschen kein Ausdruck des freien Willens, sondern die Folge eines durch die Vertreibung erzeugten und für die Dauer der Unterdrückung des Selbstbestimmungsrechts fortwirkenden Zwanges.

 

Schließlich hängt unser Rechtsanspruch auf diese Gebiete nicht davon ab, wie hoch der Prozentsatz von entrechteten und vereinsamten deutschen Menschen ist, die dort noch auszuharren vermögen. Entscheidend sind:

 

1. Das Recht als solches, das weder durch Gewalt geschaffen, noch durch falsche Behauptungen erhärtet wird.

 

2. Die freie Entscheidung derer, auf deren Seite das von der Treue gehütete Recht steht. Diese freie Entscheidung ist rechtswirksam, wo auch immer sich die vertriebenen oder ausgesiedelten Bewohner und rechtmäßigen Eigentümer dieses Landes für die Dauer der Unfreiheit befinden mögen.

 

Recht und Treue sind nicht auf die Hast angewiesen. Die Hast ist der Ungeduld und der Unbesonnenheit verwandt, welche die Welt verwirren können. Wir wissen, dass die tiefer schauenden Teile der östlichen Nachbarvölker die Unordnung empfinden, die durch Potsdam geschaffen wurde. Wir sollten uns daher hüten, in einem Kollektivurteil gleich ein ganzes Volk für die Zustände verantwortlich zu machen, die nicht durch ein Volk, sondern durch ein aus der Unfreiheit gewachsenes politisches System erzeugt worden sind. Wenn wir unseren Rechtsanspruch, unsere Treue und unseren Verzicht auf jede gewaltsame Lösung mit Geduld und Verständnis verbinden, werden wir nicht nur uns den besten Dienst erweisen; wir können vielmehr auch helfen, die Verkrampfung der osteuropäischen Welt zu lösen.

 

Unser Grundsatz, dass über Menschen nie ohne ihre persönliche Befragung verfügt werden soll, ist auch das Leitmotiv für unsere Moskauer Verhandlung um die sogenannte Repatriierung. Es geht schlechthin um die Frage, ob der Staat über den Kopf der Einzelperson hinweg entscheiden darf oder nicht, also um die Wertung des Menschen. Wann haben denn die hartgeprüften Menschen des europäischen Ostens in Ruhe und Frieden entscheiden dürfen, wo sie wohnen möchten? Weder der Nationalsozialismus, noch die Sowjets haben sich grundsätzlich um den freien Willen gekümmert. Er wurde vielmehr über das Schicksal kleiner Völker und Staaten verfügt, umgesiedelt und rückgesiedelt, wie man mit einer Ware verfährt. Formelle Staatsangehörigkeiten, die in diesen Schrecken und Wirren entstanden sind, sollten keine Prestigeangelegenheit für die große Politik sein. Es geht ja nicht um die formelle Frage der Staatsbürgerschaft, sondern um die sehr reale Frage der freien Entscheidung des Einzelmenschen. An diesem Grundsatz scheiden sich allerdings demokratische und totalitäre Weltanschauung.

 

Vor einiger Zeit war im Hinblick auf das Recht auf die Heimat von Verzichterklärungen die Rede. Ich bin überzeugt, dass es sich dabei um Missverständnisse oder unglückliche Deutungen gehandelt hat. Verzichterklärungen fördern die Verständigung nicht. Sie sind auch keine Realpolitik, sondern Vorleistungen, die ohne Bewertung bleiben und eine künftige Verhandlungsbasis schwächen. Der Bundeskanzler hat vor drei Wochen erklärt, dass die Bundesrepublik zwar bereit ist, für die Verständigung wirtschaftliche und finanzielle Opfer zu bringen, aber eine Verzichtpolitik ablehnt. Ich glaube, damit, ist eine Grundlage und eine Formulierung gefunden, auf der eine allgemeine Übereinstimmung möglich ist. Wir sollten zwar im Sinne der Charta und der Erklärung des Bundeskanzlers unser Recht in aller Ruhe vertreten, wo und wann es notwendig ist; wir sollten aber nicht ohne Anlass öffentlich zu Fragen Stellung nehmen, die noch gar nicht auf der Tagesordnung stehen.

 

Die Bundesregierung wird in schwierigen Verhandlungen zwischen Ost und West das Ziel nicht aus den Augen lassen, ein einheitliches, freies Deutschland in einer freien Welt auf friedlichem Wege zu erreichen, sowie das Selbstbestimmungsrecht und mit diesem das Recht auf die Heimat im Völkerrecht zu verankern. Damit aber soll auch den rechtmäßigen Bewohnern der Vertreibungsgebiete das Recht gesichert werden, selbst zu entscheiden.

 

Seite 3   „Hier ist die Welt zu Ende"

Die Fortsetzung dieses Berichtes muss wegen des Umfanges der politischen Berichte und Meldungen in dieser Nummer fortfallen-

 

Seite 4   Klare Antwort an Tito gefordert

Der Verband der Landsmannschaften und des BvD haben folgende gemeinsame Erklärung abgegeben:

 

Der jugoslawische Staatschef Tito hat gegenüber der polnischen Regierung die Oder-Neiße-Linie als endgültige Grenze zwischen Deutschland und Polen anerkannt. Dieser Schritt Jugoslawiens ist völkerrechtlich ohne Wirkung, denn die deutsche Grenzfrage kann nur im Friedensvertrag endgültig geregelt werden. Die Erklärung Titos beeinträchtigt jedoch in hohem Maße den deutschen Standpunkt in dieser Frage vor der Weltöffentlichkeit. Die Bundesregierung ist verpflichtet, solchen Einwirkungen entgegenzutreten. Die Vertriebenen erwarten daher, dass sie die Leistungen an Jugoslawien einstellt. Sie empfehlen ferner, dringend zu erwägen, ob unter diesen Umständen die Aufrechterhaltung der Beziehungen zu Belgrad gerechtfertigt ist.

 

Die Bundesrepublik unterhält keine Beziehungen zu dem kommunistischen Regime in Polen. Die Vertriebenen sind deshalb aufs höchste befremdet darüber, dass Botschafter Pfleiderer in Belgrad offizielle Gespräche mit dem polnischen Außenminister geführt hat, obwohl er wissen musste, dass der Zweck des polnischen Besuches war, die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie herbeizuführen.

 

Seite 4    Sowjetjugend „westlich angesteckt“

Das Zentralorgan der sowjetischen kommunistischen Jugend, die „Komosomolskaja Prawda" erhebt bewegliche Klage darüber, dass viele Jugendliche in der Sowjetunion — vor allem natürlich in Moskau — bei den sogenannten „Weltjugendfestspielen" durch die fremden Delegationen „mit westlichen Unsitten angesteckt'' worden seien. Es sei eine „höchst unerwünschte Begleiterscheinung" des Festes gewesen, dass die Jungen und Mädchen aus der sowjetischen kommunistischen Jugend in erheblicher Zahl „westliche Unarten" angenommen hätten.

 

Das Blatt der roten Parteijugend spricht sein höchstes Missfallen darüber aus, dass nun manche „Komsomolzinnen" stolz einen westlichen Pferdeschwanz als Frisur tragen. Das Klassenbewusstsein habe so sehr gelitten, dass man sogar Sowjetmädchen mit engen Hosen und kapitalistischen bunten Sweatern sehe. Es gebe auch Jungen und Mädchen, die nun mit den französischen und englischen Brocken um sich würfen, die sie beim „Festival" aufgeschnappt hätten. Auch dem „entarteten heißen Jazz" wendeten diese Abtrünnigen mehr Aufmerksamkeit zu, als gut sei. Die Funktionäre der roten Parteijugend werden angewiesen, sofort „strengste Maßnahmen zur Abhilfe zu treffen" . . .

 

Seite 4   2000 Gehöfte in Südostpreußen ausgeschlachtet

In den Kreisen Lyck, Treuburg und Goldap - Ein polnisches Eingeständnis

Unter der Überschrift „Der Beutehandel blüht immer noch" befasst sich Andrzej Wydrzynski in der Oppelner Zeitung „Przemiany" mit dem fortdauernden Abtransport von Materialien aller Art aus den sogenannten „Westwojewodschaften" nach Zentralpolen. Entgegen den Bemühungen „verantwortungsbewusster Kreise" in Pommern und Schlesien, Ostpreußen und Ostbrandenburg würden von „zuständigen Stellen" in Warschau weiterhin Erlaubnisscheine für den Abbruch von Häusern sowie die Demontage von Maschinen und ganzer Fabrik-Einrichtungen herausgegeben. An Einzelbeispielen nennt der Autor u. a. den Abbruch eines kulturhistorisch wertvollen Holz-Kirchturms in Zartzig, Kreis Saatzig (man brauchte Brennholz für die dortige Schule!), die Niederlegung zweier alter (im Kriege unversehrt gebliebener) Kirchen in Königsberg/Nm., die völlige oder teilweise Ausschlachtung von zweitausend Bauerngehöften in den ostpreußischen Kreisen Lyck, Treuburg und Goldap sowie die Zerstörung einer Schrotholzkirche im Oppelner Lande (zum Zwecke der Materialgewinnung für ein Vorratsmagazin).

 

Seite 4   „Sie plünderten alles"

Mit bitterer Ironie schreibt eine in den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten erscheinende Zeitung, diejenigen polnischen Zuwanderer, die seinerzeit die Verwaltung der Oder-Neiße-Gebiete übernahmen, hätten eine vollkommen ‚kolonisatorische Einstellung' bewiesen: „Sie transportierten alles, was sie nur konnten, nach Zentralpolen ab, plünderten und verkauften alles, traten oftmals die Grundlagen des Rechtsempfindens mit Füßen, wodurch sie das Gefühl eines Provisoriums schufen, was wiederum keineswegs eine rationelle Wirtschaftsgebarung begünstigte“. Es müsse endlich mit den angekündigten Investitionen begonnen werden, vor allem auch mit der „Wiederbelebung" der kleineren und mittleren Städte. Diese stellten den „Stolz der Westgebiete dar, befänden sich aber durchgehend in einem jammervollen Zustand“.

 

Seite 4   Drei Milliarden Zloty für Wodka

In den ersten sechs Monaten dieses Jahres

Der polnische Parteisekretär Gomulka hielt auf einer Massenversammlung in Warschau eine längere Rede, in der er ausführte, dass Lohnerhöhungen ohne erhöhte Arbeit „dem nationalen Wohl zuwiderliefen und mit Strenge geahndet würden“. Er betonte die Notwendigkeit sozialer Disziplin im Lande und erklärte, Ruhe und Ordnung seien unbedingt notwendig.

 

Gomulka rief weiter die Bevölkerung auf, den Richtern, der Miliz, den Staatsanwälten und den Kontrollkörperschaften bei der Aufrechterhaltung der Ordnung behilflich zu sein. Die Hauptübel, die dem Lande Schaden brächten, seien Spekulation und Alkoholismus. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres habe das polnische Volk drei Milliarden Zloty für Wodka ausgegeben. 900 Millionen mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der Parteisekretär kritisierte die Bauern, die ihre Verpflichtungen gegenüber dem Staate nicht erfüllt haben, und diejenigen, die sich der Spekulation ergeben.

 

Seite 4   Maulkorb für Polenzeitungen in Ostdeutschland

Schärfste Zensur für Berichte und Zahlen — „Denkt an den Feind!“

Den Berichterstattern, Reportern und Mitarbeitern der polnischen Presse in den polnisch verwalteten ostdeutschen Gebieten ist Anfang September von den Chefredaktionen „zur Kenntnis" gegeben worden, dass die Veröffentlichung von Zahlenmaterial über die Industrie, Landwirtschaft und Bevölkerung der „wiedergewonnenen Westgebiete" nur noch mit ausdrücklicher Zustimmung der Chefredakteure sowie der zuständigen Dienststellen erfolgen soll. Als Begründung für die einschneidenden neuen Beschränkungsmaßnahmen in der Berichterstattung über das Wirtschaftsleben wurde angegeben, seit Oktober 1956 sei, um „Fehler der Vergangenheit" darzustellen, speziell für die Oder-Neiße-Gebiete Zahlenmaterial veröffentlicht worden, das zwar die „Vernachlässigungen" verdeutlicht, aber doch zu „irrigen Rückschlüssen“ geführt habe.

 

Für die in den Oder-Neiße-Gebieten erscheinenden polnischen KP-Organe wurde von den betreffenden „Wojewodschaftskomitees" der KP die Anweisung erlassen, dass Zahlenveröffentlichungen nur nach „Rücksprache" zwischen den Chefredaktionen der KP-Organe und den zuständigen Dienststellen der „Vereinigten Polnischen Arbeiterpartei", wobei über die „Zweckmäßigkeit" von Zahlenveröffentlichungen Einigung erzielt werden soll, zu erfolgen haben.

 

Diese Anordnung, die den Chefredakteuren der insgesamt acht in den Oder-Neiße-Gebieten erscheinenden Partei-Organe über die KP„ Wojewodschaftskomitees" von der Presseabteilung des Zentralkomitees der „Vereinigten Polnischen Arbeiterpartei" zugeleitet wurde, erstreckt sich auch auf einige sogenannte „parteifreie", in den Oder-Neiße-Gebieten erscheinende Presseorgane. Es sind dies die Tageszeitungen „Dziennik Baltycki (Ostsee-Zeitung) in Danzig, „Kurier Szczecinski" (Stettiner Kurier), „Slowo Polski" (Polnisches Wort) in Breslau, die deutschsprachige „Arbeiterstimme" in Breslau sowie die Fachzeitschrift „Rolnik Dolnoslaskie" (Niederschlesische Landwirtschaft). Diese Blätter müssen sich ausdrückliche Genehmigungen für Zahlenveröffentlichungen von der Presseabteilung des zuständigen „Wojewodschafts- bzw. Stadt-„Nationalrates" einholen.

 

In einem Kommentar unter dem Titel „Denkt an die Feinde des Volkes" empfahl ein Sprecher des Warschauer Rundfunks (Jan Strzelecki) „Vorsicht und Zurückhaltung in der Berichterstattung über die Westgebiete". Aufklärung über alle Vorgänge, die eine breite Öffentlichkeit angingen, sei gut und nützlich; das „allzu intensive" Eingehen auf interne Angelegenheiten jedoch, das sich „besonders bei verschiedenen Wochenzeitungen" bemerkbar mache, könne „viel Schaden anrichten", wenn die Kritik und Offenheit — so berechtigt sie hier und da auch immer sein möge — in „Schwatzhaftigkeit" ausarte. Man müsse immer bedenken, dass „die Feinde des polnischen Volkes und Staates" auf der Lauer lägen und nur auf Stoff für ihre Argumentationen warteten.

 

Seite 4   Das Bundesausgleichsamt

Die leitenden Stellen wurden mit Einheimischen besetzt

Von unserem Bonner O. B. - Mitarbeiter

Wie erst jetzt bekannt wurde, ist inzwischen zum Leiter der Abteilung „Leistungen mit Rechtsansprüchen" im Bundesausgleichsamt der Leitende Regierungsdirektor Dr. Schäfer bestellt worden. Damit sind alle drei im Jahre 1957 neu besetzten leitenden Stellen in diesem Amt an Einheimische vergeben worden. Bei der Verabschiedung des Lastenausgleichsgesetzes im Jahre 1957 hatte die Regierungskoalition die Erklärung abgegeben, dass die Vertriebenen bei der Durchführung des Lastenausgleichs maßgeblich beteiligt werden würden. Die Stellenbesetzung in Bad Homburg ist ein Beispiel dafür, wie politische Versprechungen gehalten werden; sie ist außerdem eine Herausforderung der Vertriebenen. Man kann gespannt sein, ob auf den letzten noch freien leitenden Posten im Bundesausgleichsamt, die Stelle des Grundsatzreferenten, auch noch ein Einheimischer berufen werden wird.

 

Seite 4   Erleichterungen bei der Gewerbesteuer

Eine Verwaltungsanordnung, die eine Erleichterung auf dem Gebiet der Gewerbesteuer für die Vertriebenen-Unternehmen vorsieht, wurde von der Bundesregierung jetzt verabschiedet und dem Bundesrat zugeleitet. Danach sollen Betriebe von Vertriebenen, Flüchtlingen, Evakuierten, politisch Verfolgten und sonstigen Kriegssachgeschädigten Dauerschulden künftig nur zu 40 Prozent dem Gewerbekapital hinzurechnen, wenn der Ertrag zur Festsetzung der Gewerbesteuer ermittelt wird. Das gleiche gilt für Dauerschuldzinsen.

 

Voraussetzung für die Vergünstigung ist allerdings, dass es sich bei den Betrieben um Einzelunternehmen, Personengesellschaften oder Gesellschaften mit beschränkter Haftung handelt. Auch darf der Einheitswert nicht mehr als 200 000 DM betragen. Die Dauerschulden müssen mindestens die Hälfte des Einheitswertes ausmachen. Die Steuerermäßigung soll gewährt werden für die Erhebungszeiträume von 1956 bis 1958. Die Gewährung erfolgt auf Antrag.

 

Seite 4   120 Bände Bilderlisten der Vermissten

Ende dieses Jahres sollen die ersten Bilderlisten des umfassenden Bildersuchdienstes für Vermisste und Verschollene erscheinen, der vom Deutschen Roten Kreuz schon seit längerer Zeit vorbereitet wird. Die Herausgabe des gesamten Bildwerkes, das voraussichtlich einen Gesamtumfang von 120 Bänden haben wird, dauert etwa zwei Jahre. Mit Hilfe dieser Bilderlisten will das Rote Kreuz eine systematische Heimkehrerbefragung betreiben, um die noch zahlreichen ungeklärten Vermisstenschicksale aufklären zu helfen. Die Vermisstenkartei des DRK umfasst jetzt 1 243 000 Meldungen von Angehörigen über Vermisste. Bei der Vorbereitung des Gesamtwerkes ergab sich aber dass noch immer die Bilder von etwa 300 000 Wehrmachtsvermissten und rund 50 000 verschollenen Kriegsgefangenen fehlen.

 

Seite 4   Gott hört uns

Meine Ohren merken auf ihr Gebet.   1 Petr. 3, 12

Hätten wir es unserem Großvater erzählt, dass es einmal so kommen würde, wie es uns heute selbstverständlich ist, er würde es nie und nimmer geglaubt haben. Wir können heute Stimmen hören, die in Hamburg oder Berlin in Amerika oder Australien sprechen und singen. Der Thomanerchor, der in Leipzig seine weltberühmte Molette singt, und Reden und Predigten einer der christlichen Weltkonferenzen sind uns zugänglich, als wären sie neben uns. Über die komplizierten technischen Vorgänge einer Rundfunkübertragung machen wir uns kaum Gedanken, wir sagen mit schöner Offenheit; ich verstehe nichts davon. Wir nehmen die Ergebnisse dieser Arbeiten einfach für uns an zur Freude und zur Bereicherung unseres Lebens. Manchmal kommt allerdings über uns ein tiefes Erschrecken. In einem Hotel im Rheinland liegen in der Fußleiste komplizierte, winzige Apparate. Die Leitungen führen in eine Kammer auf dem Dachboden. Dort sitzt einer im Auftrage der sogenannten Deutschen Demokratischen Republik und hört ab, was von den Diplomaten des In- und Auslandes in ihren Hotelzimmern verhandelt wird! Möglich ward, was vor noch nicht langer Zeit unmöglich schien!

 

Noch einmal: alle diese technischen Dinge erkennen wir an, ohne sie im Einzelnen zu begreifen. Wenn nun aber aus der Welt Gottes, die doch himmelweit über der Menschenwelt steht, Aussagen gemacht werden, dann wollen wir es plötzlich nicht wahr haben, etwa dieses: Gott hört uns. Dem Fernsprecher trauen wir und dem Rundfunk. Gott trauen wir nicht. Aber wie wir noch zu ihm stehen mögen, er bleibt wie er ist und handelt, wie es ihm beliebt, und hört die Welt ab und den Menschen, wo immer er sich befindet, seine Ohren merken auf uns. Wie wir unter seinem Blick leben bei Tag und Nacht, so leben wir auch unter seinem Zuhören bis zu unserem letzten Tag. Bedrängend ist das und verpflichtend zusammen, denn nun sind wir überhört im Sinne jenes Wortes, dass der Mensch muss Rechenschaft geben am Jüngsten Gericht von einem jeglichen unnützen Wort, das er geredet hat.

 

Dazu kommt nun die Aussage aus dem Petrusbrief, dass beim Abhören seiner Menschheit Gott da besonders aufmerkt, wo Gebete sein Ohr erreichen. Aus notvoller Lebenserfahrung, aus Kriegen und großen Schrecken hat Paul Gerhardt das trostvolle Wissen gewonnen: er hört die Seufzer deiner Seelen. Unsere Gebete „kommen an". Sie verhallen nicht im Weltenraum, sie erreichen das Ohr Gottes und bewegen sein Herz und seinen Willen. Wie im großen Haushalt seiner Schöpfung nichts verloren geht, nichts vergessen wird von der Lilie auf dem Felde bis zum Vogel unter dem Himmel, so wird erst recht das Wort nicht vergessen, das der Beter aus Angst und Not oder aus Zuversicht und Dank dem Vater im Himmel vertrauend sagt. Gott merkt es sich und gibt in jedem Falle Erhörung. Entweder kommt sie so, wie wir gebetet haben, oder sie erfolgt mit der Gabe von neuer Kraft, Geduld und Hoffnung, wie sie dem betenden Gottessohn widerfuhr unter den Ölbäumen im nächtlichen Garten Gethsemane. Gottes Hören wird zum Erhören — ein köstlich Ding!

Pfarrer Leitner, Alfdorf (Königsberg)

 

Seite 4   Flagge auf Halbmast

Ein furchtbarer Schicksalsschlag hat viele deutsche Familien und mit ihnen auch unsere gesamte deutsche Handelsschifffahrt getroffen. Das deutsche Schulschiff „Pamir" ist am letzten Sonnabend im Atlantik in einem Wirbelsturm untergegangen. Bis zur Drucklegung dieser Nummer, am Dienstag, waren von der Besatzung von 86 Mann fünf gerettet worden; ein zweites Rettungsboot, in dem sich 25 weitere Besatzungsmitglieder befinden sollen, war noch nicht gefunden worden. Man muss damit rechnen, dass der größte Teil der Besatzung den Seemannstod gefunden hat.

 

„Pamir" und „Passat" waren die beiden letzten, als Schiffe immer noch überaus seetüchtigen Veteranen aus der einstigen stolzen Laeiszflotte der „fliegenden P-Schiffe". Ganze Generationen hervorragender Kapitäne“, Schiffsoffiziere und Fahrensleute haben auf diesen mächtigen „Windjammern" die hohe Schule der Seemannschaft durchgemacht. Wir berichteten im November 1955 in einem Artikel über die „Passat" vom Neuaufbau der deutschen Seemannsausbildung auf großen Seglern. Wann immer junger Nachwuchs auf die beiden Viermaster kam, waren, auch junge Ostdeutsche darunter und vor allem auch junge Ostpreußen, die bereit waren, die große Tradition ihrer seefahrenden Väter fortzusetzen. Auch unter den Jungmännern, die jetzt auf der Rückreise von Buenos Aires nach Europa mit der „Pamir" in den Orkan gerieten, waren Söhne heimatvertriebener Familien, frische und tüchtige Jungen. In den Nachkriegsjahren haben Tausende unserer Landsleute bei den Hamburger Tagungen die „Pamir" gesehen und bewundert. Wir alle können es kaum fassen, dass so ein starkes und in unzähligen Unwettern erprobtes Schiff den Naturgewalten zum Opfer gefallen sein soll. Das ganze deutsche Volk trauert um die jungen Seeleute, die ein so frühes Grab im Ozean gefunden haben, es trauert um die ältere erfahrene Stammbesatzung, und es ist mit tiefem Mitgefühl bei den schwer geprüften Angehörigen.

 

Seite 5   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Heimattreffen

29. September: Fischhausen in Hamburg-Sülldorf, Sülldorfer Landhaus.

 

Ebenrode (Stallupönen), Kreistreffen in Hannover, Kurhaus Limmerbrunnen.

 

Pillau. Stadttreffen in Essen-Steele, Stadtgarten-Saalbau.

 

6. Oktober: Insterburg Stadt und Land. Kreistreffen in Dortmund, Hotel Industrie, Mallinkrodtstraße 214.

 

Osterode. Kreistreffen in Herne, Kolpinghaus, Neustraße (auch für die ehemaligen Panzerjäger, Abt. 21, mit ihren Angehörigen).

 

Mohrungen. Kreistreffen in Duisburg-Mülheim, Saalbau Monning.

 

Ortelsburg. Kreistreffen in Ratzeburg, Hotel Schützenhof.

 

Memel, Heydekrug, Pogegen, in Hamburg, Winterhuder Fährhaus, Treffen und Hermann-Sudermann-Feier.

 

Guttstadt. Stadttreffen in Köln-Deutz, Gaststätte Baddeberg.

 

13. Oktober: Gumbinnen. Kreistreffen in Stuttgart.

 

Pr.-Holland. Hauptkreistreffen in Hannover, Kurhaus Limmerbrunnen.

 

20. Oktober: Fischhausen. Kreistreffen in Hannover, Lokal Limmerbrunnen.

 

Wehlau

Aufruf

In der schönen Literatur ist der Kreis Wehlau nur sehr spärlich beschrieben worden. Es ist daher erwünscht, Literaturbeiträge zu erhalten, die zum Teil auch in die in Aussicht genommene Chronik des Kreises Wehlau aufgenommen werden sollen. Hierzu ruft die Kreisvertretung im Einvernehmen mit dem Patenkreis Grafschaft Hoya zu einem Wettbewerb auf, dessen Bedingungen wie folgt sind:

 

1. Teilnahmeberechtigt sind sämtliche im Kreise Wehlau geborenen oder dort wenigstens ein Jahr beheimatet gewesenen Landsleute.

 

2. Das Thema des Wettbewerbs lautet: „Erzählungen, die die engere Heimat des Kreises Wehlau zum Inhalt haben. Die Länge des Gebrachten soll zehn Seiten möglichst nicht überschreiten.

 

3. Die Einsendungen sind, um jede Beeinflussung der Jury auszuschalten, mit einem Kennwort und einer dreistelligen Nummer zu versehen (zum Beispiel Pregel Nr. 391). Name, Anschrift und kurzer Lebenslauf des Verfassers sind in einem geschlossenen Briefumschlag mit aufgeschriebenem Kennzeichen beizugeben. Die Einsendungen sind bis zum 31. Januar 1958 an den Unterzeichneten in Karlsruhe-West, Hertzstraße 2. einzusenden.

 

4. Als Preisrichter sind vorgesehen die Landsleute: Kurt Dieckert, Hannover-Waldheim, Tewesweg 5; Max Borgmann, Witten (Ruhr), Augustastraße 3; Hugo Hennig, Halstenbek über Hagenwisch (Hamburg); Fräulein Frieda Gorsewski, Stade, Harburger Straße 290“.

 

5. An Preisen sind ausgesetzt:

ein 1. Preis von 100 DM ein

2. Preis von 60 DM ein

3. Preis von 40 DM

Ferner Ankäufe zu je 30 DM.

 

Mit dem Preis bzw. dem Ankauf geht das Recht der Veröffentlichung auf die Kreisvertretung über.

Strehlau, Kreisvertreter, (17 a) Karlsruhe-West

 

Fischhausen

Heimatgemeinschaft Seestadt Pillau

Die Pillauer um Rhein und Ruhr treffen sich am Sonntag, dem 29. September im Stadtgarten-Saalbau in Essen-Steele. Vom Hauptbahnhof direkt nach Steele (ohne umzusteigen), fahren die Straßenbahnlinien 18 und 25. Das Lokal ist ab 10 Uhr geöffnet. Die Feierstunde beginnt um 14 Uhr. — Für die Vormittagsstunden wird der Besuch der „Gruga" (Gartenausstellung) empfohlen. Direkte Straßenbahnverbindung ab Hauptbahnhof.

 

Die Pillauer im Raum Schleswig-Holstein mache ich auf das Kreistreffen Fischhausen am 29. September in Hamburg-Sülldorf aufmerksam.

 

Um regen Besuch der Treffen bittet

Hugo Kaftan (22 a) Vluyn (Niederrh.), Postfach 18

 

Rastenburg

Nachstehende Landsleute werden gesucht:

Rudolf Bahr, geb. 24.09.1904 in Meistersfelde, zuletzt beim Volkssturm Rastenburg. Einsatz Widminnen. Letzte Nachricht am 14.01.1945, aus Widminnen. –

 

Heinz Bahr, geb. 14.01.1929 in Gr.-Schatten, Kreis Rastenburg, musste am 24.01.1945 mit Munition nach Drengfurth, seitdem keine Nachricht. —

 

Jorzig, Landarbeiter, letzter Wohnort Domäne Reimsdorf, Kreis Rastenburg.

