im Felde, 15. April 1943

Nr. 20

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Meine Liebste !

diesen (?) ruhigen Abend will ich jetzt ausnutzen,
um Dir zu schreiben, und so die lange
Wartezeit aufholen, die ich unfreiwillig ein-
treten lassen mußte. Vielleicht machen Dir
meine Zeilen etwas Freude ? Werte es als
ein Zeichen dafür, wie oft ich an Dich denke,
was Du kleines Mädel für mich bist. Nämlich
Alles. Ob du wohl noch in Ebenrode
bist, oder schon an Deinem neuen Schaffensort?
Weißt Du, ich bin mit dem Glauben, daß man
in seinem Mädel den nächsten Menschen sehen soll,
so nah wie man sich selbst ist, und viel
näher, als es die engste Blutsverwandschaft
sein kann. Mann und Frau sollen eins sein.
Sie haben alle Freuden und Sorgen und Leid
miteinander, und zwischen ihnen gibt
es kein Geheimnis. Ich stelle mir das so
großartig schön vor, einem lieben Menschen
für immer so eng verbunden zu sein, daß
es keine Trennung mehr gibt. Aber Voraus-
setzung zu dem allem ist wirkliche Liebe zwischen
den Verbundenen. Siehst Du, Erika, deswegen
ist es so sehr unwichtig, ob Du nun einen Aus-
steuer hast oder keine, oder sonstige Mittel.
Das sind alles Dinge, die man sich einmal

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später, durch die Arbeit des Mannes, alles beschaffen
kann, und es wäre traurig, wenn ich mir
als Mann das nicht zutrauen könnte. Außerdem
können zwei Menschen, die sich lieben, auch bei
ganz einfachen Verhältnissen unendlich glücklich sein,
während alles Geld einer Frau nichts nützen kann,
wenn sie bösartig ist, wenn die Ehegatten nicht
miteinander auskommen. Also mach Dir
darüber keine Sorgen, Liebe, das ist alles unwichtig.
Wenn ich das erreicht habe, was ich will, werden
wir zwei uns schon ein Nest bauen können.

Du hast also auch keinen Grund, ehrgeizig zu sein,
höchstens, daß Du eine gute Hausfrau
wirst. Aber ich glaube, daß bist Du schon !? --

Jetzt Liebste, schließe Deine Augen, und denke, ich kann
einen Moment Dich besuchen. Ganz sachte würde ich
meinen Arm um Deinen Nacken legen, und Deine
liebe Wange an die meine schmiegen. Und Dich ganz
innig mit dem Mund küssen, auf die Augen 
und Strin, und Dir in das Ohr flüstern,
wie lieb ich Dich habe.

Jetzt soll denn gleich noch Post kommen,
vielleicht ist etwas von Dir dabei !

Mein liebes Mädel, nun bleibe mir gesund,
vergiß Deinen Siegfried nicht und
sei von ganzem Herzen
gegrüßt und geküßt
von Deinem Siegfried.

 


Der nächste Brief erscheint am 18. April 2013, 12:00 Uhr

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