im Felde, 06. Mai 1943

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Mein kleines Mädel !

Noch bin ich in der alten Stellung, und will
die freie Zeit benutzen, um Dir ein paar
liebe Grüße zu senden. Wer weiß, wann
ich sonst wieder dazu komme. Hier haben
wir immer noch herrliches Frühlingswetter,
und erlebten nochmals einen schönen Tag.
Hast Du meinen letzten Brief, von vorgestern,
erhalten, vergiß aber nicht, die Fragen
zu beantworten, Liebste.
Und Du wirst nun recht einsam in Grodno
sitzen, und als Jüngste die meiste Arbeit
verrichten dürfen. Wenn ich Dich nur erst
einmal davon weg bekäme. Weißt Du, Erika,
der Gedanke wäre herrlich, ein eigens Heim,
und wäre es noch so klein, zu besitzen,
und zu wissen, daß dort immer meine kleine
Frau auf mich wartet, nur für mich da ist.
Du hast schon rechte, es wäre schön, etwas Eigenes
zu haben, und wäre es auch ganz bescheiden.

2 Menschen, die sich verstehen und lieben,
können überall und unter allen Umständen
glücklich sein. Und daran wollen wir
immer denken, und uns an dem wärmendem
Feuer der Sonnen-Zukunft erwärmen.

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Machst Du Dir auch so oft Gedanken darüber. Bei
mir vergeht kein Tag, kein Abend und kein
Erwachen, ohne daß ich nicht bei Dir bin. Es ist
mir immer, wie wenn auch recht liebe und
feste Gedanken verbinden. Eben ertänt das
wunderbar schöne Lied vom Belgrader Sender
"Ich nehme mein Herz in meine beiden Hände,
ich glaub an Dich und bleib Dir treu", hast
Du es auch schon gehört. Wenn wir es hören,
wollen wir immer aneinander denken, ja, Liebste ?
Schreibe mir doch bitte, ob Du das Lied kennst,
habt ihr überhaupt Radio ?

Mein Liebchen, lebe wohl für
heute, bleibe vor allem gesund, und vergiß
Deinen Siegfried nicht. Von meiner Mutter
soll ich Dir auch Grüße bestellen, besonders
geht es ihr ja nicht, sie ist im Krankenhaus.
Zum Abschied sei einmal ganz lieb auf
Deinen treuen Augen und vielemale auf
Deinen roten Mund geküßt
von Deinem Dich liebenden Siegfried.


Der nächste Brief erscheint am 9. Mai 2013, 16:00 Uhr
 

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