 

Meldungen erbeten an unsere Geschäftsstelle „Patenschaft Rastenburg", Wesel, Kreishaus

 

Zu dem vom 31. August bis 3. September in Wesel stattgefundenen traditionellen Veranstaltungen des Bürger-Schützen-Vereins Wesel war auch der letzte Rastenburger Schützenkönig Walter Dunkel als Ehrengast erschienen; es war ein schönes Zeichen der Verbundenheit zwischen unserem Patenkreis Rees, der Stadt Wesel und den Rastenburgern. Teilnehmer an der Hippel-Fahrt 1929 in Rastenburg können einen Abzug des Gruppenbildes bei Martin Modricker gegen Erstattung der Selbstkosten von 7 DM haben. Auch stehen noch Rastenburger Chroniken zur Verfügung. Bestellungen ebenfalls bei Martin Modricker, Senne 1, Post Windelsbleiche, bei Bielefeld.

Hilgendorff, Kreisvertreter

 

Bartenstein

Aussiedler gesucht: Weitere Suchmeldungen

Den nachstehend benannte Heimatkameraden und Familien, die schon zum Teil seit anfangs 1957 in die Bundesrepublik gekommen sind, hatte ich mit den Begrüßungsschreiben auch Karteikarten zugesandt. Da die Briefe nicht zurückgekommen sind, darf ich wohl annehmen, dass sie richtig eingegangen sind. Aber auch zweite Aufforderungen waren nutzlos. Obwohl ich die großen Schwierigkeiten kenne, mit denen alle diese Familien zu tun haben, darf ich nochmals bitten, die Karteikarten mir baldigst zugehen zu lassen:

 

Marta Nickel und Günter Soboll, aus Hohenstein.

Johanna Hoffmeister, aus Schönbruch.

Gustav Borchert und Henriette Borchert.

Frieda Schwetick und Ingrid Schwetick.

Luise Drzweck, aus Bartenstein.

Ehepaar Nitschke, aus Botkeim.

Ehepaar Nitschke, aus Mekienen.

Ehepaar Schwarz, aus Damerau.

Peter Anders, aus Spittehnen.

Elisabeth Koplin, aus Dommeikeim.

Helmut Dominick, aus Friedland.

 

Die aus Bartenstein gekommene Anna Dieck sucht folgende Bartensteiner:

Hildegard Redmann, Horst-Wessel-Straße.

Alfred Zieber und Frau Elise Zieber, geborene Groneberg.

Familie Trosien (die Tochter war in Kaisers Kaffeegeschäft). –

 

Ferner werden gesucht:

Rechtsanwalt Stoll.

Bankbeamter Steffen.

Fabrikbesitzer Reinke, aus Bartenstein und

Kantor Symanowski.

 

Zweckdienliche Angaben erbitten von:

Zeiß, Kreisvertreter (20 a) Celle, Hannoversche Straße 2

 

 

 

Gerdauen

Liebe Landsleute!

Am Sonntag, dem 8. September, waren unsere und die Heimatfreunde des Kreises Bartenstein auf einem gemeinsamen Treffen in Stuttgart versammelt. Der Vormittag war wie üblich der persönlichen Aussprache unter den Landsleuten vorbehalten. Nach dem Mittagessen gedachte zunächst der Vertreter von Bartenstein, Landsmann Zeiß, in bewegenden Worten der Toten der beiden Kreise. Anschließend wurden die Erschienen von Kreisvertreter Einbrodt, Gerdauen, begrüßt. Ein besonderer Gruß galt dem stellvertretenden Vorsitzenden der Landesgruppe Baden-Württemberg, Schattenhoff. Nach Erledigung einiger geschäftlicher Angelegenheiten und einem kurzen mit Humor gewürztem Referat von Landsmann Zeiß ermahnte Landsmann Schattenhoff in einer Ansprache die Anwesenden zu fernerem festem Zusammenschluss.

 

Nach dem offiziellen Teil blieben die Landsleute bei Musikvorträgen und humoristischen Einlagen noch einige fröhliche Stunden beisammen.

Franz Einbrodt, Kreisvertreter, Solingen. Lützowstraße 93

 

Heilsberg

Stadttreffen von Guttstadt

Liebe Landsleute aus Guttstadt und Umgegend!

Wie alle Jahre, so treffen wir uns auch in diesem Jahre am Sonntag, dem 6. Oktober, wieder in Köln-Deutz (Gaststätte H. Baddeberg). Ganz besonders bitte ich, alle noch fehlenden Anschriften sowie die Änderung von Anschriften bei Wohnungswechsel Herrn Lange, Köln-Deutz, Mülheimer Straße 180, zu melden.

 

Wer weiß etwas über das Schicksal des am 17. Dezember 1909 geborenen Arthur Wolf? Er wohnte Adalbert-Fischer-Straße 14, und war bis zur Einberufung im Volkssturm (November 1944) als Müller bei Baltruschat beschäftigt. Letzte Nachricht aus Insterweide, Ostpreußen. Wer war mit Wolf zusammen?

Otto Zagermann, Bad Honnef am Rhein, Kreuzweidenstraße 14

 

Braunsberg

Gesucht werden die folgenden Landsleute.

Aus Stadt Braunsberg:

Willi Gittloff;

Eva Schwarck;

Steinert. –

 

Wormditt:

Frau Behrends;

Graw;

Familie Schulz;

Josef Bolz;

Karl Strömer;

Martha Stoßhoff;

Familie Federu;

Leo Dargel;

Hedwig Beuth;

Otto Arendt. –

 

 

Mehlsack:

Ernst Arendt;

Martha Aßmann;

Paul Bartsch;

Auguste Bergmann;

Emil Blonski;

Johanna Boch;

Anna Bock;

Franziska Boese;

Familie Demmler;

Gutt;

Ottilie Hellwig;

Dr. Georg Fox, Woppen;

Julius Fox, Wusen;

Paul Graw, Lichtenau;

August Gering, Langwalde;

Luise Gerigk, (Lucie);

Bernhard, Perwitten? (schlecht lesbar);

Anna Heinrich, Lays;

Paul Dargel, Lays;

Agathe Fischer, Lays;

Familie Gallowski, Lays.

 

Zuschriften erbittet die Karteiführung der Kreisgemeinschaft Braunsberg, Münster, Westfalen, Stadtverwaltung, Prinzipalmarkt 3.

 

Mohrungen

Kreistreffen in Duisburg-Mühlheim, 6. Oktober

Letzter Hinweis auf das Mohrunger Kreistreffen am Erntedank-Sonntag, dem 6. Oktober, in Duisburg-Mülheim. Treffpunkt: Saalbau Monning. Zu erreichen: von den Hauptbahnhöfen Duisburg, Mülheim und Oberhausen direkt mit der Straßenbahn (Haltestelle Monning). Mit Kraftwagen: Autobahn An- und Abfahrt Duisburg-Kaiserberg. — Beginn der Feierstunde 12 Uhr. Am Sonnabend steht das Lokal ab 17 Uhr schon für die Besucher zur Verfügung. Wegen Übernachtung bitte sich an den Verkehrsverein Duisburg, direkt dem Hauptbahnhof gegenüber, am Sonnabend bis 18 Uhr geöffnet, zu wenden, oder an Landsmann Günther Laue, Duisburg-Hamborn, Hamborner Straße 276. Dieser ist ab 17 Uhr auch schon am Sonnabend im Trefflokal anwesend.

Kreiskartei: C. Berg, (23) Leer-Ostfr., Königsberger Straße 11.

Kreisarchiv: Wilhelm Schwesig, Visselhövede, Wehnser Weg 5.

Kreisvertreter, Reinhold Kaufmann-Maldeuten, jetzt Lübeck, Fahlenkampsweg 9

 

Rößel

Aktion Seelenlisten und Heimatkreiskartei

Mein Aufruf im Ostpreußenblatt vom 13. April dieses Jahres hat gute Erfolge erzielt. Die meisten Gemeinden unseres Heimatkreises sind vollständig erfasst, und es konnte auch die Kreiskartei ergänzt werden. Hierzu möchte ich allen Landsleuten, die dazu beigetragen haben, herzlich danken, besonders den Ortsvertrauensmännern und ihren Helfern. Es sind jedoch noch einige Gemeindelisten zu vervollständigen. Auch treffen viele Angaben, insbesondere Anschriften in der Kartei, nicht mehr zu, wie es oft bei Anfragen hinsichtlich Lastenausgleich, Wohnsitzbescheinigungen usw. festgestellt wird. Ich bitte daher nochmals alle Landsleute, den Ortsvertrauensmännern noch fehlende Angaben zu machen und dem Unterzeichneten Änderungen des Wohnsitzes bekanntzugeben.

Franz Strombeng, Kreisvertreter, Hamburg 19, Armbruststraße 27, Ruf 40 83 96

 

Sensburg

Nachgenannte Landsleute aus Sensburg sind nach Auskunft der Post unbekannt verzogen. Sie werden gebeten, unserem Karteiführer Gustav Waschke, Remscheid, Lenneper Straße 15, ihre neuen Anschriften mitzuteilen, damit der zwischen Oktober und Dezember fällige Kreisbrief ihnen zugestellt und die Kartei berichtigt werden kann.

Albert v. Ketelhodt, Kreisverrtreter, Ratzebung, Kirschenaillee 11

 

Aus Sensburg:

Fritz Bartels, Münster, Schoffers-Boyhorst-Straße 12;

Hans Dietrich Beyer, Kaiserslautern, Kennelstraße 28;

Heinz Beyer, Hamburg-Altona, Friedensallee 61, bei Berger;

Karl Bogumil, Katlenburg 85, Kreis Northeim;

Dr. Ernst Brennscheid, Rheinhausen, Lange Straße 7;

Kurt Butzkow, Böswipper, Post Ohl;

Bruno Czesla, Gladbeck-Brauk, Hügelstraße 25;

Emilie Czwalinna, Schwelm, Hauptstraße 103;

Emma Doebel, Frankfurt, Luisenstraße 22/24, Evgl. Kinderheim;

Otto Frei, Schellerten/Hiildesheim, Pol.-Stat.;

Willi Gaschk, Kiel-Elmschenhagen, Tirolerring 129:

Ruth Glomp, Düsseldorf-Holthausen, Eichenkreutzstraße 23;

Rudolf Grzibinski, Gelsenkirchen, Schlosserstraße 9;

Horst Kaffka, Köln-Nippes, Mannheimer Straße 62;

Emil Jerosch, Settmarshausen 41 über Göttingen;

Gertrud Kramer, Offenbach/M., Mathildenstßaße 26;

Charlotte Ladda, Barmstedt, Holstein, Reichenstraße Nr. 3;

Frieda Martin, Essen-Schonebeck, K?penkaelsweg (schlecht lesbar) 11;

Hans Joachim Martini, Lübeck, Knud-Rasmussen-Straße 1;

Gerhard Nahser, Blieskaster/Saar, über Hilkenbrook;

Friedrich Netta, Essen-Schonebeck, Kaldekirche 23;

Ewald Pastowski, Wilster, Rinnfl?str. 6 (Straße unleserlich);

Rudolf Reimer, Warenfeld-Förlingen 171, Bezirk Bremen;

Erna Salamon, Neustadt, Erkenbrechtstraße 9;

Charlotte S?melka (unleserlich), Bochum, Mühlenstraße 25;

Hans Joachim Wolff, jetzt Wilhelmshaven-Altengroden;

Paul Kullik, Frankfurt/M., Rotlindstraße 51;

Bruno Wollmann, Holst 60, Kreis Geldern;

Bruno Kollak, Husum, Zingel 12;

Gottlieb Schatta, Bockum-Hövel bei Hannover, Peterstr. 3

 

Aus Nikolaiken:

Emil Bednarzick, Stuhr-Oberheide, Bremen 5;

Adelheid Berger, Vechta i. O., Bremer Straße 25;

Heinz Brückhändler, Hamburg 19, Lindenallee 40 IV;

Heinz Böge, (23) Oldenburg, Bogenstraße 23;

Heinz Faltin, (14 b) Haihingen, Im Hofgarten 1;

Eva Maria van de Gabel, Hamburg-Wandsbek, Allg. Krankenhaus, Jüthernstnaße;

Gerhard Hartmann, (13 a) Leutershausen (Mfr.), Gasthaus Schwarzer Adler;

Erika Herich, Hamburs 21, von-Axen-Straße 101, bei Reinhard;

Marie Weber, (23) Lodbergen, Post Löningen.

 

Seite 5   Ein Licht anzünden und am Leuchten erhalten

Das Treffen der drei Memelkreise in Mannheim und die Feier des Tages der Heimat

Am letzten Sonntag ist in fast allen Städten und Orten der Bundesrepublik der Tag der Heimat festlich begangen worden — bei manchen musste er auf einen anderen Sonntag gelegt werden —, mit Feiern, mit Ansprachen und Vorträgen, mit Gesang und Darbietungen mancherlei Art. Auch nur über die Mehrzahl dieser Veranstaltungen hier zu berichten, ist gar nicht möglich, aber eine soll doch besonders herausgehoben werden. Nicht etwa, weil sie an Gehalt und innerer Kraft über alle anderen herausragte, — es wird auch in mancher abgelegenen Gemeinde dieser Tages eine würdige und eindrucksvolle Gestaltung gefunden haben, und es kann sich niemand anmaßen, die eine Feier gegen die andere abzuwägen, nein, über diese Feier in Mannheim wird deshalb besonders und ausführlich berichtet, weil hier vier Kreise unserer ostpreußischen Heimat, die Memelkreise, ihr großes jährliches Treffen hatten, ihr nun schon traditionell gewordenes Treffen in der Patenstadt, und weil dieses Treffen mit der Feier des Tages der Heimat verbunden wurde. Es waren Stunden von einer Weihe, dass wohl alle Anwesenden die Kraft spürten, die von ihnen ausging.

 

Es soll und kann hier auch kein Bericht gegeben werden, der nun alle Einzelheiten bringt, alle Personen nennt, die da sprachen, alle, die begrüßt und die ehrend erwähnt wurden, — das alles würde ja viel zu weit führen. Es soll hier mehr von dem Geist die Rede sein, der in dieser Feierstunde herrschte. Es war der richtige Anfang, wenn der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise, Oberregierungs- und Schulrat a. D. Richard Meyer, die Feier mit der Totenehrung begann, und wenn er uns dabei im Geiste an die Gräber unserer Vorfahren führte, die in heimatlicher Erde ruhen, es war wie ein Brückenschlag zu dem ergreifenden Augenblick, in dem er dem Oberbürgermeister der Patenstadt Mannheim heimatliche Erde in einer Schale aus Kristall überreichte — Erde die Menschen unserer Heimat vor wenigen Monaten aus dem Memelgebiet mitgebracht haben. Und es war ein Ausdruck inniger Verbundenheit, zwischen der Patenstadt und den Patenkreisen, als Schulrat Meyer dann als ein bescheidenes Zeichen der Dankbarkeit dem Oberbürgermeister ein kunstvoll gebundenes und mit Bernstein geschmücktes Exemplar der Bibliographie des Memellandes überreichte, — als eine Aufmerksamkeit zu dem 350-Jahr-Jubiläum, das die Stadt Mannheim in diesem Jahr begeht.

 

Wie ernst es Mannheim mit seiner Patenschaft meint, das spürte wohl jeder aus den klugen und herzlichen Worten, die Oberbürgermeister Dr. Reschke sprach. — Worte, die nicht einfach dahingesagt wurden, sondern die starke Überzeugungskraft hatten. Eine Handvoll der Erde, die uns allen in der Heimat so teuer geworden ist, nahm er in die Obhut der Stadt. Die Patenstadt könne einiges machen, sie könne in materiellen Dingen helfen, sie könne aber niemals der Vertriebenen die Heimat ersetzen, und man müsse sich hüten, auch nur den Versuch dazu zu machen, aber eins könne man, die Gemeinschaft von Mensch zu Mensch immer fester und inniger gestalten. Der Oberbürgermeister schloss mit der Mahnung, nicht zu klagen über eine schwere Gegenwart, sondern tätig zu werden und tätig zu bleiben, und er kleidete das in eine schöne Form: „Es ist immer besser, auch nur das kleinste Licht anzuzünden und dem Leuchten zu erhalten, als sich über die allgemeine Finsternis zu beklagen“.

 

Der Sprecher unserer Landsmannschaft. Dr. Gille, hielt dann eine Rede, in der er mit großem Ernst auf die kommenden schweren Auseinandersetzungen hinwies, wir bringen eine Zusammenfassung seiner Ausführungen im politischen Teil dieser Folge.

 

Es soll noch weiter gesagt werden, dass die Landsleute aus den Memelkreisen zum Teil von weither gekommen waren, aus allen Teilen der Bundesrepublik, aus Berlin und der sowjetisch besetzten Zone, und als Beispiel für viele mag gesagt werden, dass das Ehrenmitglied der Arbeitsgemeinschaft, Reichsbankrat a. D. Walther Taube, nunmehr 85 Jahre alt, aus Hamburg nach Mannheim gekommen war und besonders herzlich begrüßt wurde. Der langjährige Bürgermeister der Stadt Memel, Schulz, nunmehr auch über achtzig Jahre alt, hatte ein herzliches Begrüßungstelegramm gesandt, das ebenso herzlich erwidert wurde.

 

Es war keine Feier, die unternommen war, weil man sich verpflichtet fühlte, sie zu veranstalten und die man nun ablaufen ließ, — es war eine Feier, die mehr enthielt als freundliche Worte und zuvorkommende Gesten, eine Feier, die mit den Menschen der Heimat und mit dem Geist, der sie trug und der auch zu spüren war aus den Menschen der Patenstadt, die an dieser Feier teilnahmen, zu einem Stück Heimat wurde. Ein besonderer Dank wurde ausgesprochen dem Stamitz-Orchester, das vorzugsweise aus Laienspielern bestehend, mit großem Können und mit einem Schwung musizierte, dass die Zuhörer wie gebannt waren. Immer wieder klang der Beifall auf, der diesem Orchester galt, — der sichtbaren Verkörperung dafür, wie lebendig doch in der großen Industrie- und Handelsstadt Mannheim auch der kulturelle Wille ist.

 

Es sei noch erwähnt, dass am Tage vorher die Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise eine Vertretertagung abhielt, bei der der alte Vorstand mit Schulrat Meyer an der Spitze wiedergewählt wurde. Neu hinzugewählt wurden Landsmann Eckert, als Vertreter Berlins; Regierungsbaurat Dipl.-Ing. Groebe und Landsmann Grenz. Besonders gedankt wurde auch Rektor a. D. Max Szameitat für die Bibliographie des Memellandes, die in diesen Tagen innerhalb der Veröffentlichungen des Göttinger Arbeitskreises herausgekommen ist, und auf die wir noch besonders eingehen werden. Der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Dr. Gille, sprach in seiner Rede besonders von der Lage der Memeldeutschen, die heute noch in der Sowjetunion leben müssen; er gab einen Überblick über die Bemühungen, dass diese unsere Landsleute wieder zu uns gelangen. Es wurden mancherlei geschäftliche und organisatorische Dinge besprochen. Landsmann Görke gab den Jahres- und Kassenbericht, aus denen vor allem die sehr umfangreiche Arbeit der Geschäftsstelle hervorging, und man diskutierte über mancherlei Dinge und Fragen. Über allen Beratungen und über allen Beschlüssen aber stand der Wille, auch weiterhin einmütig zusammenzuarbeiten.

 

Auf einem gastlichen Empfang, den die Stadt Mannheim am Sonntagmittag den Mitgliedern des Vertretertages und anderen Gästen gab, überreichte Oberbürgermeister Dr. Reschke dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft, Schulrat Meyer, einen Rheindukaten, — eine schöne Gedenkmünze, die aus Anlass des 350-Jahr-Jubiläums der Stadt Mannheim geprägt worden ist. Die Rheindukaten wurden früher aus Gold hergestellt, das im Rhein selbst gewonnen worden war, und so wurde dieser Rheindukaten und die Erde aus dem Memelland und der Sand von unserer heimatlichen Ostsee zu einem Sinnbild des Bandes, das unsere heimatlichen Memelkreise und die Stadt am Rhein verbindet.

 

Rest der Seite: Werbung

 

Seite 6   Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …

BERLIN

Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83, „Haus der ostdeutschen Heimat"

 

Diplom-Volkswirt Wilhelm Gries verstorben

Magistratsrat und Bürgermeister a. D.

In tiefer Trauer beklagt die Landsmannschaft Ostpreußen e. V., Landesgruppe Berlin, den Tod ihres Landsmannes Wilhelm Gries. Gries war Mitbegründer der Landesgruppe Ostpreußen und des Berliner Landesverbandes der Vertriebenen in Berlin. Er hat, solange es seine Gesundheit zuließ, mit großem Idealismus und brennender Liebe in vorderster Linie für die Belange der Vertriebenen in Berlin gekämpft. Er gehörte lange Jahre dem Vorstand der Berliner Landesgruppe der Landsmannschaft Ostpreußen und dem Vorstand des Berliner Landesverbandes der Vertriebenen an und hat in dieser Zeit mit großem Schwung an der Entwicklung der Landesgruppe und des Berliner Landesverbandes mitgewirkt. Er hatte auch stets ein offenes Ohr für die Sorgen seiner Landsleute. Wo er helfen konnte, hat er geholfen. Noch zwei Tage vor seinem Tode hat er sich bei dem Unterzeichneten nach dem Stand der Arbeit der Landsmannschaft Ostpreußen und des Berliner Landesverbandes erkundigt, weil er infolge der vorausgegangenen Krankheit nicht mehr richtig die Arbeit verfolgen konnte. Gries war allenthalben hoch geschätzt und sehr angesehen. Sein Tod reißt daher eine empfindliche Lücke in die Reihen der Landesgruppe. So verbeugen wir uns vor unserem Landsmann Gries und danken ihm für alles das, was er hier in der Vertriebenenbewegung geleistet hat. Unendlich viel Leid hat er über sich ergehen lassen müssen, denn er musste bereits 1934 seine ostpreußische Heimat verlassen, weil die Nazis ihn des Landes verwiesen. Es ist ihm leider nicht mehr vergönnt gewesen, seine Heimat noch einmal wiederzusehen.

 

Wir Ostpreußen können und wollen sein Andenken dadurch ehren, dass wir mit derselben Begeisterung und demselben Idealismus wie er für die Interessen der Vertriebenen, wo es auch immer sei, eintreten und uns die Liebe und die Treue zur ostpreußischen Heimat wie er bis zu unserem letzten Atemzuge bewahren!

Dr. Matthee, 1. Vorsitzender

 

Ostpreußen in der Steglitzer Volkshochschule

Im Rahmen der Patenschaft des Bezirks Berlin-Steglitz für Ostpreußen veranstaltet die Steglitzer Volkshochschule auch im Wintersemester wieder drei Ostpreußenabende. Am 21. Oktober plaudert Erna Senius, die früher beim Königsberger Rundfunk war, über „Ernstes und Heiteres aus meiner ostpreußischen Heimat". Am 11. November spricht O. E. H. Becker über die „Osteuropäische Aufgabe Ostpreußens", und am 2. Dezember gibt es einen „Heiteren Ostpreußenabend" mit Ingeborg Poßberg, die sich durch ihre Darbietungen in ostpreußischer Mundart bereits einen Namen in Berlin gemacht hat. Sämtliche Veranstaltungen finden in der Wirtschaftsschule Steglitz, Florastraße 13, 19.30 Uhr, statt.

 

Die Sudermann-Gedenkfeier der Landsmannschaft

Infolge der vielen Veranstaltungen, die gegenwärtig in Berlin im Zusammenhang mit der Interbau, der Industrieausstellung und der Festwochen stattfinden, kann die Gedenkfeier der Landsmannschaft anlässlich des 100. Geburtstags Hermann Sudermanns erst am 29. Oktober durchgeführt werden. Den Auftakt der Feier wird eine Würdigung durch Paul Fechter bilden. — Am 29. September bringt der Sender Freies Berlin, um 20 Uhr, in seinem ersten Programm eine Gedenkstunde zu Ehren Sudermanns. Einleitende Worte spricht Paul Fechter. Dann folgt das Hörspiel „Die Reise nach Tilsit", nach der gleichnamigen Erzählung Sudermanns aus seinen „Litauischen Geschichten" für den Funk bearbeitet.

 

Termine

28. September, 19.30 Uhr, Heimatkreis Königsberg/Bezirk Schöneberg. Bezirkstreffen. Lokal: Zur Sonne, Berlin-Schöneberg, Kolonnenstraße 51.

 

29. September, 15 Uhr, Heimatkreis Allenstein. Kreistreffer Lokal: Hansa-Restaurant, Berlin NW 87, Alt-Moabit 47/48, Str.-Bahn 2, 3, 23, 25, 35 und 44.

 

16 Uhr, Ostpreußengottesdienst in der Kirche zu Schlachtensee, Matterhornstraße.

 

5. Oktober, 19 Uhr, Heimatkreis Pillkallen/Stallupönen. Kreistreffen Erntedankfest. Lokal: Vereinshaus Heumann, Berlin N 65, Nordufer 15, S-Bahn Putlitzstraße, Bus A 16.

 

19.30 Uhr, Heimatkreis Königsberg/Bezirk Wilmersdorf. Bezirkstreffen. Lokal: Bergquelle, Berlin-Wilmersdorf, Mecklenburgische Straße 25.

 

19.30 Uhr, Heimatkreis Königsberg/Bezirk StegIitz/Friedenau/Zehlendorf. Bezirkstreffen. Lokal: E. Beuche, Berlin-Steglitz, Hubertusstraße 10.

 

6. Oktober, 15 Uhr, Heimatkreis Darkehmen. Kreistreffen/Erntedankfest. Lokal: Zum Landsknecht, Berlin NW 21, Havelberger Straße/Ecke Stephanstraße, S-Bahn Putzlitzstraße. Str.-Bahn 23.

 

15 Uhr, Heimatkreis Ortelsburg. Kreistreffen. Lokal: Schultheiß, Inh. Isenberg, Berlin-Charlottenburg, Kantstraße 134. S-Bahn Savignyplatz. Str.-Bahn 75.

 

15 Uhr, Heimatkreis Heiligenbeil. Kreistreffen/Erntedankfest. Lokal: Zum Burggrafen, Berlin-Steglitz, Liliencronstraße 9. S-Bahn Südende. Bus A 17.

 

15.30 Uhr, Heimatkreis Rastenburg, Kreistreffen/ Erntedankfest. Lokal: Pilsner Urquell, Berlin-Wilmersdorf, Bundesplatz 2. S-Bahn Wilmersdorf. Bus A 16.

 

16 Uhr, Heimatkreis Tilsit/Tilsit-Ragnit/Elchniederung. Kreistreffen Erntedankfest. Lokal: Brauhaussäle, Berlin-Schöneberg, Badensche Str. Nr. 52. S-Bahn Schöneberg.

 

16 Uhr, Heimatkreis Gumbinnen. Kreistreffen/Erntedankfest. Lokal: Parkrestaurant Südende, Steglitzer Straße 14/16. S-Bahn Südende, Bus A 32.

 

16 Uhr, Heimatkreis Lyck. Kreistreffen. Lokal: Konditorei Bolt, Berlin SW 61, Yorckstraße 80/81. S-Bahn Yorckstraße. Str.-Bahn 2, 3, 95, 96.

 

16 Uhr, Heimatkreis Braunsberg. Kreistreffen. Lokal: Elbquell, Berlin-Neukölln, Sonnenallee/Ecke Elbestraße 1. S-Bahn Sonnenallee.

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Arnold Woelke, Göttingen, Keplerstraße 26. Telefon 5 87 71-8; Geschäftsstelle: Hannover, Humboldtstraße 21/21 (Hofgebäude). Telefon 1 32 21. Postscheckkonto: Hannover 1238 00

 

Wilhelmshaven. Für das Septembertreffen hatte der 1. Vorsitzende, Obermedizinalrat Dr. Zürcher, den Konsulatssekretär Christians aus Hongkong, der gegenwärtig seinen Urlaub in Wilhelmshaven verlebt, zu einem Vortrag gewonnen: „Ein Deutscher erlebt Hongkong“. Mit dreihundert eigenen Farbaufnahmen illustrierte der Redner seine Ausführungen. Er bummelte mit seinen Zuhörern in Wort und Bild durch die Straßen von Hongkong, zeigte ihnen die Sehenswürdigkeiten, führte sie von Laden zu Laden und erläuterte dabei den Speisezettel, der mehr als zwei Millionen Menschen, die dort auf engstem Raum wohnen. Man nahm an den großen Feiern beim Neujahrs- und Oktoberfest teil, man wanderte durch die Landschaft und erlebte die Schönheit dieser englischen Kronkolonie in ausgezeichnet gelungenen Bildern, von denen besonders die eindrucksvollen Nachtaufnahmen allgemein Bewunderung erregten. Obermedizinalrat Dr. Zürcher erinnerte an den Tag der Heimat und erklärte, dass alle Vertriebenen ihren Kampf mit geistigen Waffen um die Wiedervereinigung der Heimat nicht aufgeben werden, auch wenn die Herren Tito und Gomulka sich Entscheidungen über die Oder-Neiße-Grenze anmaßen, zu denen sie kein Recht besitzen. — Nächste Zusammenkunft am 7. Oktober, 20 Uhr, bei Dekena.

 

Bersenbrück. Jahreshauptversammlung des Vorstandes der Kreisgruppe, Sonnabend, 9. November, im Ostpreußenlokal zum „Munteren Reh" in Talge, Beginn 19 Uhr.

 

Fürstenau. Auf dem Stiftungsfest der örtlichen Gruppe, Sonnabend, 5. Oktober, 20 Uhr, im Hotel Landwehr wird nach dem Referat des Vorsitzenden der Kreisgruppe, Fredi Jost, eine „ostpreußische Spinnstube" gestellt werden. Mitwirken werden der Quakenbrücker Ostpreußenchor, die Kapelle Tormann und im heiteren Teil der ostpreußische Humorist Heinz Wald; ferner Tombola und Tanz.

 

Seesen am Harz. Den Heimatabend am 5. Oktober wird Kulturleiterin Frau Wonnermann mit einer Erntebrauchtumsfeier im ostpreußischen Stil einleiten. Anschließend zeigt Mittelschullehrer Budzinski die Tonfilme „Das deutsche Danzig", „Mutter Ostpreußen" und „Handwerkskunst im deutschen Osten".

 

HAMBURG

Vorsitzender Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg-Billstedt, Schiffbeker Weg 168. Telefon 73 33 49. Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkallee 86. Telefon 45 25 u 42! Postscheckkonto Hamburg 96 05

 

Bezirksgruppenversammlungen

Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen.

 

Bergedorf: Sonnabend, 28. September, 20 Uhr. Erntedankfest mit Tanz im Vereinslokal Holsteinischer Hof unter Beteiligung unseres Singkreises. Um recht rege Beteiligung wird gebeten. Unkostenbeitrag 1 DM

 

Fuhlsbüttel: Dienstag, 1. Oktober, 20 Uhr, im Landhaus Fuhlsbüttel, Brombeerweg 1. Jahresmitgliederversammlung. Es wird um zahlreichen Besuch gebeten.

 

Elbgemeinden: Sonnabend, 12. Oktober, 19.30 Uhr, in der Johannesburg, Blankenese, Elbchaussee 566, nächster Heimatabend.

 

Altona: Sonntag, 13. Oktober, 18.30 Uhr, im Hotel Stadt Pinneberg, Altona, Königstraße 260, Erntetanz. Unkostenbeitrag 0,50 DM. Gäste herzlich willkommen.

 

Kreisgruppenversammlungen

Insterburg: Sonnabend, 5. Oktober, 20 Uhr, in der Alsterhalle, An der Alster 83.

 

Gumbinnen: Sonntag, 6. Oktober, 16 Uhr, bei Bohl, Hamburg 21, Mozartstraße 27, nächste Zusammenkunft.

 

Memel, Heydekrug, Pogegen: Kreistreffen am Sonntag, 6. Oktober, im Winterhuder Fährhaus, Hamburg 39, Hudtwalcker Straße 5. Alle Landsleute werden gebeten daran teilzunehmen.

 

Treuburg: Sonnabend, 12. Oktober, ab 19 Uhr, bei Steenbuck, Hamburg 13, Beim Schlump 29, nächste Zusammenkunft.

 

Lyck: Sonnabend, 12. Oktober, 18 Uhr, in der Alsterhalle, An der Alster 83. Lichtbildervortrag über Ostpreußen.

 

Unsere Jugend trifft sich

Altona: Kindergruppe: Heimabend jeden Donnerstag um 16 Uhr im Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131. Hof. — Jugendgruppe: Heimabend alle vierzehn Tage Mittwoch 19.30 bis 21.30 Uhr, Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131, Hof. Nächstes Treffen am 2. Oktober.

 

Fuhlsbüttel: Die Kinderstunden fallen bis auf weiteres aus.

 

Wandsbek: Jugendgruppe: Heimabend alle vierzehn Tage am Mittwoch — nächste Zusammenkunft am 9. Oktober, 19.30 Uhr, in der Schule Bovestraße (Baracke auf dem Hof).

 

Junge Spielschar Ostpreußen

Musischer Kreis: Jeden Dienstag ab 19.30 Uhr, im Heim Lothringer Straße. — Tanzkreis: Alle vierzehn Tage am Donnerstag ab 19.30 Uhr, im Heim Winterhuder Weg 11. Nächstes Treffen am 3. Oktober. — Heimabend: Alle vierzehn Tage am Donnerstag ab 19.30 Uhr, im Heim Winterhuder Weg 11, Zimmer 207. Nächstes Treffen am 10. Oktober.

 

Nächste Zusammenkunft der Mitglieder und Freunde des Vereins für ost- und westpreußische Familienforschung, am Mittwoch, 2. Oktober, 20 Uhr, im Restaurant Remter, Hamburg 36, Neue Rabenstraße Nr. 29.

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni, (22a) Düsseldorf 10, Am Schein 14. Telefon 6 24 14.

 

Mönchen-Gladbach. Auf der Mitgliederversammlung der Kreisgruppe am 14. September erteilte der Vorsitzende der Schlesischen Landsmannschaft, Mrohs, Auskunft über die Achte Novelle zum Lastenausgleichsgesetz. — Nächste Versammlung: 4. Oktober, 20 Uhr, im Erdgeschoß des Kolpinghauses; Vorführung eines Heimatfilmes.

 

Düsseldorf. Am 30. September, 20 Uhr, in Düsseldorf, in der „Brücke" Gedenkfeier für Hermann Sudermann unter Mitwirkung der Jugendgruppe in Düsseldorf-Gerresheim in der „Löwenburg". Freitag, 18. Oktober, 20 Uhr, Erntedankfest; Volkstanz, Beisammensein und Tanz. — 25. Oktober, 20 Uhr, in Düsseldorf im Deutzer Hof, Bachstraße, monatliche Mitgliederversammlung. — Auch Nichtmitglieder sind zu diesen Versammlungen, die stets einen geselligen Ausklang finden, herzlich eingeladen.

 

Düsseldorf. Am Dienstag, 8. Oktober, 20 Uhr, Zusammenkunft der ostpreußischen Frauen in der Konditorei „Marticke", Hüttenstraße 86. Zu erreichen mit den Linien 10, 4 und 34 bis Hüttenstraße/Helmholzstraße. — Zugleich wird an die Kleidersammlung für Espelkamp erinnert.

 

Duisburg: Am Sonnabend, dem 28. September, 19 Uhr, wird die Kreisgruppe im Saalbau Monning ein Erntedankfest veranstalten. Mitwirkende: Laienspielgruppe der Ortsgruppe Nord u. a. Zum Tanz spielt die Hauskapelle Frenken. Eintritt für Mitglieder 1,50 DM, für Nichtmitglieder 2,-- DM.

 

Siegen: Nächste Zusammenkunft Donnerstag, 26. September, 20 Uhr, im Handwerkerhaus, Fürst-Moritz-Straße. Gäste (Ost- und Westpreußen) sind herzlich willkommen.

 

Herford. Auf dem Heimatabend am 14. September, im Trefflokal Niemeier, Bergertor, der von der Jugendgruppe und talentierten Landsleuten ausgestellt wurde, gab der 1. Vorsitzende Koepke bekannt, dass der Tag der Heimat in Herford am 5. und 6. Oktober begangen wird. Sämtliche Landsmannschaften und die einheimischen Bürger sind zu der Feier am 5. Oktober, um 20 Uhr, im Schützenhof und zu der Kundgebung am 6. Oktober auf dem Rathausplatz herzlich eingeladen. — Am 12. Oktober, 20 Uhr, nächster Heimatabend. — 16. November, 20 Uhr, Fleckessen. — 8. Dezember, Adventsfeier im Trefflokal Niemeier, Bergertor.

 

Detmold. Auf dem Erntedankfest, — das auf Sonntag 29. September, vorverlegt wird und um 17 Uhr im Hotel „Stadt Frankfurt" beginnt — wird Konsistorialrat i. R. Lawin, früher Königsberg, über „Erntedank und Heimat" sprechen. Musikvorträge werden den Abend bereichern. Willkommen sind alle Landsleute.

 

Lübbecke. Die September-Monatsversammlung war zu einer Heimatfeier ausgebaut worden, deren ersten Teil die Jugendgruppe mit Spruch und Lied bereicherte. Fräulein Kutzner führte die Gedanken der Teilnehmer in einem Vortrag nach Trakehnen. Frau Czapla würdigte den hundertsten Geburtstag Hermann Sudermanns. Nach Mitteilungen des Vorsitzenden, Hardt, las Frau Goerke humoristische Geschichten.

 

RHEINLAND-PFALZ

Vorsitzender der Landesgruppe Rheinland-Pfalz: Landrat a. D. Dr. Deichmann, Koblenz, Simmerner Straße 1, Ruf 3 44 08. Geschäftsführung und Kassenleitung: Walter Rose, Neuhäusel Westerwald, Hauptstraße 3. Postscheckkonto 15 75 Frankfurt am Main.

 

Ludwigshafen. Der Vorstand der Kreisgruppe setzt sich nach der Neuwahl wie folgt zusammen: Oberamtsanwalt Alfred Rimeck, Ludwig-Straße 6, 1. Vorsitzender; Paul Kloss, Ludwigshafen-Oppau, Parsevalstraße 5, 2. Vorsitzender und Schriftführer; Ernst Wittke, Ludwigstraße 34, Schatzmeister. Landsleute aus Ludwigshafen und Umgebung, die mit der Kreisgruppe noch keine Verbindung haben, werden gebeten, sich mit einem dieser Landsleute in Verbindung zu setzen. Es ist vorgesehen, jeden Monat eine Mitgliederversammlung abzuhalten.

 

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg: Hans Krzywinski, Stuttgart-W., Hasenbergstraße 43. Zweiter Vorsitzender: Regierungsrat de la Chaux, Reutlingen, Karlstraße Nr. 19.

 

Tuttlingen. Der Monatsversammlung der Vereinigung Ordensland am 4. September, auf der der Vorsitzende Dr. Schienemann einen Lichtbildervortrag „Weichselfahrt von Thorn nach Danzig" hielt, folgte am 14. September eine „Ostseebrandung" betitelte, sorgsam vorbereitete Veranstaltung der Ordenslandjugend. Geschichte und Chorlieder führten die Gedanken der Zuhörer zur Kurischen Nehrung. Aus der Nachbarstadt Metzingen eingeladene junge Ost- und Westpreußen trugen durch die vorzügliche Vorführung von Volkstänzen zu dem großen Erfolg des Abends bei. Der Vorsitzende betonte, dass die landsmannschaftliche Tätigkeit sich vor jeder Einseitigkeit hüten müsse, die Gastgruppe beweise, wie gut sich ernstes Bemühen um vertiefte Kenntnis der Heimat und unbeschwerter Frohsinn miteinander verknüpfen lassen.

 

BAYERN

Vorsitzender der Landesgruppe Bayern e.V., Rechtsanwalt Heinz Thieler, München. Geschäftsstelle: München 23, Trautenwolfstraße 5/0. Telefon 33 85 60. Postscheckkonto München 213 96

 

Bezirksgruppe Mittelfranken. Auf der Delegiertentagung wurde der folgende Vorstand gewählt: Fritz Mengel, Vorsitzende; Bruno Breit, stellvertretender Vorsitzender; Frauendorf, Kassierer; Kohn, Schriftführer; Ruth Broscheit, Kulturwartin; Heumann, Sachbearbeiterin für Frauenfragen. Die Sozialberatung hat zusätzlich Ldsm. Mengel, Ansbach, Breslauer Straße 12, übernommen, der in dringenden Fällen persönlich angeschrieben werden kann. Die Versammlung beschloss einstimmig, im kommenden Frühjahr ein Bezirkstreffen für Mittelfranken durchzuführen.

 

Nürnberg. Am 8. September besuchten Mitglieder der hiesigen Gruppe die landsmannschaftliche Gruppe Bad Berneck (Fichtelgebirge). Die Omnibusfahrt ging durch die Fränkische Schweiz; in Bayreuth wurde die Eremitage mit den berühmten Wasserspielen besichtigt. Die Vorstandsmitglieder der Bernecker Gruppe Pladwig und Maluk führten die aus Nürnberg gekommenen Landsleute zu hochgelegenen Ausflugszielen in der Umgebung von Berneck. Im Hotel „Post“ fand dann ein geselliges Beisammensein beider Gruppen statt, in deren Verlauf der Vorsitzende der Nürnberger Gruppe, Sebuleit, die Achte Novelle zum Lastenausgleichsgesetz erläuterte.

 

Bayreuth. Am 17. September fand auf einer durch Musik- und Gesangsvorträge feierlich ausgestalteten Mitgliederversammlung durch den Vorsitzenden Dr. Dullek, eine Ehrung verdienter Mitglieder statt. Geehrt wurden der Vorsitzende des Bezirksverbandes, C. H. Dehn, de Resèe sowie die Landsleute Willi Kurrek, Kurt Rohn, Hans Günther, Arvid Rio und Asaf Bohnau. Ferner wurden Lichtbilder „Ostpreußen heute“ vorgeführt.

 

Seite 6   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Insterburg

Großmodell der Insterburg um 1500

Haupttreffen der Insterburger in der Patenstadt Krefeld

Die Krefelder und Insterburger wachsen mit jedem neuen Jahr der Patenschaft inniger zusammen. Das zeigte sich auch diesmal wieder. Den Auftakt des Treffens am 7. und 8. September bildete eine Gedenkecke in der schönen Säulenhalle des Krefelder Rathauses. Ein großes Modell der Insterburg um 1500 lockte ebenso wie der bunte altpreußische Brautteppich viele Besucher an. Bilder bedeutender Ostpreußen ringsum betonten das Geistesgut, das deutsches Wesen mitschaffen half. Die Krefelder Zeitungen brachten mehrfach Gedenkaufsätze.

 

Am Sonnabend erledigten die Delegierten die notwendigen geschäftlichen Angelegenheiten. Um 19 Uhr, hatte die Stadt Krefeld zu einem Insterburger Abend in dem geschmackvoll hergerichteten Oberlichtsaal des Kaiser-Wilhelm-Museums eingeladen. Lieder der deutschen Jugend des Ostens leiteten die Stunde ein. Oberbürgermeister Hellenbrock sprach herzliche und zugleich mahnende Worte an Patenkinder und Einheimische über den Sinn der Treffen und Patenschaften im Hinblick auf das Ziel eines in Freiheit geeinten Gesamtdeutschlands. Dr. Grunert führte dann an Hand von Lichtbildern, welche die Stadt Krefeld hatte herstellen lassen, in einem Spaziergang durch Insterburg.

 

Eine besondere Note erhielt das diesjährige Treffen durch die 50-Jahr-Feier des Sportklubs „Preußen Insterburg". In dem Lokal des Sportkameraden Schibukat spielte sich unter der Leitung von Fritz Padeffke diese Feier der Erinnerung an frühere Leistungen und des Gedenkens an die leitenden Männer ab. Wieviel herzliche Wiedersehensfreude jetzt weit verstreuter Klubkameraden klang auf; mancherlei Pläne für neue Taten wurden geschmiedet!

 

Während am Sonnabend die eintreffenden Insterburger bei sonnigem Wetter sich den auf ihren „Wällen" unbeschwert lustwandelnden Krefeldern und Krefelderinnen zugesellten und das Stadtbild durch Neubauten verschönert fanden, brachte der Sonntag Regen. Trotzdem war schon zu früher Zeit der große Saal im Stadtwaldhaus überfüllt. Mit Fanfarenklängen der DJO wurde die Feierstunde eröffnet. Lieder des Ostpreußenchores folgten, feinsinnig geleitet. Prächtig und klangvoll füllte dann der Männerchor der Krefelder Polizei den weiten Raum. Der Sprecher des Landkreises, Fritz Naujoks, leitete die würdige Totenfeier und Oberbürgermeister Hellenbrock konnte Erfreuliches über Stellen für alte Insterburger in Krefelder Heimen und Sommerlager der Jugend im städtischen Heim an der holländischen Grenze berichten. Betonte er schon die Wichtigkeit des Ringens um die deutsche Einheit, so kam dies besonders in der Hauptansprache zum Ausdruck. Das Vorstandsmitglied der Landsmannschaft Ostpreußen Reinhold Rehs, MdB, packte die Zuhörer, von häufigem Beifall unterbrochen, mit seinen ernsten und eindringlich vorgetragenen Gedanken über den Sinn der Heimatbewegung. Man dürfe nicht allein auf das westdeutsche Wirtschaftswunder und die Stärke bauen, sondern müsse auch unter Opfern die äußere und innere Einheit Gesamtdeutschlands betreiben, ja an erste Stelle setzen. Damit erst ist die Zukunft Deutschlands gewährleistet. Nach starkem Beifall dankte Dr. Wander dem Redner und gleichzeitig der liebgewordenen Patenstadt Krefeld für die vielerlei Leistungen und die herzliche Wärme, welche die Patenschaft durchzieht. Die gleiche Wärme und Wiedersehensfreude lag über dem fröhlichen weiteren Verlauf des Tages. Nur das Fehlen des schwer erkrankten Landsmannes Bermig, der das Treffen vorbereitet hatte, wurde allgemein bedauert.

 

Pr.-Holland

Pr.-Holländer Kinder aus Berlin an der Waterkant

Mit der Luftbrücke kamen auch in diesem Jahr Pr.-Holländer Ferienkinder auf Einladung des Kreises Steinburg und der Stadt Itzehoe an die Waterkant. Wegen des schlechten Wetters hatte sich der Abflug in Berlin verzögert und Bürgermeister Schulz und die Pflegeeltern warteten zunächst vergeblich. Aber am Abend fanden sich die Erwarteten dann doch in Itzehoe ein und fanden in der Jugendherberge, vom Heimvater freundlich versorgt, Unterkunft. Am nächsten Morgen wurden sie zu ihren Pflegeeltern gefahren und dort freundlich empfangen. Viele Pflegeeltern kannten ihre Ferienkinder schon vom vergangenen Jahr, aber es gab auch neue Bekanntschaften. Während der ersten Tage hatte jedes Ferienkind Gelegenheit sich erst einmal in dem Gasthaushalt einzuleben. Bereits am ersten Wochenende wurden aber schon Fahrten in die Umgebung unternommen. Außerdem hatte Bürgermeister Schulz, der frühere Landrat von Pr.-Holland, dafür gesorgt, dass die Ferienkinder täglich in der großen Tonkuhle Schwimmunterricht durch einen bewährten Rettungsschwimmer erhielten. Zu Beginn der Ferien hatte sich herausgestellt, dass nur ein Mädchen sich bisher freigeschwommen hatte. Umso erfreulicher war das Endergebnis: vier Kinder konnten sich freischwimmen und zwei erhielten sogar das Fahrtenschwimmerzeugnis. Alle zwei Tage trafen sich die Kinder zu einer gemeinschaftlichen Singstunde. Fräulein Edith von der Itzehoer Singschar übte mit ihnen heimatliche Lieder ein, und zum Schluss der Ferien war ein richtiger kleiner Chor entstanden.

 

Viele Fahrten in das schöne Land und Heimabende sorgten für Abwechslung. In Heiligenstedten wurden das Schloß, die alte Kirche und die Zugbrücke über der Stör besichtigt. Fahrten nach Lägerdorf mit einer Besichtigung der Breitenburger Zementfabrik der Kreidegruben und des Schlosses Breitenburg und ein Bad in dem schön gelegenen Schwimmbad schlossen sich an. An einem Sonntag fuhren die Kinder mit einem von der Patenstadt gestellten Bus nach Hamburg, um an dem großen Heimatkreistreffen der Pr.-Holländer teilzunehmen. Es gab viele Gespräche über die Heimat, und für die Kinder war die Teilnahme an diesem großen Treffen ein nachhaltiges Erlebnis. Am Nachmittag dieses Tages durften sie mit Freikarten das Flottbeker Reitturnier besuchen.

 

Einen weiteren Höhepunkt der Ferienzeit bildete der Besuch der Karl-May-Festspiele in Bad Segeberg. Danach fuhren die Ferienkinder in das Lager Aschau an der Eckernförder Bucht, wo sie vierzehn Tage gemeinsam in einem Zeltlaser bei bester Verpflegung und vielen frohen Spielen verbringen durften. Sie wurden dort von ihrem „Patenonkel", Landrat Mathiesen, besucht, der mit fröhlichen Liedern empfangen wurde.

 

Für alle Pr.-Holländer Kinder war diese Ferienzeit ein unvergessliches Erlebnis. Mit ihren Pflegeeltern hatten sie sich so innig angefreundet, dass der Abschied beiden Teilen schwer fiel. Viele Kinder sind für das nächste Jahr wieder eingeladen worden. Sie kehrten nach Berlin zurück mit dem Bewusstsein, dass sie im Patenkreis Steinburg und in der Patenstadt Itzehoe ein zweites Zuhause gefunden haben.

 

Seite 6   Bestätigungen

Wer kann bestätigen, dass Willy Paustian, geb. 25.03.1911, aus Insterburg, von 1934 bis Ende des Krieges bei folgenden militärischen Einheiten gewesen ist: Artillerie-Regiment 37, Königsberg, in Insterburg, dann Luftwaffe Neuhausen bei Königsberg, von dort abkommandiert nach Tapiau, Ausbl.-Komp. Unter Feldwebel Schulz, danach Techn. Schule in Berlin-Adlershof, ferner Techn. Komp. Neukuhren, unter Hauptmann Künstler und Feldwebel Riedel, anschließend Jüterbog, Altes Lager, unter Hauptmann Baldauf, dann Flugpl. Storade bei Hamburg, unter Hauptmann von Gerstenbrock, schließlich Techn. Komp. Heiligenbeil und Flughafen Königsberg unter Feldwebel Heinen und General Putzier oder Putzler (schlecht lesbar), Luftgau I, anschließend Russland, Kommandostelle Pleskau, unter Oberst Fleischer, Oberleutnant Franz und Wolf, und zuletzt Techn. Bereitsch. Sieworskaja, Flugpl. K-Serbien, unter Major Kunze und Hauptmann Böhrner.

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86.

 

Seite 7   Amtliche Bekanntmachungen

UR II 73/57      Aufgebot

Der Maurer, Ernst Gustav Schwermer in Heistenbach, Unterlahnkreis, hat beantragt, die verschollene Johanna Schwermer, geb. Meier, geb. am 12.11.1883, Witwe des Transportarbeiters, Otto Schwermer, zuletzt wohnhaft in Königsberg Pr., für tot zu erklären. Die Verschollene wird aufgefordert, sich spätestens bis zum 2. Oktober 1957, 9 Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht zu melden, widrigenfalls die Todeserklärung erfolgen wird. An alle, die Auskunft über Leben und Tod der Verschollenen zu erteilen vermögen, ergeht die Aufforderung, spätesten zu dem obigen Zeitpunkt dem Gericht Anzeige zu machen.

Diez/L., den 1. August 1957      Das Amtsgericht

 

56 II 96/97-56     Beschluss

Die verschollene Ehefrau, Lisbeth Gertrud Thurau, geb. Tolksdorf, geboren am 04.10.1889 in Königsberg Pr., zuletzt wohnhaft gewesen in Königsberg Pr., Meyer-Waldeck-Straße 12, oder in der Steffeck-Siedlung, wird für tot erklärt. Als Zeitpunkt des Todes wird der 31. Dezember 1945, 24 Uhr, festgesetzt. Die Entscheidung ergeht gerichtskostenfrei. Die der Antragstellering entstandenen notwenigen Kosten fallen dem Nachlass zur Last.

Essen, den 9. September 1957    Das Amtsgericht

 

56 II 96/97-56     Beschluss

Der verschollene Kaufmann, Eugen Thurau, geboren am 23.09.1878 in Darkehmen, Ostpreußen, zuletzt wohnhaft gewesen in Königsberg Pr., Meyer-Waldeck-Straße 12 oder Steffeck-Siedlung, wird für tot erklärt. Als Zeitpunkt des Todes wird der 31. Dezember 1945, 24 Uhr, festgesetzt. Die Entscheidung ergeht gerichtskostenfrei. Die der Antragstellering entstandenen notwenigen Kosten fallen dem Nachlass zur Last.

Essen, den 9. September 1957    Das Amtsgericht

 

53 II 111/53     Beschluss

Der Beschluss des Amtsgerichts Essen vom 12.01.1954, durch den Albert Felde, geb. 24.11.1911, für tot erklärt worden ist – 53 II 111/53 – wird aufgehoben, weil sich inzwischen herausgestellt hat, dass Albert Felde lebt.

Essen, den 12. September 1957    Das Amtsgericht

 

Aufgebot

Die gerichtliche Todeserklärung der nachstehend bezeichneten vermissten Personen ist beantragt worden. Die bezeichneten Personen werden hiermit aufgefordert, sich zu melden, widrigenfalls sie für tot erklärt werden können. Alle, die Auskunft über eine der bezeichneten Personen geben können, werden hiermit aufgefordert bis zum Ende der Aufgebotsfrist bei dem unterzeichneten Amtsgericht Anzeige zu machen. Die Buchstaben bedeuten: a) Anschrift an letzten bekannten Wohnsitz, b) letzte bekannte Truppenanschrift, c) zuständiges Amtsgericht und dessen Aktenzeichen, d) Ende der Aufgebotsfrist, e) Name und Anschrift des Antragstellers.

Otto Dukatz, geb. 04.05.1906 in Meutinen, Kreis Sensburg, a) Elbing, Ostpreußen, b) Walsrode 1 II 116/57, d) 16.12.1957, e) Anna Dukatz, geb. Jeworutzki, Bomlitz.

Fritz Christoph, geb. 17.04.1892 in Mahnsfeld, Kreis Königsberg Pr., a) Königsberg Pr., Karschauer Straße Nr. 36, b) -, c) Walsrode 1 II 101/57, d) 05.12.1957, e) Fritz Helmut Christoph, Düshorn, Kreis Fallingbostel.

 

Rest der Seite: Werbung, Stellenangebote, Stellengesuche.

 

Seite 8   Familienanzeigen

Winfried. Gottes Güte schenkte uns das dritte Kind, den zweiten Sohn. In dankbarer Freude: Else Sonderhoff, geb. von Gottberg, Gr.-Klitten. Herbert Sonderhoff. Waterhövel bei Hagen

 

Am 15. September 1957, ist unsere Heidi-Maria, ihr Schwesterchen, angekommen. Es freuen sich mit, Elfriede Kohlscheen, geb. Barus-Lumaschi und Ewald Kohlscheen. Früher Königsberg Pr., jetzt Putlos Oldenburg, Holstein.

 

Marita, hat ein Brüderchen bekommen. Die dankbaren Eltern: Ing., Torsten Lindergard und Frau Ingrid Lindergard, geb. Doleski und Großmutter, M. Doleski, zurzeit bei der Tochter. Jakobsberg, Schweden, Sturevägen 4 B

 

Martin. Unser Thomas hat am 29. August 1957 ein Brüderchen bekommen. In Dankbarkeit und Freude: Lieselotte Beyerle, geb. Egger und Reinhard Beyerle, früher Königsberg Pr., Roßg. Passage 2, jetzt Berlin-Neukölln, Flughafenstraße 76

 

Die Verlobung meiner Tochter Renate mit Herrn Dipl.-Ing., Dietrich Simon, beehre ich mich anzuzeigen. Baumeister, Eduard Merkisch, Lübeck, Tulpenweg 2, früher Sensburg.

 

Meine Verlobung mit Fräulein Renate Merkisch, erlaube ich mir bekanntzugeben. Dipl.-Ing., Dietrich Simon, Hannover, Jakobistraße 44. Früher Ortelsburg. Lübeck, am 22. September 1957

 

Ihre Vermählung geben bekannt, Gerhard Dunkelberg, Postinspektor, Köln-Mülhein, Heidkampstraße 8. Brunhilde Dunkelberg, geb. Winter. Bonn (Rhein), Neustraße 7. Früher Lötzen, General-Busse-Straße 5. Bonn, 28. September 1957

 

Ihre Vermählung zeigen an: Uwe Densch, Studienreferendar und Gerlinde Densch, geb. Amling. August 1957. Freiburg im Br., Turnseestr. 49. Schloß Trutenau, Königsberg Pr., Ostpreußen.

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Waldemar Kaehler und Erika Kaehler, geb. Niemeyer. 24. September 1957. Rahden, Westfalen, Bahnhofstraße 22. Früher Schönfeld, Kreis Heiligenbeil, Ostpreußen

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Willi Rosteck, Wiese, Kreis Mohrungen und  Elfriede Rosteck, geb. Strauß, früher Kahlau, Kreis Mohrungen. Jetzt Weisweiler, Stettinger Straße 2, Bezirk Aachen

 

Ihre Goldene Hochzeit feiern am 26. September 1957, unsere lieben Eltern, Richard Piek und Frau Elisabeth Piek, geb. Laabs, Früher Pregelswalde bei Tapiau, jetzt Gießen (Lahn), Oberhof. Dies zeigen in Freude und Dankbarkeit an, die Kinder.

 

Zur Goldenen Hochzeit, am 30. September 1957, wünschen ihren lieben Eltern, Herrn Eduard Hinz und Frau Emma Hinz, geb. Achenbach. Früher Pillkallen, Ostpreußen, jetzt Traben-Trarbach, (Mosel), Schottstraße 32, von Herzen Glück und Gesundheit, ihre dankbaren Kinder und Enkelkinder. G. Schmidtke, München 68, Parkstraße 19. E. Hinz,Würzburg, Klinikstraße 12

 

Ihren 81. Geburtstag feiert am 28. September 1957, die Lehrerwitwe, Helene Döring. Es gratulieren, 7 Kinder, 7 Schwiegerkinder, 19 Enkel und 2 Urenkel. Früher Osterode, Maerkerstr. 35, jetzt Mainz, Altersheim, Altenaugasse 7

 

Am 5. Oktober 1957 feiern unsere lieben Eltern, Schwieger-, Groß- und Urgroßeltern, Kaufmann, August Wenzel und Frau Nathalie Wenzel, geb. Schiminski, aus Osterode, Ostpreußen, Bahnhofstraße, jetzt Oelber a. w. Wege, Kreis Wolfenbüttel, das Fest der Goldenen Hochzeit. Es, gratulieren herzlichst und wünschen Gottes Segen und noch viele gesunde Jahre, ihre dankbaren Kinder, Enkel und Urenkel

 

Am 25. September 1957 feierte unser lieber Vater, Opa, Herrmann Bahr, früher Königsberg Pr., Claaßstr., jetzt sowj. bes. Zone, seinen 80. Geburtstag. Es gratulieren herzlichst, Kinder und Enkelkinder. Zu erreichen, L. Kursim, geb. Bahr, Gelsenkirchen, Karl-Meyer-Straße 80.

 

Am 24. September 1957 feierten unsere lieben Eltern, Friedrich Symanzik und Frau Margarete Symanzik, geb. Andres, ihre Silberhochzeit. Es gratulieren, die Kinder, Günter und Heidrun. Hamburg-Kirchwerder 1, Mühlendamm 8. Früher Gr.-Kuhren

 

Zum 75. Geburtstage, am 2. Oktober 1957, unserer lieben Mutter, Großmutter, Schwiegermutter, Schwester und Schwägerin, Frau Elisabeth Rebbe, geb. Essert, aus Königsberg Pr., Aweider Allee 75, wünschen wir ihr Glück und Segen, Gesundheit und langes Leben. Die dankbaren Kinder. Bremen, Hannover, Leverkusen.

 

Anlässlich meiner Aussiedlung zur Familie nach 12 ½ -jähriger Trennung und unserer Silberhochzeit am 23. September 1957, grüßen wir alle Verwandten und Bekannten aus der Heimat. Wilhelm Waschkuhn und Frau Emma Waschkuhn, geb. Ickert. Brickwedde über Bersenbrück. Früher Großgarten, Kreis Angerburg, Ostpreußen

 

Am 2. Oktober 1957 feiert unsere liebe Mutter, Frau M. Freund, geb. Bluhm, früher Dampfmühle, Wehlau, Ostpreußen, jetzt Ahrensburg, Holstein, Große Straße 5, ihren 75 Geburtstag. Es gratulieren herzlichst mit allen guten Wünschen für die nächsten Lebensjahre, ihre dankbaren Kinder, Erna Huhn, geb. Freund und Kinder. Walter Freund und Familie. Kur Freund und Familie.

 

Unserer lieben Muttel und Oma, Auguste Pahlke, geb. Berginski, früher Tapiau, Ostpreußen, jetzt Hess-Lichtenau, Im Tal 1, zum 70 Geburtstag, am 28 September 1957, herzliche Glückwünsche, vor allem beste Gesundheit für ihren weiteren Lebensabend. Ihre dankbaren Kinder und Enkelkinder

 

Fern von der Heimat feierte am 16. September 1957, unser lieber Papa, Schwiegervater und Opa, der Gend.-Meister a. D., August Palluck, Altenau (Oberharz), Hüttenstraße 47. Früher Liebstadt, Kreis Mohrungen, Ostpreußen, seinen 70 Geburtstag. Es gratulieren und wünschen weiterhin alles Gute, seine Kinder: Dr. med. Horst Palluck. Herbert Palluck. Edith Kulak, geb. Palluck. Ruth Graeve, geb. Palluck

 

Am 23. September 1957 feierte unser lieber Vater, Bäckermeister, Otto Paplawski, früher Johannisburg, jetzt Münchingen, Kreis Leonberg, Hauptstraße 4, seinen 80. Geburtstag. Wir gratulieren und wünschen alles Liebe und Gute. Seine Kinder, Enkel und Urenkel

 

Herzlichen Glückwunsch zum 70. Geburtstage, unseres lieben Vaters, Schneidermeister, Robert Gelzenleichter, Frankfurt/Main, Eschersheimer Landstraße 38. Früher Königsberg Pr., die dankbaren Kinder

 

Rest der Seite: Bekanntschaften, Unterricht, Werbung

 

Seite 9   Foto: Schauseite und Portal des Zeughauses in Berlin

Die Aufnahme stammt aus der Zeit vor den Bombenschäden. Die Schaufassade ist jetzt originalgetreu wiederhergestellt worden. Die Renovierung des gesamten Skulpturenschmuckes wird noch lange Zeit in Anspruch nehmen.

 

Das alte Zeughaus

„Gerechte" und „ungerechte" Waffen — Verfälschte Geschichte

Nach fünfjährigen Renovierungsarbeiten wurde der Vorderflügel eines der bekanntesten historischen Bauwerke Berlins originalgetreu wiederhergestellt. Es ist das Zeughaus Unter den Linden. Vom Portal des Zeughauses grüßt in lateinischer Sprache die alte Widmung: „Den Waffentaten zum Ruhme, den Feinden zum Schrecken, seinen Völkern und Bundesgenossen zum Schutze, hat Friedrich I., der erhabene und unbesiegte König der Preußen, dieses Zeughaus zur Bergung aller Kriegswerkzeuge sowie kriegerischer Beute und Trophäen im Jahre 1706 von Grund auf erbauen lassen“.

 

Schon während der Renovierungszeit hatte die SED hier einige Ausstellungen veranstaltet, die bolschewistischer Propaganda dienten. Mit der derzeitigen Ausstellung jedoch schien man das Zeughaus seiner ursprünglichen Bestimmung zurückgeben zu wollen, denn ihr Thema lautet: „Waffen und Uniformen in der Geschichte“.

 

Ein Irrtum; denn was für eine Ausstellung die SED auch immer veranstaltet, seien es Briefmarken, Tauben oder Kaninchen, immer wird es eine bolschewistische Propagandaschau sein. So auch hier.

 

Die bösen und die guten Waffen

Wir erleben im Berliner Zeughaus an Hand von Waffen und Uniformen einen Gang durch die Geschichte, so wie sie der Bolschewismus sieht. Die gezeigten Gegenstände selbst sind sachlich bezeichnet. Etwa: „Fuß-Streithammer (Luzerner Hammer), 15. Jahrh.“, „Halbharnisch des Markgrafen Johann von Brandenburg-Küstrin, 1553, vermutlich von Peter von Speyer, Annaberg", „Regimentsstandarte des Regiments zu Pferde Henniges von Treffenfeld; Brandenburg-Preußen 1677", (Dieser tüchtige Reitergeneral schlug mit der Vorhut des Heeres die in das Land eingefallenen Schweden in dem Gefecht bei Splitter, unweit von Tilsit, am 30. Januar 1679), oder „Infanteriehelm für Mannschaften, Bayern 1848 bis 1864" und so weiter. Aber weil diese Gegenstände an sich keine Propaganda machen, weder für noch gegen den Krieg, weder für noch gegen die jeweils herrschenden Fürsten und Könige, geschweige denn für oder gegen die „Arbeiterklasse", mussten Bilder und Spruchtafeln herbei, propagandistische Holzhämmer, die in einzelnen Abteilungen der Ausstellung absolut vorherrschen.

 

Ein einziges Zitat kennzeichnet die Gesamttendenz: „Die deutschen Arbeiter erkannten ihre Hauptaufgabe jetzt (1870) darin, gegen die Verpreußung Deutschlands und für demokratische Freiheiten zu kämpfen. Nur die Arbeiterklasse, geführt durch eine revolutionäre Partei, war fähig, der Verpreußung Deutschlands Einhalt zu gebieten. Marx und Engels, Bebel und Liebknecht entlarvten den Charakter des deutschen, Kaiserreiches. „Der Säbel stand als Geburtshelfer dem Reich zur Seite, der Säbel wird es ins Grab begleiten“, so urteilte August Bebel“.

 

Und so wundert es uns auch nicht, wenn wir Aufnahmen aus dem alten Zeughaus sehen mit den Unterschriften „Das alte Zeughaus — eine Stätte zur Verherrlichung des Krieges" oder „Schaufenster des preußisch-deutschen Militarismus".

 

Diese neue Ausstellung aber, darauf wird der Besucher hingewiesen, diene dem Zweck, gegen den Krieg und für einen dauerhaften Frieden einzutreten. Gegen den Krieg? Schon haben wir den Pferdefuß, denn zugleich wird uns verkündet, dass es auch gerechte Kriege gäbe und gegeben habe. Die Bauernkriege zum Beispiel, denen ein großer Raum gewidmet ist, die Kriege der französischen Revolutionsarmeen, allerdings auch die Befreiungskriege, dann aber wieder Arbeiteraufstände und als Krönung die blutige Oktoberrevolution in Russland. Kurzum, die friedliebende Ausstellungsleitung erklärt dem Besucher im selben Atem, in dem sie den Krieg verdammt: „Möge die Ausstellung die Erkenntnis der Notwendigkeit des Kampfes gegen die imperialistische Aggression vermitteln und die Bereitschaft zur Verteidigung der Deutschen Demokratischen Republik erhöhen“. Allein schon die Gliederung der Ausstellung sagt alles:

 

Waffen in der Urgesellschaft — Das Kriegswesen in der Feudalgesellschaft — Das Heerwesen im Kapitalismus — Imperialismus und Krieg — Die Große Sozialistische Oktoberrevolution.

 

Parolen interessieren nicht

Die Ausstellung wurde am 14. September eröffnet und fand, bei kostenlosem Eintritt, schon in diesen ersten Tagen zahlreiche Besucher, darunter auch viele Ausländer aus Ost und West. Diese Besucher aber schenken den Spruchtafeln wenig oder überhaupt keine Beachtung. Sie bestaunen riesige Bronze-Geschützrohre, künstlerisch verzierte Ritterrüstungen, Dolche, Morgensterne, lassen sich gern die Technik einer alten Steinschloßflinte erklären, haben ihre Freude an bunten Uniformen, Orden und Ehrenzeichen, beugen sich interessiert über einmalige kriegerische Dokumente wie eine zweihundert Jahre alte Aufstellung über Besatzungsschäden, die in ihrer Pedanterie (jedes requirierte Pfund Hafer wird aufgeführt) an heutige Wiedergutmachungsfragebogen erinnert, Aufrufe, Ordenspatente, alte Schlachtpläne, alte Reglements und Instruktionen. Dazu zeitgenössische Schlachtenbilder und Zinnfigurenaufstellung, die die jeweilige Kampftaktik der Zeit veranschaulichen.

 

Es gibt ein Wiedersehen mit so manchem wertvollen Stück aus dem alten Zeughausbestand, Rüstungen, alte Prunkgeschütze, historische Uniformen. Vieles fehlt natürlich. Auf dem Bahnhof in Graudenz brannten sechs Güterwagen mit Stücken aus dem Zeughaus aus. Das ausgestopfte Lieblingspferd Friedrichs des Großen, der Schimmel Condé, soll in Magdeburg verbrannt worden sein. Doch nicht Bomben und Plünderung allein waren die Ursachen des Schwundes. Die Alliierten holten sich 1945 alle Trophäen aus vergangenen Kriegen zurück und befahlen für den Rest rücksichtslose Liquidierung, der besonders alle noch gebrauchsfähigen Waffen des letzten Jahrhunderts zum Opfer fielen. In der Sowjetunion befindet sich zurzeit ein großer Teil der mittelalterlichen Prunkwaffen des Zeughauses, seine Ordenssammlung konnte einigermaßen vollständig gerettet werden und befindet sich jetzt in Wiesbaden. Vieles aber ist einfach verschollen, zum Beispiel die persönlichen Waffen, Ehrenzeichen und Uniformen von Derfflinger, Blücher und Zieten.

 

Hier wäre zu bemerken, dass man sich um die Befreiungskriege 1813 bis 1815 große Mühe gegeben hat. Alle ihre Heroen sind vertreten, in Büsten, Bildern, Erstdrucken, eigenhändigen Briefen, Scharnhorst, Gneisenau, Blücher, Körner sowie der Nachlass des 1771 in Kreuzburg (Kreis Pr.-Eylau) geborenen Feldmarschalls von Boyen — aber auch nur, weil die SED heute für ihre Wehrertüchtigung und Verteidigungsbereitschaft gegen den bösen Westen ihre Namen missbraucht.

 

Peinliches Königsberg

Wie steht es um den deutschen Osten — als Schlachtfeldbezeichnung, als Herkunftsbezeichnung für Waffen? Ein peinliches Kapitel für die Ausstellungsleitung. Man schweigt, man verschweigt, dreht und wendet sich, denn keinesfalls durfte der Eindruck entstehen, dass Schlesien, Pommern, Ostpreußen deutsches Land waren und sind. Bei den meisten in Frage kommenden Stücken wählte man daher die Bezeichnung „deutsch" oder „preußisch", auch wenn sich in ähnlichen Fällen genaue Ortsangaben finden wie Augsburg, Dresden usw. Ausnahmen machen die Sache nur noch peinlicher. Zum Beispiel: „Mütze der pommerschen Landwehr, Preußen, Befreiungskriege" oder das große Gemälde „Schlesische Landwehr".

 

Auf zwei Schautafeln aber finden wir Ostpreußen in alter Gestalt und mit den echten deutschen Städtenamen — wieviel Kopfzerbrechen müssen diese beiden Tafeln der Ausstellungsleitung verursacht haben! Aber es ging einfach nicht anders. Denn die Schautafeln haben die Überschrift: „Die deutsche Rüstungsindustrie in der Vorkriegszeit" und „Die Standortverteilung der deutschen Armee im Jahre 1909". Da konnte man eben nicht an der Oder-Neiße aufhören. Oder etwa als kaiserliche Garnisonstadt Kaliningrad nennen, oder Gdansk als kaiserliches Marinearsenal ... Und da lesen wir sie also, die Namen Königsberg, Insterburg, Tilsit, und dazu Danzig, Elbing, — Namen, die es für die SED sonst nicht mehr gibt und nie gegeben haben darf.

 

Trotz allem bleibt die Ausstellung sehenswert, wenn wir sie auch mit ganz anderen Gedanken verlassen, als ihre Veranstalter es sich wünschen.

 

Seite 9   Foto: Eine der berühmten Masken der sterbenden Krieger am Zeughaus. Diese Meisterwerke von Andreas Schlüter blieben fast alle unversehrt.

 

Seite 9   West-Berlin: Leuchtturm der Freiheit

Besuch beim Untersuchungsausschuss freiheitlicher Juristen

Von unserem Berliner M. Pf.-Korrespondenten

In den sieben Jahren seines Bestehens ist der Untersuchungsausschuss freiheitlicher Juristen für unsere Brüder und Schwestern in Mitteldeutschland ein Begriff geworden. Man kennt ihn im entlegensten Dorf, er bedeutet Hoffnung, bedeutet Rat und Hilfe. Die SED nennt den Untersuchungsausschuss eine „Agenten- und Spionagezentrale", die SED-Presse wird nicht müde, ihn wütend zu beschimpfen. Aber er ist nichts weniger als ein Geheimdienst, er arbeitet im vollen Licht der Öffentlichkeit. Er ist keine politische Widerstandsorganisation, er kennt nur ein Ziel, nur eine Aufgabe, dient nur einem Zweck: das Recht zu schützen, das Unrecht zu bekämpfen . . .

 

Schwarzuniformierte Wachmänner patrouillieren vor der großen Villa in Berlin-Zehlendorf. „Bitte nennen Sie hier nicht Ihren Namen", steht an der Pförtnerloge. Man reicht seinen Ausweis hinein, unter einem hohen Pult schreibt der Pförtner, man sieht nicht, was. Er reicht, einen Zettel zurück — der Besucher ist eine Nummer geworden. Er wird in den Warteraum verwiesen, wartet unter misstrauisch Schweigenden eine Stunde, zwei oder auch drei, bis der Lautsprecher ihn aufruft: „Achtung, Achtung, Nummer A 97 nach Zimmer 27 im zweiten Stock …“

 

Im Zimmer oben verwandelt sich die Nummer wieder in Herrn Schulze, in Frau Krause. Hunderte von Besuchern täglich, seit sieben Jahren. Hunderte von Schicksalen täglich. Jene Frau aus Erfurt, ihr Sohn wurde wegen „staatsfeindlicher Äußerungen" verhaftet, sie hofft zu erfahren, in welchem Zuchthaus er sitzt und welche Mittel und Wege es gibt, Berufung gegen das Urteil einzulegen. Der Mann dort, Lehrer aus C, die SED hat ihn verpflichtet, seine Schüler und deren Eltern zu bespitzeln, er will es nicht tun, will andererseits aber auch nicht fliehen und fragt nun den Referenten des Untersuchungsausschusses, wie er sich verhalten soll. Hier einer, der schon geflohen ist, seine Anerkennung hängt von einem Gutachten des Untersuchungsausschusses ab. Und die vielen, vielen, die weder Flüchtlinge sind, noch zu fliehen gedenken, mit ihren dennoch brennenden Anliegen. Da sind Väter drüben im Westen, die nicht zahlen wollen; oder solche; die wollen, aber nicht wissen, wie. Beratung gesucht in interzonalen Ehescheidungsangelegenheiten. Kann ich Einspruch gegen diese Steuernachforderung erheben? Wie fasse ich mein Testament ab, damit meine Kinder in Köln auch wirklich meinen Magdeburger Besitz erben? Fragen über Fragen, die jeweils vom geschulten Fachreferenten des Untersuchungsausschusses beantwortet werden.

 

Anwaltsbüro der Zone

Die Freien Juristen sind seit Jahren das Anwaltsbüro der Bevölkerung der Sowjetzone. Kein Wunder: in ganz Mitteldeutschland gibt es nur noch achthundert Anwälte, gegen rund 130 000 in der Bundesrepublik! Und von diesen achthundert sind nur noch die Hälfte sogenannte „freie" Anwälte, die Übrigen gehören den straff von der SED geführten Anwaltskollegien an, die für den Juristen das gleiche sind wie für den Bauern der Kolchos. Aber auch die „freien" werden scharf beobachtet und kontrolliert. Sie haben nicht der Bevölkerung zu dienen, sondern in erster Linie dem bolschewistischen Staat, ob sie wollen oder nicht. So ist es verständlich, dass die Bevölkerung eben kein Vertrauen zu ihnen hat, auch in ganz harmlosen, unpolitischen Angelegenheiten nicht. Man fährt am besten gleich nach Westberlin . . .

 

Über 200 000 schriftliche und mündliche Rechtsauskünfte hat der Untersuchungsausschuss bisher erteilt. Seine Fachleute kennen die einschlägigen Gesetze genau, sie kennen ihre Ausführungsbestimmungen, sie kennen vertrauliche Verfügungen, geheime Anordnungen, und wenn es zum Beispiel überhaupt eine Möglichkeit gibt, gegen eine ungerechte Steuerveranlagung erfolgreich Einspruch zu erheben — hier in Berlin-Zehlendorf kennt man diese Möglichkeit. Strafrechtlich, zivilrechtlich, verwaltungsrechtlich kennt man hier jede Chance, die es auch im bolschewistischen Terrorstaat noch für den Bürger gibt. Daher das große Vertrauen der Mitteldeutschen, daher der nie versiegende Besucherstrom.

 

Arsenal der geraubten Dinge

Vieles, ach unendlich vieles, was an Rechtswidrigkeiten, an Gewalttat geschah und geschieht, lässt sich vorerst nicht ändern, nicht rückgängig machen, nicht mildern. Aber in all diesen Tausenden von Fällen bedeutet es doch Erleichterung und Trost, wenn man das Unrecht, das einem geschah, irgendwo, erzählen irgendwo zu Protokoll geben kann, auf eine spätere Wiedergutmachung hoffend. Zwölftausend Beschlagnahme- und Enteignungsaktionen der SED sind in den Akten des Untersuchungsausschusses genauestens verzeichnet, samt allen Dokumenten und Beweisunterlagen für den einzelnen Fall, eine unschätzbare Hilfe für die Zeit nach der Wiedervereinigung. In diesen Protokollen spiegelt sich die gesamte Geschichte seit 1945 wider. Die Enteignung der großen Unternehmen, der mittleren bis hin zu den im Zeichen des „Marsches zum Sozialismus" von 1952 bis 1953 durchgeführten Enteignungen auch der kleinen Gewerbetreibenden; der Terror auf dem Lande, der Versuch, das selbständige Bauerntum nach brutalem sowjetischem Vorbild zu vernichten. Die Atempause nach dem Volksaufstand 1953, Rückgabe inzwischen verwahrloster Betriebe in Stadt und Land an ihre ehemaligen Besitzer, und dann die erneut einsetzende vielfach getarnte Enteignungsbewegung durch Steuerrepressalien, Liefersperren an selbständige Händler, Kündigung von Geschäftsräumen und so weiter.

 

Viele kamen damals, denen ihre örtliche SED-Heimatbehörde Rückgabe des geraubten Eigentums angeboten hatte. Hier beriet der Untersuchungsausschuss, half, warnte. „Geht nicht zurück, ehe man euch nicht schriftlich vollen Wertersatz für verschleuderte Werte, für Wertminderung eures Geschäftes, eures Bauernhofes durch unsachgemäße Treuhänderwirtschaft zugesagt hat!" Manche bittere Enttäuschung blieb auf diese Weise erspart.

 

Nicht nur das Eigentum, auch die persönliche Freiheit gilt dem SED-Staat nichts. Und hier liegt der eigentliche Schwerpunkt der Arbeit des Untersuchungsausschusses. Es dürfte wohl kaum ein politisches Terrorurteil geben, gefällt in Mitteldeutschland seit 1945, das in seinen Akten nicht verzeichnet ist. Genauestens, auf Grund voneinander unabhängiger Zeugenaussagen, und in Tausenden von Fällen liegen das Originalprotokoll, Strafantrag des Staatsanwaltes und Urteil des betreffenden Sowjetzonengerichtes dem Vorgang bei. Namentlich verzeichnet sind die Richter, die Schöffen, die Geschworenen, die Staatsanwälte und die Zeugen der Terrorprozesse und zwar nicht nur jener allerfurchtbarsten, von denen die Weltöffentlichkeit wieder und wieder erfährt, sondern auch „kleine" Prozesse, die mit ein paar Monaten Gefängnis enden, zum Beispiel weil der Angeklagte gegen irgendeine der schikanösen Wirtschaftsverordnungen verstoßen hat.

 

Noch immer sind weit über zehntausend politische Häftlinge beim Untersuchungsausschuss registriert. Ein ihm angegliedertes Hilfskomitee betreut Tausende von ihnen durch juristische und in gewissem Umfang auch materielle Hilfeleistungen an ihre Angehörigen. Den Eingekerkerten unmittelbar zu helfen, ist schwer; man zeigt den Angehörigen alle legalen Wege auf, die beschritten werden können, um Begnadigung oder Strafmilderung zu erreichen, man alarmiert immer wieder die Weltöffentlichkeit durch Presse- und Rundfunkmeldungen.

 

Archiv der verlorenen Gewissen

Die Kehrseite ist die Belastetenkartei des Untersuchungsausschusses. Sie umfasst zurzeit 53 000 Namen, und es sei an dieser Stelle betont, dass bei der Aufnahme in diese von der SED gefürchtete Kartei die politische Gesinnung an sich keine Rolle spielt. Hier geht es aber um Recht oder Unrecht, und das ist es, was die Überlegenheit des Ausschusses den politischen Widerstandsorganisationen gegenüber ausmacht. Den Bolschewismus als Weltanschauung zu bekämpfen ist nicht seine Aufgabe — er verzeichnet nur nackte Tatsachen, die auf Grund der Rechtsprechung der freien Welt als Straftaten anzusehen sind. Da stehen sie in der endlosen Reihe der Leitzordner, die Rechtsbrecher in Anwalts- und Richterrobe, auf dem Schöffenstand, die Spitzel, Denunzianten, die Erpresser auf Behördensesseln, „Minister" und „Staatsekretäre“, die beschlagnahmtes Eigentum wie gewöhnliche Diebe unterschlugen, Parteifunktionäre, die ihre Position zu Willkürmaßnahmen ausnutzten. Fast pedantisch sind die Personalien, sind die Tatbestände verzeichnet, eidesstattliche Zeugenerklärungen sind beigefügt, Original- oder fotokopierte Dokumente.

 

Aber das alles ruht nun nicht etwa in Aktenregalen. Der Untersuchungsausschuss registriert nicht nur, er klagt an, er warnt  ...

 

Denn die Freien Juristen sehen ihre Aufgabe nicht darin, möglichst viele SED-Genossen dereinst ins Zuchthaus zu bringen, wichtiger ist ihm, sie vor strafbaren Handlungen schon jetzt zurückzuhalten. Dem dienen Rundfunkaufrufe, Flugblätter und die besonders wirksamen persönlichen Briefe an Fanatiker, Übereifrige, Opportunisten. Wie viele Bürgermeister Mitteldeutschlands sind vom Untersuchungsausschuss schon brieflich gewarnt worden, diese oder jene rechtswidrige Verordnung des SED-Staates zu befolgen, in die Tat umzusetzen.

 

Folgendes ist geschehen. Gegen einen Potsdamer Bürger, den man um seine Existenz bringen wollte, erging eine Anklage auf Grund des berühmt berüchtigten Boykotthetzparagraphen der Sowjetzonen-„Verfassung". Der Termin für die Hauptverhandlung und die Namen der Richter und Schöffen waren dem Untersuchungsausschuss bekannt, aber es war schon zu spät, sie brieflich zu erreichen. Da sprang der Rundfunk ein; am Vorabend der Hauptverhandlung nannte der Untersuchungsausschuss alle Namen durchs Mikrophon und warnte vor einem rechtswidrigen Urteil. Die Folge: die Mehrzahl der Schöffen — erkrankte plötzlich, die Verhandlung musste vertagt werden!

 

Vor Verbrechern gewarnt

Die Bevölkerung Mitteldeutschlands arbeitet freiwillig mit. Hier nur ein Beispiel. In einer seiner zahllosen Druckschriften hatte der Untersuchungsausschuss um Angaben über die SSD-Dienststelle Cottbus gebeten. Vier Wochen später konnte er bereits, in einer neuen Folge jener Druckschrift, folgende Warnung veröffentlichen: „Frau Ingeborg Klingmüller, Inhaberin der Leihbücherei „Für dich" in Cottbus, Berliner Straße 158, ist wiederholt beobachtet worden, wie sie im Gebäude des SSD aus- und einging. Eine Frau Wally Boskau, Mutter vor vier Kindern, die Kundin bei Frau Klingmüller war, ist Mitte März verhaftet worden. Weitere Berichte folgen.

 

In Hunderten von Fällen ist das in Berlin bekannte belastende Material bereits zu einer Anklageschrift zusammengestellt. Taucht einer dieser Rechtsbrecher im Westen auf, wird die Anklageschrift sofort der Staatsanwaltschaft zugeleitet. So wurde zum Beispiel der ehemalige Volksrichter Bostelmann wegen fortgesetzter Rechtsbeugung und Häftlingsmisshandlung auf Grund der Anklageerhebung durch den Untersuchungsausschuss von einem Westberliner Gericht zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt! Urteile wie dieses und überhaupt die Tatsache, dass es im Westen eine Stelle gibt, die jegliches Unrecht registriert, haben nachweislich Unsicherheit in die Reihen der SED-Staatsfunktionäre getragen Was wird aus mir, fragt man sich, wenn auch ich eines Tages fliehen muss oder am Tage der Wiedervereinigung?

 

Für die Bevölkerung Mitteldeutschlands aber, die die SED ablehnt und hasst, ist das Bestehen einer solchen Unrechtskartei, wie sie der Untersuchungsausschuss laufend weiterführt, schon an sich eine wesentliche seelische Hilfe. Sie darf sich sagen, dass ihre Peiniger ihrer gerechten Strafe nicht entgehen werden.

 

Daher die grenzenlose Wut der SED; sie hasst die Freien Juristen stärker als jede politische antibolschewistische Organisation des Westens. Denn im politischen Kampf, mit welchen Mitteln auch immer, fühlt sich der Osten dem Westen gewachsen, aber wo es um das reine, sachliche Recht geht, spürt auch der überzeugteste Bolschewist eine innere, peinliche Unsicherheit, umso mehr, als alle bolschewistisch regierten Länder dem Wortlaut ihrer Verfassungen nach allzu gern als Rechtsstaaten erscheinen möchten.

 

Archiv der geretteten Gewissen

Zum Archiv der verlorenen Gewissen gesellt sich das der geretteten Gewissen. Es befindet sich im Panzerschrank des Begründers und Leiters des Untersuchungsausschusses, Dr. Theo Friedenau, ein heute in der ganzen Welt bekannter Mann.

 

Hier häufen sich die Protokolle von Bewohnern Ostberlins und der Sowjetzone, die die Villa in Berlin-Zehlendorf aufgesucht haben, um zu melden, dass sie drüben zu Spitzeldiensten verpflichtet worden sind. Es sind nicht diejenigen, die nun, weil sie dem seelischen Druck nicht standzuhalten vermögen, in den Westen fliehen — sondern die, die nach ihrem Geständnis wieder in den Osten zurückkehren, entschlossen, dem Druck zu begegnen, entschlossen, ihre Auftraggeber, sei es der SSD, sei es eine vorgesetzte Behörde, hinzuhalten und irrezuführen.

 

Der Entschluss, sich zu offenbaren, ist nicht leicht. In Dr. Friedenaus Panzerschrank registriert zu sein, das ist nicht gleichbedeutend mit einem Freispruch, mit einem billigen Ablassbrief. Mit seinem Namen, seiner Adresse hat man sich in die Hand einer Organisation begeben, die allmonatlich von über dreitausend (und seit ihrem Bestehen von 340 000) Deutschen aus allen Teilen der Sowjetzone aufgesucht wird, Flüchtlinge, die auf nichts und niemandem mehr Rücksicht zu nehmen brauchen und solche, die wieder zurückkehren, und da kann es sehr wohl sein, und es ist auch häufig der Fall gewesen, dass sich unter den Besuchern Personen befinden, auf die der Spitzel, der sich offenbarte, gerade angesetzt ist.

 

Andererseits aber bedeutet das Bekenntnis vor dem Untersuchungsausschuss moralischen Halt und seelische Erleichterung in einem Anmaß, wie wir Bewohner der freien Welt es uns gar nicht vorstellen können.

 

Ausblick

Als der Untersuchungsausschuss freiheitlicher Juristen sich Ende 1949 zunächst als bescheidene Auffangstelle für aus Mitteldeutschland fliehende Richter und Anwälte etablierte, ja, da war er nur als Provisorium gedacht. Mit der Wiedervereinigung würde seine Aufgabe ja gelöst sein. Aber unser Vaterland blieb, nach dem bösen Willen Moskaus, immer noch gespalten, der Untersuchungsausschuss ist zum  Anwaltsbüro Mitteldeutschlands geworden, und dies Anwaltsbüro muss weiterbestehen.

 

Es ist wichtig, es ist unentbehrlich. Dr. Friedenau hat sein Programm in drei Punkten zusammengefasst, die wir uns einprägen sollten. Sie lauten:

 

Erstens: Erweiterung des Freiheitsraumes der Sowjetzonenbevölkerung durch Ausschöpfen aller Möglichkeiten, Verfassung und Gesetze der „DDR" zu ihren Gunsten auszulegen.

 

Zweitens: Beweissicherungsverfahren: Fortsetzung der Registratur des Unrechts im Hinblick auf den Tag der Wiedervereinigung.

 

Drittens: Rechtserziehung, das ist im besonderen Fortsetzung der Warnungen an die SED-Staatsfunktionäre und heißt allgemein, einer Entwicklung entgegenarbeiten, die dahin führen könnte, dass besonders der jungen Generation in Mitteldeutschland die Maßstäbe für Recht und Unrecht verloren gehen.

 

Das sind die Freien Juristen, die Ulbricht eine „Agenten- und Spionagezentrale" nennt.

 

Sie helfen unseren Brüdern und Schwestern zwischen Elbe und Oder. Schon allein dadurch helfen sie auch uns. Sie sind aber auch für den Westen unmittelbar immer wichtiger geworden. Durch Aufklärung, durch Appelle, durch ihre Gutachten bei der Aufnahme von Flüchtlingen und bei deren Eingliederung in das gesellschaftliche und das Arbeitsleben der Bundesrepublik.

 

Was die Berliner Freien Juristen für den Westen unmittelbar leisten, darüber wollen wir in der Berlin-Beilage des kommenden Monats berichten.

 

Seite 10   Gleichberechtigt an West-Berliner Theaterkassen

Der Senat startet ein Kulturprogramm für Ostbewohner

Eine kleine Notiz nur war es in den westdeutschen Tageszeitungen, und mancher hat achtlos darüber hinweggelesen: „Mit 2,5 Millionen DM aus Bundesmitteln läuft das Kulturprogramm des West-Berliner Senats für die Bevölkerung des Sowjetsektors und der Sowjetzone an“. Eine wichtige Meldung jedoch, denn sie bedeutet die Einbeziehung der Ost-Berliner in das kulturelle Leben West-Berlins. Und das heißt, dass sie nicht wie bisher schon da und dort Vergünstigungen und Ermäßigungen erhalten, sondern nunmehr gleichberechtigt an die Theater- und Konzertkassenschalter treten können, den gewünschten Platz fordern und in ihrer Währung bezahlen. Diese Währung ist viereinhalb mal so schlecht als die unsere; doch die Verluste, die die Veranstalter durch diesen Unterschied erleiden würden, tragen Bund und Senat, praktisch helfen wir alle, als Steuerzahler, diese kulturelle Brücke zu schlagen.

 

Bisher war es so, dass Ostbewohner lediglich bei den großen Ausstellungen wie Grüne Woche, Industrieausstellung, Interbau u. a. den Eintrittspreis 1:1 in Ostmark bezahlen konnten, hinzu kamen noch einige große Unterhaltungsveranstaltungen etwa in der Waldbühne, im Olympiastadion. Viele Theater und Kinos gewährten Ermäßigungen, die nicht den Kursunterschied ausglichen, oder Erleichterungen nur auf bestimmten Plätzen, zu bestimmten Aufführungstagen oder -zeiten. Und das hatte schließlich auch etwas Herabsetzendes an sich, wie vielleicht auch die dritte Variante, die es bisher gab, dass nämlich etwa bei den Festwochen, bei Sportgroßveranstaltungen, ein bestimmter kleiner Bestand an Karten für die Ost-Berliner reserviert wurde. War dieser Bestand erschöpft, dann musste man eben den vollen Westpreis zahlen. Eine Eintrittskarte aber für drei DM-West sind heute für den Ost-Berliner fast vierzehn Mark!

 

Nunmehr stehen den Ost-Berlinern wie auch nach Berlin gereisten Sowjetzonenbewohnern folgende Veranstaltungen uneingeschränkt offen:

 

Alle städtischen und privaten West-Berliner Theater, alle größeren Konzerte, Waldbühnenveranstaltungen, Operetten, Bunte Abende. Der Zoo, die Berliner Schlösser und Ausstellungen. Sportveranstaltungen, ja auch Sporteinrichtungen wie Eis- und Rollschuhbahnen können für Ostgeld benutzt werden.

 

Die Freie Volksbühne, die schon bisher vierzehntausend Ost-Berliner als Mitglieder zählte, kann nunmehr 6000 weitere Plätze für sie abgeben, — so viele Voranmeldungen liegen nämlich schon seit langer Zeit vor.

 

Die West-Berliner Volksbüchereien, die schon immer kostenlos auch an Ost-Berliner Bücher ausliehen, werden diesen ihren eifrigsten Lesern durch besondere Öffnungszeiten in den Abendstunden noch mehr entgegenkommen.

 

Was die Filmtheater anbetrifft, so gibt es schon seit Jahren längs der Sektorengrenze eine Anzahl sogenannter Grenzkinos für Ostbewohner. Alle übrigen Kinos aber sind nicht in das neue Kulturprogramm einbezogen, weniger aus Sparsamkeit, sondern weil die Fraktionen des Bundestages einmütig der Ansicht waren, dass die Mehrzahl der gegenwärtig laufenden und zu erwartenden Filme nicht als Kulturgut anzusprechen seien. Das mag zutreffen, aber es ließe sich doch eine Ausnahme für künstlerisch Wertvolles denken. Vielleicht wird eine solche Regelung noch getroffen.

 

Sicher jedoch werden die jetzt bewilligten 2,5 Millionen DM nicht reichen. Denn der Hunger der Ost-Berliner nach westlicher Kultur ist grenzenlos. Sowohl nach dem Großen, dem Schweren und Ernsten, nach aufwühlender Problematik und tiefer Erschütterung als auch nach dem Leichten, dem unbelastet Heiteren, nach Entspannung, nach Vergessen des grauen Alltags daheim.

 

Seite 10   Veranstaltungskalender der Weltstadt Berlin

Am Sonntag schließen die beiden großen Ausstellungen des Jahres ihre Pforten, die Interbau im Hansaviertel und die Interbau-Industrieausstellung am Funkturm. Sie waren große und schöne Erfolge. Das Hansaviertel wird weiterhin eine Art Ausstellung bleiben; an Stelle der Musterwohnungen, in die nun die Mieter einziehen, werden andere in den zur Zeit noch im Bau befindlichen Objekten eingerichtet, und das wird so bleiben bis Ende nächsten Jahres. Doch auch später noch wird dies von den fähigsten Architekten aus zahlreichen Nationen der freien Welt erbaute Wohnviertel immer wieder Besucher der Stadt anlocken, und noch für Jahrzehnte vielleicht wird es Diskussionsstoff bilden für die, die sich mit dem Problem der idealen „Stadt von morgen" herumschlagen.

 

Am vergangenen Sonntag erklang mit einem Festkonzert der Berliner Philharmoniker unter Karl Böhm der Auftakt zu den diesjährigen Berliner Festwochen, die bis zum 8. Oktober dauern werden. Mit Ausnahme zweier großer Ballette wird es keine Uraufführungen, sondern nur einige deutsche Erstaufführungen geben. Dafür aber werden die besten deutschsprachigen Bühnen sich der Kritik mit ihren besten Aufführungen stellen: das Wiener Burgtheater mit „Maria Stuart", das Düsseldorfer Schauspielhaus mit dem „Kaufmann von Venedig" die Münchener Kammerspiele mit Kästners „Schule der Diktatoren", ferner präsentieren sich die Bühnen der Stadt Köln und das Theater in der Josefstadt Wien.

 

Seite 10   Vom Waffenarsenal zur Gedenkhalle

Wandgemälde aus der ostpreußischen Geschichte im Zeughaus

Der Gedanke für die brandenburgisch-preußische Armee ein Zeughaus als Waffenarsenal zu schaffen, stammt von dem Großen Kurfürsten. Im Jahre 1685 beauftragte er den Baumeister Nering – über dessen Wirken und Tätigkeit in Folge 38 des Ostpreußenblattes berichtet wurde – mit der Zeichnung der Entwürfe. Verwirklicht wurde der Plan jedoch erst unter der Regierung König Friedrich I.; am 28. Mai 1695 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung. Nach dem Tode Nerings führte Grünberg den Bau weiter. Ein Jahr lang überwachte der berühmte Baumeister und Bildhauer Andreas Schlüter seinen Fortschritt. Er legte dann die Bauleitung nieder und beschränkte sich auf die Dekorierung des Zeughauses mit Skulpturen. Hierzu gehörten die griechischen Helme über den Fenstern, Trophäen und allegorische Gruppen über dem Hauptgesims und vor allem die leidgezeichneten und schmerzdurchwühlten Masken der sterbenden Krieger an der Hofseite.

 

Vollendet wurde der großartige Barockbau durch Jean de Bodt, der den ursprünglichen Plan Nerings abänderte und erheblich vereinfachte, wodurch die Geschlossenheit und der ernste Charakter dieses kraftvollen Baukörpers verstärkt wurden. Auch in Ostpreußen entstanden mehrere kunstgeschichtliche bedeutsame Bauten und Umbauten nach Plänen von Jean de Bodt; die Schlösser in Schlodien, Döhnhoffstädt, Friedrichstein, Quittainen und Karwinden.

 

1706 wurden an der Stirnseite des Zeughauses die lateinische Inschrift und das Medaillon-Bildnis König Friedrich I. angebracht. Der Bildhauer Hulot schuf vier kolossale Sandstein-Figuren, die die Rechenkunst, die Geometrie, die Mechanik und die Feuerwerkkunst verkörpern sollen. Sie wurden vor dem Hauptportal aufgestellt, und dort stehen sie auch heute noch.

 

Auf dem Giebel über dem Portal thronen Mars und Minerva auf Siegeszeichen, umgeben von Gefangenen. Solche Sinnbilder waren ein zeitgenössisch bedingter Tribut an den Wunsch des fürstlichen Auftraggebers, die Macht seiner Waffen zu verkünden. Entscheidend blieb für die Nachwelt die hohe Qualität der künstlerischen Ausführung. Auch die tragische Seite des Waffenruhmes kam zur Geltung, vor allem in den schon erwähnten Masken der sterbenden Krieger.

 

Im vorigen Jahrhundert verlor das Zeughaus seine Bestimmung als Waffenarsenal; es wurde in ein Waffenmuseum umgewandelt. Im Obergeschoss wurde eine Gedenkhalle für die Waffentaten der preußischen Armee geschaffen; eine ähnliche Stätte besaßen die meisten europäischen Nationen schon seit geraumer Zeit. Die Wände dieser Ruhmeshalle waren mit großen Fresken geschmückt. Sie stellten auf den Schlachtfeldern in zweihundert Jahren errungene Siege wie Fehrbellin (1675), Turin (1706) bis zu Sedan (1870) dar. Aus der ostpreußischen Geschichte waren als Themen die Schlittenfahrt des Großen Kurfürsten über das Kursche Haff am 19. Januar 1679 bei der Abwehr des letzten Schwedeneinfalls und die Königskrönung seines Sohnes Friedrich I. in der Schloßkirche zu Königsberg am 18. Januar 1701 — gemalt von Anton von Werner — gewählt.

 

Das Zeughaus wurde früher von vielen Landsleuten besichtigt, das gehörte geradezu zum Programm eines Besuches der Reichshauptstadt. Einige erinnerungsreiche Stücke aus dem Zeughaus waren den Sammlungen der Prussia-Gesellschaft in Königsberg überlassen worden; sie hatten im Moskowitersaal ihren Platz gefunden.

 

Seite 11   Gerd Siemoneit dressiert Löwen und Panther

Besuch bei einem jungen ostpreußischen Tierlehrer und Dompteur

 

Foto: Löwe im Sprung

Der junge ostpreußische Dompteur und Tierlehrer Gerd Siemoneit mit einem seiner Somalilöwen bei der Arbeit. Bei diesem Sprung kommt es auf Zentimeter an. Für den Dompteur gehören Mut und unablässige geduldige Arbeit mit den gefährlichen Raubkatzen dazu, um eine solche Meisterleistung zu vollbringen

 

Foto: Trakehner in der Manege

Trakehner bei der großen Dressurnummer mit Margarete Kreiser-Barum. Deutlich ist auf unserer Aufnahme das Brandzeichen mit der Elchschaufel zu erkennen. Seit dem Bestehen des Unternehmens gehörten unsere Trakehner dank ihrer Intelligenz und ihrer Gelehrigkeit zu den bevorzugten Pferden für diese Dressurnummer und für die Hohe Schule.

 

Eben haben die Clowns unter der Zirkuskuppel noch ihre Späße getrieben, während die Arbeiter in der Manege bereits das hohe Gitter mit dem Netz darüber aufgestellt haben. Erwartungsvolle Stille im Publikum. Ein junger Mann mit einem freundlichen, offenen Gesicht unter einem blonden Haarschopf steht, die Peitsche in der Hand, ganz allein zwischen den Stäben. Fauchend und geduckt schleichen sieben prächtige junge Somalilöwen durch den vergitterten Laufgang in die Manege. Kurze Zurufe ihres Dompteurs, ein Peitschenknall dazwischen, die Tiere fauchen, ducken sich wie zum Sprung und gehorchen dann doch den leisen, aber bestimmten Befehlen ihres jungen Meisters.

 

Dann rollt die Nummer. Geschmeidig springen die großen Katzen durch den vorgehaltenen papierbespannten Reifen über den Kopf des Dompteurs hinweg von einem Podest zum anderen. Alles ist bis auf Sekunden und Zentimeter genau ausgearbeitet. Diese Dressurnummer wirkt verspielt und leicht; aber beim näheren Hinsehen merkt man, dass während dieser 10 oder 15 Minuten der Körper des Dompteurs bis in den letzten Muskel gespannt ist, dass seine wachen Augen jedes der Tiere verfolgen und während der ganzen Zeit nicht loslassen. Er arbeitet nur mit der Peitsche und einem kurzen, stumpfen Dreizack für Augenblicke der Gefahr. Die Tiere ordnen sich seinem Willen unter, nicht ohne dazwischen immer wieder aufzubegehren. Gewiss, sie sind gelähmt, aber das bedeutet nicht, dass Gerd Siemoneit hier mit zahmen Tieren arbeitet. Die ursprüngliche Wildheit dieses dreijährigen Löwen ist immer wieder zu spüren. Jede falsche Bewegung, jedes Nachlassen der Spannkraft kann unmittelbare Gefahr für den jungen Mann bedeuten, der diesen herrlichen Tieren allein gegenübersteht. Immer wieder braust der Beifall auf, als die letzte der Wildkatzen mit geschmeidigem Gang den Käfig verlassen hat und das Publikum minutenlang Beifall klatscht, strahlt der junge Dompteur über sein ganzes Gesicht. Er wirkt wie ein großer Junge nach einem gelungenen Streich. Und so sieht man ihn jetzt auch in einer großen Wochenschau, die Aufnahmen von ihm und seiner Nummer bringt.

 

Als ich nach der Vorstellung die Tür zum Wohnwagen des jungen Ostpreußen öffne, sagt seine Frau: „Kommen Sie rein, machen Sie aber schnell die Tür hinter sich zu“. Auf der gemütlichen Sitzbank neben der Kochnische liegt die „Hauskatze" der Familie Siemoneit, ein einjähriger Gepard, der erst vor wenigen Tagen aus Zentralafrika nach dem Norden gekommen ist. Ein prachtvolles, junges Tier, das beim ersten Hinsehen wie eine große Katze wirkt. Die gefährlichen Krallen sind eingezogen, und schläfrig blinzeln die Augen in dem schöngeformten Kopf.

 

Liebe zu den Tieren

Der Umgang mit Raubtieren ist für Gerd Siemoneit und seine Frau etwas Alltägliches. Aber auch wenn man diese Tiere einzeln beim Namen kennt und weiß, dass sie sich dem stärkeren Willen des Menschen fügen, so ist doch der Umgang mit ihnen niemals ohne Gefahr.

 

Wir sitzen um den kleinen Esstisch in dem freundlich eingerichteten Wohnwagen, zwischen uns der Gepard, der friedlich schläft und der doch bei jedem Tierlaut, der aus den nahen Ställen und Käfigen herüberklingt, sofort den Kopf hebt und die großen, grünlich schimmernden Augen weit öffnet. Gerd Siemoneit spricht ungern von sich selbst. Sein gefährliches Leben tut er mit einer Handbewegung ab. Wir erfahren, dass er — er ist jetzt 26 Jahre alt — in Gumbinnen als Sohn des Kantinenpächters der Infanteriekaserne Fichtenwalde geboren wurde. Schon als Kind liebte er die Tiere. Einmal als kleiner Junge, als Dreijähriger, saß er — das erzählt jetzt seine Frau — bei einer Schlittenfahrt zu einem Ausflugslokal wie immer neben seinem Vater auf dem Kutschbock. Als die Familie am Ziel des Ausfluges zum Kaffeetrinken ausstieg, blieb der kleine Knirps dickköpfig auf dem Bock sitzen, trotz der strengen Kälte, um, wie er sagte, auf die Pferde aufzupassen. Und als die Familienangehörigen wieder zurückkamen, fanden sie den kleinen Gerd auf dem Kutschbock vor, die Leine fest in seinen steifgefrorenen Händchen und die Augen auf die beiden Pferde gerichtet.

 

Diese Liebe zu den Tieren ist dem Jungen geblieben. Mit vierzehn Jahren musste er mit seiner Mutter von Goldap aus auf den großen Treck gehen. Sein Vater ist in Russland gefallen. In Norddeutschland fanden Mutter Siemoneit und ihre beiden Söhne bei einer Tante Unterkunft. Als die Mutter auf der Suche nach einer passenden Wohnung nach Süddeutschland abgereist war, machte sich der fünfzehnjährige Gerd eines Tages heimlich nach Hamburg auf. Er hatte gelesen, dass dort ein Zirkus gastiert. „So wie andere junge Menschen in meinem Alter sich Bilder von Filmstars ausschneiden, so hatte ich mir immer Fotos von Raubtiernummern aus den Zeitungen ausgeschnitten", berichtet er. So landete er beim Zirkus Barum, dem gleichen, bei dem er heute seine Löwennummer vorführt. Die Chefin des Zirkus, Frau Kreiser-Barum, wurde bald auf den jungen Stallburschen aufmerksam, der sich durch seine Tierliebe und durch sein Geschick im Umgang mit Tieren auszeichnete. Sie durchschaute bald, dass er heimlich von zu Hause ausgerissen war und telegrafierte seiner Mutter. Auf sein inständiges Bitten durfte er schließlich weiter mit dem Zirkus durchs Land ziehen. Er bekam einen Lehrvertrag als Bereiter und wurde bald Kunstreiter. Aber es zog ihn zu den Raubtieren. So arbeitete er nebenbei als Tierbetreuer (bei den Zirkusleuten Kutscher genannt) bei dem Raubtierdompteur, machte sich mit den Eigenarten dieser Tiere vertraut, und es dauerte nicht lange, bis er den Löwen allein im Käfig gegenüberstehen durfte. Frau Kreiser-Barum, die seine Begabung als erste erkannt hatte, gab ihm die Möglichkeit zur Arbeit mit diesen gefährlichen Spielkameraden.

 

Aber die Dressur dieser Tiere genügte dem jungen Ostpreußen bald nicht mehr. Er wurde nebenbei Tierlehrer. Inzwischen hat er 35 Löwen, vierzehn Tiger und zahlreiche Bären mit viel Geduld und in langwieriger, mühseliger Arbeit dressiert.

 

Der Kampf im Tunnel

Bald standen dem jungen Dompteur und Tierlehrer die Manegen in aller Welt offen. In Griechenland lernte er auf einer Gastspielreise seine jetzige Frau kennen, die Ostpreußin ist wie er; sie wurde in Lyck geboren Frau Siemoneit ist die beste Helferin ihres Mannes. Während der Arbeit in der Manege steht sie draußen neben den Gittern und lässt kein Auge von ihrem Mann und von den gefährlichen Wildkatzen, mit denen er arbeitet.

 

Es gab viele Erfolge, aber auch Pannen, die bei dieser Arbeit niemals ausbleiben können. Vor drei Jahren, in Ankara, griff eine junge Löwin den Dompteur bei der Arbeit in der Manege an; die anderen Löwen stürzten sich ebenfalls über ihn und brachten ihm mehr als ein Dutzend lebensgefährlicher Wunden bei. Die Kollegen hatten ihn schon aufgegeben. Seine zähe Natur ließ die Verletzungen bald ausheilen. Als später in einem Eisenbahntunnel auf Sizilien der Zirkus-Sonderzug verunglückte, brachen vier Löwen aus ihrem beschädigten Käfig aus. Es kam zu einem nächtlichen Kampf im Tunnel, bei dem Gerd Siemoneit wiederum schwer verletzt wurde. Bei einer Vorstellung in der Grubenstadt Charleroi in Belgien rettete ihn der Löwe Sultan vor den Angriffen der übrigen sechs Wildkatzen. Neun schwere Wunden mussten genäht werden, aber bereits am nächsten Abend stand der junge Ostpreuße wieder in der Manege und arbeitete weiter, wenn auch mit schmerzverzerrtem Gesicht. Er ist gut Freund mit den anderen Artisten, die ihn als prächtigen Kameraden und als einen Menschen kennen, der überall zupackt, wo es nötig ist.

 

Der schwarze Panther Onyx

Im Augenblick arbeitet Gerd Siemoneit neben seinem abendlichen Auftritt in der Manege jeden Vormittag an einer neuen Raubtiernummer. Etwa ein Jahr wird es dauern, bis er in zäher und mühseliger Arbeit drei junge Berberlöwen, drei sibirische Tiger, drei Leoparden und zwei Pumas so weit gebracht hat, dass sie zusammen in der Manege auftreten können. Das Glanzstück dieser Nummer ist ein schwarzer Panther, Onyx genannt. Dieses erst sieben Monate alte Tier wurde vor einigen Wochen in Rotchina gefangen. Ich war dabei, als Gerd Siemoneit mit Onyx am Vormittag hinter Gittern arbeitete. Das herrliche schwarze Tier, in dessen Fell nur bei Scheinwerferlicht die bräunliche Zeichnung aufleuchtet, ist, wie schon Kipling in seinen Büchern sagt, der König des Dschungels. In der Freiheit ist er eines der gefürchtetsten Raubtiere, blitzschnell im Zuschlagen und von gewaltiger Sprungkraft. Er ist ein Einzelgänger, der jedes Tier in freier Wildbahn angreift. Erst einmal ist in der Zirkusgeschichte der Versuch gelungen, ein solches Tier zu zähmen, und die Legenden, die über missglückte Versuche mit schwarzen Panthern bei den Zirkusleuten umgehen, sind ohne Zahl. „Hätte ich nur nicht so viel über den schwarzen Panther gelesen", sagte Gerd Siemoneit, „es reizt mich einfach, es selbst einmal zu versuchen. Und das Tier ist wirklich nicht bösartig. Man muss nur geduldig sein!"

 

Man muss nur geduldig sein. Mit diesen Worten hat Gerd Siemoneit selbst die Aufgabe umrissen, die er sich gestellt hat. Aus unseren Gesprächen geht hervor, dass dieser junge Mensch, der von seinem Beruf begeistert ist, nicht versucht, den Tieren brutal seinen Willen aufzuzwingen. Er hat sich mit dem Wesen und der Eigenart jedes seiner Tiere eingehend beschäftigt. So wie er jedes Tier beim Namen nennt, so weiß er auch, wann es unzufrieden ist oder gereizt, und er stellt sich darauf ein. Er weiß, dass der Erfolg nur dann sicher ist, wenn er viele Monate lang jeden Tag in zäher, geduldiger Arbeit mit den Tieren zugebracht hat.

 

Wenn der Beifall unter der hohen Kuppel aufbraust und Gerd Siemoneit sich mit glücklichem, schweiß-nassen Gesicht verbeugt, dann ahnt keiner der begeisterten Zuschauer etwas davon, dass dieser Erfolg nur durch Monate harter Arbeit und unendlicher Geduld erreicht wurde. Wir fragten ihn, ob auch er, wie die meisten seiner Kollegen, einen Talisman besitzt. Sein Gesicht leuchtete auf, und er deutete hinüber zu seiner Frau. „Dort sitzt mein Talisman", sagte er, „einen anderen brauche ich nicht. Und im Übrigen, — von diesem Beruf habe ich immer geträumt, schon als Junge. Es ist der schönste, den ich mir denken kann“.

 

Trakehner in der Manege

Bei der Vorstellung ist mir aufgefallen, dass unter den prachtvollen Pferden, die der Zirkus Barum täglich in einer Dressurnummer und in der Hohen Schule unter dem Beifall der Zuschauer vorführt einige Pferde die Elchschaufel tragen. Die Chefin des Zirkus, Margarete Kreiser-Barum, erzählt mir, dass ihr Unternehmen seit seinem Bestehen immer Trakehner Pferde gehabt hat. Auch hier gilt unser ostpreußisches Pferd als das intelligenteste und gelehrigste von allen. Während der Gastspielreisen des Unternehmens in Ostpreußen hat der Vater der jetzigen Besitzerin jedes Mal eine Reihe von Trakehnern auf den großen ostpreußischen Gestüten erworben, einmal sogar fünfunddreißig auf einen Schlag.

 

Vielfältig sind die Erinnerungen an Ostpreußen. Der Großvater von Frau Kreiser-Barum gründete 1889 den ersten zoologischen Garten in Königsberg, einen Vorläufer des späteren Tiergartens. Dann ging er mit seiner „Wandermenagerie" auf Reisen, bis sein Schwiegersohn, Arthur Kreiser, 1911 den jetzigen Zirkus Barum begründete. Der andere Großvater wurde 1878 in Friedland geboren; seine Eltern zogen mit einer Kasparbühne von Ort zu Ort. So steckt auch der jetzigen Inhaberin des Unternehmens, die selbst im Zirkus zur Welt kam, das Wandern im Blut. „In Ostpreußen sind wir immer besonders gern gewesen", erinnert sie sich. „Die Menschen dort, denen die Liebe zum Tier ja im Blut steckt, waren unser bestes Publikum, und da bei uns die Tierliebe und die Tierpflege im Vordergrund stehen, haben wir uns auch immer gut mit den Ostpreußen verstanden. Die schönsten Erinnerungen habe ich an Sensburg; die ganze Stadt und die ganze Umgebung waren bei uns zu Gast, wenn wir auf unseren Fahrten dorthin kamen“.

 

Auch der Betriebsinspektor des Zirkus, Erich Sylla, ist Ostpreuße. Er stammt aus Neumalken im Kreise Lyck. Ihm unterstehen etwa sechzig Arbeiter, die auf den Gastspielreisen die Zeltstadt an jedem neuen Ort in etwa sieben Stunden aufbauen. Auch, einige Zeltarbeiter und Stallburschen sind Ostpreußen.

 

Ich war ausgegangen, um den jungen ostpreußischen Dompteur und Tierlehrer Gerd Siemoneit aufzusuchen. Bei dem Besuch habe ich mehr über Ostpreußen gehört, als ich vermutet hatte. Auch hier beim Zirkus, in einer Welt, die auch heute noch von Abenteuer und Geheimnis durchweht ist, haben sich die Ostpreußen mit ihrem zähen Arbeitswillen und mit ihrer Liebe zum Tier durchgesetzt

 

Seite 12   Dorothea Sudermann, die Mutter des Dichters.

Eine Erinnerung zur hundertsten Wiederkehr des Geburtstages von Hermann Sudermann

Foto: Dorothea Sudermann

 

Es ist nun bald ein halbes Jahrhundert her, dass ich der Mutter von Hermann Sudermann zum ersten Male begegnete. Noch herrschte Frieden, es war die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, und wenn sich auch politisches Wettergewölk zusammenzuballen schien, noch lag das deutsche Land in beglückender Ruhe.

 

Wie schon oft, war ich auf Einladung des Dichters und seiner hochverehrten Gattin Clara, die sich schon vor ihrer Ehe als Dichterin einen Namen gemacht hatte, für das Wochenende von Berlin nach Blankensee, dem alten märkischen Schloß hinausgefahren, das Sudermann erworben hatte. Meist war ich begleitet von meinem Freunde Rolf Lauckner, dem Stiefsohn Sudermanns, der damals schon um die „ersten Sporen" künftigen Dichtertums rang.

 

Das Thümensche alte Schloß, umgeben von einem großen Park, hatte der Dichter in ein wahres Paradies verwandelt. Marmorbilder standen zwischen den Hecken und auf den Rasenflächen; zierliche Brücken schwangen sich über das Flüsschen, das zwei große Seen miteinander verbindet. Im Schloß selbst ließ jeder Raum die kunstverständige Hand des Meisters erkennen und erleben.

 

Aber in diesem Jahre beherbergte dieser herrliche Landsitz, zur Freude Sudermanns und seiner Familie, einen ganz besonderen Gast: die Mutter des Dichters, Frau Dorothea Sudermann, war aus dem fernen Heydekrug, aus dem nordöstlichen Zipfel Ostpreußens, der Heimat Sudermanns, in Blankensee eingetroffen, um hier einige Sommermonate im Kreise ihrer Lieben zu verbringen und sich auch wohl an dem, was ihr Sohn geschaffen hatte, zu erfreuen.

 

Als ich ihr vorgestellt wurde, umfing mich sofort eine Welle von Wohlwollen und Güte: die alte Dame begrüßte mich nach Ostpreußenart wie einen vertrauten Freund, und als ich, nach dem gemeinsamen Tee auf der Schloßterrasse, mit ihr durch den Park wandelte und wir auf einer Bank, die von einer uralten Ulme beschattet wurde, Platz nahmen, erschloss sie ihr Herz, so, wie es — glaube ich — auch nur Ostpreußen können. Erst sprach sie liebevoll von meiner Freundschaft zu Rolf Lauckner; dann kamen wir auf gemeinsame Bekannte aus der östlichen Heimat zu sprechen und dann glitt das Gespräch — wie natürlich in dieser Umgebung — auf ihren Hermann. Sie erzählte von seiner Jugend im Elternhause, von seinen Eigenheiten, seinem unersättlichen Bildungs- und Wissensdrang, und immer wieder erwähnte sie seine Sohnesliebe, die sie glücklicher mache als alles andere und ihr sogar höher stünde als der Ruhm ihres Kindes. „Denken Sie, in jedem Jahr, wenn er den Weihnachtsabend mit seiner Familie im Grunewald gefeiert hat, setzt er sich in den Zug, um durch Eis und Schnee, Nacht und Wintersturm in das unwirtliche Ostpreußen zu fahren und mit mir, am ersten Feiertag, noch einmal den Christbaum brennen zu sehen und mich zu beschenken. Nicht mit nutzlosem Zeug, sondern mit Sachen, die ich brauchen kann. Und wie konnte er sich, der doch nun ein so feiner Herr war, über eine von mir gestrickte Weste freuen, die er dann auch, mir zur stillen Freude, immer in Heydekrug anhatte. Und wie nett war er immer zu den Heydekrüger Familien, für die er auch Geschenke mitbrachte und austeilte, nicht wie ein großer reicher Mann, sondern wie ein alter treuer Freund, der eine Weile fortgewesen und nun in die Heimat zurückgekehrt war“.

 

Frau Dorothea Sudermann hatte während dieser Worte gar nicht gemerkt, dass der Dichter selbst, wie immer begleitet von seinem schönen, treuen Schäferhund Friedo, von einem Seitenpfad her zu uns getreten war. „Na", so drohte er uns mit dem Finger, „ihr habt wohl tüchtig über mich gelästert?" Er lachte vor sich hin und setzte sich zu uns, Friedo legte sich zu seinen Füßen. Mildes Abendleuchten vergoldete rings die Büsche. Leise streichelte er seiner Mutter die abgearbeiteten Hände, die sie gefaltet im Schoß hielt, und sagte nichts weiter als nur „Mutterchen". Dann setzte er seinen Spaziergang fort.

 

Die Mutter sah ihm eine Weile nach, dann blickte sie zu mir, der ich Zeuge dieser Szene gewesen war, und sagte fast demütig: „Sehen Sie, so ist mein Hermann“.

 

Sudermann, der einer der fleißigsten Menschen war und absolute Regelmäßigkeit liebte, begann seinen Tag, wo er auch sein mochte, früh. So auch an diesem Sonntagmorgen, der dem angeregten Samstagabend in der Diele des Schlosses gefolgt war. Teils aus Neugier, teils aus Gewohnheit war auch ich früh schon aufgestanden, um in einsamer Morgenfrische die Denkmäler des Parks von neuem zu betrachten. Plötzlich hörte ich Hundegebell. Friedo sprang mir freudig entgegen. Nun gab's kein Entrinnen. Sudermann fasste mich unter den Arm: Ob ich mit ihm auf den Blankensee wolle? Gesagt, getan. Wir stiegen in ein hübsches Boot, und er ruderte mit kräftigem Ausholen die Nieplitz — so nennt sich das Flüsschen, das den Park durchschneidet — hinunter auf den von zartem Morgenlicht überglänzten See. Hier schien der Dichter in seinem Element. Er wurde nicht müde, all das Getier zu benennen, das dies Seegebiet bewohnt, und von den Lebensgewohnheiten zu erzählen. Und was gab es da alles auf diesem, von der „Kultur" noch nicht erschlossenen Gewässer zu sehen: Reiher, Wildenten, Taucher, Wasserhühner; Fische sprangen aus der Silberflut; Bussarde zogen in der klaren Luft majestätisch ihre Kreise. Außer dem gleichmäßigen Schlag der Ruder herrschte die völlige Stille einer unberührten Natur.

 

Sudermann zog die Ruder ein und blickte, in Sinnen versunken, vor sich hin. Und dann begann er mit leiser Stimme, wie um das Schweigen der Natur nicht zu stören, von dieser Landschaft zu sprechen, die ihn so sehr an sein altes Ostpreußen erinnere, und welchen Reiz gerade dieses Stück märkischer Heimat auf sein Schaffen ausübe. Wer seine Werke genauer lese, werde das sicherlich empfinden. Er hätte sich ja auch anderswo ansiedeln können, etwa in Oberbayern oder gar in Italien oder an der Riviera. Aber gerade dies noch urtümliche karge Land mit seinen einsamen Seen und Wäldern hätte ihn geradezu magisch angezogen; er sei ein Mensch, der die Kräfte seines Schaffens buchstäblich aus der Verbindung mit dem Mutterboden dieser seiner neuen Heimat bezogen habe und ziehen werde.

 

Er schwieg wieder eine Weile, dann fragte er: „Wissen Sie, wer meine Bücher am besten versteht und beurteilen kann?"

 

Was konnte ich darauf antworten?

 

„Das ist neben meiner Frau meine Mutter“. Dann nach einer Pause: „Es ist schon seltsam, wie diese schlichte, doch ganz unliterarische Frau, der ich fast mit einem gewissen Bangen jedes meiner Bücher schicke, immer den Kern herausfindet, auf den es mir ankam. Was ich sonst an Kritiken lese, geht prompt an der Hauptsache vorbei. Sie jedoch ahnt, woher mein Schaffen strömt, und wenn sie es auch nicht in sogenannter logischer Form zu begründen versteht, sie trifft immer das Richtige. Es mögen da uralte Weistümer eine Rolle spielen — ich erlebe es täglich und kann und mag es nicht in Worte fassen“.

 

„Neulich", so fügte er dann mit einem verschmitzten Lächeln hinzu, „hat sie mich ganz schön abgekanzelt“.

 

Auf meine fragende Miene erzählte er: „Sie kennen meinen letzten Roman. Da verlangt die Handlung die Schilderung einer etwas extravaganten, weiblichen Persönlichkeit und ihrer Reize. Aber da kam ich bei meiner Mutter schön an: „Hermann, so darfst Du nicht mehr schreiben! Wir haben in unserer Familie immer auf Anstand und Sitte geachtet, und nun so etwas! Ich muss mich ja vor meinen Heydekruger Damen schämen!“ Auf meinen Einwand, es gäbe bestimmte künstlerische Gesetze, die bisweilen auch die Darstellung solcher Charaktere und Handlungen verlangten, ging sie gar nicht weiter ein. „Was gut ist, ist gut, und was schlecht ist, ist schlecht, und damit Punktum“. — Und hat sie im Grunde nicht recht?", fuhr er sehr ernst fort. „Hat das scheinbar nichtssagende Wort meiner Mutter nicht einen sehr tiefen Sinn?"

 

Er ergriff wieder die Ruder. „Wir müssen heim, Doktor, das Frühstück wartet“. Schweigend ruderte er zurück. Am Ufer begrüßte uns Friedo mit stürmischem Jubelgeheul, er hatte seinen Herrn wieder. Und auf der Terrasse erwarteten uns in fröhlicher Sonntagsmorgenstimmung die Familie, die Gäste und seine Mutter. W. K.

 

Seite 12   Als das Korn gesät wurde

Von Toni Schawaller

Es war im September. Auf dem Speicher wurde jeden Tag der große Kornhaufen, in dem das Saatkorn lag, umgestochen, denn in einigen Tagen sollte Korn gesät werden. Es waren ja auch schon die Haselnüsse am Gartenzaun reif. Mit den Haselnüssen war es wie mit den Augustäpfeln; waren die Augustäpfel reif, dann war Kornaust, waren die Haselnüsse reif, dann wurde Korn gesät. Ich hatte mir beides gemerkt.

 

Als ich aber heute verheult auf dem Langholz am Speicher saß und zu meinem Trost Haselnüsse knackte — denn ich war vom Gänsehüten fortgelaufen, weil Lippkes Albert mich „Hirtsmarjell" geschimpft hatte —, da schallte aus den Speicherfenstern ein Lied zu mir herüber. Unsere Mahle sang beim Kornumschaufeln das schöne Lied „Es stand ein Schloß in Österreich". Heidi, war ich die Speichertreppe hoch; dort schaufelte unsere Mahle und sang, ein rotes Kattuntuch mit gelben Rosen um ihre dicken, gelben Zöpfe geschlungen. Nein, sah die Mahle schön aus. Unser Knecht, Pauluns Franz, wollte sie ja heiraten, und im Oktober sollte Hochzeit sein. Verwundert schaute Mahle mich an, als ich plötzlich vor ihr stand und sagte: „Moahlke, sing doch noch moal. öck geew di ok Hoaselneet", und schon kehrte ich meine Fupp aus und schüttete alle Haselnüsse in Mahlens Schürzenfupp. „Sing doch", bat ich. Aber Mahle fragte, warum ich denn nicht die Gänse hüte. Da heulte ich wieder und sagte, dass Lippkes Albert mich Hirtsmarjell geschimpft hätte. Die Mahle lachte nur und sagte, ich solle nur die Gänse hüten gehen, dann würde sie auch wieder singen. Schon beim letzten Vers „Reiße ab, reiße ab den Galgenstrang, die Stadt, sie muss verbrennen" stieg ich gewissenhaft die Speichertreppe hinab, lief barfuß über die Stoppeln im Schweinsgalopp, denn das hatte ich ausprobiert, dass man über Stoppeln nicht langsam gehen durfte.

 

Beinahe wäre ich in Vaters Arme gelaufen, der gerade von dem Acker kam, der zum Kornsäen geeggt wurde. Ganz dicht an den Haferstoppeln lag er, wo ich meine Gänse hüten sollte.

 

„Wat moake de Gäns", sagte Vater und sah mich strafend an. Da weinte ich und sagte, Lippkes Albert hätte mich Hirtsmarjell geschimpft, da wäre ich nach Hause gelaufen. Vater schmunzelte, doch dann fragte er, ob denn die Gänse die Schuld hätten, dass Lippkes Albert mich geschimpft habe. Und übrigens sei das doch gar nicht so ein schlechtes Wort. Vater strich mir über den Kopf und sagte, dass morgen doch an den Haferstoppeln Korn gesät würde, ob ich zusehen wolle, beim Gänsehüten natürlich. Ei, da fiel ich meinem guten Vater um den Hals. Die Gänse empfingen mich kreischend. Wie stolz war ich doch, dass ich dabei sein durfte, wo nicht einmal mein Bruder dabei war. Er hatte mir ja Anschlager, blanke Soldatenknöpfe, versprochen, natürlich für Roschen. Die würde ich ihm auch geben, aber den Platz morgen beim Kornsäen, den würde ich selbst für zehn blanke Anschläger nicht räumen.

 

Als wir Abendbrot gegessen hatten — es gab Zwiebeln mit Schmant, Pellkartoffeln mit Hering und dicke Milch — und noch den Tisch abräumen halfen, sagte Vater, Mutter solle doch das Säelaken vorholen, denn morgen würden sie anfangen mit dem Kornsäen. Ich hielt die Kartoffelschüssel, die ich abtragen sollte, noch in der Hand, warf mich aber in die Brust und fiel meinem Vater trotz Verbots ins Wort: „On öck war darbi sönd“. Dabei sah ich meinen Bruder triumphierend an. Der aber lachte schallend und alle fielen in das Lachen ein, denn zu drollig muss es ausgesehen haben, als ich mich so wichtigmachte. Ich schlich beschämt nach dem Ofenwinkel und hörte, wie Großmutter sagte: „Dat Korn ös önne Erd gestreit, de leewe Gottke dräwer steiht. He deit et segne, lätt dräwer regne, lätt et geroade goot, ons leewet täglich Brot“. Der Vater hatte sie wohl nach dem alten Spruch gefragt.

 

Ich schlich Mutter nach, als sie, die Laterne in der Hand, die Treppe zur Lucht hochstieg. Dort oben stand eine uralte Truhe, Kuffer wurde sie von uns genannt. Diese Truhe hatte einst ein Urahn aus Salzburg mitgebracht. Sie sah fast so aus wie der Rittersarg des alten Generals de la Cave, dessen Mumie in der kleinen Didlacker Kapelle aufgebahrt lag. Wunderbare Beschläge aus Eisen zierten die Truhe. Es waren Efeublätter, dazwischen Schlangenköpfe, und um das Schlüsselloch bestand die Verzierung aus Täubchen, deren Schnäbel alle zum Schlüsselloch wiesen. Der Schlüssel aber sah aus wie eine Pistole, so groß war er. Wir benutzten ihn immer Silvester zum Bleidurchgießen, weil es doch ein Erbschlüssel war. Die Truhe hatte 1812 mit Saat- und Brotgetreide, Speck und Wertsachen viele Monate in der Erde gelegen.

 

Als Mutter nun die Truhe öffnete, schlug uns der Duft von wildem Thymian und Johanniskraut entgegen. Neben der Beilade waren die Buchstaben C. S. und eine Jahreszahl, 1693, eingeschnitten und mit schwarzer Farbe ausgemalt. (Christiane Scheiderreiter, einer Urahne aus Salzburg, hatte einst diese Truhe gehört.) In der Beilade lag das aus Hede gesponnene, weißgebleichte Säelaken, das nur zum Kornsäen benutzt wurde. Wilder Thymian und Johanniskraut waren über das Laken gestreut. Der wilde Thymian sollte ja das Bett der Kornmutter sein, aus diesem Thymian flocht sie sich im Sommer Kränzlein. Darum sollte er dem Korn Segen bringen. Auch ein Donnerkeil lag neben dem Säelaken, der sollte das Korn vor Unwetter bewahren.

 

Mutter nahm das Säelaken und ging die Treppe hinab. Ich ging hinter ihr. Unten stand mein

Bruder und sagte: „On öck war ok darbi sönd“. Da sagte meine Mutter, wenn er mich verspotte, solle er morgen die Gänse hüten. Mutter lächelte, strich mir über das Haar, und ich sagte „Gute Nacht, Denn ich sollte schlafen gehen. Meine kleine Schwester lag schon im Bett; ich schlief in Großmutters Zimmer mit ihr zusammen. Großmutter ging früh schlafen, weil sie immer um vier Uhr aufstand. Ich trat an ihr Himmelbett; sie wachte noch. „Segg mi doch noch moal dem Spruch tumm Kornönnseege“, bat ich, und Großmutter sagte ihn mir mit gefalteten Händen.

 

Und nun war der Nachmittag da. Ich hatte mein Hirtenamt verteidigt und hatte nur noch Grubers Annchen aus dem Insthaus geholt. Nun stand ich, die lange Weidenrute in der Hand; hinter mir scharten sich die Gänse, auch sie waren neugierig wie immer. Grubers Annchen saß und flocht Katzenlöffel aus Binsen. Der Wagen mit den Kornsäcken kam den Feldweg hinab. Der Gruber fuhr, und Vater saß neben ihm. Die Gänse kreischten, wie sie sonntags zu kreischen pflegten, wenn ein Wagen voll mit Verwandten aus Insterburg zum Hoftor hineinfuhr. Ich berief die Gänse und sagte: „Ju örre sick, dat sönd nich de Önsterborger. On Waffel göffts hiede ok nich“. Mein Vater stieg vom Wagen, Gruber lud die Säcke ab und Vater band sich das Läelaken um, dass ihm Gruber auf der Schulter zuknotete. Vater ging zum Kornsack, den Gruber eben aufmachte und füllte sich das Laken voll. Nun trat er zu dem Acker, nahm seine Mütze ab, stand ein Weilchen schweigend und sagte dann:“Mött Gott“. Dann fing er an zu säen. Ich weinte leise. Vater sah sich um, Gruber kam zu mir. Was mir wäre, fragte er. „Dem Spruch, dem Spruch", sagte ich. Da winkte Vater mir zu und rief: „Wenn dat Kornke toogeseegt ös, denn seggst dem Spruch“. Nun säte Vater weiter. Seine Hand warf das Korn geschickt über den Acker, keine Stelle durfte freibleiben. Gruber eggte hinter ihm. Da kam der alte Nachbar und rief: „Goot Glöck, solch Kornke wie öck“. Der Nachbar bot Vater eine Priese Schniefke an, aber Vater dankte. Als der Alte dann selbst Schniefke nahm und aus einem fort niesen musste, da sagte ich „Gesundheit!", wohl fünfmal hintereinander. Grubers Annchen brachte mir einen Katzenlöffel, sie hatte auch eine Heuschrecke gefangen, und von weitem kam Lippkes Albert angeschlichen. Ich knallte nur so mit meiner Weidenrute.

 

Wilde Gänse flogen über uns, und meine Gänseherde kreischte wieder. Die Sonne schien so warm, und dort kam Mutterchen mit Vesper; sie hatte doch Krapfen gebacken zur Feier des Tages, und sie brachte heute selber das Vesperbrot raus. Ich durfte mich neben unseren Vater setzen, Grubers Annchen setzte sich neben ihren Vater, und dann aßen wir Vesper. Mutter freute sich, dass es uns allen so gut schmeckte.

 

Dann sagte ich den Spruch:

 

„Dat Korn ös önne Erd gestreit,

De leewe Gottke dräwer steiht.

He deit et segne,

Lätt dräwer regne,

Lätt et geroade goot

Ons leewet täglich Brot“.

 

Mutter hatte die Hände gefaltet. Langsam fiel ein gelbes Blatt vom Lindenbaum mitten in Mutters Schoß.

 

Seite 12   Der Schriftsteller Otto Boris verstorben

Am 13. September 1957, starb in Hamburg im 69. Lebensjahre der Jagd- und Naturschriftsteller Otto Boris. Er wuchs in der Johannisburger Heide auf. „In meine Jugendträume rauschte der Wald . . .“ erzählte er, die Eindrücke der Kindheit waren auch mitbestimmend für sein Schaffen. Er erwählte zunächst den Lehrerberuf. Nach dem Ersten Weltkriege, in dem er einen Lungenschuss erhielt, besuchte er die Kunstakademie in Königsberg, er wurde Zeichenlehrer in Pillau. Otto Boris verließ dann den Schuldienst, um ungehindert als freier Maler und Schriftsteller arbeiten zu können. Im Thienemann Verlag, Stuttgart, erschien sein erstes Buch „Addi", die Geschichte eines Jungstorches in Ostpreußen. Beobachtungen aus der Tierwelt unserer Heimat und auch die Lebensweise exotischer Tiere schilderte er in zahlrennen anderen Büchern, die vorwiegend für die Jugend bestimmt waren. Das Ostpreußenblatt brachte mehrere Naturschilderungen aus seiner masurischen Heimat. Etwa sechzig Romane, Erzählungen und Tierbücher hat Otto Boris geschrieben; einige davon haben Ostpreußen zum Schauplatz.

 

Seite 12   Die Künstlergilde wird in Eßlingen in der Zeit vom 10. Bis 14. Oktober ihre diesjährige Begegnung veranstalten. Sie beginnt am 10. Oktober, 20 Uhr, mit einer Dichterlesung von Werner Bergengruen. Vorgesehen sind u. a. eine gesprochene Anthologie der osteuropäischen Emigrantendichtung in deutscher Übertragung, Kulturfilmvorführungen, die Verkündung des Ostdeutschen Literaturpreises durch Professor Dr. Alker und ein Vortrag dieses Literaturhistorikers, Vorträge von Professor Emil Pirchan, Wien und Generalintendant Arno Knapp zum Gedenken und eine Fahrt nach Ottobeuren, wo Professor Anton Nowakowski auf den Orgeln ein Sonderkonzert geben wird. – Auskünfte erteilt Dr. Ernst Schremmer, Eßlingen, Augustinerstraße 22.

 

Seite 12    „Baukunst im deutschen Osten nach 1900" - diese in Berlin gezeigte Ausstellung, über die das Ostpreußenblatt in Folge 35 berichtete, wird auch in Westdeutschland zu sehen sein. Es ist beabsichtigt, das Archivmaterial auch auf weltbekannte aus dem deutschen Osten stammende Architekten und Baumeister, der Neuzeit ausdehnen.

 

Seite 13   Suchanzeigen

Foto. Gefreiter, Karl-Heinz Trampenau, geb. 02.12.1926 in Königsberg Pr., zuletzt wohnhaft Hardenbergstr. 23, letzte Feldpostnummer 14 920 A, soll am 23.01.1945 in Liebenfelde, Ostpreußen, verwundet und zum Hauptverbandsplatz gebracht worden sein. Wer kann weitere Auskunft geben? Günter Trampenau, Bochum, Eugenstraße 1.

 

Siegfried Hempfing, wohnhaft im Raum Postleitzahl (21 b) Bochum?, verheiratet mit Marianne Kaiser. Wer kann mir die Adresse von meinem Jungen angeben? Unkosten werden erstattet. Fritz Hempfing, Wiesbaden. Seerabenstr. 4.

 

Wer kann mir Auskunft geben über den Verbleib meines Onkels, August Reddig, geb. 05 .05.1880? Er war von Beruf Bäcker- u. Konditormeister, wohnhaft bis zum Jahre 1944 in Liebemühl, Marktplatz 44, Kreis Osterode, Ostpreußen. Zuschriften erbittet Karl Liechti, Anrath, Kreis Kempen-Krefeld (Rhld.), Lerchenfeldstraße 68. Unkosten bin ich gerne bereit zu erstatten

 

Wer kann Auskunft geben über Frau Mariea Basmer. geb. Pänkert, die noch 1945 in Königsberg Pr., Sternwartstraße 66, wohnhaft war? Mitteilungen erbittet Oskar Berger, Berlin SW 29, Freiligrathstr. 8.

 

Suche Otto Tobies, 1936 Sanitätsdienstgrad i. d. RAD, Abt. 10/10 Allenburg, Kreis Wehlau. Zuschrift erbittet Horst Kastka, Dülken, Bodelschwinghstraße 53

 

Achtung Russlandheimkehrer! Gerhard Weiß, geb. 21.05.1919, Obergefreiter, groß und schlank. Letzte Nachricht Juni 1944. Nach Mitteilung eines Heimkehrers soll er im April 1945 in Mascheiks. Lager 244, gewesen sein. Im November 1948 im Lager 134 Simmesköje, das liegt 80 km von Moskau. Die beiden Lagerführer waren Kugel u. Otto. Wer war mit Weiß zusammen? Auskunft erbittet Frau Olga Weiß, Riepholm 14, über Visselhövede, Kreis Rotenburg, früher Wulfshöfen über Nautzken, Kreis Labiau, Ostpreußen.

 

Gesucht wird: Schneidermeister Albert Will und Ehefrau Frida Will, geb. Friese, aus Roggenhausen, Kreis Heilsberg, Ostpreußen, von Frau Maria Glomm, aus Heilsberg, Ostpreußen. Zuschrift erbeten an Bruno Engling, (23) Visselhövede, Tilsiter Straße 5.

 

Suche meine Tochter, Gisela Gottschalk, geb. 05.03.1923 in Lasdehnen, Kreis Tilsit, Ostpreußen. Sie ist am 16.04.1945 auf der Frischen Nehrung verschwunden. Wer weiß etwas über sie? Unkosten werden erstattet. Nachricht erbittet, Frau Maria Gottschalk, (14 b) Stetten an der Donau, Kreis Tuttlingen.

 

Suche meine Mutter, Therese Maak, geb. Rockel, aus Schönwiese, Kreis Pr.-Eylau. Auskunt erbittet, Frau Gertrud Thamm, Münster, Westf., Hohenzollernring 2.

 

Gesucht wird Elisabeth Kuhrau, geb. 16.06.1917, wohnhaft gewesen in Königsberg Pr., bei ihrem Stiefvater, Albert Feltnick, Manteuffelstraße 9. Ihre alte, in der sowj. bes. Zone lebende Mutter, wartet voll Sehnsucht. Zuschrift über Käthe Schroeder, geb. Feltnick, Ingolstadt (Donau), Sambenger Str. 17

 

Bestätigungen

Achtung Schiffsmaschinenbauer. Ich besuchte die Maschinenbauschule (Nähe der Uniongießerei) Königsberg Pr. in den Jahren 1914 bis 1917. Wer kann mir eine dringlich gebrauchte Bescheinigung über meine damalige Ausbildung erteilen. Kosten werden vergütet. M. A. Andreassen, Schiffsingenieur, 11 Breidelstraat, Antwerpen, Belgien

 

Wer kann mir bestätigen, dass ich beim Grenadier-Ersatz-Bat. 312 in Tilsit von 1943 - 1944 und bis 31.01.1945 in Pr.-Eylau als Näherin beschäftigt war? Unkosten werden erstattet. Zuschrift erbittet, Ida Ussat, Düsseldorf, Kopernikusstr. Nr. 83.

 

Wer kann mir bestätigen, dass ich in der Zeit von Februar 1945 bis Juli 1948 im Arbeitslager Powunden, Kreis Königsberg Pr., für die sowj. Armee gearbeitet habe? Unkosten werden erstattet. Zuschrift erbittet Martha Strauhs, Hagenau, Kreis Mohrungen, jetzt (17 b) Rieslasingen-Hegau, Waldstraße 5.

 

Liebe Landsleute! Wer kann mir bestätigen, dass ich von 1925 - 1929 bei Herrn von Saucken in Julienfelde, Kreis Insterburg, bei meinem Vater, Gustav Berner in der Stellmacherei gearbeitet habe, und von da aus, bei der Ostdeutschen Zeltm. als Diakon tätig war? Vom 01.01.1930 bis Dezember 1932 bei Stellmachermeister Franz Clemez, in Drutschlauken, Kreis Insterburg, vom Januar 1933 bis April 1934 bei Schmiedemeister Herrn Franz Bardek in Mulzen, Kreis Wehlau, als Stellmachergehilfe, von 1934 bei Kriegsbeginn bei Frau Anna von Zitzewitz in Wedern, Kreis Angerapp, als Meister tätig war. Kosten werden erstattet. Walter Berner, Selb (Obfr.), Ludwigstraße 43

 

Verschiedenes

Paul Seroneit bittet Freunde und Bekannte mit ihm in Briefwechsel zu treten. Dortmund-Dorstfeld, Lohstraße 33, früher Gr.-Steindorf.

 

Welcher Landsmann in Wanne-Eickel nimmt meinen 16-jährigen Sohn, Bb.-Ass.-Anw., auf? Kurt Grigull, Diepholz. Schlesierstraße 41.

 

Seite 13   Familienanzeigen

Heute ist unsere liebe Mutter, Großmutter, Schwiegermutter, Schwester, Schwägerin, Tante, Großtante und liebe Freundin, Frau Clara Wittwer, geb. Juschkewitz, nach langer Krankheit heimgegangen. Im Namen der Trauernden: Anna Luise Wittwer. Dorothea und Heinrich Wildermuth-Wittwer und Heinrich. Ulrich und Ruth Wittwer-Waldburger. Gerhard Wittwer. Friedrich Wittwer. St. Gallen, den 16. September 1957, Varnbüelstraße 17 b. Die Kremation fand Mittwoch, den 18. September, um 15.30 Uhr, statt. Trauerhaus: Kremationsgebäude.

 

Am 6 September 1957 entschlief sanft nach langer schwerer Krankheit, meine liebe Frau, unsere gute Schwester, Tante und Schwägerin, Martha Plötz, geb. Gutleben, im 68. Lebensjahre. In stiller Trauer: Emil Plötz, Neuhaus/Solling, über Holzminden. Früher Regehnen, Samland. Margarethe Gutleben, Simbach a. Inn, Kreiskrankenhaus. Georg Gutleben und Frau, Hannover, Weddigen-Ufer 5, und Anverwandte. Am 11 September 1957 haben wir unsere liebe Entschlafene auf dem Friedhof in Neuhaus zur letzten Ruhe gebettet.

 

Mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegersohn, Bruder, Schwager und Onkel, Gotthold Pyko, Ingenieur, ist heute im 48. Lebensjahre, völlig unerwartet von uns gegangen. In stiller Trauer, im Namen aller Angehörigen: Marliese Pyko, geb. Kohn. Frank Burkhard. Hamburg 13, den 21. September 1957, Rothenbaum-Chaussee 101. Die Beerdigung hat bereits stattgefunden.

 

Nach Gottes heiligem Willen entschlief am 29. August 1957, nach langem schwerem, mit großer Geduld ertragenem Leiden, gestärkt durch die Gnadenmittel der Kirche, unsere liebe Schwester, Schwägerin, Tante und Kusine, Hildegard Krüger, Stationsschwester am St.-Johannes-Krankenhaus, Homberg (Ndrhn). Früher am Städt. Krankenhaus Königsberg Pr., im Alter von 50 Jahren. In tiefer Trauer im Namen aller Hinterbliebenen:  Familie Hugo Krüger. Dülken (Ndrhn), Bistard 40

 

Am 19. September 1957 entschlief nach kurzer Krankheit, meine liebe Frau, unsere treusorgende Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester und Tante, Emilie Grochowski, geb. Bartikowski, kurz vor Vollendung ihres 79. Lebensjahres. In stiller Trauer im Namen aller Hinterbliebenen: Paul Grochowski. Bünde, Westfalen, Schillerstraße 14. Früher Soldau, Ostpreußen.

 

Mein lieber Mann, unser guter Vater, Willy Gutzeit, Techn. Oberinspektor, früher Bauinspektor beim Landesbauamt Rastenburg, Ostpreußen, ist am Sonntag, dem 23. Juni 1957, plötzlich und unerwartet, im 54. Lebensjahre entschlafen. In tiefer Trauer: Emma Gutzeit, geb. Czerlinski. Helmi und Reiner. Hamburg 39, Jarrestraße 72 a. Früher Rastenburg, Ostpreußen, Hochmeisterweg 2

 

Nachruf. Es ist bestimmt in Gottes Rat, dass man vom Liebsten was man hat muss scheiden. Am 18. August 1957, 23 Uhr, nahm Gott der Herr nach langer, in großer Geduld ertragener Krankheit, meine liebe Frau und treue Lebenskameradin, unsere gute Schwester und Schwägerin, Auguste Faust, geb. Duda, zu sich in Sein Reich. Im Namen aller Hinterbliebenen: Hermann Faust. Linnich, den 21. September 1957

 

Rest der Seite: Werbung, Verschiedenes

 

Seite 14   Wir gratulieren …

zum 95. Geburtstag

(ohne Datum) Landsmann Johann Skonietzki, aus Scharnau, Kreis Neidenburg, jetzt in Berlin-Charlottenburg 5, Hebbelstraße 10. Die Landesgruppe Berlin gratuliert herzlich.

 

zum 93. Geburtstag

am 4. Oktober 1957, Landsmann Karl Strogies, aus Schaaken, Samland, jetzt bei seiner jüngsten Tochter, Anna Feige, in Knopp bei Kiel-Holtenau.

 

zum 92. Geburtstag

am 11. September 1957, Landsmann Martin Anuschewski, aus Ulleschen, Kreis Neidenburg, jetzt mit seiner Ehefrau, die am 1. Oktober 1957, 85 Jahre alt wird und mit der er am 10. Februar 1955 die Eiserne Hochzeit feiern konnte, in Gelsenkirchen, Breilstraße 3. Der Ehe entsprossen elf Kinder.

 

zum 90. Geburtstag

am 25. September 1957, Fräulein Minna Sulz, aus Duden, Kreis Pillkallen, jetzt bei ihrer Schwester, Auguste Kolbe, in Wuppertal-Elberfeld, Platz der Republik 4.

 

am 1. Oktober 1957, Frau Marie Schaumann, geb. Joswig, aus Gumbinnen, Goldaper Straße, jetzt in Ritterhude bei Bremen, Lesumstodler Straße 31.

 

zum 89. Geburtstag

am 20 September 1957, Frau Maria Plenus, aus Tilsit, Garnisonstraße 20. Sie lebt jetzt mit drei Töchtern in der sowjetisch besetzten Zone und ist über ihre jüngste Tochter, Elsa-Maria Weigele, Frankfurt/Main, Mendelssohnstraße 41, zu erreichen.

 

am 4. Oktober 1957, Frau Auguste Gutt, geb. Schrandt, aus Grünhagen, Kreis Pr.-Holland, Witwe des Postschaffners Adolf Gutt. Sie lebt jetzt bei einer ihrer Schwestern in Berlin-Spandau, Marwitzer Straße 42.

 

zum 88. Geburtstag

am 29. September 1957, Frau Marie Korndorf, aus Königsberg-Ponarth, vorher Insterburg und Trakehnen. Sie lebt jetzt im Altersheim, v.-d.-Becke-Stiftung, Hemer, Westfalen.

 

zum 87. Geburtstag

am 4. Oktober 1957, Frau Frieda Hinz, aus Tilsit, Nordstraße 4, jetzt bei ihrer Tochter, Ida Schmidtke, in Essen-Kray, Dortmunder Straße 233.

 

zum 86. Geburtstag

am 25. September 1957, Frau Olga Sperling, aus Martinshöhe, Kreis Lyck, jetzt bei ihren Kindern in Gruissen bei Kapellen a. d. Erft, Bezirk Düsseldorf.

 

am 29. September 1957, Rentner Friedrich Stich, aus Kruglanken, Kreis Angerburg, jetzt bei seinem Schwiegersohn, Max Kreutz, in Celle-Vorwerk, Am Poggenteich 25.

 

zum 85. Geburtstag

am 25. September 1957, Frau Emma Gawehn, geb. Borrmann, aus Gr.-Marienwalde, jetzt in Cadenberge, Klaus-Meyn-Straße 2.

 

am 1. Oktober 1957, Müllermeister Carl Lindenau, aus Warweiden, Kreis Osterode. Er leitete 52 Jahre seine Mühle in Warweiden. Im März 1956 wurde er zu seiner Tochter nach Uelzen, Siburgstraße 5, umgesiedelt.

 

am 1. Oktober 1957, Brunhild Lietzau. Sie wurde in Gumbinnen geboren und ist die Tochter des Sanitätsrats Dr. Lietzau und seiner Ehefrau Käthe Lietza, geb. von Plehwe, Dwarischenken. Sie wohnt zusammen mit ihrer Schwester in Berlin-Steglitz, Wilsederstraße 17.

 

am 2. Oktober 1957, Gutsbesitzer Richard Büchler, aus Königsberg, Gut Amalienhof, jetzt in Villingen, vom-Stein-Straße 76, Schwarzwald.

 

zum 84. Geburtstag

am 26. September 1957, Landsmann Hermann Haarbrücker, aus Königsberg, Eythstr. 31, jetzt mit seinen Töchtern in Dinkelsbühl, Dr.-Martin-Luther-Straße 1, bei Fräulein Meta Haarbrücker.

 

am 29. September 1957, Bauer Friedrich Buchmann aus Königs, Kreis Bartenstein, jetzt in Rendsburg, Boelckestraße 36, bei Saß.

 

zum 83. Geburtstag

am 27. September 1957, Frau Berta Teschner, geb. Rohde, aus Königsberg-Ponarth, Hirschgasse 19, gegenwärtig bei ihrer Tochter, Marta Czepat, in Heist, Uetersen.

 

am 2. Oktober 1957, Frau Anna Borchardt, geb. Pockart, aus Stallupönen, vorher Insterburg und Königsberg. Sie lebt jetzt in Hildesheim, Bismarckplatz 21.

 

zum 82. Geburtstag

am 29. September 1957, Kaufmann Hugo Struwe, aus Heiligenbeil, jetzt bei seiner Tochter, Lisbeth Jensen, in Friedrichsgabe, Bezirk Hamburg, Bahnhofstr. 95 I.

 

am 3. Oktober 1957, Frau Anna Hinzert, aus Braunsberg (Landgestüt). Sie ist über Frau Anna Broschinski, Waldorf über Remagen, zu erreichen.

 

zum 81. Geburtstag

am 27. September 1957, Landsmann Karl Bieberneit, aus Rochenfelde, Kreis Treuburg, jetzt in (24a) Nordleda NE über Otterndorf.

 

am 28. September 1957, Lehrerwitwe Helene Döring, aus Osterode, jetzt in Mainz, Altersheim, Altenauer Gasse 209.

 

am 4. Oktober 1957, Landwirt Friedrich Nieszak, aus Großwald, Kreis Neidenburg, jetzt mit seiner zweiten Ehefrau, Wilhelmine, verw. Kwiatkowski, in Uetersen, Kreis Pinneberg, Alter Sportplatz 3.

 

zum 80. Geburtstag

am 23. September 1957, Bäckermeister Otto Paplowski, aus Johannisburg, jetzt in Münchingen, Kreis Leonberg, Hauptstraße 4.

 

am 29. September 1957, Frau Berta Geromin, aus Allenstein, Café Imperial, jetzt in Erichshagen bei Nienburg, Weser.

 

am 30. September 1957, Witwe Elisabeth Reisenberger, geb. Flakowski, aus Bergenthal, Kreis Rößel, jetzt bei Frau Klara Weißner in Großherrischwand, Kreis Säckingen, Baden.

 

am 30. September 1957, Gutsbesitzer Gustav Zerrath, aus Sergehnen, Kreis Elchniederung, jetzt in Edendorf über Itzehoe, Holstein.

 

am 1 Oktober 1957, Eisenbahnsekretärwitwe Anna Lochow, aus Tilsit, jetzt in Hamburg - Altona, Schmarjestraße 45.

 

am 1. Oktober 1957, Frau Anna Albutat, aus Königsberg, jetzt im Altersheim Mülheim, Ruhr, Am Flughafen, in der Nähe ihrer Söhne.

 

am 2. Oktober 1957, Witwe Marie Rogowski, aus Lyck, Falkstraße 2, jetzt bei ihrem Sohn, Emil Rogowski in Northeim, Hannover, Fliederstraße 9.

 

am 4. Oktober 1957, Reichsbahnbeamter i. R. August Tonk, aus Allenstein, Jungingenstraße 8, seit Februar 1957 bei seinen Kindern in Wuppertal-Barmen, Wittensteinstraße 61

 

am 4. Oktober 1957, Landwirt und Landbriefträger i. R. August Herrmann, aus Finkenhagen bei Altenkirch, jetzt bei seinem Sohn Fritz in Neuenhof Nr. 7, Post Radevormwald, Rheinland.

 

am 5. Oktober 1957, Postbetriebswart i. R. Eduard Herfordt. Er versah seinen Dienst in Grabowen, Kreis Goldap, und in Darkehmen. Jetzt wohnt er in (16) Ihringshausen, Kassel-Land, Augustinstraße 9.

 

am 5. Oktober 1957, Schuhmachermeister Hermann May, aus Rudau, Samland, jetzt bei seinem Sohn Heinrich in Lörrach, Baden, Schultze-Delitzsch-Straße 11.

 

zum 75. Geburtstag

am 22. September 1957, Frau Johanna Minna Schenk, geb. Heß, Witwe des Reichsbahn-Rottenführers Friedrich Schenk, aus Perwilten, Kreis Heiligenbeil. Sie wohnt jetzt bei ihrem Sohn Kurt in Frankfurt, Main, Fuchstanzstraße 145.

 

am 24. September 1957, Kaufmannswitwe Berta Hill, geb. Böhm, aus Hanswalde, Kreis Heiligenbeil, jetzt in Moorrege, Post Uetersen, Kreis Pinneberg.

 

am 26. September 1957, Lehrer i. R. Ernst Federau. Er stammt aus Neufeld, Kreis Braunsberg und wirkte als Lehrer in Graudenz, Paderborn und Münster, jetzt wohnt er in Warendorf, Westfalen, Oststr. 39.

 

am 28. September 1957, Landwirt Johann Gers, aus Misken, Kreis Johannisburg, jetzt bei seiner Tochter Herta in Hamburg-Wandsbek, An der Osterbeck 16.

 

am 29. September 1957, Frau Wilhelmine Reinhardt, geb. Reinhardt, aus Lindenhaus, Kreis Schloßberg, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch ihren Sohn, Dr. Erich Reinhardt in Frankfurt, Main, Allendorfer Straße 20, zu erreichen.

 

am 29. September 1957, Frau Amalie Grünheidt, geb. Pohl, aus Sensburg, Königsbeiger Straße 24, jetzt in Ehringhausen, Kreis Alsfeld, Oberhessen, Bahnhofstraße 55. Ihr Ehemann Fritz Grünheidt war in Sensburg Masseur und Krankenpfleger.

 

am 30. September 1957, Frau Anna Albien, aus Königsberg, Weidendamm 8, jetzt in Berlin-Steglitz, Birkbuschstraße 36.

 

am 30. September 1957, Reichsbahn-Obersekretär a. D. Karl Bohn, zuletzt Oberbahnhofsvorsteher am Bahnhof Ragnit. Er versah seinen Dienst bis Oktober 1948; nach 41 Dienstjahren trat er in den Ruhestand. Der Jubilar, der erst seit einem Jahr in Westdeutschland lebt, würde sich über Lebenszeichen von ehemaligen Mitarbeitern und Bekannten freuen. Anschrift: Köln, Unter Kahlenhausen 50.

 

am 1. Oktober 1957, Frau Maria Kromat, geb. Jagst, aus Tilsit, Memelgang, jetzt in Elmshorn, Goethestraße 3. Ihr Ehemann Christoph war beim Wasserstraßenamt Tilsit tätig.

 

am 2. Oktober 1957, Frau Marie Neufang, geb. Mertsch, aus Tapiau, Kreis Wehlau, jetzt bei ihrer Tochter, Hanna Mey, an Holzheim bei Neuß, Kapellener Straße 35.

 

am 1. Oktober 1957, Frau Anna Matzkeit, geb. Knapp, aus Königsberg, Knochenstraße 56, jetzt bei ihrer Tochter in Duisburg, Kantstraße 21.

 

am 3. Oktober 1957, Frau Regine Syska, geb. Lukas, verw. Grabosch, aus Markshöfen, Kreis Ortelsburg, gegenwärtig bei ihrem Sohn, Paul Grabosch, Bonn, Sandstraße 43d.

 

am 5. Oktober 1957, Frau Matia Hirsch, geb. Schulz, aus Rastenburg, Stiftsstraße 1. Sie lebte nach ihrer Ausweisung 1946 einige Jahre in der sowjetisch besetzten Zone. Jetzige Anschrift Vaihingen, Enz (Württemberg), Grabenstraße 27.

 

Goldene Hochzeiten

(ohne Datum) Die Eheleute Gustav Schulz und Frau Anna Schulz, geb. Weinschröder, aus Schulzenwalde (Buylien), seit 1937 in Frankenthal, Kreis Gumbinnen, feierten das Fest der Goldenen Hochzeit. Bereits im Ersten Weltkrieg musste die Familie Schulz ihr zerstörtes Heimatdorf verlassen, konnte aber schon nach einem Jahr wieder zurückkehren. Heutige Anschrift: Neu-Schönningstedt, Lindenallee 8.

 

Die Eheleute Hermann Wiechert und Frau Ella Wiechert, geb. Mix, aus Königsberg, Tiergartenstraße 48, jetzt in Hahn, Taunus, feierten am 25. September 1957, ihre Goldene Hochzeit.

 

Die Eheleute Albert Matthe und Frau Johanna Matthe, geb. Lau, aus Sporwienen, Kreis Bartenstein, jetzt in Wilhelmshaven, Lahnstraße 11, feiern am 27. September 1957, ihre Goldene Hochzeit. Am gleichen Tage wird Landsmann Matthe 75 Jahre alt.

 

Bauer Wilhelm Paul und seine Ehefrau Minna Paul, geb. Werner, aus Hanswalde, Kreis Heiligenbeil, feiern am 27. September 1957, im Beisein ihrer Kinder und zwei Enkelkinder das Fest der Goldenen Hochzeit. Der 84-jährige Jubilar erinnert sich gerne seiner Dienstzeit bei der Feldartillerie in Insterburg. Jetzige Anschrift: Peffekoven, Post Thier über Wipperfürth, Bezirk Köln.

 

Weichenwärter i. R. Gottlieb Kindermann und seine Ehefrau Maria Kindermann, geb. Motzkus, aus Insterburg, Nordenburger Straße 7, zuletzt Cecilienstraße 13, feiern am 29. September 1957, ihre Goldene Hochzeit. Sie leben in der sowjetisch besetzten Zone bei ihrer Tochter, Anni Seidemann und sind über Frau Elfriede Kuthning, Berlin-Charlottenburg, Hessenallee 11, zu erreichen. Das Ehepaar ist 79 und 74 Jahre alt.

 

Die Eheleute Hermann Milt und Frau Johanna Milt, geb. Zacharias, aus Königsberg-Maraunenhof, Johanniterstraße 10 a, jetzt in Loope-Perdt, Bezirk Köln, feiern am 29. September 1957, ihre Goldene Hochzeit.

 

Landwirt Eduard Hinz und seine Ehefrau Emma Hinz, geb. Achenbach, aus Pillkallen, feiern am 30. September 1957, ihre Goldene Hochzeit. Anschrift: Traben-Trarbach, Mosel, Schottstraße 32.

 

Die Eheleute Leo Guttmann und Frau Clara Guttmann, geb. Zimmer, jetzt in Bochum, Oskar-Hoffmann-Str. 41, feiern am 4. Oktober 1957, das Fest der Goldenen Hochzeit. Der Jubilar war Lehrer in Gilge, Kreis Labiau.

 

Landsmann Karl Bergien und seine Ehefrau Maria Bergien, geb. Klinger, aus Bredauen, Kreis Ebenrode, begehen am 4. Oktober 1957, das Fest der Goldenen Hochzeit. Das Ehepaar lebt in der sowjetisch besetzten Zone und ist über Familie Franz Wolff, Hattingen, Ruhr, Holthauser Straße 16, zu erreichen.

 

Die Eheleute Friedrich Girod und Frau Wilhelmine Girod, geb. Baldszuhn, aus Alt-Ragaischen, Kreis Darkehmen, jetzt bei Ihrem Schwiegersohn, Otto Ennigkeit, in Stade, Elbe, Kl. Archivstraße 5, feiern am 6. Oktober 1957,ihre Goldene Hochzeit.

 

Jubiläen

Sein 50-jähriges Berufsjubiläum, wird Friseurmeister Franz Saager, am 1. Oktober 1957, begehen. 1918 eröffnete er ein Friseurgeschäft in Cranz. 1924 gründete er eine Filiale in Königsberg; dieses Geschäft bestand zuletzt, Unterhaberberg 30. Er gehörte viele Jahre dem Vorstand der Friseur-Innung und dem Ostpreußischen Friseurverband an. Außerdem war er Mitglied des Ausschusses für Gehilfenprüfung. Seit 1950 ist Landsmann Saager in Hülsenbusch über Gummersbach Inhaber eines eigenen Damen- und Herren-Frisiersalons.

 

Kreisobersekretär Paul Roddeck, aus Braunsberg (Landratsamt), jetzt in Karlsruhe-West, Weinbrennerstraße 72, begeht am 1. Oktober 1957, sein 40-jähriges Dienstjubiläum.

 

Krankenschwester Marta Bednaschewsky, aus Königsberg, jetzt im Evangelischen Krankenhaus Duisburg-Beeck, Flottenstraße 55, wird am 2. Oktober 1957, ihr 25-jähriges Dienstjubiläum begehen. Sie war bis zur Vertreibung Stationsschwester in der Städtischen Krankenanstalt zu Königsberg.

 

Seltene Treue

Am 1. Oktober 1957, kann Fräulein Wilhelmine Petri, ein sehr seltenes Jubiläum begehen. Seit fünfzig Jahren gehört sie zum Hause von Frau Elisabeth Gallmeister, früher Insterburg. Fräulein Petri wurde am 18. Juli 1886 in Kauschen, Kreis Insterburg, geboren; Frau Elisabeth Gallmeister, geb. Thiel, wird am 22. Oktober 1957, ihr 77. Lebensjahr vollenden. Die beiden Frauen, die gute und schlechte Zeiten miteinander erlebt haben, wohnen jetzt in Rendsburg, Schloßplatz 12. Wir beglückwünschen die zu innigen Freundinnen gewordenen Schicksalsgefährtinnen zu diesem Ehrentag von ganzen Herzen.

 

Ehrung

Dem Kriminalsekretär a. D. Eugen Kühn, aus Tilsit, jetzt in Friedland bei Göttingen, wurde das Verdienstkreuz am Bande verliehen. Landsmann Kühn erhielt diese Auszeichnung für seine aufopferungsvolle Tätigkeit beim evangelischen Hilfswerk im Grenzdurchgangslager Friedland. Seit 1946 hat er mitgeholfen, die erste Not vieler Heimkehrer und Flüchtlinge zu lindern. Er wurde am 13. März 1893 in Schustern, Kreis Tilsit-Ragnit, geboren.

 

Prüfungen

Klaus Lange, Sohn des Landwirts Emil Lange, aus Rimlack über Zinten, Kreis Pr.-Eylau, jetzt in (21a) Brackwede, Westfalen, Eggeweg 51, hat an der Ingenieurschule zu Hamburg seine Ingenieurprüfung, bestanden.

 

Rosemarie Mordas, Tochter des Revierleutnants der Schutzpolizei a. D. Otto Mordas, ehemals Braunsberg und Wehlau, jetzt in Lehrte, Feldstraße 40, bestand das Staatsexamen für Große Krankenpflege beim Stadtkrankenhaus zu Lehrte mit „gut".

 

Hannelore Schuldt, jüngste Tochter des Elektromeisters und Ingenieurs Hermann Schuldt, aus Korschen, Kreis Rastenburg, jetzt in Hamburg-Fuhlsbüttel, Buschkamp 4, hat das Abitur bestanden.

 

Seite 14   Großes Verdienstkreuz für Admiral Ancker

Wieder hat ein verdienter ostpreußischer Landsmann die hohe Auszeichnung des Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik erhalten. Bundespräsident Heuss verlieh unserem Memeler Landsmann, Vizeadmiral a. D. Heinrich Ancker, die hohe Auszeichnung, die diesem in einer Feierstunde vom Bundesverkehrsminister, Dr. Seebohm, persönlich überreicht wurde.

 

Das Ostpreußenblatt hat in seiner Folge 24 vom 16. Juni 1956 in dem Artikel „Ein Admiral aus Memel" Leben und Laufbahn Heinrich Anckers eingehend gewürdigt. Im vorigen Jahre konnte der Admiral nicht nur sein Goldenes Jubiläum in ununterbrochenem fünfzigjährigem Dienst an Reich und Bundesrepublik, sondern auch seinen siebzigsten Geburtstag in großer Frische in Hamburg feiern. Heinrich Ancker, der am 7. Oktober 1886 in der Memeler Vorstadt Friedrichsrhede, als Sohn des bekannten Holzkaufmanns Fritz Ancker und der Tochter des ebenso bekannten Memeler Justizrats Gessner geboren wurde, hat sich seiner Heimat immer aufs engste verbunden gefühlt. Eine glänzende Laufbahn als Seeoffizier und Flottenführer liegt hinter ihm. Schon als junger Seekadett hat sich Ancker durch die tapfere Rettung eines Kameraden im tückischen Mississippi-Strom, die Rettungsmedaille am Bande erworben. Hohe Auszeichnungen wurden ihm in beiden Kriegen verliehen. Als Kapitän und später als Admiral leistete Heinrich Ancker unter anderem als Kommandeur in Pillau, als Kommandant des Kieler Marinearsenals und des bekannten Linienschiffs „Schlesien" sowie später als Wehrwirtschaftsinspekteur Bedeutendes. Ab 1942 bis zum August dieses Jahres versah er dann das verantwortungsvolle Amt eines Reichskommissars und später Bundesbeauftragten beim wichtigsten der deutschen Seeämter in Hamburg und auch bei der Berufungsinstanz, nämlich beim westdeutschen Oberseeamt.

 

Die Landsmannschaft Ostpreußen fühlt sich durch die Auszeichnung Admiral Anckers mit geehrt. Sie weiß, dass er die ostpreußische Tradition stets hoch hält und in wahrhaft preußischem Stil lebt. In seinen knappen Mußestunden stellt er sich eine heimatliche Sammlung zusammen, und auch dann, wenn ihn sein Dienst auf alle Meere der Welt führte, fühlte und handelte er als Ostpreuße. Dass er dem Kantschen Denken und den sittlichen Forderungen des großen Philosophen unserer Heimat nachlebt, ist nur verständlich. Er selber ist ja mit Immanuel Kant unmittelbar verwandt; eine seiner Vorfahrinnen war die Schwester Kants.

 

Seite 14   Vermisst, verschleppt, gefallen, gesucht …

Auskunft wird gegeben über …

… Oberwachtmeister Ernst Thonke, aus Ostpreußen, gefallen am 21.05.1940, vermutlich Frankreich. Es liegt ein Foto des Grabes vor, welches in Kriegsgefangenschaft einem Ostpreußen bei seiner Entlassung gegeben wurde.

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86.

 

Auskunft wird erbeten über …

… Waltraut Domnick, geb. 21.05.1928, aus Eisenberg, Kreis Heiligenbeil, letzter bekannter Aufenthalt Graudenz, im April 1945.

 

... Kreismedizinalrat Dr. Janz, aus Braunsberg und ehemaliger Landrat Schmidtke, aus Heiligenbeil. Wer war 1942 in Braunsberg Kreismedizinalrat?

 

... Willi Umlauf, Parkettgeschäft in Königsberg-Quednau, Ringstraße, und Arbeitskollegen, Paul Schumann, Franz Radke, Richard Hoffmann und Walter Schildhauer, sämtlich aus Königsberg.

 

... Walter Schlack, etwa 40 Jahre, geboren in Glogowko, Kreis Schwetz, wohnhaft gewesen in Königsberg-Quednau soll später unbekannt verzogen sein.

 

... August Müller, geb. 13.07.1865 und Ehefrau Wilhelmine Müller, geb. Bachler, geb. 02.05.1869, aus Insterburg, Altersheim und Sohn Arthur, geb. 1907/1911, aus Tilsit, Waldstraße, zuletzt beschäftigt gewesen bei der Arbeitsfront in Tilsit.

 

... Helene Oppermann, wohnhaft bei Bauer Lassel in Garbseiden, Kreis Samland, und Helene Cremser, geb. Krutschinski, aus Korschen, Kreis Rastenburg, ferner Walter Krutschinski, etwa 51/53 Jahre, aus Warnikeim.

 

... Kurt Mertens, Lehrer im Kreis Schloßberg, Oberleutnant beim WUL in Stablack, zuletzt Gefangenenlager Jelabuja (Russland), und Siegfried Ploetz, Förster in Ostpreußen, Oberleutnant beim WUL in Stablack, verwundet bei der Verteidigung von Königsberg.

 

... Walter Klein, 58 Jahre alt, Polsterer und Dekorateur. Königsberg, Yorckstraße 53 und Otto Thielsch, etwa 68 Jahre alt, Klempnermeister, Königsberg-Haberberg, Schafgasse.

 

... Major Glitza, Oberleutnant Papendieck, sowie Oberfeldwebel Ehritt, vom Wehrbezirkskommando Gumbinnen, die mit Ernst Wegner, geb. 28.09.1889, Gumbinnen, Meelbeckstraße 30, zusammen waren.

 

... Wilhelm Neumann und Ehefrau, sowie Tochter Edith und Sohn Kurt, aus Königsberg, Grolmannstraße 5, ferner Martha Siebert, etwa 50 Jahre, aus Insterburg, Kornstraße, Ecke Albrechtstraße.

 

... Fritz Hartwich, geb. 09.05.1917 in Magaiten. Gesucht wird der Vater, Franz Hartwich, Pobethen, Kreis Samland, oder Angehörige.

 

... Reinhold Kirstein, geb. 20.09.1893 in Labuhnken. Gesucht wird die Ehefrau Edith Kirstein, geb. Gauer, aus Königsberg, Kneiphöfsche Langgasse 19.

 

... Franziska Laskowski, geb. Baranowski, aus Leissen, Post Schönfelde und Valeria Hemlich, geb. Laskowski, aus Penglitten, Post Schönfelde, Kreis Allenstein.

 

... Karl-Heinz Schugs, geb. am 16.08.1918, Gefreiter. Funker bei der Feldpostnummer 44 894 E c. Er war im Februar 1945 in Königsberg.

 

... Siegfried Krause, aus Willenberg, Kreis Ortelsburg. Panzer-Schütze beim Wachregiment Gr.- Deutschland, ohne Feldpostnummer, vermisst seit April 1945 im Raum ostwärts Berlin.

 

... Oberleutnant Lorentzen, aus Hamburg und andere Kameraden, die mit Hauptmann und Staffelkapitän Friedrich, im Offizierslager Novo Sirbsk, Neu-Sibirien, zusammen waren.

 

... Kompanieführer Marowka, im Zivilberuf vermutlich Vertreter einer Firma und Feldwebel Wurst, von Beruf Lehrer, beide aus Rastenburg.

 

... Willy Streich, geb. 06.11.1919 in Freudenberg. Unteroffizier. Heimatanschrift des Vaters, Julius Streich: Eisermühle, Kreis Lötzen.

 

... Georg Skwirblies, aus Memel, Mühlentorstraße 34. Gefreiter, Feldpostnummer 24 957 C. Letzte Post am 12.03.1945 aus Kurland, seitdem vermisst.

 

... Gustav Scharnowski, geb. 11.09.1895, Landwirt, wohnhaft in Kornau, Kreis Ortelsburg, Volkssturmmann. Soll angeblich 1946 im Entlassungslager Dvasiden bei Saßnitz, Insel Rügen, gewesen sein.

 

… August Schanowski, und Frieda Schanowski, geb. Damm, sowie die Kinder: Ewald, geb. 25.05.1922, Helene, geb. 17.09.1923, Gerda Schanowski und Hildegard Schanowski, aus Meschen, früher Meschkrupchen, Kreis Goldap.

 

… Otto Hintzke, geb. 13.11.1902 in Rosenberg, Kreis Heiligenbeil, Soldat bei der Feldpostnummer 19 163, zuletzt in Wirballen gesehen.

 

… Lotti Reiter, geb. 10.05.1928, aus Birkenried, Kreis Gumbinnen. Sie war mit ihrer Mutter, Frau Elisabeth Reiter, nach Stolp evakuiert und wurde im März 1945 verschleppt, und soll am 30.04.1945 aus dem Gefängnis in Graudenz entlassen worden sein, und Obergefreiter Otto Reiter, aus Birkenried, Kreis Gumbinnen, von der 2. Kompanie 619 in Falkenburg, Kreis Dramburg, Pommern.

 

… Erwin Meitsch, geb. am 05.12.1922 in Königsberg. Letzter Wohnort: Königsberg, Steindamm Nr. 35. Seit Januar 1943 vermisst.

 

… Gustav Sagewka, geb. 04.09.1915 in Talten. Unteroffizier beim Grenadier-Ersatz-Bat. 44, Bartenstein, Genesungskompanie. Letzter Wohnort: Friedenberg, Kreis Gerdauen.

 

… Frau Otto und Tochter, aus Wehlau, sowie Sägewerkbesitzer Reschke, aus Kaltenborn, Kreis Neidenburg.

 

… Herrn Pzytulla, Geschäftsführer einer Eisenhandlung in Sensburg, kam als Kriegsgefangener zu seinem Bruder nach Westdeutschland und Familie Prengel, aus Rastenburg.

 

… Richard Schwarz, geb. 07.06.1888 in Grünwalde, Kreis Goldap, vom 19.11.1944 beim Volkssturm Angerburg/Herbsthausen, Bat. 25 292, 2. Kompanie, 5. Gruppe, seit Ende März 1946 vermisst.

 

… Katasterdirektor Lettkow, Zeitungsverleger Zimmermann von der Lycker Zeitung. Schneidermeister Mrovka und Vertreter Baltrusch sowie noch andere Mieter des Hauses von Anna Schmidtke, Lyck, Hindenburgstraße 27.

 

… Louis Weissel und Frau Helene Weissel, geb. Hubert, aus Wartenhöfen, ferner Frau Swillus und Sohn Emil, geb. 1914, sowie Schwiegerson, Paul Prochnow, aus Rutenfelde, Kreis Elchniderung, später in der Umgebung von Kreuzingen wohnhaft gewesen.

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86.

 

Seite 14   Für Todeserklärungen

Hermann Wilhelm Schillak, geb. 03.07.1880 in Königsberg und Frau Anna Clara Schillak, geb. Weiss, geb. 25.06.1884 in Königsberg, letzter Wohnort: Königsberg, Alter Garten 9, werden vermisst. Herr Schillak soll am 14.12.1945 und Frau Schillak am 14.04.1947 in Königsberg verstorben sein. Es werden Zeugen gesucht, die ihren Tod bestätigen bzw. über ihren Verbleib etwas aussagen können.

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86.

 

Seite 15   Familienanzeigen

Fern der geliebten Heimat entschlief am 17. September 1957 nach schwerem Leiden, unser herzensguter Vater, Schwiegervater, Schwager und Onkel, der Hauptgeschäftsführer i. R. Emil Pahlke, ehem. Leiter der An- und Verkaufsgenossenschaft in Landsberg, Ostpreußen , im 71. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Reinhold Pahlke und Frau Elisabeth Pahlke, geb. Kellermeyer. Erhard Pahlke und Anverwandte. Holzminden (Weser), den 21. September 1957, Untere Bachstraße 8. Wir haben ihn am 20. September 1957 auf dem Friedhof in Holzminden in aller Stille zur letzten Ruhe gebettet.

 

Am 17. September 1957 nahm der Allmächtige meinen guten Mann, unseren lieben Vater, Schwiegervater, Bruder und Onkel, Schmiedemeister August Hofer, aus Absteinen, Kreis Stallupönen, im Alter von 73 Jahren, zu sich in die ewige Heimat. Sein Wunsch, noch einmal seine ostpreußische Heimat wiederzusehen, war ihm nicht vergönnt. In stiller Trauer: Helene Hofer, geb. Baukat. Kurt Hofer, vermisst. Margarete Spionek, geb. Hofer. Otto Spionek. Neuß, September 1957, Chr.-Schaurte-Straße 45

 

Heute entschlief sanft, fern der Heimat nach schwerer Krankheit, mein lieber Mann, unser bester Vater, Schwiegervater und Großvater, mein guter Bruder, Schwager und Onkel, Karl Pinkall, aus Alt-Christburg, Ostpreußen, im 84. Lebensjahre. In stiller Trauer im Namen aller Verwandten: Liesbeth Pinkall, seine Kinder und Enkelkinder. Todenbüttel, den 10. September 1957, Kreis Rendsburg

 

Es kann zur Nacht leicht anders werden, als es am frühen Morgen war. Fern der Heimat verschied am 5. August 1957, in Rio de Janeiro, nach einer Operation, mein lieber herzensguter Mann, Schwiegersohn, Bruder und Schwager, Kurt Durchholz, im Alter von fast 58 Jahren. In tiefer Trauer: Herta Durchholz, geb. Eckert, im Namen aller Geschwister: Käthe Benthin, geb. Durchholz. Früher Lindenhof, Kreis Insterburg. Jetzt Rio de Janeiro Muri. Tente (Rhld.), Unterstraße 12

 

Nach kurzem Leiden entschlief am 9. September 1957 sanft und ruhig, unser lieber Opa, August Orlowski, früher Ortelsburg, Jägerstraße 15, im 89. Lebensjahre. In stiller Trauer: Familie Nielsen. Lübeck, Untertrave 111/112. Früher Ortelsburg, Bismarckstraße 19

 

Unerwartet verstarb am 2. September 1957, um 5 Uhr, in Heide, Holstein, unsere liebe treusorgende Mutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin, Tante und Großtante, Berta Mailin, geb. Ehlert, aus Heiligenbeil/Rosenberg, Ostpreußen, im Alter von 73 Jahren. In stiller Trauer: Fritz Kaminski und Frau Betty Kaminski, geb. Mallin. Waltet Hippler und Frau Elly Hippler, geb Mallin. Eva Dreher, geb. Mallin. Peter Eggers und Frau Paula Eggers, geb. Mallin. August Ehlert und Frau Emma Ehlert, geb. Kannenberg. Elke Kaminski. Paul Dreher und Sigrid Dreher. Christiane Eggers. Albert Schmidt und Frau Elfride Schmidt, geb. Ehlert. Gudrun Schmidt. Ratheim, Am Kirchpfad 3. Hamburg, Heide, Neuenburgerfeld. Die Beisetzung fand am Donnerstag, dem 5. September 1957, in Heide. Holstein, statt.

 

Nach einem arbeitsreichen Leben verschied am 3. September 1957, im 74. Lebensjahre, nach kurzer schwerer Krankheit, fern ihrer geliebten ostpreußischen Heimat, unsere herzensgute treusorgende Mutter und Großmutter, meine liebe Schwester und Tante, die Bäuerin, Berta Rosenberg geb. Hopp, aus Pr.-Holland, Ostpreußen. In stiller Trauer zugleich im Namen aller Hinterbliebenen: Hans Rosenberg, Kiel, Muliusstraße 53. Heinz Rosenberg, Misburg bei Hannover, Am Forstkamp 2. Maria Fligge, geb. Hopp, Bergen, Kreis Celle, Bahnhofstr. 21. Die Beerdigung hat am 6. September 1957 auf dem Friedhof in Muri, Kanton Aargau, Schweiz, stattgefunden.

 

Es ist bestimmt in Gottes Rat, das man vom liebsten was man hat muss scheiden. Fern ihrer geliebten Heimat verstarb nach langem schwerem Leiden, jedoch plötzlich und unerwartet, am 18. August 1957, meine geliebte Frau und gute Lebenskameradin, Auguste Faust, geb. Duda, im Alter von fast 58 Jahren. In stiller Trauer im Namen aller Hinterbliebenen: Hermann Faust. Lennich, Kreis Jülich, Heilig-Geistgasse 4. Früher Rauterskirch, Kreis Elchniederung, Ostpreußen

 

Nach langem, mit Geduld getragenem Leiden entschlief am 10. September 1957 kurz vor Vollendung ihres 62. Lebensjahres,meine liebe Schwester, unsere Schwägerin und Tante, Frau Margarete Dorrong, geb. Jankowski, früher Goldap, Angerburger Straße 20. Sie folgte ihrem 1945 auf der Flucht verstorbenen Ehemann in die Ewigkeit. Im Namen aller Verwandten: Familie Wehlitz. Die Beisetzung hat am 14. September 1957 in Sprockhövel, Westfalen, stattgefunden.

 

Unsere liebe Mutter und Oma, Frau Gertrud Färber, geb. Froese, ist plötzlich und unerwartet, am 1. August 1957, kurz nach Vollendung ihres 80. Lebensjahres, von uns gegangen. Ulrich Färber und Frau Elli Färber, geb. Fraude. Otto Werner und Frau Elisabeth Werner, geb. Färber. Ingrid und Ute, als Enkelkinder. Frankfurt am Main, Löenstraße 8. Früher Königsberg Pr., Viehmarkt 7 a

 

Müh' und Arbeit war Dein Leben, Ruhe hat Dir Gott gegeben. Nach langer schwerer Krankheit entschlief heute Nachmittag sanft, meine liebe unvergessliche Frau, unsere liebe treusorgende Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Ida Konietzka, geb. Karpowitz, im 65. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Gustav Konietzka. Hedwig Schröder, geb. Konietzka. Fritz Schröder. Erna Martens, geb. Konietzka. Willi Martens. Sigrid und Petra, als Enkelkinder und alle Anverwandten. Krankenhagen, den 10. September 1957. Früher Arys-Ziegelei, Ostpreußen

 

Gott der Herr nahm am 2. September 1957, meine liebe Frau, unsere herzensgute Mutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Lucia Zimmermann, geb. Lilienthal, plötzlich und unerwartet, gestärkt durch die hl. Sterbesakramente, im 76. Lebensjahre, zu sich in die ewige Heimat. Um ein Gedenken im Gebet bitten in tiefem Schmerz: Julius Zimmermann. Marga Zimmermann. Paul Zimmermann, vermisst. Kerpen, Kreis Daun (Eifel). Früher Sturmhübel, Kreis Rößel, Ostpreußen

 

Siehe, ich bin mit dir und will dich behüten allenthalben, wo du hin ziehst. Ich will dich nicht verlassen, bis, dass ich getan, was ich dir verheißen habe. 1. Mos. 28. 15   Der heilige und barmherzige Gott nahm am 20. September 1957, meinen lieben Mann, unseren lieben und treusorgender Vater, Schwiegervater, Großvater, Onkel und Schwager, den ehem. Landwirt, Arthur Rehberg, nach schwerer Krankheit, im 74. Lebensjahre, fern seiner geliebten Heimat, zu sich in die Ewigkeit. Unter Gottes Willen, beugen sich: Anna Rehberg, geb. Krahmer, Schwenningen/Neckar. Dipl.-Ing. Ernst Wössner und Frau Irmtraut Wössner, geb. Rehberg, Schwenningen/Neckar, mit den Kindern, Mark, Frank und Irmtraut. Pfarrer Alfred Rehberg und Frau Elsa Rehberg, geb. Mäding, Duisburg, mit den Kindern, Barbara, Gabriele, Jürgen und Joachim. Kaufmann, Armin Rehberg, Kiel. Schwenningen/Neckar, Mühlweg 133. Früher Kuckerneese, Kreis Elchniederung

 

Am 23. Juni 1957 musste unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Johanne Didlaukies, geb. Müller, Witwe des Reichsbahninspektors i. R. Hermann Didlaukies. Früher, Königsberg, vorzeitig, und unerwartet, dahinscheiden. Die Familie war Ihr einziger Lebensinhalt bis zum Ende. Sie ruhen beide in Hamburg-Rahlstedt. Im Namen aller Hinterbliebenen: Max Didlaukies. München 42, Alblstraße 5

 

Geliebt, beweint und unvergessen. Nach sechs Jahren glücklicher Ehe, verstarb am 10. September 1957, nach einer kurzen schweren Krankheit, im Alter von 34 Jahren, unsere liebe Pflegetochter, Frau Käthe Anacker geb. Schwan. Früher Wilhelmsbruck, Kreis Elchniederung, Ostpreußen. Sie folgte nach fünf Monaten ihrem Vater, in die Ewigkeit. Im Namen aller Hinterbliebenen, die Pflegeeltern, August Jurksch und Frau Anna Jurksch, geb. Just. Pye 8 bei Osnabrück. Die Beerdigung fand am 14. September 1957, auf dem Friedhof in Herne statt.

 

Am 4. September 1957 starb plötzlich und unerwartet an Herzschlag, mein lieber Mann, unser treusorgender Vater, Schwiegervater, Groß- und Urgroßvater, Bruder und Onkel, der frühere Bauer Robert Jähnke, im 74. Lebensjahre. Im Namen aller Angehörigen: Berta Jähnke, geb. Grenz. Berne i. O., Lange Straße 10. Früher Leisuhnen, Kreis Heiligenbeil, Ostpreußen

  

Am 28 August 1957 entschlief nach 12-jähriger, mit großer Geduld getragenem Leiden, meine liebe Frau, unsere gute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Anna Mucha geb. Wodzich, im Alter von 62 Jahren. In stiller Trauer: Karl Mucha Adolf Franz u. Frau Hedwig Franz, geb. Mucha. Erich Mucha und Frau Edith Mucha, geb. Ohms und Marlies. als Enkel. Emil Mucha u. Frau Elfriede Mucha, geb. Thal. Hochstätten (Pfalz), Kreis Rockenhausen u. Bettrum

 

Am 1. Mai 1957 entschlief nach schwerer Krankheit, fern von der Heimat, unsere liebe Tochter, Ida Szesny. Du warst so gut, Du starbst so früh, wer Dich gekannt, vergisst Dich nie: In tiefer Trauer: Eltern und Geschwister sowie alle Verwandten. G. Leplatom, Herdecke (Ruhr), Westfalen, Zumftstraße 7

 

Gott der Herr nahm plötzlich, meinen lieber gütigen Mann und Vater, Herbert Koss, früher Elbing, Westpreußen, geb. 30.11.1907, gest. 31.08.1957, zu sich in Sein himmlisches Reich. In stiller Trauer: Charlotte Koss, geb. Ebelt und Sohn Hans. Früher Wehlau-Königsberg. Wir haben ihn unter herzlicher Anteilnahme der Bevölkerung, am 3. September 1957, in Geisingen, Baden, zur letzten Ruhe gebettet.

 

Zum Gedenken. Am 24. September 1952, verstarb zu Erfurt mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater und Großvater, Bankvorstand Franz Samel. Im Namen aller Hinterbliebenen: Charlotte Samel, geb. Hundertmark-Anhaldt. Mülheim (Ruhr) ,Mellinghofer Straße 161 a. Früher Königsberg Pr., Hagenstraße 24 a

 

Nach schwerem schmerzvollem Krankenlager erlöste der Tod am 12. Juni 1957, meinen lieben einzigen Sohn, den Schneidermeister, Paul Güttke. Er folgte seiner lieben Mutter, meiner unvergesslichen Frau, Anna Güttke, in die Ewigkeit. In tiefer Trauer: Karl Güttke, sowj. bes. Zone. Früher Tilsit, Ostpreußen, Wasserstraße 1

 

Nach langer schwerer Krankheit entschlief am 4. September 1957, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Witwe Auguste Rauchfleisch, geb. Matschulat, im 79. Lebensjahre. In stiller Trauer: Werner Rauchfleisch u. Frau Elly Rauschfleisch, geb. Wieberneit. Herbert Rauchfleisch u. Frau Fridl Rauchfleisch, geb. Scheer. Dr. Aenne Rauchfleisch, geb. Breil und sechs Enkelkinder. Osnabrück , Ernst-Sievers-Straße 89. Früher Tilsit, Ostpreußen

 

Seite 16   Familienanzeigen

Gott der Herr hat heute unsere, über alles geliebte Omi, Erna Off, geb. Fechner, geb. am 20.02.1890 in Ortelsburg, zu sich genommen und erlöste sie von ihrem langen schweren, in Geduld getragenen Leiden. Nun ist sie vereint mit ihrem geliebten herzensguten Mann, unserem unvergesslichen gütigen Vätchen, Rechtsanwalt und Notar in Rastenburg, Ostpreußen, Karl Off, geb. am 02.05.1877 in Neidenburg, der beim Einmarsch der russischen Truppen in Rastenburg am 27. Januar 1945, sein Leben lassen musste. In Dankbarkeit und Liebe trauern: Gisela Lott, geb. Off. Erich Lott mit Silke, Nürnberg, Streitberger Str. 10. Karl-Wilhelm Off. Marthel Off, geb. Wipp mit Joachim und Gert, Hanau, Fahrstraße 1. Dr. Gerhard Off. Renate Off, geb. Ihle mit Barbara, Birgit und Annettchen, Bargteheide, Holstein, Baumschulenstraße 24. Nürnberg, am 11. September 1957

 

Nach langem, mit großer Geduld getragenem Leiden verschied am 3. September 1957, zwei Tage nach Vollendung seines 83. Lebensjahres, unser lieber Vater, Schwiegervater, Opa, Bruder, Schwager und Onkel, Altbauer August Gruber, früher Wertimlauken, Kreis Stallupönen. Wir haben ihn am 6. September 1957 in Uckendorf an der Seite unseres lieben Muttchens, die genau vor neun Jahren von uns ging, beerdigt. In tiefer Trauer: Max Riegert und Frau Margarete Riegert, geb. Gruber. Emmi Gruber, Ranzel/Siegkreis (Rhld.). Willi Müller und Frau Lotte Müller, geb. Gruber. Ernst Lottermoser und Frau Marta Lottermoser, geb. Gruber, Uckendorf/Siegkreis (Rhld.). Helga und Doris, als Enkel und Bruder, Otto Gruber. Berlin

 

In der Nacht vom 14. August 1957, entschlief fern seiner ostpreußischen Heimat nach schwerer Krankheit, die er still und mit großer Geduld ertragen hat, mein herzensguter Mann und treusorgender Vater, lieber Bruder, Schwager und Onkel, Kurt Kadeit, im 48. Lebensjahre. Im Namen aller Trauernden: Marta Kadeit, geb. Zude. Ilse und Sabine. Holzminden (Weser), Altendorfer Straße 77. Früher Königsberg Pr., Jahnstraße 1. Gleichzeitig danken wir den ostpreußischen Landsleuten aus Holzminden, die unseren lieben Entschlafenen mit solch herzlicher Anteilnahme begleitet und zur letzten Ruhestätte getragen haben.

 

Trotz seines auch in langer schwerer Krankheit ungebrochenen Lebenswillen, nahm der Herr am Samstag, dem 24. August 1957, meinen lieben treusorgenden Mann, unseren guten Vater, Bruder, Schwager und Onkel, im Alter von 59 Jahren, zu sich, Ernst Meyer, Oberstleutnant a. D. Sein Leben war Arbeit, Aufopferung und Liebe. Die Ruhe, die er hier nicht finden konnte, möge ihm nun beschieden sein. In tiefer Trauer: Grete Meyer, geb. Klein. Jochen Meyer, seit 1945 vermisst. Manfred Meyer. Erich Meyer und Familie. Lotte Klein. Wally Klein, geb. Engler und Kinder. Hannover, Dammannstraße 19. Früher Allenstein, Ostpreußen, Roonstraße 24

 

Nach schwerem Leiden entschlief am 23. August 1957, unsere liebe Thea Busch, geb. Schlicht. Früher in Königsberg Pr. — Thea-Busch-Konfitüren, im Alter von 74 Jahren. Ihr letzter Gruß galt allen Verwandten, Freunden und Geschäftsfreunden, ihr letzter Gedanke galt ihrem im Februar 1946 in Königsberg Pr. verstorbenen Ehemann, Hans Busch und der unvergessenen Heimat. Am 29. August 1957 haben wir sie zur letzten Ruhe gebettet. Im Namen aller Trauernden: Amtsgerichtsrat Walter Krause. Berlin-Wilmersdorf, Wiesbadener Straße 58 c

 

Am Abend des 26. Juli 1957 ging unerwartet, unser lieber Vater, Großvater und Bruder, Dietrich Graf Bülow von Dennewitz-Grünhoff, im Alter von 71 Jahren, für immer von uns. Ein Herzschlag traf ihn auf einem Pirschgang. Im Namen aller Hinterbliebenen: Friedrich-Wilhelm Graf Bülow von Dennewitz-Grünhoff. Baden-Baden, Am Eichelgarten 23. Die Einäscherung fand in Augsburg statt. Die Beisetzung der Urne in Reden bei Hannover.

 

Die Trennungsstunde schlug zu früh, doch Gott der Herr bestimmte sie. Nach kurzer schwerer Krankheit verstarb am 13. September 1957, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Bruder, Schwager und Onkel, der Landarbeiter, Otto Lux, früher Imten, Kreis Wehlau. im Alter von fast 53 Jahren. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Johanna Lux, geb. Müller. Twiehausen Nr. 80, Kreis Lübbecke. Die Beisetzung fand am 16. September 1957 auf dem Friedhof in Twiehausen statt.

 

Fern seiner geliebten ostpreußischen Heimat nahm Gott der Herr am 1. September 1957 nach langem schwerem Leiden, meinen lieben Mann, guten Vater, Schwiegervater, lieben Opa, Bruder, Schwager und Onkel, Töpfermeister Bruno Wölke, aus Mühlhausen, Kreis Pr.-Holland, im Alter von 70 Jahren, zu sich. In stiller Trauer: Wilhelmine Wölke, geb. Dröse. Günter Wölke und Frau, geb. Winkler. Renate, als Enkelkind. Dorsten-Hardt, im September 1957, Neue Siedlung 6

 

Am 3. September 1957 entschlief nach längerer Krankheit in Wuppertal, unser lieber Vater, Schwiegervater und Großvater, im Alter von 72 Jahren, der Kaufmann Ewald Kroehnert, früher Stahnken, Kreis Lyck. In tiefer Trauer: Herta Becker, geb. Kroehnert. Franz Becker. Jürgen Becker. Schönberg, Mecklenburg, im September 1957

 

Gottes Wille geschah. Fern der lieben unvergesslichen ostpreußischen Heimat starben: Am 23. Juni 1945 in einem Flüchtlingslager in Dänemark, Frau Emilie Popien, geb. Schwermer. Wir haben sie am 11. September 1957 beigesetzt auf dem Friedhof in Offenburg, Baden, neben unserem am 1. April 1956 entschlafenen lieben Vater, Schwiegervater und Großvate, Konrektor i. R. Franz Popien, früher Mehlsack, Ostpreußen, Mühlenweg 9. Wir beten für unsere Soldaten, Aloys Popien, gefallen 1942; Georg Popien, gefallen 1945; Rudolf Popien, vermisst seit 1942 in Russland. In stillem Gedenken: Maria Popien, Chikago/III. Familie Hans Popien, Springe, Mittelweg 26. Familie Josef Popien, Oldenburg i. O., Leobschützer Straße 21. Frau Annchen Popien, geb. Fischer mit Tochter, Roswitha, Coesfeld, Wildbach 7

 

Nach einem arbeitsreichen Leben entschlief am 18. September 1957 nach schwerer Krankheit, mein unvergesslicher lieber Mann, Schwager und Onkel, Viehkaufmann Hugo Zebrowski, im 69. Lebensjahre. In tiefer Trauer im Namen aller Hinterbliebenen: Angela Zebrowski. Bad Segeberg, Holstein, Ziegelstraße 122. Früher Allenstein, Ostpreußen, Kleeberger Straße 19

 

Am 6. September 1957 entschlief nach kurzem schwerem Leiden, im 81. Lebensjahre, unser lieber Vater, Schwiegervater und Großvater, Arthur Holz, Oberstudienrat i. R. Er folgte seiner am 24. Juli 1946 in Perleberg/Westprignitz verstorbenen Frau, Eva Holz, geb. Weber. In stiller Trauer: Med.-Rat Dr. Joachim Holz. Ilse Holz, geb. Leppin. Dieter, Christine und Dagmar. Karlsruhe, den 6. September 1957, Kriegsstraße 79. Früher Lyck, Ostpreußen. Die Beisetzung fand dem Wunsche des Verstorbenen entsprechend am 9. September 1957 in aller Stille statt.

 

Am 6. September 1957 wurde unsere liebe Mutter, Großmutter, Schwester und Schwägerin, Hedwig Czwalinna, geb. Muehlenberg, kurz nach Vollendung ihres 70. Lebensjahres, von ihrem langen und mit großer Geduld ertragenen Leiden erlöst. Sie folgte ihrem Mann, Kaufmann Emil Czwalinna, Arys, der im Frühjahr 1945 im Ural verstorben ist. Amtsgerichtsrat Hans Urban und Frau Gertraud Urban, geb. Czwalinna, Birkenfeld (Nahe). Amtsgericht. Erika Czwalinna, Birkenfeld (Nahe), Maiwiesenstraße 119. Studienrat Dr. Fritz Hubertus Knöllner und Frau Irmgard Knöller, geb. Czwalinna, Recklinghausen, Vockeradtstraße 9. Kaufmann Dietrich Czwalinna und Frau Inge-Doris Czwalinna, geb. Koch, Castrop-Rauxel, Viktoriastraße 39. Lehrer a. D. Max Muehlenberg, Lüneburg, Markus-Heinemann-Straße 4. Lehrer a. D. August Weßling und Frau Anna Weßling, geb. Muehlenberg, Berlin N 65, Luxemburger Straße 1. Die Beerdigung fand am 9. September 1957 in Recklinghausen statt.

 

Fern der lieben Heimat entschlief nach kurzer Krankheit am 26. Juli 1957 im Krankenhaus zu Bochum-Gerthe, unsere liebe gute Mutter, Schwiegermutter, Oma, Schwägerin und Tante, Amalie Thiem, geb. Rolinski, im 76. Lebensjahre. Sie folgte ihrem lieben Mann, Carl Thiem, Fleischermeister, der am 9. April 1945 in Russland verstorben ist. In stiller Trauer: Willy Thiem und Frau Hildegard Thiem, geb. Hilker. Karl Thiem und Frau Emmi Thiem, geb. Würfel und drei Enkelkinder. Bochum-Gerthe, Ostwaldstraße 5. Früher Rößel, Ostpreußen, Neustadt 6

 

Am 8. September 1957 hat mich meine geliebte Frau, Margarete Hausen, geb. Daute, nach einem schweren Herzinfarkt, im Alter von 57 Jahren, viel zu früh verlassen. Gleichzeitig gedenke ich meiner beiden Söhne, Friedrich Adolf, geb. 23.04.1926, vermisst seit Februar 1945; Frank Günter geb. 30.08.1934, gest. 10.10.1948. In stiller Trauer: Hans Hausen. Uelzen (Han), Schillerstraße 30. Früher Königsberg Pr., Weidendamm 16

Inhaltspezifische Aktionen